PolitikKeup tritt nicht mehr an: Schoos wird erste Frau an Spitze der ADR

Politik / Keup tritt nicht mehr an: Schoos wird erste Frau an Spitze der ADR
Die ADR gibt sich mit Alexandra Schoos (2. v.l.) eine weibliche und jüngere Parteispitze Foto: Editpress/Tania Feller

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Als neue Nationalpräsidentin führt Alexandra Schoos die ADR in den Europawahlkampf. Wir erinnern an ihr Interview mit dem Tageblatt vom Oktober 2023.

35 Jahre alt, Parlamentarierin, von Beruf Tierärztin. Dass Alexandra Schoos am Sonntag zur neuen Nationalpräsidentin gewählt wurde, ist außergewöhnlich. Allein schon deshalb, weil sie eine Frau ist. Die ADR wählte sie am Sonntag, dem 17. März, mit 72 Prozent zur ersten weiblichen Nationalpräsidentin der Partei. Eingezogen in die Chamber ist sie aus dem Wahlbezirk Osten. Als erste Frau, die für die ADR jemals im Parlament saß. 

Darauf angesprochen, nannte sie im Tageblatt-Interview im Oktober 2023 Sam Tanson („déi gréng“) und Paulette Lenert (LSAP) als ihre Vorbilder. Sie schätze sie als „Powerfrauen“. Zwischentöne, die in deutlichem Kontrast zur letzten Rede Fred Keups als Parteipräsident stehen. Dieser beschwerte sich am Sonntag laut auf RTL.lu über die Grünen, die sich angesichts ihrer Regierungspolitik der letzten Jahre demütig zeigen sollten. Keup schwor die Mitglieder am Sonntag ein auf einen Wahlkampf gegen „Woke“. Glaubt man ihren Aussagen im Tageblatt-Interview, kann Alexandra Schoos mit diesen Begriffen nichts anfangen, sie betrachte sich grundsätzlich als weltoffen. Die 40-Prozent-Frauen-Quote für die Kandidatenlisten sei deshalb eine gute Sache, weil sie Männer zwinge, alte Verhaltensweisen zu durchbrechen. Fred Keup beschwerte sich am Sonntag noch, heutzutage sei alles die Schuld des alten, weißen Mannes. 

Im Tageblatt-Interview sah Schoos noch Diskussionsbedarf mit ihrer Partei, der sie jetzt vorsteht. Thema: gleichgeschlechtliche Ehen und Adoption. Schoos vertritt teilweise ganz selbstverständlich liberale Ansichten, die manche ihrer Parteifreunde vermutlich durchaus dem „woken“ Denken zurechnen würden. 

Rechtsextremismus habe Schoos in der ADR jedoch nie erlebt. Die SS-Runen auf dem T-Shirt Alain Vossens, der mit Schoos in der ADR Osten aktiv war, seien durch die Medien „von einer Mücke zum Elefanten“ gemacht worden. Die Taktik der Täter-Opfer-Umkehr beherrscht die frisch gebackene Parteipräsidentin jedenfalls. „Ich werde nie etwas akzeptieren, was in die rechtsextreme Richtung geht“, sagte sie im Oktober. Als Nationalpräsidentin der ADR wird sie sich erst recht daran messen lassen müssen.