Der etwas andere Rück- und AusblickMenschen wie du und ich erzählen

Der etwas andere Rück- und Ausblick / Menschen wie du und ich erzählen

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Die einen sind jünger, die anderen etwas älter. Einige kennt man, andere eher weniger. Sie haben unterschiedliche Lebensläufe, Berufe, Talente und Hobbys. Eins aber haben sie alle gemeinsam. Es sind „Menschen wie wir“. Seit einem guten Jahr porträtieren wir in unserer gleichnamigen Serie Frauen und Männer, die in Luxemburg leben und unsere Gesellschaft beleben. Zum Jahreswechsel haben wir einige dieser „Menschen“ gebeten, uns zu schreiben, was sie 2019 bewegt und beschäftigt hat. Außerdem wollten wir wissen, was sie sich vom neuen Jahr erwarten. Das Tageblatt wünscht ihnen schon Mal alles Gute für 2020. Auf dass all ihre Wünsche in Erfüllung gehen mögen!  

Melissa Pereira Briosa (23):

„Der Tod eines geliebten Menschen hat mich dieses Jahr besonders geprägt. Ich habe nämlich meinen Helden, also meinen Großvater, verloren. Eigentlich ging es ihm noch richtig gut, er hat das Leben genossen. Aber dann hat er mich von heute auf morgen ,verlassen‘. Das hat mich aber nicht nur dieses Jahr geprägt, sondern wird es mein ganzes Leben tun. 

2020 möchte ich eines meiner prioritären Ziele erreichen, und zwar will ich nach Thailand reisen, um Neues kennenzulernen, Kulturen und neue Menschen. Wir wissen nicht, wie lange wir hier sind, deshalb sollten wir unser Leben genießen. Und dankbar sein, dass wir leben. Diese Gedanken, bewusster zu leben, sollen mich in Zukunft stets begleiten und mich weiterbringen im Leben.“

Melissa Pereira Briosa aus Esch. Judo ist die große Leidenschaft der Sozialarbeiterin. Der Kampfsport lehrt sie, dass man sich einsetzen muss, um etwas zu erreichen.
Melissa Pereira Briosa aus Esch. Judo ist die große Leidenschaft der Sozialarbeiterin. Der Kampfsport lehrt sie, dass man sich einsetzen muss, um etwas zu erreichen. Foto: Editpress/Isabella Finzi

Mars di Bartolomeo (67):

„Für mich war 2019 das Jahr der Greta Thunberg, die die Weltöffentlichkeit in der Klimafrage aufgerüttelt hat. Ob sie nun ferngesteuert oder einfach nur ein außergewöhnlicher Mensch ist, Tatsache ist, dass sie das erreicht hat, was vor ihr Wissenschaftlern, Politikern und Klimaaktivisten nicht gegönnt war. Wir sind Klima!
Durch die junge Schwedin fühle ich mich in die Zeit zurückgesetzt, als wir gegen den Vietnamkrieg, gegen die Atomenergie und für den Frieden auf die Straßen gingen. Junge Menschen bewegten und bewegen die Welt.

Auch 2020 verlangen Wohnungsbau-, Klima- und Mobilitätsfragen mutige, ehrliche und sozial gerechte Antworten und Taten. Männer wie Trump und Co. erfordern Widerspruch und Widerstand … Jetzt!“

Mars di Bartolomeo aus Düdelingen. Der LSAP-Abgeordnete ist Politiker mit Leib und Seele.
Mars di Bartolomeo aus Düdelingen. Der LSAP-Abgeordnete ist Politiker mit Leib und Seele. Foto: Editpress/Isabella Finzi

Chantal Geisen (48):

„Sehr geprägt hat mich 2019 ein Urlaub mit meinem Mann, meinen Kindern und Enkelkindern. Großfamilie on tour! Es war schön, eine Woche lang die ganze Familie um mich zu haben. Als Geschäftsfrau war ich dieses Jahr aber auch mit weniger schönen Momenten konfrontiert. Der stetig wachsende Onlinehandel und die permanent zunehmenden und größer werdenden Einkaufszentren lassen unsere Einkaufsstraßen aussterben. Das Betreiben eines Geschäftes wird immer mehr zur Herausforderung.

