FLF-Präsident Paul Philipp: „Ein Riesenunterschied“

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1995 als Trainer und 2018 als Präsident erlebte Paul Philipp jeweils 1:0-Siege gegen Malta. Diese Erfolge waren von der Art und Weise und vom Stellenwert her jedoch nicht zu vergleichen. Laut Philipp hat die FLF-Auswahl mittlerweile einen anderen Stellenwert in Europa.

Tageblatt: Es war der erste Auswärtssieg des Luxemburger Nationalteams seit zehn Jahren. War das aufgrund der Favoritenrolle nicht mehr als eine Randnotiz?
Paul Philipp: Ja, das kann man so sagen. Es ist immer schön, wenn man ein Auswärtsspiel gewinnt, aber der Fokus liegt auf der Vorbereitung der Nations League. Da wir in diesem Wettbewerb ab September auf Mannschaften treffen werden, die ähnlich defensiv eingestellt sein werden, war diese Partie ein guter Test. Wenn wir allerdings in Zukunft wieder zehn Jahre auf den nächsten Auswärtssieg warten müssen, dann würde das bedeuten, dass wir eine schlechte Nations League gespielt haben. Gegner wie San Marino sollte man schon schlagen.

Ist Luxemburg schon so weit, dass man Erfolge gegen Malta als Pflichtsieg verbuchen kann?
Ja. Man merkt, dass sich die Mannschaft deutlich weiterentwickelt hat. Zwischen ihr und den Maltesern gab es einen Riesenunterschied. Vor allem was das technische Niveau angeht, waren wir diesem Gegner deutlich überlegen. Im Moment haben wir viele starke Individualisten, das war in den Jahrzehnten zuvor nicht der Fall.

Was hat Ihnen gefallen?
Die Sicherheit im Ballbesitz und die Technik beim Passspiel. Unsere Spieler sind fast alle technisch beschlagen und wurden gut ausgebildet. Ich kann mich nicht erinnern, wann wir überhaupt einmal so viel Ballbesitz in einem Spiel hatten. Es könnten über 70 Prozent gewesen sein.

Was war nicht so gut?
Wir haben uns zu wenige Chancen herausgespielt und haben zu selten die Tiefe gesucht. Vor dem Tor haben wir nicht genügend Gefahr ausgestrahlt. Zudem hätten wir uns durch Ballverluste fast zwei Treffer selbst geschossen.

Ist das 3-5-2-System die Lösung für die Zukunft?
Es ist eine weitere Alternative zum 4-4-2-System, vor allem gegen schwächere Gegner. Durch diese Taktik sind wir in der Lage, das Spiel in die Breite zu ziehen und unsere Stärken auf den Flügeln auszunutzen. Maxime Chanot wird die Dreierkette noch verstärken, wenn er demnächst wieder in die Mannschaft zurückkehrt. Gegen stärkere Gegner kann sich ein 3-5-2-System jedoch als gefährlich entpuppen. Die Laufwege für die Außenspieler werden größer und die dadurch entstehenden Lücken können durch die Gegner ausgenutzt werden.

Malta verteidigte am Donnerstagabend fast noch tiefer als Luxemburg in den Duellen mit Frankreich. Ist das ein Zeichen dafür, dass die Mannschaft deutlich ernster genommen wird als in der Vergangenheit?
Wir haben uns in den letzten Jahren in der Tat Respekt erspielt. Malta wollte unbedingt das 0:0-Unentschieden halten und hat dementsprechend in der Schlussphase agiert und eingewechselt. In Zukunft wird kein Gegner uns mehr unterschätzen, das ist auch eine Ausgangslage, mit der die Mannschaft erst einmal umgehen muss.

Dem Nationaltrainer und den Spielern war die Vorbereitungszeit auf dieses Länderspiel zu kurz. Werden Sie in Zukunft wieder stärker darauf achten, ein längeres Trainingslager zu ermöglichen?
Schlussendlich war es nur ein Tag weniger als geplant. Aber wir müssen die Vereine auch respektieren. Nach den zwei englischen Wochen konnte der letzte Spieltag der BGL Ligue nicht früher ausgetragen werden. Im Trainingslager geht es aber vor allem um die Chemie innerhalb der Gruppe und weniger um das physische Training. Der Kalender der kommenden BGL-Ligue-Saison wurde von Luc Holtz bereits abgesegnet. Es wurde mit Blick auf die Nations League geplant.

Am Dienstag kommen die Österreicher nach Luxemburg. Ist diese Mannschaft in Reichweite?
Die Österreicher waren zuletzt nicht sehr konstant in ihren Leistungen, aber die Mannschaft ist gespickt mit starken Spielern. Sie haben sich nicht für die Weltmeisterschaft in Russland qualifiziert, waren aber bei der Europameisterschaft 2016 in Frankreich dabei. Gegner wie Österreich oder Senegal im Mai helfen uns im Hinblick auf die Nations League auch weiter. Dort treffen wir nämlich nicht nur auf schwächere Gegner. Unsere Bilanz gegen Weißrussland sieht zwar gut aus, aber auf dem Papier sind sie besser als wir. In Minsk werden wir mit Sicherheit nicht das Spiel machen, sondern eher zurückhaltender agieren und auf unsere Chancen warten. So wie wohl am Dienstag gegen Österreich.