Am Freitag, 1. März kamen knapp 30 Teilnehmer und Teilnehmerinnen zusammen, um im Rahmen eines von der „Association de soutien aux travailleurs immigrés“ (ASTI) und der Organisation Passerell organisierten Workshops Plakate mit inspirierenden und aussagekräftigen Sprüchen für die bevorstehende „Marche féministe“ zu kreieren. Dieses Event diente jedoch nicht nur der Vorbereitung für den bevorstehenden Internationalen Frauentag am 8. März, sondern bot auch eine entspannte Atmosphäre, um zusammenzukommen und über wichtige Themen zu diskutieren.
„Wir sind zwar keine Organisation, die sich primär auf die Themen Frauen oder Gewalt konzentriert. Unsere Hauptanliegen drehen sich hauptsächlich um Zusammenleben und Migration“, erklärt Jessica Lopes, Vorstandsmitglied und ehrenamtliche Mitarbeiterin bei der ASTI. Die Menschen, die die Hilfe der ASTI in Anspruch nehmen, sind meistens mit äußerst komplexen Situationen konfrontiert, bei denen es um lebenswichtige Themen wie fehlenden Wohnraum oder Papiere geht. „Dennoch ist das Frauenrecht eine omnipräsente Thematik in unserer Arbeit, da Frauen in vulnerablen Situationen oft verstärkt Ungerechtigkeit und Gewalt ausgesetzt sind. Wir erleben oft Fälle von häuslicher Gewalt, aber auch Ausbeutung am Arbeitsplatz und Ähnliches.“
Genau in diesem Sinne hat die ASTI am vergangenen Freitag ihren Plakat-Workshop organisiert: „Diese Initiative haben wir vor etwa vier Jahren ins Leben gerufen, weil wir versucht haben, Frauen und Menschen im Allgemeinen zu mobilisieren, um an der ,Marche féministe‘ teilzunehmen.“
Auch das „Leilaw“-Projekt der Organisation „Passerell“ konzentriert sich auf die Rolle von Frauen in Einwanderungssituationen. „Wir haben drei Mitarbeiterinnen, die sich ausschließlich um diese Thematik kümmern. Dies bedeutet also, dass uns dieses Thema enorm berührt und wir sehen sehr oft, dass nicht alles so läuft, wie es sollte“, erklärten die anwesenden Praktikantinnen der Vereinigung.
Sowohl die ASTI als auch „Passerell“ sind Teil der Plattform „Journée internationale des femmes“ (JIF), die sich aus verschiedenen Organisationen zusammensetzt und für die Rechte der Frauen starkmacht. Jede Organisation bringt ihr eigenes Fachwissen mit ein und die Zusammenarbeit ermöglicht eine bessere Vertretung und Förderung der Frauenrechte.
„Polizei nahm nicht ihn mit, sondern mich“
Eine der Teilnehmerinnen des Plakat-Workshops, Kenza Cafi, hat viele Gründe, diese feministische Bewegung zu unterstützen. Ein wesentlicher Antrieb für ihr Engagement ist die Tatsache, dass die ursprünglich aus Marokko kommende 35-Jährige Opfer von häuslicher Gewalt wurde. Der Täter war ihr früherer Partner. „Manchmal gab es Konflikte zwischen mir und dem Vater meiner Tochter und ich traute mich nie, die Polizei rufen. Wenn er getrunken hatte, wurde er gewalttätig. Und jedes Mal sagte er mir: ,Wenn du die Polizei rufst, werden sie dich in dein Land zurückbringen!‘“ Schließlich hatte Cafi keine Papiere. Dann kam jedoch der Tag, an dem sie keinen anderen Ausweg mehr sah und die Polizei verständigte. „Aber die Polizei nahm nicht ihn mit, sondern mich, weil ich keine Papiere hatte.“
Anschließend musste sie fast vier Stunden lang auf der Polizeiwache verharren – und war zu dem Zeitpunkt schwanger. Dennoch bewies Kenza Cafi Stärke und Widerstandsfähigkeit. Ohne Papiere und ohne Unterstützung wandte sie sich an die ASTI, die ihr half, die notwendigen Dokumente zu erhalten und im Land zu bleiben. Dank der Unterstützung der ASTI und vor allem von Jessica Lopes Cafi nach langem Hin und Her eine feste Anstellung und ein stabiles Leben für sich und ihre Tochter. In diesem Sinne hebt sie die große Bedeutung weiblicher Unterstützung hervor: „Es war eine Frau, die mir geholfen hat. Wir brauchen alle jemanden, der uns unterstützt, jemanden an unserer Seite. So habe ich die ASTI gefunden und sie hat mir die Kraft gegeben, weiterzumachen.“
Auch die 39-jährige Zeineb aus Tunesien beschreibt ihre persönliche Erfahrung. Ursprünglich im IT-Bereich tätig, arbeitete sie zehn Jahre in ihrem Heimatland, bevor sie nach Luxemburg kam. Bei ihrer Ankunft gab es jedoch ein Gesetz, das es Frauen und den Familienmitgliedern von Drittstaatsangehörigen verbot, zu arbeiten. „Ich war zwei Jahre in dieser Situation. Mein Mann war berufstätig, und obwohl es nicht direkt als wirtschaftliche Gewalt zu bezeichnen war, hatte er eine gewisse Kontrolle über mich.“ Die Situation änderte sich erst im September 2023, als das Gesetz reformiert wurde. Heute arbeitet Zeineb bei der ASTI als Verwaltungsassistentin.
Beide Frauen sind jetzt starke Befürworterinnen der feministischen Bewegung, betonen die Bedeutung von Unterstützung und Solidarität und appellieren an die Gesellschaft, die Rechte und Würde aller Frauen zu respektieren. Die „Marche féministe“ findet am Freitag, dem 8. März statt. Start ist um 17 Uhr an der hauptstädtischen place de Paris.
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