Für 2020 hoffe ich, dass die aktuellen Bemühungen der Stadt Düdelingen in Sachen Shared Space Früchte tragen und die immensen Einbußen dieses Jahres ein wenig ausgeglichen werden. Könnte ich mir jedoch etwas wünschen, so wären Verständnis, ein respektvolles Miteinander und Akzeptanz auf meiner Wunschliste.“

Chantal Geisen aus Frisingen. Als Präsidentin von „Hëllefe mat Häerz“ zeigt die Geschäftsfrau, dass Hilfsbereitschaft kein leeres Wort ist. 
Chantal Geisen aus Frisingen. Als Präsidentin von „Hëllefe mat Häerz“ zeigt die Geschäftsfrau, dass Hilfsbereitschaft kein leeres Wort ist.  Foto: Editpress/Julien Garroy

Marcel Birukoff (56):

„Mich hat 2019 vor allem markiert, dass ich seit dem Mai 2019 in Rente bin und wie schnell ich das Kapitel ‚Berufsleben‘ abschließen konnte. Langweilen tue ich mich auf keinen Fall. Ich kann mich jetzt ganz meinen Hobbys widmen, Kochen, Hochseefischen, Reisen. Auf jeden Fall verfliegt die Zeit fast noch schneller als im Berufsleben. Ich habe, wie die meisten Pensionierten, oft keine Zeit.

Von 2020 erwarte ich mir, in dem Sinne weiterfahren zu dürfen und hoffe, dass ich weiterhin gesund und munter bleibe. Das kommende Jahr widme ich zu einem großen Teil meinem Catering-Dienst. Das wird eine neue Herausforderung. Küche umbauen, Genehmigungen einholen. Ab März gedenke ich irgendwie startklar zu sein. Und dann hoffe ich natürlich, dass die Fische auch 2020 weiter anbeißen in Island oder Norwegen.“

Marcel Birukoff aus Esch. Der pensionierte Gemeindearbeiter will mit einem Cateringdienst nochmal durchstarten. Abschalten kann er  bei der Hochseefischerei.
Marcel Birukoff aus Esch. Der pensionierte Gemeindearbeiter will mit einem Cateringdienst nochmal durchstarten. Abschalten kann er  bei der Hochseefischerei. Foto: Editpress/Isabella Finzi

Danielle Igniti (65):

„Cette grandiose fête de départ en retraite à ,opderschmelz‘ en 2019. Des personnes qui se déplacent
et s’engagent à ce point pour vous dire au revoir et merci, qui organisent, composent, créent
juste pour vous, c’est tellement émouvant que vous avez envie de pleurer, mais vous finissez par chanter et danser.

La phénoménale Greta Thunberg qui a pris en main son destin et nous a donné une belle leçon de courage et d’engagement qui nous obligera à changer nos habitudes désastreuses pour la planète. Le # MeToo qui continue à libérer la parole des victimes d’agressions sexuelles. L’avalanche de témoignages bouleverse la société. La prise de conscience est internationale et permettra de faire évoluer les mentalités.

Et pour 2020? La fin du patriarcat! Plus d’empathie, plus d’humanisme et comme dirait Leonard Cohen ,the right to disagree‘ – et je veux 2,5% de budget pour la culture – cinéma non compris!“

Danielle Igniti aus Düdelingen. Die Kulturschaffende ist kein Kind von Traurigkeit. Sie führt ein Leben zwischen Jazz und Kunst.
Danielle Igniti aus Düdelingen. Die Kulturschaffende ist kein Kind von Traurigkeit. Sie führt ein Leben zwischen Jazz und Kunst. Foto: Editpress/Isabella Finzi

Laurent Boquet (29):

„Rückblickend war 2019 ein sehr bewegtes und turbulentes Jahr. Ich kann die vergangenen zwölf Monate aber mit einer mir sehr wertvollen Erkenntnis abschließen: Nämlich, dass es mir sehr gut geht! Arbeit, Wohnung, Gesundheit, sehr gute Freunde und eine wunderbare Familie. Leider haben diverse Begebenheiten mich gezwungen, in meiner ehrenamtlichen Arbeit kürzerzutreten, was mir sehr schwergefallen ist.

