Corona-KriseHandelskammer fordert weitere Direkthilfen – besonders für Hotels und Restaurants

Corona-Krise / Handelskammer fordert weitere Direkthilfen – besonders für Hotels und Restaurants
Sieben von zehn Hotels und Restaurants haben ab dem 1. Mai keine Reserven mehr. Das geht aus einer Umfrage der Handelskammer hervor. Auch stark betroffen: Unternehmen aus dem Non-Food-Handel. Foto: dpa

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Luxemburgs Wirtschaft ist stark angeschlagen, die finanziellen Hilfen des Staates reichen nicht aus. Das ist das Fazit einer Umfrage der Luxemburger Handelskammer bei ihren Mitgliedsunternehmen. Besonders stark betroffen ist die Horeca-Branche. Viele Hotels und Restaurants stehen finanziell vor dem Aus.

Die angekündigten Finanzspritzen des Staates reichen bei weitem nicht aus, um den angeschlagenen Unternehmen in Luxemburg über die Runden zu helfen. Das schreibt die Luxemburger Handelskammer in einer Mitteilung am Dienstagmorgen. Die Maßnahmen müssten unbedingt erweitert werden, um die „zerstörerischen Folgen der sanitären Krise für das sozioökonomische Umfeld“ im Großherzogtum noch abfedern zu können.

Unter den aktuellen Bedingungen seien die am Dienstag vom Ministerrat verabschiedeten Direkthilfen – 2.500 Euro für Selbstständige, 5.000 Euro für Kleinstunternehmen bis zu neun Mitarbeitern und 12.500 Euro für Betriebe mit 10 bis 20 Angestellten – nicht mehr als eine „willkommene frische Brise“, stellt die „Chambre de Commerce“ in ihrem Schreiben fest. Mit dem ersten Maßnahmenpaket der Regierung hätten sich viele Unternehmen zwar über den April retten können, doch reiche die Unterstützung auf Dauer nicht aus. Vor allem da ein großer Teil der am stärksten betroffenen Betriebe wohl kaum in absehbarer Zeit öffnen werden.

Dabei stützt sich die Handelskammer auf die Ergebnisse einer Umfrage, die zwischen dem 8. und 15. April mit den fünf großen Verbänden ACA, ABBL, CLC, Fedil und Horesca bei deren Mitgliedsunternehmen durchgeführt wurde. Bei drei von vier Teilnehmern handelt es sich um kleine und mittelständische Unternehmen. Besonders stark vertreten: die Gaststättenbranche und der Non-Food-Handel.

Mehr als 2.600 Antworten gingen binnen einer Woche bei der Handelskammer ein. Was diese als Beweis dafür wertet, dass sich viele Unternehmen in Krisenzeiten Gehör verschaffen wollten. Ziel der Erhebung sei es denn auch gewesen, ein besseres Verständnis dafür zu entwickeln, wie die luxemburgischen Unternehmen die Krise bewältigen und die eigene Zukunft nach der Pandemie wahrnehmen. Dabei hat sich herausgestellt, dass viele Betriebe stark angeschlagen sind und dringende Liquiditätsprobleme haben.

Von den teilnehmenden Unternehmen mussten 58,5 Prozent den Betrieb vollständig einstellen, nachdem die Regierung den Notstand ausgerufen hatte. Während 41,3 Prozent auf Verfügung der Regierung hin handelten, sahen sich immerhin noch 17,2 Prozent zur Schließung gezwungen, weil etwa die Kunden ausblieben, die Aktivitäten nicht ins Netz verlegt werden konnten oder Home-Office nicht möglich war.

Umsatzrückgänge und Liquiditätsprobleme

Sechs von zehn Unternehmen, die weiter tätig sind, müssen zum Teil mit stark reduzierten Personalbeständen über die Runden kommen. In manchen Betrieben seien bis zu 40 Prozent der Angestellten ausgefallen, hauptsächlich wegen des Sonderurlaubs aus familiären Gründen. Inzwischen geht auch fast jedes dritte Unternehmen von einem Umsatzrückgang bis zu 20 Prozent aus. Über 40 Prozent befürchten sogar, mehr als die Hälfte ihres Erlöses zu verlieren.

Zurückzuführen sind die Verluste hauptsächlich auf die Verschiebung (54,7 Prozent) oder Stornierung (35,1 Prozent) von Projekten und Lieferungen. Mit entsprechenden Auswirkungen auf die Geldmittel: Bei fast jedem dritten Unternehmen neigten sich zum Zeitpunkt der Umfrage die Reserven bereits ihrem Ende zu. Besonders stark betroffen ist die Horeca-Branche: 72 Prozent der Hotels und Restaurants stehen ab dem 1. Mai keine Geldmittel mehr zur Verfügung.

Von den ihnen zur Verfügung stehenden Maßnahmen wollen die Unternehmen vor allem auf Teilzeit- und Kurzarbeit zurückgreifen, auch wenn Kündigungen aus wirtschaftlichen Gründen zum Zeitpunkt der Umfrage Mitte April noch die Ausnahme waren. Genannt wurden aber auch andere Möglichkeiten, wie eine Stornierung der Vorschüsse, eine Verschiebung der Steuerzahlungen, Maßnahmen im Bereich der Sozialabgaben und nicht rückzahlbare Direkthilfen.

In dieser Hinsicht scheint es vielen Unternehmen noch an Informationen zu fehlen. Die meisten Umfrageteilnehmer zeigten sich nur „mäßig aufgeklärt“, was die verschiedenen Direkthilfen und Finanzspritzen des Staates während der sanitären Krise angeht. Eigenen Aussagen zufolge reichten die Beträge auch nicht aus, um den Unternehmen durch die Krise zu helfen. Allein in der Horeca-Branche geben sieben von zehn Unternehmen an, ab dem 1. Mai keine Geldmittel mehr zur Verfügung zu haben. In der Non-Food-Branche sind es immerhin sechs von zehn Betrieben.

Auch wenn das Land schrittweise aus dem Lockdown geführt wird und erste Branchen seit Montag wieder arbeiten dürften, sei ein Ende der Krise noch immer nicht absehbar. Aufgrund dieser Resultate, welche die Ausmaße der Probleme nur erahnen ließen, fordert die Luxemburger Handelskammer eine Ausweitung der Finanzhilfen. Das Überleben vieler kleiner und mittlerer Unternehmen hänge davon ab.