Nations League: Anfang einer Chance

Nations League: Anfang einer Chance

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Eine neue Ära beginnt. Am Mittwoch um 12.00 Uhr wird im SwissTech Convention Centre in Lausanne die Gruppenphase der Nations League ausgelost (Livestream auf uefa.com). Für den luxemburgischen Nationaltrainer Luc Holtz ist das Ziel – noch bevor die kommenden Gegner feststehen – klar: Er und seine Mannschaft wollen auf dem ersten Platz abschließen und nach einem EM-Ticket greifen.

Es ist der Beginn einer Länderspiel-Revolution. Die Freundschaftsspiele werden in Zukunft fast gänzlich der Vergangenheit angehören. Die Nations League war eines der Lieblingsprojekte des ehemaligen UEFA-Präsidenten Michel Platini. „Die Freundschaftsspiele interessieren niemanden mehr wirklich“, sagte der Franzose im März 2014, als er das neue Format ankündigte. Mit der Nations League bekommen ab diesem Jahr vor allem kleinere Fußballnationen die Gelegenheit, sich über einen zweiten Weg für eine Europameisterschaft zu qualifizieren. Und Luxemburg ist auf den ersten Blick einer der Favoriten auf den Sieg in der Division D. Von den 16 Mannschaften, die in der untersten Nationen-Liga antreten, ist nur Mazedonien (73) besser in der FIFA-Weltrangliste platziert als die „Roten Löwen“ (84). Nationaltrainer Luc Holtz will sich mit seiner Mannschaft nicht verstecken und spricht unabhängig von der heutigen Auslosung deutliche Ambitionen aus.

Eine Unbekannte

„Es gibt keinen klaren Favoriten, aber es gibt mit Aserbaidschan, Mazedonien, Weißrussland und Georgien vier Teams, die auf dem Papier besser sind als wir. Diese Länder treten ausschließlich mit Profispielern an, das ist bei uns noch nicht der Fall. Trotzdem peilen wir den Gruppensieg an. Dazu gehört neben konstanten Leistungen auch ein bisschen Glück und wir müssen vom Verletzungspech verschont bleiben“, schätzt Holtz die Ausgangslage ein. Einen wahren Wunschgegner hat der Nationaltrainer nicht.

Allerdings gibt es einige Mannschaften, die er meiden möchte. „Gegen Weißrussland haben wir zwar zuletzt gewonnen, aber in den letzten Jahren sehr oft gegen sie gespielt. Das muss nicht unbedingt wieder sein. Kosovo ist im letzten Lostopf der am schwersten zu spielende Gegner. Kasachstan steht wegen der Reisestrapazen und der damit verbundenen kurzen Erholungszeit auch nicht unbedingt auf meiner Wunschliste.“ Welche Gruppe von Vorteil für Luxemburg sein könnte, kann Holtz derzeit noch nicht richtig einschätzen. „Bei einfachen Gegnern ist das Risiko größer, dass die Mannschaften aus dem ersten Lostopf deutlich gegen diese gewinnen und wir vielleicht Punkte hängen lassen. Bei einer ausgeglichenen Gruppe muss man konstant Punkte holen, um am Ende vorne zu stehen. Wir werden in einigen Partien als klarer Favorit an den Start gehen, mit diesem Druck muss die Mannschaft auch erst einmal umgehen können“, so der 48-Jährige.

Gruppenphase in Schnellverfahren

Die Gruppenphase der Nations League wird im kommenden Herbst im Schnellverfahren durchgezogen. Die vier Gruppensieger der Gruppe D qualifizieren sich für die Play-offs. Falls aber eine dieser Mannschaften in der Zwischenzeit über die traditionelle Qualifikation den Sprung zur Europameisterschaft schafft, rückt der beste Gruppenzweite nach. Nach zwei Halbfinals und einem Finale steht fest, welcher Fußballzwerg das letzte Ticket für das Endrundenturnier 2020 bekommt. Die vier Gruppensieger steigen zudem in die Gruppe C auf. Außerdem fließt die Platzierung aus der Nations League in das Ranking für die Auslosung der nächsten EM-Qualifikation mit ein, die am 2.Dezember stattfinden wird.

Die Revolution der Länderspiele ist für die kleinen Nationalmannschaften wie Luxemburg eine neue und einmalige Gelegenheit, sich für eine Endrunde zu qualifizieren. Den großen Fußballnationen wie Deutschland oder England ist der Modus teilweise ein Dorn im Auge. Vor allem die Topvereine Europas monieren die hohe Anzahl der Länderspiele. Dabei werden diese durch die Nations League nicht zwangsläufig in die Höhe schnellen.

Deutschland bestritt im vergangenen Jahr beispielsweise vier Freundschaftsländerspiele, 2018 wird es für den amtierenden Weltmeister aufgrund des neuen Formats genauso viele internationale Duelle geben. Nur durch die Vorbereitung auf die WM in Russland kommen noch zwei weitere Testspiele dazu. In einem normalen Fußballjahr würde sich wahrscheinlich nichts an der Anzahl der Länderspiele ändern. Das sieht auch DFB-Präsident Reinhard Grindel so. „Durch die Nations League gibt es kein einziges zusätzliches Spiel und es gibt damit auch keine zusätzliche Belastung für unsere Nationalspieler“, sagte Grindel in einem Interview mit dem kicker.

Fest steht: Für die einen ist die Auslosung heute in Lausanne nichts anderes als eine lästige Pflichtaufgabe, während es für die anderen den Beginn der Chance ihres Lebens bedeutet.

Die Lostöpfe

Liga A (12 Teams, 4 Dreiergruppen)
Topf 1: Deutschland, Portugal, Belgien, Spanien, Topf 2: Frankreich, England, Schweiz, Italien, Topf 3: Polen, Island, Kroatien, Niederlande
Liga B (12 Teams, 4 Dreiergruppen)
Topf 1: Österreich, Wales, Russland, Slowakei, Topf 2: Schweden, Ukraine, Irland, Bosnien-Herzegowina, Topf 3: Nordirland, Dänemark, Tschechien, Türkei
Liga C (15 Teams, 3 Vierergruppen, 1 Dreiergruppe)
Topf 1: Ungarn, Rumänien, Schottland, Slowenien, Topf 2: Griechenland, Serbien, Albanien, Norwegen, Topf 3: Montenegro, Israel, Bulgarien, Finnland, Topf 4: Zypern, Estland, Litauen
Liga D (16 Teams, 4 Vierergruppen)
Topf 1: Aserbaidschan, Mazedonien, Weißrussland, Georgien, Topf 2: Armenien, Lettland, Färöer, Luxemburg, Topf 3: Kasachstan, Moldau, Liechtenstein, Malta, Topf 4: Andorra, Kosovo, San Marino, Gibraltar