Testzentren„Mission war erfolgreich“: Armeeführung trotzt Kritik der Gewerkschaft

Testzentren / „Mission war erfolgreich“: Armeeführung trotzt Kritik der Gewerkschaft
Fünf Testzentren wurden von der Armee aufgerichtet. Ziel sei es gewesen, dem Bürger ein Maximum an Kapazitäten zu bieten. Foto: Editpress/Alain Rischard

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Rund 24.000 Arbeitnehmer haben sich in den letzten dreieinhalb Wochen in den fünf Zentren der Armee einen kostenlosen Covid-Test zertifizieren lassen. Dabei war man beim Militär zunächst von 10.000 Besuchern am Tag ausgegangen. Mit der Folge, dass zu viel Personal eingesetzt wurde, das woanders auch gebraucht werde, so die Soldatengewerkschaft SPAL. Die Führung der Armee winkt aber ab: Der Dienst am Bürger sei wichtiger.

Bald sind die noch bestehenden Covid-Maßnahmen wieder Geschichte. Dazu gehört auch der seit Mitte Januar obligatorische Covid-Check am Arbeitsplatz. Mit dem Votum des neuen Gesetzentwurfs wird dieses System nur noch optional, sollte der Arbeitgeber und die jeweilige Personaldelegation mit der Fortsetzung der Maßnahme einverstanden sein.

Arbeitnehmer, die bislang nur eine Impfung erhalten haben, konnten sich bislang in einem Zentrum der Armee fünfmal die Woche kostenlos testen lassen. Mit dem neuen Gesetz soll aber auch diese Möglichkeit wieder entfallen, auch wenn der Arbeitgeber sich weiter für ein Covid-Check-System am Arbeitsplatz entscheidet. Ab dem 28. Februar werden die Zelte der Armee nämlich wieder abgebaut. Die Betroffenen erhalten dann nur noch einen Voucher pro Woche für einen Antigentest in einer Apotheke ihrer Wahl.

Zwischen dem 14. Januar und 7. Februar haben 23.893 Personen das Angebot der Armee in Anspruch genommen. „Weitaus weniger als zunächst angenommen“, sagt Tom Braquet, Vizepräsident des „Syndicat professionnel de l’armée luxembourgeoise“ (SPAL). Im Prinzip handele es sich um ein tolles Angebot. Auch seien viele Soldaten stolz darauf, dem Volk während der sanitären Krise unter die Arme greifen zu können. „Hier wurde aber ein großer Aufwand betrieben, für ein kleines Resultat“, so der Unteroffizier.

„Was ist schiefgelaufen?“

200 Militärangehörige seien wöchentlich für diese Mission in zunächst fünf Testzentren abgestellt worden. Dabei handelt es sich vor allem um Mitglieder der Militärmusik. Von der angepeilten Menge sei aber nur ein Bruchteil erschienen. „Vor diesem Hintergrund stellen wir uns die Frage, was in der Kommunikation zwischen ,Santé‘ und Generalstab schiefgelaufen ist. Und wer sich so krass verrechnen konnte“, so Braquet.

Träger der Testzentren ist das Luxemburger Militär, das die Einrichtung auf Anfrage des Verteidigungsministers betreibt. Tatsächlich hat die Armeeführung zunächst mit 10.000 Arbeitnehmern am Tag gerechnet, die sich in einem der fünf Zentren einen zertifizierten Covid-Test ausstellen lassen wollten. An den ersten vier Tagen seien insgesamt nur 2.584 Personen erschienen. Es habe sich dabei allerdings um ein Wochenende gehandelt, was die niedrige Zahl erklären dürfte, so eine Sprecherin der Armee. „An den ersten vier weiteren Wochentagen waren es dann 6.401 – was aber immer noch weit unter den 10.000 Menschen liegt, die zunächst erwartet wurden“, gesteht die Sprecherin.

