Nach DirektorenwechselPaul  Ensch: „Den Här Grün ass kee Monster an d’Blannenheem ass kee Prisong“

Nach Direktorenwechsel / Paul  Ensch: „Den Här Grün ass kee Monster an d’Blannenheem ass kee Prisong“
Turbulent ging es in den letzten Tagen rund um das „Blannenheem“ zu Foto: Editpress/Didier Sylvestre

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Generaldirektor Jean-Paul Grün verlässt das „Blannenheem“: Diese Entscheidung sei im beiderseitigen Einvernehmen von Verwaltungsrat und Generaldirektor gefallen. Es ist das Resultat der Krisensitzungen des Wochenendes, die nach den schweren Vorwürfen eines Zusammenschlusses der Familien von Bewohnern in Richtung des Direktors einberufen wurden. Das Interim an der Spitze der Vereinigung übernimmt Christian Erang.

„Den Här Grün ass kee Monster an d’Blannenheem ass kee Prisong“: Verwaltungsratspräsident Paul Ensch wurde gegenüber dem Tageblatt deutlich. Ensch war die Verbitterung über die Ereignisse der vergangenen Tage deutlich anzuhören. Die Entscheidung wurde getroffen, um noch größeren Schaden von der Vereinigung abzuwenden, sagt er mit großem Bedauern. Er spricht von einer orchestrierten Kampagne gegen Generaldirektor Jean-Paul Grün, den er als „grand monsieur“ bezeichnet, der nun seinen Hut nimmt, ohne sich wirklich etwas vorwerfen zu müssen. Im Gegenteil, Grün habe stets eine „Toparbeit“ gemacht, so Ensch. 

Wer hinter der Kampagne stehen soll, das kann man aus der am Montagmorgen verschickten Pressemitteilung deutlich herauslesen. „Der Verwaltungsrat ist zutiefst enttäuscht vom Verhalten des früheren Direktors Roger Hoffmann, der glaubte, sich durch unangebrachte und aggressive Aussagen auf Kosten seines Nachfolgers profilieren zu müssen“, heißt es wortwörtlich. Paul Ensch präzisiert, dass es im „Blannenheem“ keine Missstände gebe: „Das ‚Blanneheem’ ist kein Gefängnis, es gibt keine Zwangsernährung und die Bewohner werden nicht als Objekte behandelt“, sagt Ensch, „es funktioniert wie jedes andere Alters- und Pflegeheim auch. Es ist einfach falsch, was da in den letzten Tagen kommuniziert wurde.“    

In der kurzen Pressemitteilung des Verwaltungsrats der „Fondation Lëtzebuerger Blannevereenegung“ (FLB) heißt es, dass ein Großteil der von den Familien erhobenen Vorwürfe einer objektiven Analyse der Fakten nicht standhalten würde. In Anbetracht der allgemeinen Situation und Atmosphäre habe man sich aber, im beiderseitigen Einvernehmen, auf ein Ende der Zusammenarbeit mit Generaldirektor Dr. Jean-Paul Grün geeinigt. Der hatte das Amt 2016 vom langjährigen Direktor Roger Hoffmann übernommen. 

Es ist einfach falsch, was da in den letzten Tagen kommuniziert wurde

Paul Ensch, FLB-Verwaltungratspräsident

Des Weiteren schenkt der Verwaltungsrat dem Personal sein vollstes Vertrauen. „Das Personal ist am Boden zerstört“, so Ensch am Montag gegenüber dem Tageblatt, „auch sie sind die Leidtragenden der letzten Tage“.

