Neue Judo-Nationaltrainer gesuchtVerträge von Alexander Lüdeke, Thomas Kessler und Ralf Heiler werden nicht verlängert

Neue Judo-Nationaltrainer gesucht / Verträge von Alexander Lüdeke, Thomas Kessler und Ralf Heiler werden nicht verlängert
Die Zusammenarbeit zwischen der FLAM und dem Trainergespann um Alexander Lüdeke (Nationaltrainer, l.) und Ralf Heiler (Sportdirektor, r.) endet im Dezember Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Anderthalb Stunden vor dem Beginn der geplanten FLAM-Generalversammlung ließ Präsident Serge Schaul die Bombe platzen: Die Verträge des Trainerstabs der Judo-Nationalmannschaften werden nicht verlängert. Betroffen sind die Trainer Alexander Lüdeke und Thomas Kessler sowie der technische Direktor Ralf Heiler. Der Grund sind verpasste Ziele und Unstimmigkeiten bei den Methoden – wie es von FLAM-Seite heißt.

Mit Claudio dos Santos (-73 kg) haben die Judokas zwar noch einen COSL-Athleten mit geringen Olympia-Chancen in den Reihen, doch die Erwartungen des aktuellen Judo-Vorstands hat der aktuelle Trainerstab nicht erfüllen können. „Es ist schwierig, sowohl die Elite-Athleten als auch die anderen Leute im Nationalkader zu betreuen. Trotzdem sind wir der Meinung, dass diese Kombination nicht geglückt ist“, fasste FLAM- und Judo-Präsident Serge Schaul die Entscheidung des Vorstands zusammen. „Die Schere war zu groß. Was wir suchen, ist ein Trainer für eine komplette Mannschaft. Alex ist ein toller Coach für Topathleten wie es Claudio oder Anetta Mosr sind, aber wir haben nicht die finanziellen Mittel, um eine weitere Person für die restlichen Judokas einzustellen …“ 

Im kommenden Januar werden sowohl Nationalcoach Alexander Lüdeke als auch Jugendnationaltrainer Thomas Kessler und der technische Direktor Ralf Heiler ersetzt. „Ich möchte betonen, dass wir niemanden entlassen. In diesem Fall werden die im Dezember auslaufenden Verträge nicht verlängert“, fügte Schaul hinzu. Trotzdem wurde diese Trennung bei den Betroffenen mit gemischten Gefühlen aufgenommen, gab das Verbandsoberhaupt zu. Während Lüdeke seit 2019 im Amt ist, kann man die Vergangenheit von Ralf Heiler beim nationalen Verband als wesentlich langatmiger definieren: Der frühere Coach von Marie Muller hatte das Traineramt 2013 übernommen und war sechs Jahre später zum technischen Direktor ernannt worden. Kessler trainierte seit 2015 den FLAM-Nachwuchs. 

Schwer umsetzbar

Gemeinsam mit dem scheidenden Trainerstab sollen in den kommenden sechs Monaten neue Strukturen für die Judokas aufgestellt werden, um eine ähnliche Situation  – und die Wiederholung der Probleme – zu vermeiden. Den Spagat zwischen den unterschiedlichen Erwartungen zu schaffen, dürfte allerdings auch für die Nachfolger schwer werden: Mit Dos Santos war Lüdeke an vielen Wochenenden rund um den Globus auf der Jagd nach Weltranglistenpunkten unterwegs – auf einem anderen Level als der Großteil seiner FLAM-Kollegen, die den Akzent nicht auf Hochleistungssport gesetzt haben. Ausgerechnet auf der Zielgeraden der Olympia-Qualifikation müsste sich der 21-Jährige also auf einen neuen Coach einstellen. „Ich habe Gespräche mit Claudio geführt. Er hat erklärt, dass er bis Dezember sehen wird, inwiefern sich sein Ranking entwickelt, und daraufhin entscheiden, welchen Weg er einschlagen wird“, sagt Schaul, der heute das Gespräch mit allen Mitgliedern des Nationalkaders suchen wird.

In der offiziellen Stellungnahme hieß es, die Methoden des Trainerstabs hätten nicht mit den Vorstellungen des Judo-Vorstands übereingestimmt. Anders ausgedrückt: Die Ansprüche und klaren Ansagen von Lüdeke, der sich selbst im Tageblatt-Interview als „harten Hund“ beschrieben hatte, schienen bei den FLAM-Dirigenten nicht besonders gut angekommen zu sein. Auch haben laut Schaul „klare Positionierungen der Betroffenen gefehlt, da wir Leute brauchen, mit denen wir einen weiteren Olympia-Zyklus angehen können“. 

Der Präsident wollte zwar nichts über mögliche Kandidaten für die Nachfolge sagen, erklärte aber, dass bereits Ideen auf dem Tisch liegen würden. 

Ein Satz mit X

Die Premiere fiel ins Wasser: 40 Minuten lang wurde gestern Abend gezählt und gewartet – doch die nötige Zwei-Drittel-Majorität war bei der FLAM-Generalversammlung nicht vor den Bildschirmen anwesend. Mindestens 60 Vereine hätten digital angemeldet und zur Stimmabgabe bereit sein müssen, doch nur 40 Klubs nahmen am Zoom-Call teil. Nach Gesprächen mit dem FLAM-Anwalt teilte Präsident Serge Schaul mit, dass die AG auf ein späteres Datum verlegt werden muss, da man ohnehin keine Entscheidungen treffen könne. Nun wird erwägt, in einer außerordentlichen Generalversammlung über ein eventuell neues Wahlsystem abzustimmen.