RTL-SendungPremier Xavier Bettel im Neujahrsinterview: „Wir leben in einer Zeit von Polikrisen“

RTL-Sendung / Premier Xavier Bettel im Neujahrsinterview: „Wir leben in einer Zeit von Polikrisen“
2023 steht das Superwahljahr vor der Tür: Premierminister Xavier Bettel ist im Neujahrsinterview bereits im Wahlkampfmodus Foto: Editpress/Julien Garroy

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Wohnungsbaukrise, Energiekrise, Ukraine-Krieg, Inflationskrise, Superwahljahr 2023: Im RTL-Neujahrsinterview musste sich Premierminister Xavier Bettel vielen Themen stellen. Wir haben die wichtigsten Aussagen zusammengefasst.

Der Ukraine-Krieg

Bettel warnt im Interview davor, den Krieg in der Ukraine nicht aus den Augen zu verlieren. Das sei Putins Strategie. Man müsse weiter Solidarität zeigen. „Bei uns steigen zwar wegen des Krieges die Kosten, doch bei ihnen sterben Menschen“, warnt Bettel. Er betont die großen Hilfen von Luxemburg an die Ukraine, die auch wichtig seien. Russland habe sich mit dem Angriffskrieg isoliert, „da sind alle unsere Beziehungen zerstört“. Aber natürlich wünsche er sich, dass die beiden Parteien sich nächste Woche wieder an den Verhandlungstisch setzen, doch von Russland gebe es aktuell keinen Willen, nach Lösungen zu suchen. Auf die Frage, ob es das Risiko eines nuklearen Krieges gebe, sagt Bettel: „Ich würde das Risiko gerne ausschließen.“ Man lebe im Moment in sehr unstabilen Zeiten. „In verrückten Zeiten. In Zeiten von Polikrisen auf nationalem und internationalen Niveau.“

Wirtschaft

Großes Thema im Interview war die Luxemburger Wirtschaft, vor allem mit der hohen Inflation und den anfallenden Indextranchen im Jahr 2023. Man müsse dafür sorgen, dass die Attraktivität des Luxemburger Standorts weiter bestehen bleibe, so Bettel. Und die würde sich aus verschiedenen Bausteinen zusammensetzen: Steuern, Arbeitskräften, Mobilität … da gelte es, die richtige Balance zu finden und zu wahren. „Es kommt keiner auf Luxemburg, weil das Wetter so toll ist.“

Beim Thema Index spricht sich Bettel klar gegen eine Abschaffung des Mechanismus aus: „Der Index ist eine Maßnahme des sozialen Friedens. Ich würde davon abraten, den Index abzuschaffen“. Auch eine Diskussion über einen gedeckelten Index sieht Bettel nicht in Zukunft. Das würden die Sozialpartner, allen voran die Gewerkschaften, strikt ablehnen. Eine breite Diskussion über den Index sei für ihn zwar kein „Tabu“, aber „wenn wir das Thema aufmachen, wissen wir nicht, wo wir rauskommen“.

Die Tripartite sei ein Erfolg gewesen und Bettel verspricht im Interview, dass sich die Regierung an ihr Engagement halten würde, eine dritte Indextranche 2023 für die Betriebe zu übernehmen, falls sie in diesem Jahr fallen sollte. „Kommt sie im Dezember, wird es für uns natürlich deutlich billiger.“

Steuern, Arbeitszeit und Wahlgeschenke

Eine Steuerreform in dieser Legislaturperiode schließt Premier Bettel wenig überraschend aus. „Anpassungen“ könnten vielleicht im Frühjahr vorgenommen werden, wenn es das Budget erlaube. „Den Finanzkalender kann ich nicht ändern“, sagt Bettel und will dabei von einem Wahlgeschenk nichts wissen. Stattdessen betont er, „dass nur dank einer guten Wirtschaft auch eine gute Sozialpolitik möglich ist“.

Kein Wahlgeschenk an typische DP-Wähler seien auch die Verhandlungen von Minister Marc Hansen mit der Staatsbeamtengewerkschaft CGFP gewesen. Die Verhandlungen über die Staatsbeamtengehälter seien eben nötig gewesen und es sei doch gut, dass diese abgeschlossen seien und dadurch nicht die nächsten zehn Monate „vergiftet“ würden. Konfrontiert mit dem Vorwurf, dass dadurch der Graben zum Privatsektor weiter wachse, windet sich Bettel geschickt aus der Sache: Die Regierung sei schließlich auch „Patron“ und müsse für Arbeitskräfte attraktiv bleiben. Man habe bereits jetzt einen Mangel an Arbeitskräften und wäre ohne den öffentlichen Dienst nicht so gut durch die Krisen der letzten Jahre gekommen. „Eine Neiddiskussion schadet nur.“

Auch die von der Dreierkoalition versprochene administrative Vereinfachung sei derzeit keine Priorität. Es gebe eine „Cellule“, die sich um dieses Projekt kümmere, doch andere Krisen seien deutlich wichtiger.