Für 2020 habe ich neben Projekten in verschiedenen Vereinen, der Luxembourg Pride, diversen Projekten für Esch 2022 auch private Ziele im Terminkalender stehen. Zum Beispiel der Kauf einer Wohnung. Dann möchte ich endlich den Führerschein machen und eine Zusatzausbildung beginnen. Ich bin mir eigentlich sicher, dass das kommende Jahr ein sehr interessantes und spannendes wird.“

Laurent Boquet aus Esch. Er arbeitet im Personalbüro des „Centre hospitalier Emile Mayrisch“ und er ist Mitglied im Pastoralrat der „Minettemetropole“.
Laurent Boquet aus Esch. Er arbeitet im Personalbüro des „Centre hospitalier Emile Mayrisch“ und er ist Mitglied im Pastoralrat der „Minettemetropole“. Foto: Editpress/Isabella Finzi

Aurélie Dilk (36):

„Das vergangene Jahr war ein Jahr mit vielen Höhen und Tiefen. Sehr beeindruckt hat mich, dass ich miterleben durfte, wie viel ein Mensch aushalten kann, ohne seinen Lebensmut zu verlieren. Eine andere Herausforderung war 2019 der Umbau und die Renovierung unseres Hauses in Eigenregie. Ein Höhepunkt war ohne Zweifel die Kommunion unserer beiden Töchter. Das war ein großes Fest, eine richtig gute Zeit, und das am 28. April, dem Tag, an dem ich und mein Mann 15 Jahre verheiratet waren. Die 28 ist weiterhin unsere Glückszahl.

Vom kommenden Jahr erhoffe ich mir, dass es etwas weniger turbulent zugeht, weniger Stress, mehr ,relax‘ und dass wir in der Familie und mit Freunden eine gute Zeit haben und viel lachen können. Mit dem Haus sind wir ja nun fertig. Mal sehen, was jetzt drankommt.“

Aurélie Dilk aus Esch. Die Glückszahl der sympathischen Verkäuferin ist die 28. Privat widmet sie der Familie viel von ihrer Zeit.
Aurélie Dilk aus Esch. Die Glückszahl der sympathischen Verkäuferin ist die 28. Privat widmet sie der Familie viel von ihrer Zeit. Foto: Editpress/Julien Garroy

Jean Hansen (70):

„Mir scheint, dass 2019 das Niveau unserer Gesellschaft noch weiter gefallen ist. Die Menschheit geht über alles hinweg, beispielsweise über das Klimaproblem und das, was Experten dazu sagen, und tut so, als könnten wir weitermachen wie bisher. Auch was die soziale Kohäsion anbelangt, haben wir 2019 verpasst, etwas für deren Stärkung zu tun. Positives gibt es auch. Da ich als Präsident der Bergarbeitermusik viel mit der großherzoglichen Familie zu tun hatte, finde ich es schön, dass Guillaume und Stéphanie jetzt Nachwuchs erwarten.

Fürs kommende Jahr hoffe ich, dass das Verständnis der Menschen füreinander zunimmt. Ich hoffe auch, dass es zu weniger Katastrophen kommt, die Menschen in die Misere stürzen. Schön wäre es, wenn 2020 Geld ein bisschen weniger die Welt beherrscht.“

Jean Hansen aus Esch. Seit seiner Pensionierung widmet er seinen Enkelkindern viel Zeit. Früher hat er in der Technischen Kontrollstation in Esch gearbeitet. 
Jean Hansen aus Esch. Seit seiner Pensionierung widmet er seinen Enkelkindern viel Zeit. Früher hat er in der Technischen Kontrollstation in Esch gearbeitet.  Foto: Editpress/Alain Rischard

