EditorialLuxemburgs Gesundheitspolitik: Für den Wähler stellt sich nur eine einzige Frage

Editorial / Luxemburgs Gesundheitspolitik: Für den Wähler stellt sich nur eine einzige Frage
Einweihung eines neuen MRT-Geräts im Januar 2020 Foto: Editpress-Archiv/Tania Feller

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Luxemburgs Gesundheitspolitik ist einer der Streitpunkte des diesjährigen Wahlkampfs. Die Herausforderungen sind vielschichtig, die Lösungen komplex. Für den Wähler aber stellt sich nur eine einzige Frage.

Luxemburgs Gesundheitssystem ächzt unter dem Bevölkerungswachstum der vergangenen 20 Jahre. Lange Wartezeiten bei verschiedenen Untersuchungen und ein Ärztemangel sind nur einige Begleiterscheinungen des Luxemburger „Erfolgsmodells“. Nicht zu unterschätzen ist auch der Behandlungsstau, der sich durch die pandemiebedingten Einschränkungen ergeben hat. Ähnlich ergeht es Luxemburg in den Bereichen Transport und Wohnungsbau – mit den nun bekannten Konsequenzen.

Mit der Beschaffung weiterer MRT-Geräte ist zumindest ein Teil des Problems in Angriff genommen worden. Damit ist aber dem Fachkräftemangel im Gesundheitssystem keine Abhilfe geschaffen. Fakt ist, dass Luxemburgs Gesundheitssystem ohne Hilfe der zahlreichen Grenzgänger nicht aufrechtzuerhalten wäre. Hinzu kommt, dass zahlreiche Luxemburger Ärzte nach dem Studium im Ausland aus diversen Gründen nicht wieder nach Luxemburg zurückkehren. Im Gespräch mit dem Tageblatt ergibt sich ein vielfältiges Bild: persönliche Gründe, administrative Hürden, fehlende Fortbildungsmöglichkeiten.

Die Politik kann aushelfen – zumindest bei der administrativen Vereinfachung und dem Schaffen von Fortbildungsmöglichkeiten, die es Luxemburger Ärzten auch weiterhin ermöglichen, zu den Besten ihrer Zunft zu gehören. Der Ausbau des Universitätsangebotes, die Förderung der Forschung und die viel beschworene administrative Vereinfachung sind demnach entscheidende Ansatzpunkte, die die Politik demnächst in Angriff nehmen muss.

Die AMMD hat nach der gescheiterten Übernahme ihrer Applikation noch eine Rechnung offen – wortwörtlich – und fährt seit Monaten eine beispiellose Kampagne in den sozialen Medien. Die Ärztevereinigung will die „sozialistische Planwirtschaft“ als Wurzel allen Übels erkannt haben. Ihr Wundermittel: Liberalisierung. Dem Argument aber mangelt es an der nötigen Tiefe. Nicht nur im Gesundheitssektor, sondern überall herrscht Fachkräftemangel. Nicht nur im Gesundheitssektor, auch im Transportsektor oder Wohnungsbau ist Luxemburg an seiner Belastbarkeitsgrenze angelangt.

Übrigens: In Deutschland ist die Politik dem Ruf der Liberalisierung gefolgt. Das Hauptproblem, mit dem das deutsche Gesundheitswesen heutzutage zu kämpfen hat: Ärztemangel. Die Lösung, die der deutsche Ärztetag genannt hat: mehr Liberalisierung? – Nicht ganz. Mehr Studienplätze, weniger Bürokratie und einen ressourcenschonenden Einsatz forderte der Ärztetag.

Administrative Vereinfachung, der Ruf nach einem Universitätskrankenhaus und ein Medizingrundstudium in Luxemburg – die politischen Initiativen, die die Parteien im Falle einer Regierungsverantwortung ergreifen wollen, sind vielfältiger als der Schrei nach mehr Privatisierungsinitiativen. Im Falle einer Regierungskoalition könnte sogar davon ausgegangen werden, dass ein Großteil der Maßnahmen umgesetzt werden könnte, da sie sich zum Teil sogar ergänzen. Die eigentliche Wahl, die sich dem Wähler am 8. Oktober stellt, ist die, ob Luxemburg an einem öffentlichen Gesundheitssystem festhalten soll oder nicht.

Narcisse
22. September 2023 - 10.17

@ Nomi / N E E !

Nomi
21. September 2023 - 17.10

Wann mer eis mol mat besserer Ernaehrung fir eng besser Gesondheet geifen beschaeftegen, kei'men mer och mat manner Dokteren an manner Frais'en vun der CNS aus. Et ass och net ganz gerecht am Ausland Dokteren oofzewerben, dei' dann do fehlen !

liah1elin2
21. September 2023 - 13.45

Wer sich zum Gesundheitssystem äußert, kann eigentlich nur ausrutschen. Eigentlich ist es egal ob "sozialistische Planwirtschaft" oder ein "liberales System" existiert. Beide Systeme sind und bleiben extrem teuer. Der Ärztemangel wird bleiben, weil zu wenig Studienplätze in Europa existieren im Verhältnis zur Bevölkerung. Die zunehmende Überalterung unserer Gesellschaft, neue Krankheiten sind weitere Herausforderungen für unser Gesundheitssystem. Und seien wir ehrlich, wir alle wünschen uns eine gute und richtige Behandlung und Betreuung bei Krankheit, Unfall oder Pflege.