EditorialPutins Krieg, Putins Tote

Editorial / Putins Krieg, Putins Tote
Schwarzer Rauch steigt von einem Militärflughafen bei Charkow auf: Durch den russischen Einmarsch sind am Donnerstag auf ukrainischer Seite laut Präsident Wolodymyr Selenskyj mehr als 130 Menschen getötet worden Foto: AFP/Aris Messinis

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Es bringt nichts, jetzt auf jene zu hauen, die bis zuletzt an einen Dialog mit Moskau geglaubt und diesen auch gesucht haben. Die mächtigsten Staats- und Regierungschefs der Welt wissen nun, dass sie reihum belogen wurden.

Alle haben Putin für skrupellos gehalten, auch für brutal, manche dachten aber, dass er als nationalistischer Politiker im Sinne seiner Nation, seines ewig heiligen Russlands, überlegt handeln und im Sinne seiner eigenen autokratischen Machterhaltung klar kalkulieren würde. Beides ist nicht der Fall.

Putin hätte noch Auswege aus dieser von ihm herbeigeführten Krise gehabt. Er hätte den Donbass erobern und sich in Moskau dafür feiern lassen können. Die fälligen Sanktionen des Westens hätte er ausgesessen. Doch Putin wollte etwas anderes. Ein paar Panzer dort, einige Hubschrauber hier, dann noch eine Reihe Artilleriegeschütze nach der anderen und immer mehr Soldaten: Seit vergangenem November fügt sich ein militärisches Puzzleteil nach dem anderen zusammen. Das war alles kein Bluff, es war die Vorbereitung eines seit Monaten, wenn nicht Jahren geplanten Feldzugs. Diplomatie gab es nur so lange, wie nicht alle russischen Soldaten an den Grenzen zur Ukraine in ihren Startlöchern saßen. Putin wollte diesen Krieg. Alle, die darin krepieren müssen, werden seine Toten sein.

Dieser Donnerstag, jener 24. Februar 2022, wird als Datum der russischen Schande in die Geschichtsbücher eingehen. Russlands Präsident hat nicht nur sein Nachbarland Ukraine angegriffen. Putin hat der ganzen Welt gezeigt, dass auf ihn, dass auf sein Russland kein Verlass ist. Um einen Ausweg aus der Krise ist es Putin nie gegangen. Das ist nicht der erste Krieg, den der russische Präsident führen lässt. Doch mit diesem geht er als unberechenbarer Kriegstreiber in die Geschichtsbücher ein. Mit seinem Angriffskrieg hat Putin sein Land, dem er wieder Größe verleihen wollte, zum Pariastaat gemacht, seine Russen zu einer ausgestoßenen Nation.

Putin, der so gerne bewundert wird, schlägt die geballte internationale Verachtung entgegen. Sein Russland ist jetzt eine Gefahr für den Weltfrieden – und diese Welt muss abwägen, wie sie mit einem Wahnsinnigen umgeht, der gleichzeitig Herr über das weltweit größte Atomwaffenarsenal ist. Dass es Putin nicht nur um den Donbass geht, ist längst klar. Es dürfte ihm auch nicht nur um die Ukraine gehen. Putin will die Uhr zurückdrehen und die europäische Sicherheitsordnung von 1997 zurückhaben. Er will ein Europa vor der ersten NATO-Osterweiterung. Diese Forderung hat er gestellt.

Putin nimmt damit auch die Polen, Tschechen und Slowaken, die Bulgaren, Ungarn und Rumänen ins Visier, ebenso die Menschen in Estland, Litauen und Lettland. Und er stößt düstere Drohungen aus gegen all jene, die „sich bei uns einmischen“, wie er es in seiner im Staatsfernsehen ausgestrahlten Kriegsrede den russischen Zuschauern zornig und nahe am Kontrollverlust entgegenschnaufte. Bei der kleinsten Gegenwehr von außen gegen seinen Feldzug werde Russland Mittel anwenden, „wie Sie sie in Ihrer Geschichte noch nie erlebt haben“. Es war ein Tabubruch. Putin drohte offensichtlich mit dem Atomkrieg.

Wer immer noch nach der verletzten russischen Seele gräbt, sollte lieber nach seinem eigenen Hirn suchen. Die große Frage jetzt ist, wie man Putin noch aufhalten kann. Wir werden darauf eine Antwort finden müssen. Putin erweckt nicht den Anschein, als würde er irgendwann von selber aufhören. Russlands Präsident erweckt eher den Anschein, als wolle er einen Flächenbrand. Mitten in Europa.

Leila
26. Februar 2022 - 14.39

Filet de Boeuf als ob seine Unterschrift was wert wäre... Glauben Sie das wirklich, nachdem er die Welt belogen hat?

Romain
25. Februar 2022 - 13.47

Wie kann man einen Diktator stoppen? Ausschalten!

Filet de Boeuf
25. Februar 2022 - 13.31

Lasst ihn einen Vertrag unterschreiben dass beide Seiten keine Atombomben in Europa einsetzen werden und dann marschiert mit GB,FR,DE,USA ein. Oder unterschreibt den beidseitigen Verzicht auf Atomwaffen und macht zusätzlich eine Erklärung, dass GB,FR,DE und USA in den Krieg eintreten werden wenn noch 1 weiteres Land in Europa angegriffen wird.

Filet de Boeuf
25. Februar 2022 - 13.21

Ich schalte mal mein Gehirn an: Ah ja, was ist nochmal mit Wohnungspreisen, Gaspreisen, Klimawandel, Stau, Atomkraftwerken, Windparks, Kaufkraft, Steuerreform und Kriminalität in Esch und Hauptstadt?

J.C. Kemp
25. Februar 2022 - 9.37

Alte Diktatorenregel: Hast du Probleme im Inland, zettele einen Krieg im Ausland an.

HTK
25. Februar 2022 - 8.34

"..Mit seinem Angriffskrieg hat Putin sein Land, dem er wieder Größe verleihen wollte,.." Das Land ist groß.So groß,dass es fast unregierbar ist. Elf Zeitzonen "trennen" die Menschen im Osten von der Westgrenze. Aber die "Größe" die im Artikel gemeint ist ist natürlich eine andere. Diese moralische Größe von Väterchen Russland wäre gegeben wenn Putin der Präsident aller Russen wäre und nicht nur seiner Phalanx von Getreuen rund um Moskau. So darben die meisten Russen in ihrem riesigen Land dahin,an der Armutsgrenze und ohne Rückhalt.DAS ist keine Größe,das ist moralische Armseligkeit.