Esch2022„Große Publikumsveranstaltungen gehören dazu“: Georges Mischo kontert Kritik von Théid Johanns

Esch2022 / „Große Publikumsveranstaltungen gehören dazu“: Georges Mischo kontert Kritik von Théid Johanns
Nicht einverstanden mit der Kritik von Théid Johanns: Georges Mischo, Bürgermeister von Esch und Verwaltungsratspräsident von Esch2022 Archivbild: Editpress/Alain Rischard

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Kein gutes Haar ließ das Escher Künstler-Urgestein Théid Johanns vergangene Woche im Tageblatt-Interview an Esch2022 und vor allem am Escher Bürgermeister Georges Mischo (CSV), gleichzeitig Präsident des Verwaltungsrats des Kulturjahrs. Nun reagiert Mischo auf die Vorwürfe.  

Johanns hatte Bürgermeister Georges Mischo (CSV) im Gespräch mit dem Tageblatt vorgeworfen, ihn und seine Cueva-Ausstellung gecancelt, also aus den Publikationen der Gemeinde verbannt zu haben. Das wegen seiner Kritik an Esch2022. Johanns nennt das Kulturjahr ein „riesengroßes ‚kulturelles‘ Fake ohne jegliche Nachhaltigkeit“, das nichts mit der Escher Identität zu tun habe. „Ich kann nur staunen über die Aussagen von Théid, und enttäuscht bin ich über verschiedene Ausdrucksweisen, bei denen der Frust ganz offensichtlich herauskommt“, sagt Georges Mischo. Er wollte deshalb am Anfang gar nicht reagieren, doch die Anschuldigungen ihm gegenüber stellten seine Integrität infrage. „Ich habe nie, und das schwöre ich auf alles, was ich kann, einen Befehl herausgegeben, um jemanden zu blockieren oder aus den Publikationen herauszuhalten. Das habe ich nie getan, weder als Bürgermeister, noch als Kommunikationsschöffe. Und meine Kollegen im Schöffenrat auch nicht“, ist Mischo formell.

Ich habe nie einen Befehl herausgegeben, um jemanden zu blockieren oder aus den Publikationen herauszuhalten

„Wenn ich so etwas wie Zensur praktizieren würde, dann müsste ich das ja auch gegenüber Richtung22 tun. Im Gegenteil, für das Kulturprogramm des Sommers ist eine Kampagne gestartet worden, um für die großen Veranstaltungen Werbung zu machen. Da haben wir Cueva mit integriert und Théid Johanns sogar den Radiospot sprechen lassen, obwohl Cueva nicht zum Programm von Esch2022 gehört. Daher verstehe ich die Aussage nicht, dass wir ihn irgendwie blockieren würden. Sämtliche Cueva-Ausstellungen wurden von der Gemeinde unterstützt. Als der Motorradunfall in der Metzeschmelz war, haben wir bei ArcelorMittal interveniert, damit die Ausstellung weitergehen konnte“, sagt Georges Mischo. Ein Besucher der Ausstellung hatte sich vor einigen Monaten nach einem Motorradsturz beim Verlassen des Geländes verletzt. Seitdem wird bei Veranstaltungen auf dem Gelände des ehemaligen Stahlwerks in der Regel kein Alkohol ausgeschenkt.

Große Events gehören dazu

Mischo kann sich nicht wirklich erklären, woher die Anschuldigungen kommen. „Er sagt, ‚ech hunn dee gefriess‘. Aber ich habe prinzipiell kein Problem mit ihm. Ich habe aber ein Problem mit ihm, wenn er Sachen rausdonnert, die einfach nicht wahr sind. Wir werden politisch nie einer Meinung sein. Das weiß er, das weiß ich. Allerdings sind wir uns in einem Punkt einig, und zwar dass der Süden Kultur kann.“ Dass Cueva Esch2022 als offizieller Bestandteil gut zu Gesicht gestanden hätte, bestreitet der Präsident des Verwaltungsrats nicht: „Natürlich, und ich war genau wie Pim Knaff (der Escher Kulturschöffe, d. Red.) enttäuscht, dass sie ihr Bewerbungsformular noch nicht mal richtig ausgefüllt haben. 13 Fragen wurden nicht beantwortet. Wie soll das Projekt dann vom ‚Comité de lecture‘, in dem übrigens kein Politiker saß, grünes Licht bekommen?“ Von den 800 eingereichten Projekten behielt dieses Komitee rund 160 zurück.

