Legalisierung lightReaktionen zum geplanten Cannabis-Anbau in Luxemburg: „Kann noch Jahre dauern“

Legalisierung light / Reaktionen zum geplanten Cannabis-Anbau in Luxemburg: „Kann noch Jahre dauern“
Luxemburg will medizinisches Cannabis zukünftig selbst produzieren Symbolfoto: dpa/Hendrik Schmidt

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Luxemburg will medizinisches Cannabis selbst produzieren – mit dieser Ankündigung hat Gesundheitsministerin Paulette Lenert am Wochenende überrascht. Wie genau das geschehen soll, schaut sich die Ministerin gerade in Portugal an. In Luxemburg warten CBD-Bauern und Apothekerverband derweil auf weitere Details.

Medizinisches Cannabis in Eigenproduktion – das Ziel hat Gesundheitsministerin Paulette Lenert auf ihrer Arbeitsvisite in Portugal bekannt gegeben. Die LSAP-Politikerin ist nach Lissabon geflogen, um sich unter anderem mit ihrer portugiesischen Amtskollegin Marta Temido über die Drogenpolitik Portugals auszutauschen. Das Tageblatt begleitet Lenert im Rahmen einer Pressedelegation: Am Sonntagabend kam dann leicht überraschend die Ankündigung der Produktion von Cannabis zu therapeutischen Zwecken auf nationalem Territorium. Medizinisches Cannabis ist in Luxemburg bereits legal. Laut Paulette Lenert kommt es immer wieder zu Engpässen bei der Versorgung von Patienten in Luxemburg. Weitere Details sind bis jetzt noch nicht bekannt. Betroffene Akteure wie der Apothekerverband und in Luxemburg ansässige CBD-Bauern tappen wohl noch im Dunkeln, wie ihre Reaktionen zeigen. Trotzdem sind sie sehr aufgeschlossen – und bieten dem Gesundheitsministerium ihre Hilfe an.

Was ist CBD?

Der Wirkstoff CBD gilt als nicht psychoaktiver Stoff (anders als das bekanntere THC aus Cannabispflanzen). Das heißt, CBD löst keine Wirkung auf das zentrale Nervensystem aus und die Wahrnehmung wird nicht verändert. Die Wirkung kann als beruhigend und nicht berauschend beschrieben werden. Zudem hat CBD entzündungshemmende Eigenschaften und die Fähigkeit, Schmerzen und Angstgefühle zu reduzieren. Bei schwer kranken Patienten kann medizinisches Cannabis als Appetitanreger oder auch gegen Übelkeit genutzt werden.
Seit 2016 können Cannabis-Blüten mit einem CBD-Gehalt zwischen zwei und 20 Prozent sowie einem Rest-THC-Gehalt von maximal 0,29 Prozent legal in Luxemburg erworben werden. (AH)

„Sobald Paulette Lenert wieder im Land ist, werden wir einen Termin anfragen“, sagt etwa Steve Wampach gegenüber dem Tageblatt. Wampach betreibt das Luxemburger Unternehmen „Farmer CBD Luxembourg“. Dann könne man auch weitere Details bereden – bisher habe nämlich noch niemand auf die Expertise des erfahrenen Hanfbauern zurückgreifen wollen, der der Regierung mit Rat zur Seite stehen könnte. „Es wäre natürlich eine tolle Sache, wenn sie auf mich zukommen würden.“

Dass der nun auf vier Pflanzen beschränkte Eigenanbau in Luxemburg in nächster Zeit legalisiert und schnell in Kraft treten wird, hält der Luxemburger CBD-Unternehmer aber für illusorisch. „Das kann noch Jahre dauern“, sagt Wampach. Nicht nur rede man derzeit von einem „avant-projet de loi“ – auch müssen sich zahlreiche Ministerien und Behörden in Luxemburg noch auf eine gemeinsame Herangehensweise einigen. „Dazu gehören das Landwirtschafts-, Wirtschafts- und das Gesundheitsministerium, Justiz, Polizei, …“ Und zu guter Letzt müsse das Gesetz noch durch die Chamber.

Apotheker „nicht direkt betroffen“

Der Apothekerverband reagiert auf die Ankündigung der Regierung eher reserviert, da er nicht direkt betroffen sei, wie Präsident Alain de Bourcy gegenüber dem Tageblatt sagt. Medizinisches Cannabis wird in Luxemburg bislang nur in Krankenhausapotheken vertrieben. „Der Luxemburger Apothekerverband ist nicht informiert, in welcher Form der Anbau geschehen soll und welche Cannabis-Sorten in Luxemburg nachher als medizinisches Cannabis verteilt werden“, sagt de Bourcy. Vom Anbau bis hin zur pharmazeutischen Verteilung sei es jedoch ein langer Weg.

Vor der Covid-Krise sei zudem darüber diskutiert worden, dass medizinisches Cannabis nicht nur über die Krankenhausapotheken verteilt werden soll, sondern auch über die „regulären“ Apotheken. „Dem Apothekerverband liegt aber derzeit kein Plan der Regierung vor, ob und in welcher Form dies vonstattengehen soll“, sagt de Bourcy gegenüber dem Tageblatt.