BurgbrennenLandesweit organisieren Vereine Alternativen zum traditionellen Burgbrennen

Burgbrennen / Landesweit organisieren Vereine Alternativen zum traditionellen Burgbrennen
Die Burgenbauer der „Amicale Nidderréideng Rodange“ Foto: Jean-Claude Weintzen

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Da viele Vereine wegen des Coronavirus und der damit einhergehenden Sicherheitsmaßnahmen von der Organisation eines traditionellen Burgbrennens absehen, werden die Mitglieder der Vereine kreativ – so auch die leidenschaftlichen Burgenbauer der „Amicale Nidderréideng Rodange“.

Es ist wieder so weit: Der erste Fastensonntag steht vor der Tür. Nach altem Brauchtum brennen dann am „Buergsonndeg“ – mancherorts auch bereits am Samstag – in ganz Luxemburg die sogenannten Burgen, um den Winter zu vertreiben. Üblicherweise. Denn die aktuell geltenden Sicherheitsmaßnahmen haben vielen Burgenbauern einen Strich durch die Rechnung gemacht.

So auch den Mitgliedern der „Amicale Nidderréideng Rodange“. Seit rund 65 Jahren organisiert die Vereinigung in Rodange das Burgbrennen. Ausgefallen ist dieses noch nie, berichtet Sekretär Jean-François Schrank, der seit mehr als 20 Jahren Mitglied ist. „Zum ersten Mal wird das Burgbrennen, so wie wir es kennen, nun abgesagt. Sogar als in den vergangenen beiden Jahren das Wetter so schlecht war, haben wir an der Tradition festgehalten“, erklärt der 60-Jährige.

Und deshalb wird auch in diesem Jahr nicht ganz darauf verzichtet: Auf der „Dänneknippchen“ in Rodange wird am Sonntag eine Konstruktion aus Tannenbäumen und Paletten angezündet – allerdings ganz ohne Publikum. Für Zuschauer wird der Zugang nämlich gesperrt sein. „Wir befürchten, dass trotzdem Leute kommen werden. Ihnen werden wir aber leider sagen müssen, dass sie nicht bleiben können“, bedauert Jean-François Schrank und erklärt weiter: „Es ist in diesem Jahr kein richtiges Burgbrennen – mit Gästen, Zelten, Essen. Wir verbrennen eine kleinere Burg von etwa fünf Metern; normalerweise ist unsere Konstruktion etwa neun Meter hoch. Das kleinere Feuer soll in diesem Jahr symbolisch für die große Burg stehen, durch die der Winter, aber auch das ganze Jahr, verjagt werden soll.“

Die brennende Burg aus dem Jahr 2020
Die brennende Burg aus dem Jahr 2020 Foto: Jean-Claude Weintzen

Weniger Ausgaben

Das Abbrennen von Burgen im Beisein von Zuschauern ist laut Luxemburger Gesundheitsbehörde auch in diesem Jahr offiziell erlaubt, aber: die geltenden Regeln für öffentliche Versammlungen müssen dabei eingehalten werden. Demnach können nicht mehr als 100 Gäste empfangen werden. Kommen mehr als zehn Zuschauer, muss diesen ein fester Sitzplatz zugewiesen werden. Zudem heißt es Maske tragen und den Mindestabstand von zwei Metern einhalten. Die „Santé“ erinnert außerdem daran, dass im öffentlichen Raum aktuell kein Alkohol konsumiert werden darf und das Pandemiegesetz das gemeinsame Essen und Trinken untersagt.

Da diese Vorgaben in den Augen vieler Vereine nur schwer einzuhalten sind, haben einige Organisatoren ihre Veranstaltungen ganz abgesagt. Andere haben sich eine Alternative einfallen lassen oder setzen auf ein Burgbrennen in reduzierter Form – wie auch die „Amicale Nidderréideng Rodange“. So werden die Bewohner aus Rodange am Sonntag von ihrem Zuhause aus einen freien Blick auf die brennende Konstruktion, auf dem höher gelegenen Gelände der „Dänneknippchen“, haben. Gegen 19 Uhr wird die Burg dort in Flammen aufgehen.

