EditorialPizza-Automat in Nöten

Editorial / Pizza-Automat in Nöten
Der Pizza-Automat in Esch zeigt, wie schnell kreative Ideen an ihre Grenzen stoßen können. Unternehmergeist fördern sieht anders aus. Foto: Editpress/Julien Garroy

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„Eine mutige, kreative Idee“, sagen die Freunde aus Italien. Die Rede geht von den öffentlichen Verkehrsmitteln, die seit März 2020 in Luxemburg gratis sind.

In der Tat. Wir können ja so was von kreativ sein – und, ja, auch mutig, wenn es darum geht, neue Wege einzuschlagen. Wir können dabei aber auch ganz schön kleinlich und peinlich sein. Das zeigen nicht zuletzt der kleine Pizza-Automat in Esch und die Schwierigkeiten, auf die er stößt.

Wir wollten ihn eigentlich den Anwälten, Bürokraten und Politikern überlassen. Dann aber hat er uns an eine Kampagne namens „Trau dech“ erinnert, die im Oktober 2014 vom Wirtschaftsministerium ins Leben gerufen wurde. Die Initiative sollte den Unternehmergeist fördern und stärken. Trau dich! Gehe andere Wege und lasse eine neue Geschäftsidee Wirklichkeit werden, so die Botschaft.

Der Pizza-Automat zeigt aber, dass das „Trau dech“ und die neuen Wege in vielen Bereichen, abgesehen natürlich vom Finanzplatz, sehr zu wünschen übrig lassen. Wer sich traut, muss durch ein Dickicht an Regeln, Bestimmungen, Geboten und Verboten. Versprochene Unterstützung lässt auf sich warten oder ist an Bedingungen geknüpft, deren kleinste Missachtung verheerende Folgen haben kann.

Unbarmherzig schlägt die Bürokratie zu. Wenn sich beispielsweise am Namen „Cabaret“ gestört wird, weil irgendein Amtsschimmel statt einer Kleinkunstbühne sündiges Vergnügen wittert. Die Auflagen an die Betreiber der neuen „Gantebeensmillen“ wurden bis ins Detail festgelegt, damit die Kreativität junger Leute ja nur nicht zu ausschweifend wird. In Esch ist die Sperrstunde einer geplanten Gin-Bar zu so früher Stunde angesetzt worden, dass die Betreiber ihre Idee einstweilen ruhen lassen, weil sie den Milkbars keine Konkurrenz machen wollen.

Noch unbarmherziger wird die Bürokratie, wenn sie sich im Recht wähnt und jemanden knechten möchte, der sich einfach mal getraut hat, etwas unorthodox seiner Fantasie freien Lauf zu lassen. Der Betreiber des Pizza-Automaten und der Besitzer des Platzes, auf dem er steht, sehen sich jetzt jedenfalls mit offiziellen Anforderungen konfrontiert, die vor allem eines nicht sind, nämlich ein Zeichen des guten Willens und der Empathie.

Natürlich muss es Regeln geben, die auch einzuhalten sind. Aber ist das immer vollumfänglich der Fall, wenn staatliche oder kommunale Autoritäten ihre Zustimmung geben müssen? Soll am Pizza-Automaten jetzt ein Exempel statuiert werden?

Oder anders gefragt. Warum sind bei einer solch harmlosen Sache nicht mehr Geschmeidigkeit und Verständnis vonseiten der Gemeindeverantwortlichen möglich? Ein klärendes und, ja, auch mahnendes Gespräch hätte bestimmt mehr gebracht. Mit Sicherheit aber vor allem eine positive Signalwirkung, zumal im Hinblick auf die Attraktivität der „Minettemetropole“ und den Kulturschmelztiegel „Esch 2022“.

Die Freunde aus Italien werden nächstes Frühjahr jedenfalls nach Esch kommen. Um in die Atmosphäre des Kulturjahres einzutauchen und um den kostenlosen Personennahverkehr auszuprobieren. Wie viele mutige und kreative Ideen sie sonst noch bei uns finden, werden wir sehen.

Jimbo
1. September 2021 - 17.22

Keng normal Persoun geet an den Automat, ausser et well en zw. 14-18.00 Auer oder no 23.00h eng Pizza. Wann dei Automaten iwwerhand huelen sollen, ass dat just en Zeechen das dPizza am Resto naischt ass.

