Internet-NeppNein, die Luxemburger Post verkauft keine verlorenen Pakete samt Inhalt für drei Euro

Internet-Nepp / Nein, die Luxemburger Post verkauft keine verlorenen Pakete samt Inhalt für drei Euro
Vom retuschierten Bild bis zum fehlenden blauen Haken: Dieses Angebot ist ein Betrugsversuch – im Internet-Slang auch als „Scam“ bekannt Foto: Editpress/Frank Goebel (Montage)

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In den sozialen Netzwerken kursieren neben viel anderem Unsinn auch Angebote, nach denen man verwaiste Postpakete samt Inhalt für drei Euro kaufen könnte. Das ist natürlich Unsinn, erklärt die Post auf Anfrage. Die entsprechenden Postings melde man regelmäßig den Social-Media-Unternehmen, die dann auch per Löschung dagegen vorgingen.

Ein seltsames Angebot ist einem Tageblatt-Redakteur kürzlich auf Facebook begegnet: Demnach verkaufe die Luxemburger Post Pakete, die auf ihrem Weg verloren gegangen sind – für den Schnäppchenpreis von drei Euro.

„Wir müssen dringend unsere Bestände an Paketen freigeben, die seit mehr als sechs Monaten verloren gegangen sind“, heißt es unter einem Foto. Man müsse nur auf den „Shop Now“-Button klicken und seine Bestellung aufgeben. 

Geschmacklose Werbung für ein Spiel – das es so noch nicht einmal gibt: Das Internet quillt vor Trash und Betrugsversuchen derzeit über
Geschmacklose Werbung für ein Spiel – das es so noch nicht einmal gibt: Das Internet quillt vor Trash und Betrugsversuchen derzeit über Foto: Screenshot

Garniert ist das unmoralisch anmutende Angebot mit einem Foto, das eine Lagerhalle voller Euro-Paletten zeigt, auf denen wiederum Pakete in vielerlei Größen chaotisch aufgetürmt sind. Die Pakete-Haufen sind mit großen, gelben Schildern versehen, auf denen die Preisangabe von 3 Euro steht – und das Logo der Luxemburger Post prangt. Das Logo findet sich nochmals auf einem Banner, das an der Betonwand im Hintergrund hängt.

Post stellt mehrere Fälle in kurzer Zeit fest

Eine Nachfrage bei der Post bestätigt, was unser Redakteur vermutete: Das ist alles Unsinn – mit gefährlichem Hintergrund: Man habe „seit dem 22. November 2023 bereits fünf solcher von Ihnen beschriebenen falschen Seiten an Facebook gemeldet“, bestätigt ein Sprecher auf Anfrage. Die Seiten seien folglich gesperrt worden. Insgesamt dauere diese Prozedur „in der Regel ein bis zwei Werktage“.

Die ursprünglichen Auftraggeber hinter den Anzeigen zu finden, ist eine extreme Sisyphus-Arbeit. Die Spuren führen oft um den ganzen Globus – und enden dann im Nichts. Kritiker werfen den Social-Media-Plattformen aber auch regelmäßig vor, dass sie gegen die Postings (an denen sie selbst ja verdienen) nicht systematisch genug vorgehen.

Was passiert wäre, wenn man versucht hätte, tatsächlich eine Bestellung für ein „Drei-Euro-Paket“ aufzugeben, ist im speziellen Fall unklar. Der Editpress-Mitarbeiter hat tunlichst vermieden, auf den entsprechenden Link zu klicken, und nur ein Bildschirm-Foto gemacht.

Vorsicht – bloß nicht draufklicken!

Das Nicht-Klicken entspricht dem Vorgehen, das Verbraucherschützer empfehlen, wie etwa in Österreich, wo unter dem Logo der dortigen Post die gleiche Masche abgezogen wurde. „Sie landen hier in einer Abo-Falle oder geben Ihr Zahlungsmittel unbeabsichtigt für Zahlungen durch Kriminelle frei“, lautet die entsprechende Warnung.

Was die Masche für manche Menschen ebenfalls schwer durchschaubar macht: Ein Klick führt oft zunächst zu einer Facebook-Seite, auf der andere User begeistert berichten, tatsächlich Pakete mit wertvollem Inhalt für ein paar Euro ergattert zu haben. Dazu gibt es nicht nur ein Bild, sondern ein tatsächlich anklickbares Profil. Dieses ist jedoch seinerseits nur per „Identitätsdiebstahl“ gekapert worden – oder wurde von Betrügern eigens angelegt, um Authentizität vorzutäuschen.

Nein, Elon Musk verschenkt auch keine Software, die einen garantiert zum Millionär macht: Wie in dieser YouTube-Werbung zu sehen, nutzen die Betrüger dreist prominente Gesichter und Firmenlogos. 
Nein, Elon Musk verschenkt auch keine Software, die einen garantiert zum Millionär macht: Wie in dieser YouTube-Werbung zu sehen, nutzen die Betrüger dreist prominente Gesichter und Firmenlogos.  Foto: Screenshot YouTube

Wer solche digitalen potemkinschen Dörfer sicher vermeiden will, sollte zunächst einmal den „gesunden Menschenverstand“ nutzen – und sich fragen: Passt das Angebot und die Art, wie es dargestellt ist, zum Unternehmen, von dem es angeblich stammt?
Gibt es ein Impressum? Liegt die Anzahl der Follower in einem realistischen Bereich für die entsprechende Marke oder Person? Welche anderen Beiträge finden sich auf dem Facebook-Profil? Von wann ist die Seite? 

Und die luxemburgische Post erinnert daran, „dass die offizielle ‚POST Luxembourg‘-Facebook-Seite mit einem blauen Haken versehen ist, welcher für die Authentizität der Seite bürgt“.

Kein übliches Vorgehen

Übrigens: Während in manchen Ländern der Inhalt verwaister Pakete oder andere Fundsachen tatsächlich verkauft oder versteigert werden (zum Beispiel durch das Fundbüro Trier), gibt es das so in Luxemburg nicht. „POST Luxembourg verkauft keine verlorenen Pakete“, stellt der Sprecher gegenüber dem Tageblatt klar. Vielmehr werden alle Sendungen, die nicht an den Empfänger zugestellt und auch nicht an den Absender zurückgeschickt werden können, nach den geltenden Gesetzen an die Regulierungsbehörde ILR weitergeleitet.

In der Vorweihnachtszeit dürfte der Wunsch nach tollen Schnäppchen bei vielen Menschen wohl groß sein – und die Dichte der entsprechenden falschen Angebote zunehmen: „Bisher gab es schon sporadisch solche falschen Facebook-Seiten“, erklärt die Luxemburger Post. Jedoch seien in der Vergangenheit nicht nach jeder Sperrung wieder prompt neue Seiten aufgetaucht – wie man das jetzt beobachtet hat.