Nach einem alten Brauch ist in vielen Dörfern des Großherzogtums das Paar, das zuletzt geheiratet hat, für das Entfachen des Feuers zuständig. In Rodange wird die Burg dagegen üblicherweise durch ein professionelles Feuerwerk entzündet. „Traditionell gehen die Vereinsmitglieder im Januar oder Februar von Tür zu Tür, um Geld für dieses Feuerwerk zu sammeln. Darauf haben wir in diesem Jahr verzichtet“, erzählt Jean-François Schrank. Auch andere Aktivitäten, wie beispielsweise die alljährlich im Oktober stattfindende 80er-und-90er-Party, mussten wegen Corona abgesagt werden. „Gleichzeitig haben wir allgemein weniger Ausgaben. Normalerweise organisieren wir im Dezember zum Beispiel ein Weihnachtsessen für unsere Mitglieder; auch das fiel aus. Wir haben keine Einnahmen, aber auch kaum Ausgaben.“

2019 konnte die Burg noch ohne Masken und Hygienemaßnahmen aufgebaut werden
2019 konnte die Burg noch ohne Masken und Hygienemaßnahmen aufgebaut werden Foto: Jean-Claude Weintzen

Vereinswesen leidet

Die Finanzen leiden also weniger, das Vereinsleben dafür umso mehr: Nur eine kleine Gruppe von Vereinsmitgliedern war in diesem Jahr mit dem Burgenbau beschäftigt – mit Masken und ausreichend Sicherheitsabstand. „Üblicherweise arbeiten rund 30 Leute ab November an der Burg. Dieses Zusammensein und der Kontakt untereinander fehlen jetzt einfach. Aber wir sind dankbar dafür, dass wir so viele junge Mitglieder haben, die anpacken“, stellt Jean-François Schrank erfreut fest und hofft, dass im kommenden Jahr wieder alle gemeinsam an der Konstruktion schuften können.

Aber erst mal steht 2021 eine alternative Version der Veranstaltung an: Wer am Sonntag von seinem Zuhause aus keine freie Sicht auf die „Dänneknippchen“ hat, wird sich ab 16 Uhr bei Facebook ein von der Gemeinde Petingen produziertes Video vom Burgbrennen ansehen können. „Eine Live-Übertragung war technisch schwierig, deshalb haben wir uns dagegen entschieden“, berichtet Jean-François Schrank. Auf der Facebook-Seite der „Amicale Nidderréideng Rodange“ werden anschließend auch Fotos der brennenden Konstruktion zu sehen sein. Sodass die Tradition des Burgbrennens in diesem Jahr weiter besteht – wenn auch anders als gewohnt.

Jahrtausendalte Tradition

Das Burgbrennen ist eine jahrtausendalte Tradition, die sich stetig weiterentwickelt hat. Aus dem Grund ist es laut Michel Margue, Geschichtsprofessor an der Uni.lu, schwierig zu sagen, wo die Ursprünge des Brauches liegen. Man geht davon aus, dass das Burgbrennen auf eine keltische Tradition zurückzuführen ist. Um die Frühlings-Tagundnachtgleiche wurde dabei ein großes Feuer entfacht, um den Winter zu verabschieden und die Hoffnung auf eine erfolgreiche Ernte zu symbolisieren. Die Flammen stehen demnach bildlich für die Helligkeit und Wärme des nahenden Frühlings.
Der Aspekt des Feuers taucht auch auf, wenn man sich näher mit der Herkunft des Wortes „Burg“ beschäftigt. Laut Sam Mersch, Sprachhistoriker beim „Zenter fir d’Lëtzebuerger Sprooch“ (ZLS), hat die Etymologie nichts mit einer Burg in Form einer Befestigungsanlage zu tun. Der Begriff kommt vielmehr vom lateinischen Verb „burare“, was das Anzünden eines Feuers oder das Verfeuern von brennbarem Material beschreibt. Demnach bezeichne das Wort das rituelle oder traditionelle Verbrennen einer spezifisch geformten Masse an Brennmaterialien. Da die Ursprünge der Tradition in einer Zeit vor den Anfängen des Christentums zu verorten sind, wird ausgeschlossen, dass es sich um einen rein christlichen Brauch handelt – anders, als die Kreuzform mancher Burgen es vielleicht vermuten lässt.

Jacques Zeyen
21. Februar 2021 - 8.49

Wie wär's mit einer Umweltaktion pro/Natur und nicht das Gegenteil. Winteraustreibung mittels Müllsammeln in Wald und Flur.Danach können die Vereine ja noch immer Glühwein und Würstchen verkaufen oder was immer Geld in die Kassen bringt. Diese Burgbrennaktion schleudert mehr Schadstoffe in die Luft als der gesamte Dieselfuhrpark des Landes in einer Woche. Man sollte so manche Tradition einmal hinterfragen. Veganer &Co machen mir ein schlechtes Gewissen wenn ich ein Steak esse (Wasserverbrauch,Tierschutz,Methan usw.) und dann sehe ich wie im Land riesige Feuer brennen um den Winter zu vertreiben. Na ja.

Karl Schneider
20. Februar 2021 - 7.21

Ist gut dass das alles ausfällt, ist sowieso nur verpestung der Natur und Luft.