Dienstag21. Oktober 2025

Demaart De Maart

LuxemburgNach LOA-Festival im September: Ermittlungen wegen mutmaßlicher Vergewaltigung laufen

Luxemburg / Nach LOA-Festival im September: Ermittlungen wegen mutmaßlicher Vergewaltigung laufen
Das Musikfestival für elektronische Tanzmusik fand zuletzt im September in Kirchberg auf dem Gelände rund um die Philharmonie statt Foto: Vincent Lescaut/L'essentiel

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Nach dem „Luxembourg Open Air“ (LOA) im September 2024 wurden der Justiz zwei mutmaßliche Vergewaltigungen gemeldet. Während ein Fall inzwischen zu den Akten gelegt wurde, laufen die Ermittlungen in einem anderen weiter. Das gilt auch für einen sexuellen Übergriff, der im August 2024 auf dem Weinfest „Picadilly“ stattgefunden haben soll.

Nachdem im September 2024 in Kirchberg das Musikfestival „Luxembourg Open Air“ (LOA) veranstaltet wurde, wurden der Staatsanwaltschaft in Luxemburg zwei mutmaßliche Vergewaltigungen gemeldet. Das ergaben Recherchen vom Tageblatt. Ein Fall wurde laut der Pressestelle der Justiz inzwischen zu den Akten gelegt, „weil die Ermittlungen nichts ergeben haben“. In einem weiteren Fall allerdings läuft die Untersuchung der Kriminalpolizei mehr als fünf Monate nach den Geschehnissen am Wochenende des 14. September noch.

Die Beteiligten sind laut der Staatsanwaltschaft ein 24 Jahre alter Mann und eine 16-jährige Teenagerin. Wo und wann sich die mutmaßliche Vergewaltigung ereignet haben soll, beantwortet die Pressestelle der Justiz mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht. Unklar ist also, ob der mögliche, sexuelle Übergriff auf dem Festivalgelände, oder aber in der Umgebung davon, stattgefunden haben soll und ob das Event für elektronische Musik zu diesem Zeitpunkt noch lief.

Vorfall in der Festivalumgebung

Der Organisator des Festivals wusste bis jetzt nicht, dass Ermittlungen wegen eines Verdachts auf Vergewaltigung laufen – wie Sebastian Jacqué auf Nachfrage mitteilt. Der Mitgründer und Mitorganisator vom LOA erklärt, dass man diesbezüglich nicht von der Polizei oder anderen Autoritäten kontaktiert worden sei. Aber, so Jacqué: „Wir nehmen die Thematik extrem ernst und es ist uns wichtig, dass das komplett aufgeklärt wird.“ 

Das Codewort „Angel Shot“

Wer beim LOA-Festival in Luxemburg einen sogenannten „Angel Shot“ bestellt, ordert damit kein Getränk, sondern bittet diskret um Hilfe. Menschen in unangenehmen oder gefährlichen Situationen können in Bars, Clubs oder Restaurants dem Personal mit diesem Codewort signalisieren, dass sie Unterstützung brauchen. Die Idee davon ist weit verbreitet, allerdings werden je nach Land andere Codes genutzt. In Großbritannien forderte eine Kampagne dazu auf, an der Bar nach Angela zu fragen („Ask for Angela“), während in Deutschland „Ist Luisa hier?“ geläufiger ist.

Er berichtet, dass die Veranstaltungsleitung an dem besagten Abend auf einen Vorfall aufmerksam wurde, von dem man nun nicht wisse, ob dieser in Zusammenhang mit den beiden Meldungen bei der Justiz steht. „Samstagabends nach den Öffnungszeiten des Festivals wurden wir auf einen Vorfall in der Umgebung des Festivals – also nicht auf dem Gelände selbst – aufmerksam.“ Daraufhin verständigten die Organisatoren laut Jacqué Rettungskräfte vor Ort. Und: „Um sicherzugehen, haben wir auch die Polizei gerufen.“ Seines Wissens waren die Beteiligten „wenigstens teilweise Gäste des Festivals“. 