Simone Neumann-Geimer (53):

„Es freut mich, dass wir dank guter Zusammenarbeit unter Nachbarn und starker Solidaritätsbekundung von vielen Menschen das überdimensionierte 70 Meter hohe Turmprojekt in Esch stoppen konnten. Das hat gezeigt, dass es sich immer lohnt, für etwas zu kämpfen. Wenn man es nicht versucht, erreicht man nichts. Geprägt hat mich auch das Engagement im Pfarrverband ,Sainte Famille‘. Dann war es 2019 mehr denn je auch die Erkenntnis, dass die Familie neben einer guten Gesundheit das Wichtigste ist, was man im Leben haben kann.

Für 2020 wünsche ich mir etwas weniger Stress. Außerdem hoffe ich, dass die Menschen stärker zusammenhalten, statt gegeneinander zu sein. Und dann wünsche ich mir Frieden – in allen Bereichen. Aber den Wunsch hege ich schon länger.“

Simone Neumann-Geimer aus Esch. Die Leiterin der Kita „De Butzeneck“ ist auch noch Dirigentin der „Escher Sängerfrënn“.
Simone Neumann-Geimer aus Esch. Die Leiterin der Kita „De Butzeneck“ ist auch noch Dirigentin der „Escher Sängerfrënn“. Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Diego Neu aka „eVo“ (19):

„2019 war ein spannendes Jahr für mich. Mir gefällt ganz besonders, wie ich mich als Mensch und Musiker weiterentwickelt habe. Dazu gehört auch, dass ich ein ‚e-Bac‘ mache und jobbe. So bin ich freier im Kopf, um meinen Weg zu finden. 2019 war auch mein erster großer Auftritt als Musiker. Es geht also voran, ich habe viele Leute kennengelernt. Alles in allem entwickelt sich alles positiv. 

Ich hoffe natürlich, dass es 2020 so weitergeht. Dass ich gesund bleibe, meine Musik immer besser ankommt und dass es klappt, mir als Musiker in Luxemburg einen Namen zu machen. Das ist mal mein prioritäres Ziel. Ich hoffe aber selbstverständlich auch, dass ich im Ausland auftreten kann. Außerdem möchte ich 2020 meinen Schulabschluss in der Tasche haben.“

Diego Neu aka „eVo“ aus Esch. Im raueren Süden des Landes sucht und findet der Musiker die Inspiration für seine Lieder.
Diego Neu aka „eVo“ aus Esch. Im raueren Süden des Landes sucht und findet der Musiker die Inspiration für seine Lieder. Foto: „eVo“

Pierre Poensgen (53):

„2019 hat mich sehr beschäftigt, dass meine Frau sich mit ihrer Arbeit selbstständig gemacht hat. Das ist ein Aufwand, der nicht ohne ist. In bester Erinnerung wird mir der Sommer 2019 bleiben: viel Sonne, angenehme Temperaturen und viel Licht. Die ganzen Diskussionen um den Klimawandel waren mir oft zu überspitzt. Nicht dass man sich nicht um unseren Planeten sorgen soll, aber vielleicht sollte man das etwas ausgewogener und sachlicher angehen.

Das neue Jahr soll mindestens so gut sein wie das alte. Vor allem, was die Familie betrifft. Einer meiner Söhne macht 2020 sein Abitur, da hoffe ich natürlich, dass er gut abschneidet. Mit viel Spannung werde ich die Politik in den USA beobachten und selbstverständlich auch, was sich in Esch tut. Nicht alles ist negativ und einiges darf ruhig besser werden.“

Pierre Poensgen  aus Esch. Oldtimer mag der Optiker ganz besonders, Walt-Disney-Comics auch.
Pierre Poensgen  aus Esch. Oldtimer mag der Optiker ganz besonders, Walt-Disney-Comics auch. Foto: Editpress/Alain Rischard