Bis ein neuer Direktor gefunden ist, übernimmt Christian Erang interimsmäßig den Posten. Erang, der in der Pressemitteilung irrtümlich mit einem h, also Ehrang, geschrieben wurde, leitete mehrere Altersheime, unter anderem in Bettemburg. Er ist mit seiner Firma „Pragmatic Solutions“ so etwas wie ein Dienstleister im Gesundheits- und Pflegesektor. Laut Ensch wird Grün in den nächsten Wochen weiter zur Arbeit im „Blannenheem“ erscheinen, um Erang in die Dossiers einzuarbeiten. Auch das spreche für die Gewissenhaftigkeit Grüns, so Ensch. Im Übrigen sei die Entscheidung des Verwaltungsrats einstimmig gefallen. Diesem gehören Politiker wie Marc Fischbach (CSV), Steinsels Bürgermeister Jempy Klein (LSAP), Fischbachs Ex-Bürgermeisterin Marianne Brosius-Kolber (CSV) und Merschs Ex-Bürgermeister Albert Henkel (DP) an. 

Der Zusammenschluss der Familien von Bewohnern hatte die aus seiner Sicht untragbaren Zustände im „Blannenheem“ vergangene Woche publik gemacht. Der Kernvorwurf an die Direktion des Hauses: Die Menschlichkeit, lange zentrales Element der Institution, sei völlig auf der Strecke geblieben. Das „Blannenheem“ gleiche inzwischen einem Gefängnis. Generaldirektor Jean-Paul Grün bestritt die Vorwürfe und verwies auf die schwierige Zeit des Lockdowns und auf Verständnisprobleme.

Parlamentarische Anfrage

Am Donnerstag hatte der Abgeordnete Marc Spautz (CSV) in Bezugnahme auf den Tageblatt-Artikel eine dringliche parlamentarische Anfrage an Familienministerin Corinne Cahen (DP) gerichtet. Das Ministerium hatte sich zuvor auf „T“-Anfrage hin als „nicht kompetent“ in der Sache erklärt, da es sich bei der FLB um eine private Stiftung handele. Der Ball liege zunächst einmal beim Verwaltungsrat, so eine Sprecherin. Im Interview mit RTL am Montagmorgen wiederholte Cahen die Sichtweise. Zwar nehme man jede Kritik ernst, jedoch könne man sich nicht in die Interna der Pflege- und Altersheime einmischen, da es sich um private Einrichtungen handele, so der Tenor.  Spautz wollte von Cahen wissen, ob dem Familienministerium Missstände im „Blannenheem“ zugetragen worden seien, und falls ja, um welche es sich handele. Zudem fragt er, wie das Ministerium der Situation im Heim so schnell wie möglich entgegenzuwirken gedenke.

In ihrer Antwort schreibt die Ministerin am Montag, dass „die von den 30 Familien gesammelten und im Tageblatt vom 4. Juni 2020 erhobenen Vorwürfe dem Familienministerium nicht zugetragen worden sind. Nur der auch im Tageblatt beschriebene Fall der Familie Heirens war dem Familienministerium bekannt.“ Man habe aufgrund der genannten Vorwürfe im März 2020 eine Zulassungskontrolle gemacht und dabei festgestellt, dass die vom ASFT-Gesetz (Das ASFT-Gesetz von 1998 regelt die Beziehungen des Staates mit den Trägern sozialer, familiärer und therapeutischer Einrichtungen, Anm. der Red.) vorgesehenen Zulassungsbedingungen erfüllt waren. „Die von Familie Heirens hinterfragte Preispolitik stellt keine Zulassungsbedingung im Sinne des genannten Gesetzes dar. Der Verwaltungsrat der ,,Fondation Lëtzebuerger Blannevereenegung“ hat das Ministerium darüber informiert, dass es die von den Familien erhobenen Vorwürfe untersucht. Die diesbezüglichen Entscheidungen wurden in einer Stellungnahme seitens des Trägers mitgeteilt.“

de Schmatt
10. Juni 2020 - 15.46

Qui s'excuse, s'accuse. Kee Mënsch huet behaapt, den Herr Grün wier e Monster oder d'Blannenheem e Prisong!

lucilinburhuc
10. Juni 2020 - 12.23

Blaming culture zeigt mal wieder seine Luxemburger Früchte...