Das Budget des Kulturjahrs beträgt 56 Millionen Euro, wovon der Staat 40 Millionen übernimmt und 10,1 Millionen die Stadt Esch. Der Rest wird durch Sponsoring und von Kunstmäzenen abgedeckt. Théid Johanns wirft den Organisatoren von Esch2022 vor, dass der Hauptkuchen dieses Budgets an ausländische Eventfirmen geht. Dass das so ist, verneint Mischo nicht, aber: „Ich fange mal ganz vorne an. Wer hätte die Eröffnungsfeier in Luxemburg stemmen können? Bei verschiedenen Sachen muss man auf ausländische Partner zurückgreifen. Wer zum Beispiel hätte denn die Bühnen aufbauen sollen? Also ich finde diese Kritik zu einseitig. Außerdem braucht Esch2022 auch die großen Publikumsveranstaltungen“, sagt er. Wichtig sei zudem, was von Esch2022 übrig bleibt: „Ich mache ihm den Vorschlag, sich einmal hier mit Pim Knaff und mir zusammenzusetzen und zu diskutieren, wo es hingeht mit der Kultur im nächsten Jahr. Denn das wichtige ist das Vermächtnis von Esch2022. Wir haben die Konschthal, das Batiment4, das Ariston, das Bridderhaus. Deswegen machen wir das, deswegen haben wir 36 Millionen Euro in die Hand genommen, um diese Institutionen zu schaffen.“

Nicht nur von Johanns war die Eröffnungsfeier im Februar kritisiert worden. Organisatorische Mängel wie der komplizierte Einlass, Probleme beim Catering und schlussendlich die fehlende Identifikation mit dem Minett waren wiederkehrende Themen, die auch Johanns ansprach. „Es ist Fake. Esch2022 sollte eine Verankerung mit Künstlern haben, die sich mit der Region befassen“, sagte er. Für Georges Mischo gibt es diese Verankerung: „Wenn ich schaue, wie viel Erfolg die Veranstaltungen haben, dann meine ich nicht, dass er recht hat. Jeder Bürgermeister der teilnehmenden Gemeinden, mit dem ich bis jetzt gesprochen habe, ist auf seinem Niveau zufrieden, sogar begeistert. Dass Sachen manchmal nicht zu 100% funktionieren, ist aber auch klar. Das gibt es überall. Ich jedenfalls kann nur für Esch reden. Wenn ich sehe, wie viele Touristen im Moment nur wegen Esch2022 hierherkommen … Und das ist ja eines unserer Ziele gewesen. Nur ein kleines Beispiel: Die Jeppe-Hein-Ausstellung in der Konschthal haben 4.941 Menschen besucht, das ist enorm.“

Ein Kulturkoordinator für den Süden

Wenn es nach Mischo geht, so soll ein Vermächtnis von Esch2022 ein Kulturkoordinator für die Prosud-Gemeinden sein. Den Verbund der Südgemeinden führt der Escher Bürgermeister seit einigen Monaten als Präsident an. Daneben bekleidet Mischo eine Reihe weiterer verantwortungsvoller Posten. Er ist Bürgermeister, Abgeordneter sowie Präsident der Verwaltungsräte von Esch2022 oder des CHEM. Zu viel, um die Posten richtig ausfüllen zu können, wie Johanns sagt? „Ich habe Topleute, sowohl in der Gemeinde als auch im Prosud oder im CHEM. Die leisten gute Arbeit und bereiten mir die Sachen so vor, dass ich mit der Zeit, die ich habe, auskomme. Genau wie bei Esch2022. Da ist es vielleicht auch mal an der Zeit, mit dem Märchen aufzuräumen, dass Nancy Braun von Premierminister Bettel auf den Direktorenposten gehievt wurde. Nein, es gab einen ‚Conseil de recrutement‘, die Kandidaten wurden gehört und die beste Person genommen.“  

Mischo wehrt sich auch gegen die Aussage, Kritik am Kulturjahr wäre nicht erwünscht und würde im Keim erstickt. „Ich habe mich der Kritik immer gestellt, wenn ich gefragt wurde. Natürlich kann jeder seine Meinung äußern. Jeder kann sagen, was er will, solange es nicht unter die Gürtellinie geht.“ Es stimme auch nicht, dass er die aktuelle Cueva-Ausstellung auf der Metzeschmelz nicht besucht habe. Er sei zwar nicht bei den Publikumsveranstaltungen dort gewesen, aber einmal mit Minister Lex Delles vorbeigekommen. Auch hier mache er Johanns das Angebot, sich an einmal an einen Tisch zu setzen und über eine eventuelle Zukunft des Künstlerkollektivs in Esch zu reden. „Ich habe die Cueva-Ausstellungen immer gut gefunden“, so Mischo abschließend. 

Nur einige Tage nach dem Tageblatt-Interview erschien im Übrigen ein Artikel über die Cueva-Ausstellung im Escher Blog.

Esch2022 braucht auch die großen Publikumsveranstaltungen wie die Francofolies, sagt Georges Mischo
Esch2022 braucht auch die großen Publikumsveranstaltungen wie die Francofolies, sagt Georges Mischo Foto: Editpress/Julien Garroy
charlesplier1960
8. September 2022 - 13.10

Den Theid huet 100% richteg gesot. All Respekt.