Eine klare Absage gibt es derweil für die Reduktion der Arbeitszeit: „Mit uns nicht“, so Bettel. Das würde die Situation auf dem Arbeitsmarkt in Luxemburg nur verschärfen. Stattdessen brauche es Flexibilität. „À la carte“ sollen Arbeitgeber und Arbeitnehmer sich auf die Arbeitskonditionen einigen können.

Superwahljahr 2023

Zur Sprache kam im Interview immer wieder das Superwahljahr 2023. „Jede Wahl ist eine Zensur der Bürger“, sagt Bettel und gibt zu, auf eine dritte Amtszeit zu hoffen. Während des Gesprächs umtanzt der Premier immer wieder geschickt Fragen, die auf einen direkten Vergleich mit den Koalitionspartnern abzielen. „Wir wollen keine Wahlkampfstimmung in der Koalitionsfamilie.“ Gleichzeitig gibt er sich wieder als stolzer „Kapitän“ eines Schiffes, der zwar die Route vorgibt, aber nicht unilaterale Entscheidungen treffe.

Doch er plädiert für eine politische Stabilität, fast schon ein Aufruf für eine Regierung Bettel 3. Aber „ich gehe in die Wahlen, um Abgeordneter zu werden“, und nicht, um Minister zu werden. Sollte er aber in eine Regierung kommen, wäre er am liebsten wieder Premier. Doch würde er sich auch mit einem Ministerposten zufriedengeben, wenn er hinter dem Koalitionsprogramm stehen könne.

Von einem internen Wahlkampf in der DP auf der Parteiliste in der Stadt Luxemburg zwischen Familienministerin Corinne Cahen und Bürgermeisterin Lydie Polfer will Bettel nichts wissen. Er sei davon überzeugt, dass die Partei mit einer starken Liste in die Gemeindewahlen gehe und wünscht allen Parteikollegen gute Resultate.

Logement

Beim Thema Wohnungsbau gibt Bettel den besorgten Staatsmann. Es sei eine große Krise und die Regierung nehme die Sorgen der Bürger ernst. Immerhin habe man das Budget für den Wohnungsbau vervierfacht. Bettel spricht von einem Paradigmenwechsel, der in Luxemburg passieren müssen: Weniger kaufen, mehr ins Mieten investieren, so die Kurzfassung. Es gebe viel Gesprächsbedarf zwischen allen involvierten Akteuren – der öffentlichen Hand, der Privatwirtschaft und den Gemeinden –, um die richtigen Lösungen zu finden. Eine Teilschuld an der Situation schustert Bettel den Pensionsfonds zu. Diese hätten in den vergangenen Jahrzehnten in den Wohnungsbau investieren können, um so die Regierung und die Gemeinden zu unterstützen. „Wir müssen dafür sorgen, dass es im Bausektor nicht zum Totalstopp kommt“, warnt Bettel.

Energiekrise und Klimawandel

„Wir müssen dafür sorgen, den Verbrauch so niedrig wie möglich zu halten“, sagt Bettel zur Energiekrise, angesprochen auf die Gaspreise. Man habe gesehen, dass es keine Lösung sei, sich von einem Produkt abhängig zu machen. Man müsse diversifizieren. Ob für ihn z.B. nuklearer Strom dazugehöre, darauf antwortet er nicht. Aber die erneuerbaren Energien müsse man vorantreiben. Dafür würde sich die Regierung ja auch einsetzen.

In Sachen Klimawandel predigt Bettel ebenfalls einen „Paradigmenwechsel“ und verspricht, dass die Vorschläge des Bürgerrates nicht in der Schublade verschwinden würden. So liege das „Pollueur-payeur“- System gerade auf seinem Tisch, um durchdiskutiert zu werden. „Klimapolitik ist nicht immer populär, aber unbedingt nötig“, gibt sich der blaue Premier einen grünen Anstrich.

Hunn
4. Januar 2023 - 8.25

Deen Showman do liewt ësou wiesou op engen aaneren Planet, Politik dreimol neischt,typesch iwerhiéfléch arrogant blot Gedeessems.

