Forscher wollen Astronauten das Leben in der Schwerelosigkeit erleichtern

Forscher wollen Astronauten das Leben in der Schwerelosigkeit erleichtern

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Der menschliche Körper ist an die Schwerkraft auf der Erde angepasst. Bei einer Reise durch das Weltall fehlt diese Kraft, die Astronauten sind schwerelos. Bei einer langen Reise wie der zum Mars kann das schwerwiegende Folgen haben: Muskeln und Knochen werden abgebaut. Einige Forscher setzen nun auf Resveratrol, einen Stoff, der in Blaubeeren und Trauben zu finden ist, um dem entgegenzuwirken.

Damit die fehlende Schwerkraft keine negativen Auswirkungen auf ihre Gesundheit hat, müssen Astronauten regelmäßig trainieren. Die Männer und Frauen etwa, die sich an Bord der internationalen Weltraumstation ISS aufhalten, müssen täglich zwei Stunden Sport treiben, damit sich ihre Muskeln und ihre Knochen nicht abbauen.

Die Besatzung der ISS nutzt unter anderem ein Laufband, an das sie sich mit Gurten festbinden müssen, um richtig trainieren zu können. Daneben gibt es ein Gerät ähnlich einem Fahrrad und eine Maschine, an denen die Astronauten Gewichtheben trainieren können. Da normale Hanteln in der Mikrogravitation genauso schwerelos herumfliegen würden wie die Astronauten, ist dieses Gerät mit Vakuumzylindern bestückt, die den trainierenden Astronauten genügend Widerstand bieten, damit sie adäquat trainieren können.

Anziehungskraft auf dem Mars

Auf der weiten Reise zum Mars werden die Astronauten über einen langen Zeitraum mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben. Auch wenn die Astronauten ihr Ziel erreicht haben, werden die Probleme nicht komplett verschwinden. Irdische Muskeln und Knochen werden auf einem solchen Flug und auch auf dem benachbarten Himmelskörper sicher schnell verkümmern, wenn dem nichts entgegengesetzt wird. Immerhin ist die Anziehungskraft des roten Planeten weniger stark als die der Erde.

Die Lösung dafür soll ausgerechnet Rotwein sein, suggerieren Überschriften, die einige Medien im letzten Monat brachten. CNN etwa schrieb: „An antioxidant in red wine might power astronauts on Mars, study says“. Die Weinplattform Decanter titelte: „Could red wine help power a mission to Mars?“. Dass ausgerechnet Rotwein die Antwort auf die Gesundheitsprobleme von Astronauten sein soll, überrascht natürlich – und entspricht auch nicht ganz der Wahrheit.

Cognac und Wodka

Die amerikanische Weltraumagentur NASA verbietet ihren Astronauten sogar, Alkohol im Weltraum zu konsumieren. Das soll aber nicht heißen, dass es im Weltall keinen Alkohol gibt. 2015 etwa schickte der japanische Whisky-Hersteller Suntory Proben seiner Getränke ins Weltall – um zu testen, wie sich der Geschmack dort entwickelt. Auch an Bord der sowjetischen Station Mir soll das Alkoholverbot nicht ganz so streng gewesen sein wie auf der ISS. Die Kosmonauten durften, Berichten zufolge, kleine Mengen Wodka und Cognac trinken.

Anlass für die rotweinhaltigen Überschriften ist eine Studie, die Forscher an der Harvard Medical School in Boston durchgeführt haben und die in der Fachzeitschrift Frontiers in Physiology veröffentlicht worden ist. Die Forscher behaupten darin allerdings nicht, dass Astronauten Rotwein trinken sollen. Außerdem wurden die Experimente an Ratten durchgeführt und nicht an Menschen, und Tierversuche lassen sich nicht ohne weiteres auf den Menschen übertragen.

Ratten in kleinen Harnischen

Für ihr Experiment haben die Forscher Laborratten kleine Harnische angelegt und sie an einem Gerüst aufgehängt, sodass ihre Knochen und Muskeln zum Teil entlastet waren und ihre Füßchen den Boden noch erreichten. Auf diese Weise wollten Forscher die geringere Gravitation auf dem Mars (0,38 g) simulieren. Sie entdeckten, dass in dieser Situation der Stoff Resveratrol positive Effekte auf die Muskeln und die Knochen der Ratten hatte.

Ratten, die nicht mit dem Stoff behandelt wurden, verloren hingegen an Kraft und konnten weniger stark zupacken. Resveratrol kommt in Blaubeeren und Trauben – und eben auch in Rotwein vor. Die Forscher empfehlen allerdings nicht, dass die Pioniere auf dem Mars sich, bevor sie aufbrechen, mit einem Château Pétrus eindecken sollen. Sie zeigen sich jedoch optimistisch – ihre Arbeit lege nahe, dass medizinisch wirksame Nahrungsmittel das Potenzial haben, den Muskel- und Knochenschwund bei einer langfristigen Mars-Mission zu verringern. Für ihre Arbeit hatten die Forscher Geld von der Weltraumbehörde NASA erhalten.

Rot ist der Mars

Derzeit gibt es einige langfristig angelegte Projekte, den Mars zu besiedeln. Unter anderem will der Unternehmer Elon Musk eine dauerhafte Siedlung auf dem Mars errichten. Aber auch die NASA interessiert sich für den roten Planeten. Die amerikanische Weltraumbehörde plant ein Raumschiff – die Gateway –, das in einen Orbit um den Mond gehen soll. Die Gateway soll Missionen auf der Mondoberfläche unterstützen. So soll eine permanente menschliche Präsenz auf dem Mond möglich werden.

Der Mond soll der Menschheit als eine Art Sprungbrett zum Mars dienen. Er ist tausendmal weiter entfernt von der Erde als die ISS. Alle Systeme bei einer solchen Mission müssen zuverlässig arbeiten und dennoch leicht genug sein, um in den Weltraum geschossen zu werden, schreibt die NASA. Sie sieht im Mond die Möglichkeit, neue Instrumente zu testen, darunter Habitate und Lebenserhaltungssysteme. Das Leben an Bord der Gateway erlaube es außerdem, die Auswirkungen auf den menschlichen Körper zu testen, bevor eine Reise zum Mars stattfindet – an Menschen und unter echten Weltraumbedingungen.