„Hat die Armee mit dem Personalmangel wirklich ein solches Luxusproblem, dass man sich derartige Fehleinschätzungen erlauben kann?“, fragen sich indessen die Vertreter der Gewerkschaft. Natürlich gebe es in dieser Hinsicht viele Unbekannte. Es sei nun aber an der Zeit, das Aufgebot in den Zentren wieder anzupassen. Denn: „Dort sitzen gerade viele Militärs herum und starren Löcher in die Luft“, so Braquet gegenüber dem Tageblatt. „Das sind alles Leute, die ihre Arbeit in der Kaserne, in ihrer Einheit oder auf dem Büro liegen lassen müssen, um dann im Testzentrum nicht gebraucht zu werden. Wenn nur wenige Leute das Angebot in Anspruch nehmen, muss man sich wirklich fragen, was das soll.“

Das Prinzip der Unterstützung wolle niemand auf Seiten der Gewerkschaft infrage stellen. Die Manpower aber sollte schon angepasst werden, unterstreicht der Vizepräsident des SPAL. Zu hoch sei die Anspannung wegen der vielen Überstunden, zu ausgeprägt das Problem des Personalmangels. „Außerdem waren es immer wieder dieselben Personen, die in den letzten zwei Jahren bei diesen Missionen gegen die sanitäre Krise zum Einsatz kamen. Von diesen Leuten ist sich niemand zu schade, seinen Mann oder seine Frau zu stellen. Allerdings muss man auch realistisch sein und Fragen stellen können“, so Braquet weiter.

Von einem richtigen Sozialdialog könne man derzeit in der Armee nicht sprechen. Vielmehr werde man vor vollendete Tatsachen gestellt. Das Personalmangelproblem werde nur allzu oft auf Kosten des Personals gelöst. Die Arbeitszeitregelungen und Work-Life-Balance blieben dabei auf der Strecke.

Die Zentren seien oft leer, das Personal nicht ausgelastet, so die Kritik. Dieses Personal werde woanders auch gebraucht.
Die Zentren seien oft leer, das Personal nicht ausgelastet, so die Kritik. Dieses Personal werde woanders auch gebraucht. Foto: Editpress/Alain Rischard

Weniger? „Keine Option“

Die Einschätzung von 10.000 Personen am Tag erklärt die Armeeführung mit der Absicht, den Betroffenen einen raschen und effizienten Dienst anbieten zu wollen. „Bekannt war die Zahl der Personen, die bereits einmal geimpft worden sind. Bekannt war aber auch, wann diese Personen ihre zweite Impfung erhalten. Man konnte also davon ausgehen, dass die Zahl der zu absolvierenden Tests jeden Tag zurückgeht, weil Betroffene ihre zweite Impfung erhalten“, erklärt die Armeesprecherin.

Aus diesem Grund habe die Führung auch vorgehabt, das Angebot ständig anzupassen. So wurden die Öffnungszeiten bereits vor zwei Wochen ein erstes Mal angepasst. Vor einer Woche wurden am Wochenende dann die Testzentren in Junglinster und Howald geschlossen. „Aktuell wird eine weitere Anpassung ausgearbeitet“, heißt es vonseiten der Armeeführung.

Die Armeeführung gesteht denn auch, dass es Momente gab, an denen weniger Leute erschienen. „Bei fünf Testzentren mit großzügigen Öffnungszeiten war das nicht zu verhindern“, erklärt die Armeesprecherin. Die Alternative aber hätte darin bestanden, weniger Zentren mit restriktiveren Zeiten einzuplanen. „Das war für die Armee und das Verteidigungsministerium aber keine Option.“

Verteidigungsminister François Bausch sei sich auch bewusst, dass wegen dieser Arbeit einige Konzerte der Militärmusik ausfallen mussten. „Es ist wirklich schade, dass es dazu kommen musste. Doch sind die Angehörigen der Militärmusik in erster Linie Militärangehörige. Und wenn Not am Mann ist, wie in diesem Fall, sind sie genauso Militärs wie die anderen Armeemitglieder auch“, betont der Minister.

Die Kritik des SPAL können Armee und Verteidigungsministerium nicht akzeptieren. Der Dienst am Bürger habe höchste Priorität gehabt. Deshalb habe man von Beginn an so viele Kapazitäten wie möglich anbieten wollen, um Engpässe und Wartezeiten bei den Tests zu vermeiden. „Ziel dieser Mission ist es, dem Bürger zu helfen und den Betroffenen ein Maximum an Flexibilität zu bieten, sich testen zu lassen. Défense und Armee sind der Überzeugung, dass diese Mission erfolgreich war“, betont die Armeesprecherin.

Dreamer
9. Februar 2022 - 7.21

Die Armee wird jetzt an die Ukraine Front verlegt.Baerbock hat die Lage schon geprüft.Vladimir bekommt kalte Füße.....