Phil
2. Januar 2023 - 23.08

„Wann ech d’Chance hu Premier ze gi vun dësem Land bei de Walen déi nächste Kéier, huelen ech mäi Mandat un." En seriösen Politiker verléisst sech net op seng Chance, do ass Kompetenz gefrôt. Mat ärem "Héia-poppéia" hutt dir ons schon eng Kéier hannert d'Liicht gefouert... Här Bettel!

Alli
2. Januar 2023 - 17.47

Deen Premier do wär besser zou Hollywood fir Showmaster, vun Politik ass ëtt dreimol neischt, it's time to go.

Carlo C.
2. Januar 2023 - 16.18

@ Arm Wann dem Bettel seng Nues, wéi beim Pinocchio, bei all Ligen géif e Stéck wuessen da kënnt hien se ewell als Fëschangel benotzen. An esou Leit soll e Vetrauen hun?

Nomie
2. Januar 2023 - 15.30

@ jmgrober : Ech sinn fir een individualen Stei'erbarême. Wann eng Koppel ee Stei'eravantage huet, bleiwen se zesummen wunnen, an entschaerfen domadder och den Wunnungsproblem. Bei den Stei'ermodeller dei' an Fro kommen sollt een mol stark iwerlee'en wei' gerecht een Traapenmodell ass. 0-50 000€ ==> X Stei'ern 50 000-100 000 € ==> X+ Stei'eren. 100 000 - 200 000 € ==> X++ Stei'eren. > 200 000€ ==> X++++ Stei'eren, Dann passt eng Stei'ererklaerung ob een Bei'erdeckel an se ass gerecht !

jmgrober
2. Januar 2023 - 13.21

Am Interview sot den Här Bettel, datt eng Steiererliichterung, wou och d'Mëttelverdénger nach kéinte profitéieren, nëmme fir e Joëresakommes bis 100.000 € kéint a Fro kommen, an huet dunn op Nofro nach präziséiert, datt dat selbstverständlech fir ee Stot gëlt an nët fir eng Eenzelpersoun, Ech stellen also fest, datt, wann ee Stot (also 2 Persounen) ee Netto-Akommes vun 8.400 € de Mount huet (also ee Netto-Joëresakommes vun 100.800 € ouni 13te Mount), dem Här Bettel no zu de Groussverdénger gehéiert an nët méi zur Mëttelklasse! Wann een also bedenkt, datt hei bei eis mëttlerweil méi wéi 700.000 € fir een 2-Zëmmer-Appartement bezuelt musse ginn, do muss een sech froën, op wat fir engem Stär deen Här do liewt (an all séng politesch Frënn och)?

Arm
2. Januar 2023 - 12.12

De Xavier Bettel hofft, datt 2023 méi einfach gëtt an ënnersträicht, datt elo Stabilitéit gefrot ass. Dofir versprécht hien dann och 10 Méint virun de Chamberwalen, am Fall, wou hie sollt gewielt ginn, zu Lëtzebuerg ze bleiwen. Hie géif an deem Fall keen Europäesche Spëtzeposten unhuelen, wéi zum Beispill dee vum EU-Conseilspresident, deen 2024 nei ze besetzen ass. "Wann ech d'Chance hu Premier ze gi vun dësem Land bei de Walen déi nächste Kéier, huelen ech mäi Mandat un. Ech hunn déi Propos scho kritt fir den Job vum Charles Michel, ier de Charles Michel gefrot ginn ass. Ech si gefrot ginn, ech hunn Nee gesot."Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht. Wie wird er in Brüssel genannt, der Pausenclown

Jhemp
2. Januar 2023 - 10.50

Man kann sich schon Sorgen machen hierzulande, wenn man vorgeführt bekommt, dass sogar eine Journalistin wie Caroline Mart immer noch nicht verstanden hat, dass der Index kein Sozialinstrument ist, und ein DP-Politiker ihr das, leider ohne sichtbaren Erfolg, zu erklären versucht. Dat huet sech mat dem Indexgedeckels drugehale wéi de Geck un de Bengel! Armeséileg Performance vun enger Journalistin!

Bauer D.
2. Januar 2023 - 9.53

Ts ts, ëmmer datselwecht Gebraddels. Schaffen, eppes dergéint machen net nëmmen téinen an d'Regierung gewärde loossen.

Mulles
2. Januar 2023 - 7.57

Warum all diese ungelösten Krisenprobleme, weil konzeptlose politische Korinthenkackerten am Werk sind.