Für das Event wird ihm zufolge vorab ein Sicherheitskonzept ausgearbeitet und an Feuerwehr, Polizei und die „Inspection du travail et des mines“ (ITM) übermittelt. Beim zweimal jährlich stattfindenden Festival sind immer Rettungskräfte und Sicherheitspersonal vor Ort. Und, so Sebastian Jacqué: „Wer Hilfe braucht oder sich unwohl fühlt, kann an der Bar einen ‚Angel Shot’ bestellen. Bei diesem Codewort alarmiert das Team sofort das Sicherheitspersonal.“ Er nennt weitere Sicherheitsmaßnahmen und betont, dass Sicherheit und Gesundheit von Gästen, Künstlerinnen und Künstlern sowie Team oberste Priorität haben.

Sexueller Übergriff bei „Picadilly“

Vor dem Festival im September war nur wenige Wochen zuvor eine weitere mutmaßliche Vergewaltigung bei einer großen Veranstaltung Thema: In der Nacht vom 10. auf den 11. August 2024 wurde die Polizei wegen eines sexuellen Übergriffs auf eine 17-Jährige auf dem Weinfest „Picadilly“ in Stadtbredimus verständigt. „Auch in diesem Fall wartet die Staatsanwaltschaft noch auf den Bericht von der Kriminalpolizei“, heißt es dazu von der Pressestelle der Justiz – und dass ein Täter bislang nicht ermittelt werden konnte. Mit Verweis auf das Untersuchungsgeheimnis will auch die Pressestelle der Polizei sich nicht zu diesem Fall äußern. 

Zur Dauer von Ermittlungen

In Bezug auf die Dauer von Untersuchungen erklärt die Pressestelle der Polizei auf Nachfrage, dass dabei „jedes einzelne Element gewissenhaft geprüft werden muss“. Dazu gehören Anhörungen von mutmaßlichen Opfern, Verdächtigen und Zeugen, die laut Polizei manchmal auch mehrmals aussagen müssen. Auch werden potenzielle Beweisstücke sichergestellt und zum Beispiel Kameraaufnahmen analysiert. „Die Auswertung von technischen Geräten und informatischem Material ist extrem zeitaufwendig: Oft müssen ganz viele Daten ausgewertet werden, woran verschiedene Dienste beteiligt sind“, so die Pressestelle der Behörde. Zudem könne die Justiz im Laufe der Ermittlungen weitere Maßnahmen anordnen. „Man muss außerdem bedenken, dass parallel an mehreren Akten gleichzeitig gearbeitet wird“, heißt es zu der Frage, warum sich polizeiliche Untersuchungen hinziehen können.

Wie oft 2024 nach großen Veranstaltungen sexuelle Übergriffe gemeldet wurden, kann die Polizei nicht sagen. Denn, so heißt es von deren Pressestelle: „In unserer Statistik wird der Ort nicht so genau registriert beziehungsweise es gibt keine Kategorie für Veranstaltungen. Demnach können wir keine Zahlen dazu mitteilen, wie viele angenommene Taten es bei größeren Events gab.“ Insgesamt 182 Vergewaltigungen wurden der Justiz im vergangenen Jahr gemeldet, wie gleich mehrere Ministerien kürzlich in einer gemeinsamen Antwort auf eine parlamentarische Anfrage mitteilten. 


Mehr zu diesem Thema:
– K.-o.-Tropfen: Journalisten decken internationale Vergewaltiger-Chats auf – Wie ist die Lage in Luxemburg?
Stadtbredimus: 17-Jährige wurde laut Staatsanwaltschaft auf dem Picadilly-Weinfest vergewaltigt
– Damit Leid bewiesen werden kann: Dienst „Umedo“ hilft bei häuslicher Gewalt und nach Sexualdelikten

Guy Mathey
28. Februar 2025 - 16.59

Gestern hat die Opferunterstützungsorganisation " La Voix des survivant(e)s" der Abgeordnetenkammer ihr in der Petition 3409 beworbenes Gesetzesprojekt, welche umfangreiche, längst überfällige Anpassungen eines aktuell auf Täterschutz fokussierten Justizsystems einfordert überreicht.

Verbrechen, wie sie im Artikel von Sandra Schmit beschrieben sind unterstreichen einmal mehr die absolute Berechtigung der Forderungen von La Voix des survivant(e)s.

Für alle Abgeordneten der demokratischen Parteien sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, ihrerseits diese Forderungen zu unterstützen und zeitnah die erforderlichen Gesetzesanpassungen vorzunehmen.