KunsteckeGroße Meister des Impressionismus

Kunstecke / Große Meister des Impressionismus
Claude Monet, Sur le bateau („Jeunes filles en barque“), 1887, Öl auf Leinwand, 145,5 x 133,5 cm Foto: The National Museum of Western Art, Tokyo – Matsukata Collection

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„Schafft sich die Kunst selbst ab?“, fragt provokativ der Herausgeber der deutschen Kunstzeitung, Karlheinz Schmid, in der Februar-März-Ausgabe. Er schlägt Alarm und warnt vor neuen Tendenzen in der Kunstwelt, etwa mit „digitalen Blendwerken, Datensätzen der angesagten Marke Non-Fungible Token“, spricht von einer sich breitmachenden „Spekulanten-Börse“ und meint, es dürfe nicht wundern, wenn Museen ihre alten Meister aus dem Depot holen, um ihren Stellenwert als Bildungseinrichtung zu untermauern.

Sein Beitrag ist weit gespannt, versteht sich als „Notruf“ in schwierigen Zeiten und Paradigmen-Wechsel, weg vom „Kunstwerk als sinnliches Objekt“. Doch in der Kunst ist es wie allgemein, auch in diesem Feld gibt es ungleiche Entwicklungen, es gibt sie durchaus, die „Kunst als sinnliches Objekt“, auch tut es gut, in unterschiedlicher Form daran zu erinnern.

In diesem Kontext tut es der deutschen Museumsszene gut, wenn ein Haus wie das Museum Folkwang 100 Jahre feiert, nicht nur mit politischer Prominenz, vor allem mit einer Ausstellung, die nicht nur aus der Sammlung zweier Kunstliebhaber stammt, sondern auch für die angegebene Zeit eine Vorreiterrolle für die Moderne gespielt hat. 1902 ursprünglich in Hagen gegründet, wurde es von seinem Initiator Karl Ernst Osthaus unter dem Namen „Folkwang-Museum“ eröffnet. Nach dem Tod des Gründers wurde seine Sammlung 1921 nach Essen verkauft, von einem Verein gepflegt und weitergeführt. Seit 1922 ist diese Sammlung im Besitz des Vereins und der Stadt Essen. Gründer Osthaus verstand seine Initiative als einen Schritt, die Kunst allen Bürgern zugänglich zu machen, kurzum, das Museum betrachtete er als „Halle des Volkes“, eine Bestrebung, die sich in diesen Nachkriegszeiten viele zu eigen machten, auch um durch den Einsatz für Bildung und Kultur über die Kriegszeiten hinwegzukommen.

Osthaus war im Kunstbereich ein Visionär. Impressionismus, Expressionismus, Surrealismus, alles Stilrichtungen, die er sammelte, stießen seinerzeit nicht auf einhellige Zustimmung, doch er setzte sich resolut für alle Bewegungen der modernen Kunst ein, selbst die Fotografie fand damals bei ihm bereits ihren Platz. Kein Wunder, dass das Folkwang-Museum später der Nazi-Politik gegen die sogenannte „entartete Kunst“ zum Opfer fiel. Über 1.000 Werke verschwanden, doch später konnte der Bestand wieder teilweise hergestellt und/oder ergänzt werden. Am 28. Januar 2010 wurde dank zweier Finanzgeber der heutige von David Chipperfield entworfene Neubau pünktlich zum Kulturhauptstadtjahr 2010 eröffnet. Der prächtige Altbau ist als eigenständiges Gebäude erhalten und Bestandteil des Museums.

120 Werke

Die Jubiläumsausstellung umfasst 120 Werke aus den Sammlungen Karl Ernst Osthaus und des Japaners Kojiro Matsukato. Sie präsentiert sich recht locker und stößt trotz ihres Umfangs nicht bei jedem Kunstfreund auf Zustimmung. Beworben wird die Schau mit dem Slogan „Renoir, Monet, Gauguin. Bilder einer fließenden Welt“. Sie ist seit dem 6. Februar und noch bis zum 15. Mai zu sehen. Sie bietet dem Besucher die Möglichkeit einer Begegnung mit Werken des Spätimpressionismus der bereits zitierten Meister sowie anderer Zeitgenossen, etwa Paul Signac und Vincent van Gogh. In diesen Zeiten des „Postimpressionismus“ gehen Künstler unterschiedliche Wege, neue Stilvarianten entwickeln sich, so Paul Signac (1863-1935), der dem „Pointillismus“ frönt, derweil Georges Seurat (1859-1891) eher die Technik des reinen „Impressionismus“ übernimmt.

Paul Gauguin (1848-1903), der in Essen vertreten ist, wandelt sich progressiv vom „Impressionismus“ hin zu einer als „Cloisonismus“ bezeichneten Maltechnik. Später wandert Gauguin nach Tahiti aus und geht wieder neue künstlerische Wege. Während Auguste Renoir (1841-1919) sich der Malerei mit viel Elan und einer gewissen Leichtigkeit und Liebe zum Ausdruck hinwendet, darf Claude Monet (1840-1926) als Antreiber der puren impressionistischen Stilrichtung bezeichnet werden. Er drückt sich mit gezieltem Augenmerk auf farbliche Stimmungen aus, sein Sinn für Nuancen vermittelt seinen Werken eine bestimmte „Einheitlichkeit“. Etwas abseits dieser Richtung bewegt sich Vincent van Gogh (1853-1890). Er zeichnet sich durch „kräftige Farbigkeit“ und einen neu geführten, kurzen Pinselstrich aus, um nur diese Merkmale anzuführen.

Andere wären zu nennen, doch die Jubiläumsausstellung in Essen ist vor allem von diesen Malern geprägt. – 100 Jahre Museum Folkwang mit Bildern einer „fließenden Welt“, sicherlich einen Abstecher in den Ruhrpott wert.