Immer mehr Luxemburger kaufen Fair-Trade-Produkte

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Immer mehr Menschen in Luxemburg greifen auf Produkte aus dem fairen Handel zurück. Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz um 40 Prozent.

Es ist kurz nach sechs Uhr morgens. In einem kleinen Dorf in Ghana weckt die Mutter den achtjährigen Yaw. Doch der kleine Junge geht nicht in die Schule. Er muss auf einer der vielen Kakao-Plantagen in dem westafrikanischen Land schuften – zwölf bis 16 Stunden am Tag. Der Abnehmer des Kakaos ist einer der größten europäischen Süßwarenhersteller.

So wie Yaw geht es Millionen von Kindern in Afrika, Asien, aber auch in Teilen Lateinamerikas. Sie sind Sklaven, Kindersklaven. Sie schuften in Kakao-, Tee- oder Bananenplantagen, in Steinbrüchen oder Bergwerken. Viele erleiden tödliche Unfälle bei diesen gefährlichen Arbeiten. Bei Hunderttausenden von ihnen bleiben körperliche Schäden bis an ihr Lebensende zurück, von den seelischen Wunden ganz zu schweigen.

Gegen menschenunwürdige Arbeitsbedingungen

Die weltweite Bewegung für den fairen Handel hat es sich zur Aufgabe gemacht, gegen die menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen vorzugehen. Die Hersteller von Agrarprodukten und mittlerweile auch anderen Gütern bekommen einen fairen Preis für ihre Ware, Kinderarbeit ist ausgeschlossen.

Die Verbraucher in Luxemburg greifen seit Jahren immer mehr auf Fairtrade-Produkte zurück. Allein im vergangenen Jahr wurden im Großherzogtum 15 Millionen Euro mit Fairtrade-Produkten umgesetzt. Das ist ein Plus von 40 Prozent im Vergleich zu 2015.

Luxemburg Spitzenreiter

Luxemburg gehört in Europa mit zu den Spitzenreitern beim Verbrauch fair gehandelter Produkte. Pro Kopf gaben die Menschen hierzulande im vergangenen Jahr 26 Euro für Fairtrade-Produkte aus. Das ist doppelt so viel wie beispielsweise in Deutschland. Aber es ist auch noch deutlich Luft nach oben. Die Schweizer geben jährlich 75 Franken (66,78 Euro) für Produkte aus dem fairen Handel aus.

„In Luxemburg braucht man heute keine weiten Wege mehr zu gehen, wenn man Fairtrade-Produkte kaufen möchte“, erklärt Jean-Louis Zeien von Fairtrade Lëtzebuerg. „Es gibt mittlerweile gut 200 Verkaufsstellen im Land.“

Ein Drittel der Bananen sind fair gehandelt

Und die Waren erfreuen sich wachsender Beliebtheit. So haben fair gehandelte Bananen mittlerweile einen Marktanteil von über 30 Prozent. Auch Kaffee kommt beim Marktanteil mittlerweile in die Nähe, zweistellig zu werden. Ganz anders hingegen beim Kakao. Gerade mal 44 Tonnen fair gehandelte Kakao-Produkte gingen vergangenes Jahr in Luxemburg über die Ladentheke. Das entspricht einem Marktanteil von mageren 1,38 Prozent.

Dabei ist auch der Kakao-Anbau in vielen Ländern ein menschenunwürdiges und ausbeuterisches Geschäft. „Kindersklaverei ist auf Plantagen in Afrika bittere Realität“, so Jean-Louis Zeien. Die meisten Staaten dieser Welt hätten zwar Abkommen zum Verbot der Kinderarbeit unterzeichnet, doch kontrolliert wird das vor allem in den Diktaturen Afrikas und Asiens kaum.

Die meisten, die heute von freiem Welthandel reden, vergessen die Versklavung und Ausbeutung von Millionen Menschen durch ein ungerechtes internationales Handelssystem. Nur ein fairer Handel ist auch wirklich ein freier Handel – für alle Beteiligten.

Jean Bodry
28. Juli 2017 - 11.45

Wéi onfair ass dann de Recht vun Liewensmëttelhandel?