Asselborn reagiert auf Lies„Flüchtlinge verdächtigen, dass sie Hühnerdiebe sind … das muss man hinkriegen“

Asselborn reagiert auf Lies / „Flüchtlinge verdächtigen, dass sie Hühnerdiebe sind … das muss man hinkriegen“
Jean Asselborn sieht die aktuelle CSV-DP-Regierung auf einem unguten Weg Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Nachdem der CSV-Abgeordnete und Hesperinger Bürgermeister Marc Lies auf Facebook Jean Asselborn kritisiert hatte, reagierte der Ex-Außenminister ebenfalls im sozialen Netzwerk. Das LSAP-Urgestein sieht die CSV-DP-Koalition inzwischen „auf dem sicheren Weg, der ADR in die Karten zu spielen“.

Der Empörung um getötete und gestohlene Hühner in Hesperingen folgte am Samstag rasch ein Aufreger um Aussagen von Hesperingens Bürgermeister und CSV-Abgeordneten Marc Lies. In einem Facebook-Kommentar unter dem Beitrag eines Mannes, der von in seinem Stall geköpften Hühnern berichtete, schrieb sich Lies regelrecht in Rage. „Reden Sie mit Herrn Asselborn, der über Jahre ‚open the Gates‘ propagiert hat“, insinuierte Lies, Flüchtlinge hätten die Hühner getötet. Und weiter: Jetzt wieder Law and Order einzuführen, sei sehr schwer aufgrund unserer „komplett deregulierten Gesellschaft von unseren Linksparteien und einer Presse, die nur auf PR aus ist, anstatt auf Basics“.

Es dauerte nicht lange, bis Asselborn, ebenfalls auf Facebook, Stellung bezog. Ihm sei egal, was Lies mit seinem Namen assoziiere, schrieb Asselborn. Nicht egal aber sei ihm wie auch anderen, dass „diese CSV-DP-Koalition, die immerhin das Land regiert, auf dem sicheren Weg zu sein scheint, der ADR in die Karten zu spielen. Flüchtlinge verdächtigen, dass sie Hühnerdiebe sind … das muss man hinkriegen“, so Asselborn.

Zurückhaltung aufgegeben

Luxemburgs ehemaliger Außenminister wollte die Arbeit und das Auftreten der Regierung Luc Friedens öffentlich bislang meist nicht kommentieren, schreibt jetzt aber, Lies’ Einstellung zur luxemburgischen Flüchtlingspolitik müsse, da keine Kritiken an den Aussagen des CSV-Abgeordneten zu hören seien, „ja fast eine Komponente vom Geist von Senningen sein“.

Wobei die Senningen-Anspielung so zu verstehen sein dürfte, dass die neue Regierung, die gerade einmal 100 Tage im Amt ist, bereits in dieser kurzen Zeitspanne eine richtige Vorliebe für Auftritte im Senninger Schloss an den Tag legte und Premier Luc Frieden (CSV) schon mehrmals einen gewissen „Geist von Senningen“ beschwor.

Die Abgeordneten Meris Sehovic („déi gréng“) und Fred Keup (ADR) meldeten sich ebenfalls auf Facebook zu Wort. Sehovic spricht von einer „rechtsidentitären Terminologie“, mit der Marc Lies gegen „vulnerable Menschen“ hetze. Und fragt: „Wie lange schaut Luc Frieden noch zu?“ Keup hingegen gibt Lies recht: „Luxemburg leidet heute unter der damaligen Politik von Asselborn“, schreibt er in dem sozialen Medium. Allen, die das nicht so sehen, rät er, „im Gefängnis nachzusehen“.

Zurückrudern wird zum Mannschaftssport

Lies hatte zuvor bereits gegenüber dem Tageblatt versucht, seine Aussagen im sozialen Netzwerk herunterzuspielen. „Law and order“ würde immer etwas martialisch klingen, es sei aber Fakt, dass die Politik die Verantwortung für den Schutz der Bürger übernehmen müsse, sagte der CSV-Politiker. Auf die Frage, ob es in Hesperingen eine Zunahme der Kriminalität gegeben hätte, meinte der Bürgermeister, dass er dies nicht habe feststellen können. Zudem betonte Lies, dass er auch der Presse keine Schuld zuweisen würde. Alles in allem Aussagen, die im krassen Widerspruch zu Lies’ Sätzen auf Facebook stehen.

Das Zurückrudern scheint sich in CSV und DP damit immer weiter in Richtung Mannschaftssport zu entwickeln. So musste Simone Beissel, DP-Abgeordnete und Schöffin in Luxemburg-Stadt, sich unlängst für einen Auftritt auf einem YouTube-Kanal entschuldigen, bei dem sie Sinti und Roma diffamiert hatte. CSV-Innenminister Léon Gloden sah sich indes bereits gezwungen – nach langem Beharren auf der eigenen Position –, seine ebenfalls als antiziganistisch zu interpretierende Aussage, er verfüge über „Beweise“ zu etwaigen Limousinen, die täglich Bettler am Boulevard Royal in Luxemburg-Stadt absetzen würden, wieder zurückzunehmen.

Am Sonntagabend gab es dann ein „klärendes Gespräch“ der CSV-Parteiführung mit Marc Lies. RTL berichtete davon und zitierte auch aus einer Stellungnahme. In der heißt es demnach, die Aussagen von Marc Lies „zur Flüchtlingspolitik der vergangenen Jahre sind seine eigenen und reflektieren nicht die von der CSV“. Im gleichen Schreiben heißt es aber auch, Lies habe versichert, seine Aussage zur Tat in Hesperingen hätte „keine Verbindung mit der Flüchtlingspolitik haben sollen“. Das Rudern geht demnach weiter.

de Schmötten Hein
4. März 2024 - 17.41

Jean Asselborn hat während Jahrzehnten eine gute Arbeit getan und unser Land würdig vertreten. Er hat es wahrheftig nicht nötig sich aufzupluster, selbst zu loben und zu stänkern. Das kann man in der CSV besser.

Guy
4. März 2024 - 10.01

Typisch Asselborn. Sich aufplustern, Selbstloben und stänkern.

de Schéifer vun Ettelbréck
4. März 2024 - 8.01

Herr Lies sollte den Beweis erst einmal erbringen, dass die geköpften Hühner die Tat eines Immigranten ist. Ich glaube in Zukunft wird es noch viele klärende Gespräche in der CSV geben, weil viele von ihren Mandatären sich berufen fühlen zu Sachen Stellung zu nehmen, von denen sie keine Ahnung haben. Seit wann fühlt sich diese herzlose Partei für den Schutz " ihrer " Bürger verpflichtet. Die hat doch immer nur auf die eingedroschen und verleumdet, die nicht ihrer Meinung waren. Hypokrisie pur!

cadecker
3. März 2024 - 13.13

Unter welcher Regierung war das damals noch als die "gëllë Fra" unter den Tribünen des Stadions "vergessen" wurde ?????

Josée
3. März 2024 - 9.36

Ech gin dem Här Asselborn 100% recht!!!