Akademische „Rentrée“Immer mehr Studenten aus Luxemburg – auch auf ausländischen Universitäten

Akademische „Rentrée“ / Immer mehr Studenten aus Luxemburg – auch auf ausländischen Universitäten
 Symbolfoto: Sina Schuldt/dpa

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Die Anzahl der Studierenden aus Luxemburg nimmt zu. Nicht nur auf der Universität Luxemburg, sondern auch auf ausländischen Universitäten. Hochschulminister Claude Meisch ist es wichtig, den Fokus nun gezielt auf die Qualitätskontrolle der Studiengänge zu legen.

Zu Besuch auf der Studentenmesse REEL („Réunion européenne des étudiants luxembourgeois“) hat sich Hochschulminister Claude Meisch die Frage gestellt, ob die Studenten nach ihrem Studium den Weg wieder zurück nach Luxemburg finden. „Was muss Luxemburg gut ausgebildeten Menschen bieten, damit sie später auch hierbleiben und aktiv werden?“ Dazu gehörten die Fragen, wo und wieso man studieren soll. „Wirtschaft und Gesellschaft in Luxemburg brauchen jedes Jahr immer mehr junge Menschen mit einem Hochschulabschluss, damit sie Verantwortung im Beruf und in der Gesellschaft übernehmen können“, sagt Meisch auf der traditionellen Pressekonferenz zur akademischen „Rentrée“ am Donnerstag.

Der Minister nennt einige Zahlen. 80 Prozent der Studenten, die in Luxemburg gebietsansäßig sind, studieren im Ausland. Die anderen 20 Prozent, das sind 3.989 Studenten, haben sich an der Universität Luxemburg oder in einem BTS-Programm eingeschrieben. Im Studienjahr 2020/2021 zählte die Uni insgesamt 6.783 Studenten, davon hatten 45 Prozent ihr Abitur in Luxemburg gemacht. Das zeige, dass die Uni viele junge Leute aus dem Ausland anziehe, sagt Meisch. Insgesamt seien dort 130 verschiedene Nationalitäten vertreten. Auch hier stelle sich die Frage, was man tun müsse, um diesen Leuten nach ihrem Abschluss an der Uni ein Leben hier in Luxemburg zu ermöglichen.

Die Uni.lu hat drei relativ gleichwertige Fakultäten mit einem leichten Vorsprung für Jura, Wirtschaft und Finanzen. Direkt dahinter folgen mit jeweils auch mehr als 2.000 Studenten die Fakultäten der Humanwissenschaften sowie der Technologie und Medizin. Meisch nennt diese Fakultäten die drei starken Sockel der Uni.lu. In absoluten Zahlen könne man sagen, dass immer mehr Studenten zum Studieren in Luxemburg bleiben.

Welche Länder bei Studenten beliebt sind

In welchen Ländern studieren die meisten Studenten aus Luxemburg? Nimmt man die Kategorie der gebietsansässigen Studenten, liegt Deutschland (4.776) vor Luxemburg (3.989) und Belgien (3.497). In Deutschland und Österreich haben die Anmeldungen von Studenten aus Luxemburg in den vergangenen Jahren zugenommen. Den höchsten Zuwachs verzeichneten die Niederlande. Dort ist die Studentenzahl aus Luxemburg innerhalb von vier Jahren von 642 auf 1.403 geklettert. Andere traditionelle Studienländer wie Belgien, Frankreich und Großbritannien stagnieren dagegen. In den Jahren zuvor waren die Zahlen auch hier stets gewachsen.

Luxemburg ist sehr akut auf Arbeitskräfte aus dem Sektor der Gesundheitsberufe und der Medizin angewiesen

Claude Meisch, Hochschulminister

46 Prozent der Studenten aus Luxemburg sind männlich, 54 Prozent weiblich. In einzelnen Studienbereichen haben sich die Studentenzahlen kontinuierlich über Jahre hinweg positiv entwickelt. Meisch nennt als Beispiele die Bereiche Wirtschaft, Finanzen, Informatik, Ingenieurwesen. „Luxemburg ist sehr akut auf Arbeitskräfte aus dem Sektor der Gesundheitsberufe und der Medizin angewiesen.“ Deshalb habe die Regierung zusammen mit der Universität die Entscheidung getroffen, diesen spezifischen Sektor auszubauen. So habe die Uni.lu angefangen im Bachelor ein eigenes Programm anzubieten. Diese „Rentrée“ konnten die Studenten der Medizin ihr zweites Jahr auf der Uni.lu belegen. 2021/2022 wurden zum ersten Mal Spezialisierungen in den Bereichen der Allgemeinmedizin, der Onkologie und der Neurologie angeboten. Daneben sollen bis 2023 auch Bachelorstudiengänge für „Infirmier spécialisé“ angeboten werden.