HTK
1. September 2021 - 14.11

"Automaten" sind halt Job-Killer. In jeder Form. Und ob das Zeug aus dieser Maschine wirklich die "best Pizza" ist, ist fragwürdig. Wie erledige ich den Bäcker an der Ecke? Indem ich ihm einen Brotautomaten an die Ecke gegenüber stelle. Aber der Kunde hat da ja auch noch mitzureden.

schullerpiir
1. September 2021 - 3.27

Et gin esou vill Automaten fir Gedrenks an Iessen. Wou ass hei den Problem??? Wann et en Automat fir Kachkeis, Bouneschlupp an Kuddelfleck wir? Ging dann éen eng opfeiren???

machiavel
31. August 2021 - 15.56

hmm...dann maacht et wéi an der Uelzechtstrooss, wann's de wëlls Pizzaen verkaafen, verbitt den Velo an der rue Jos Kieffer an Henri Koch. Seit dem Velosverbued verkeeft sech daat wéi géckeg!

Jason
31. August 2021 - 12.21

Soulaang d'idée net vun da escher gemeng kennt sin dei politiker mat naicht averstannen an zefridden d'as emmer esou . Ed as traureg das emmer gesoot gedd mach dech selbststaenneg mais no onsen regelen an bezuehl daefteg . Wann da dat net gefaellt dann geih zwousch annescht. Sou as devise haut.

verviers
30. August 2021 - 20.22

"Oder anders gefragt. Warum sind bei einer solch harmlosen Sache nicht mehr Geschmeidigkeit und Verständnis vonseiten der Gemeindeverantwortlichen möglich?" Der Bürgermeister glaubt an sprechende Schlangen, was erwarten Sie?

Blaat‘s Gast
30. August 2021 - 11.10

@ Herr Marco Goetz Unterzeichneter erlaubt sich bei dieser „PIZZA- Gelegenheit“ Sie höflich an ihre Ende 2019 und Anfang 2020 in vier im Tageblatt veröffentliche halbseitigen Artikel «  SCHILDA LÄSST GRÜSSEN »zu erinnern in denen sie über die seit dem 16.9.2019 ( unrechtmässig * ) vollkommen unsinnige an falscher Stelle installierte borne escamotable, Hebe-Senkpoller genannt,und die damit verbundenen Sturheit und Unverständnis von der Gemeinde gegenüber den schwer geschädigten Einwohner der entfernten Pierre Claudestrasse die Wahrheit geschrieben haben. Also wie bei der heutigen Pizzageschichte schon seit Amtsantritt der heutigen Gemeindeobrigkeit von Geschmeidigkeit und Verständnis des neuen Stadtherrn und seiner 4 Apostel von Anfang an keine Rede. * Poller wurde von Gericht auf Dokumenten bezüglich der Fussgängerzone Alzettestrasse aber nicht der PAG-Unterlagen der nicht zur Fussgängerzone gehörenden Pierre claudestrasse um die es sich handelte, als „legal „ erklärt !!! (Gerichtliches Fehlurteil ! ) Gaston Blaat, 6 rue Pierre Claude

jean-pierre goelff
30. August 2021 - 10.44

...an mat Google zu Biissen wärt et och an d'Boxs goën!Eng Aarmseïlichkeet sonnergleichen!

Nomi
30. August 2021 - 10.09

Nach emmer mei' industriell Mal-Bouffe kann d'Zukunft och net sinn !

Galup
30. August 2021 - 8.12

Exzellenten Artikel Här Goetz, mee des Situatioun as am Fong stellvertretend fir eis gesamt Situatioun zu Letzebuerg. Ikea, Free Fly, Elektro Carting an esou weider sin och am Keim ersteckt gin well iergendwei iergend zouech iergend een just no Problemer an net no Leisungen gesicht huet. Pädagogesch net ganz wertvoll wann mer dei Jonk motiveieren wellen. Mir kennen net all Bankier oder Multi-Konzern sin / gin. Pizza därf net aus dem Automat kommen? Den Apparat as an Italien vun italiener erfonnt gin an et stinn der mettlerweil an allen Grousstied an Italien (ennert aanerem zu Roum an der Gare). Genau nieft dem Cola's Automat an dem Breidercher's Automat.