Das höhere Fachdiplom BTS („Brevet de technicien supérieur“) ist stets populärer geworden, sagt Meisch. Für dieses Jahr nennt er die Rekordzahl von 330 Diplomen, die ausgegeben wurden. Auch bei den BTS-Studenten gebe es dieses Jahr eine Rekordzahl: 889. BTS wird von vielen Lyzeen in Luxemburg angeboten und ist ein vollwertiges Hochschulstudium, betont der Minister. Dies habe sicherlich auch mit der Diversifizierung der BTS-Studiengänge zu tun. Einige neue BTS kamen dazu.

Studienbeihilfen betragen 142 Millionen Euro

Die Zahlen, die dem Hochschulministerium durch die Anfragen der Studienbeihilfen vorliegen, zeigen, dass unter den Bewohnern in Luxemburg die Studentenzahl in den vergangenen Jahren deutlich zunahm. Meisch nennt einen Anstieg von 18 Prozent. 33.589 Studenten haben im akademischen Jahr 2020/2021 staatliche Studienbeihilfen bezogen. 19.898 Studenten waren Gebietsansässige, 13.691 Nicht-Gebietsansässige. Die Ausgaben für diese Studienbeihilfen lagen bei 142,6 Millionen Euro. Weitere 104,1 Millionen wurden an rückzahlbaren Geldanleihen genehmigt.

Ziel sei nicht nur, viele Studenten auszubilden, sondern auch eine hohe Qualität des Studiums anzubieten, sagt Meisch. Dieser Priorität werde sich die Regierung bis zum Ende der Legislaturperiode verschreiben. Das gelte sowohl für die Uni.lu als auch für andere Institute. Zur DNA der Uni.lu gehöre die Forschung, aber auch das „Enseignement supérieur“, so der Hochschulminister.

Alle vier Jahre wird die Uni.lu evaluiert. Diesmal stand der Fokus auf den Bereich des „Enseignement supérieur“. Die Methode basiert auf einer „Peer review“, wo internationale Experten und Studenten die verschiedenen Ausbildungsniveaus unter die Lupe nehmen. Zwei Bereiche seien negativ aufgefallen und müssten verbessert werden. Das seien die Verwaltung der Uni.lu sowie die Qualitätskontrolle. Deshalb soll der „Enseignement“ nun stärker in allen strategischen Dokumenten der Universität integriert werden. Zudem soll ein integriertes und institutionelles System der Qualitätskontrolle auf die Beine gestellt werden.

Studenten sollen in Zukunft getrackt werden

Eine weitere Empfehlung betrifft das Tracking von Studenten. Hier soll analysiert werden, was die Studenten nach Erhalt ihres Diploms gemacht haben: Haben sie weiter studiert – und wenn ja, wo? Welchen Beruf haben sie ergriffen und wo? „Hiermit soll der gesellschaftliche Impakt der Ausbildung auf der Uni.lu besser eingeschätzt werden“, sagt Meisch. Das Resultat dieser Evaluierung ist laut Hochschulminister ein wichtiges Element bei der Erneuerung der nächsten mehrjährigen Konvention zwischen der Uni und dem Staat. Diese wird am 1. Januar 2022 in Kraft treten.

Auch mit Hochschuldiplom in der Tasche entbindet dies einen nicht, sich weiterzubilden, um mit der gesellschaftlichen, technischen oder ökonomischen Entwicklung Schritt zu halten

Claude Meisch, Hochschulminister

In Zukunft soll der Fokus verstärkt auf akademische Weiterbildungen gelegt werden. „Auch mit Hochschuldiplom in der Tasche entbindet dies einen nicht, sich weiterzubilden, um mit der gesellschaftlichen, technischen oder ökonomischen Entwicklung Schritt zu halten“, sagt Meisch. Darauf soll der Schwerpunkt in einer Gesetzesreform zum „Enseignement supérieur“ gelegt werden. Dies soll zum Rahmengesetz aller Hochschulinstitute in Luxemburg werden. Hierin werde auch definiert werden, was einen berechtigt, sich als Hochschulinstitut zu bezeichnen.

Im Budget 2021 waren rund 215 Millionen Euro für die Uni.lu vorgesehen. Für 2022 sind es 220 Millionen. Auch in den nächsten Jahren sind weitere Steigerungen vorgesehen. Im Jahr 2020 waren das 34 Millionen, die in die Reserve geflossen sind. Viele angedachte Aktivitäten konnten aufgrund der Pandemie nicht durchgezogen oder zum Abschluss gebracht werden. Auch 2021 könnten 25 Millionen in die Reserve fließen. Diese soll in den nächsten Jahren für die Zwecke der Uni.lu eingesetzt werden.

jo
15. Oktober 2021 - 19.33

Loosst mer ons der Evidenz stellen: weifill ginn schon am 1. Joer op?

Duschtert
15. Oktober 2021 - 17.16

Waat muss een maan fir d'Absolventen erem op Lëtzebuerg ze kréien? Ganz einfach: bezuelbare Wunnraum an eng Plaatz, wou ech méi verdengen wéi zu Berlin.