BlannenheemFamilien von Bewohnern erheben schwere Vorwürfe gegen Direktion: „Wie in einem Gefängnis“

Blannenheem / Familien von Bewohnern erheben schwere Vorwürfe gegen Direktion: „Wie in einem Gefängnis“
Seit der neue Direktor da ist, gehe es im „Blannenheem“ in Rollingen nur noch bergab – das sagen 30 Bewohner und ihre Angehörigen, die jetzt zusammen mit der „Patiente-Vertriedung“ an die Öffentlichkeit gehen Foto: Editpress/Didier Sylvestre

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Es rumort im „Blannenheem“: Etwa 30 Familien von Bewohnern haben sich zusammengeschlossen und erheben gemeinsam mit der „Patiente-Vertriedung“ schwere Vorwürfe gegen die Direktion des Heimes.

Lesen Sie hierzu auch den Kommentar von Philip Michel.

Das „Blannenheem“ in Rollingen bei Mersch ist so etwas wie eine Erfolgsgeschichte. 1972 zogen die ersten zwölf Sehbehinderten in das „wäisst Schlässchen“ ein. Das Haus war 1968 an die Luxemburger Blindenvereinigung (heute „Fondation Lëtzebuerger Blannevereenegung“, kurz FLB) testamentarisch vererbt worden. Seit 1988 leben auch nicht sehbehinderte Menschen im „Blanneheem“. Heute gehören u.a. ein Altersheim, eine „Maison relais“ und das „Atelier“ zu den Einrichtungen der FLB.

Maßgeblichen Anteil an der Erfolgsgeschichte hatte der langjährige Direktor Roger Hoffmann, der 2016 in Rente ging. Der selbst sehbehinderte Hoffmann baute während der 33 Jahre an der Spitze der FLB mit seinem Team die imposante Struktur auf. „Ich habe einen kleinen Betrieb mit 125.000 Euro auf dem Konto übernommen und einen großen Betrieb mit 18 Millionen Euro als Reserve weitergegeben“, sagt Hoffmann. Aus 21 Mitarbeitern wurden 291. Dass die Institution lange einen exzellenten Ruf hatte, verdankte sie dem Credo „Der Mensch im Mittelpunkt“.

Genau das soll sich in den letzten Jahren drastisch geändert haben. Hoffmanns Nachfolger Dr. Jean-Paul Grün wird von den Kritikern als Manager dargestellt. Nicht der Mensch, sondern die Zahlen stehen im Mittelpunkt, heißt es von den Familienangehörigen.

Im Corona-Lockdown spitzte sich die Lage zu, sodass sich die Angehörigen mithilfe der „Patiente-Vertriedung“ nun mit schweren Vorwürfen an die Öffentlichkeit wenden. Der Kernvorwurf: Die Menschlichkeit, lange zentrales Element der Institution, sei völlig auf der Strecke geblieben. Das „Blannenheem“ gleiche inzwischen einem „Gefängnis“. Generaldirektor Grün bestreitet die Vorwürfe, verweist auf die schwierige Zeit und auf Verständnisprobleme.

Von schweren Kommunikationsproblemen sprechen auch die Familien der rund 30 Einwohner beziehungsweise von fehlender Kommunikation seitens der Direktion. Das habe nichts mit der Corona-Krise zu tun, sondern sei ein fortlaufender Prozess. Belegen tun sie das an einer dem Tageblatt vorliegenden Liste von Beispielen sowie Aussagen von Einwohnern, die es in sich haben. Von Impfungen gegen den Willen des Patienten, von Personal-Entlassungen, von Sparmaßnahmen, gestrichenen Essensrationen, von fehlendem Respekt und einer eisigen Atmosphäre ist dort zum Beispiel die Rede.

Dazu kommt, dass sich die Miete im Januar 2020 drastisch erhöht hat, schreibt die „Patiente-Vertriedung“ Das, obwohl Copas-Präsident Marc Fischbach angekündigt hatte, dass der Index und die Erhöhung der Renten sich nicht wesentlich auf die Mieten in den Betreuungseinrichtungen auswirken würden. Im „Blannenheem“ aber doch, und das obwohl Fischbach pikanterweise im Aufsichtsrat der FLB sitzt. Die Mieterhöhung führte zu einer juristischen Auseinandersetzung, die momentan die Anwälte beschäftigt.


Heimbewohner und Angehörige: „Wir sind ihm ausgeliefert“

Die Erfahrungen der Einwohner und ihrer Angehörigen, die über Missstände im „Blannenheem“ berichten, sind so individuell wie die Menschen selbst. Lange Zeit haben sie geschwiegen, aus Angst, das könnte ihre Situation weiter verschlimmern. Georges Klepper und seine Frau Patrice Klepper-Boever sowie Robert Heirens geben einen persönlichen Einblick in das, was die „Patiente-Vertriedung“ in ihrem Schreiben thematisiert. 

„Am 29. April wurde ich von der Chefin meines Stockwerks darüber informiert, dass ich ab sofort fast ausschließlich über eine Magensonde ernährt werden soll“, schreibt Georges Klepper am Mittwoch in einer E-Mail an das Tageblatt. Der 54-Jährige leidet seit 2015 unter einer amyotrophen Lateralsklerose (ALS). Die Krankheit ist nicht heilbar und verursacht die Degenerierung von Motoneuronen – also den Nervenzellen, die die Muskulatur unseres Körpers aktivieren und somit die Grundlage jeder Bewegung bilden. Georges Klepper kann weder seine Arme noch seine Beine bewegen, wodurch er auf fremde Hilfe angewiesen ist. Er sitzt im Rollstuhl und wird künstlich beatmet. Während sein Körper ihn im Stich lässt, tut sein Kopf das allerdings ganz und gar nicht. Er ist bei klarem Verstand und registriert alles, was um ihn herum passiert. Anhand eines speziellen Computers, den er mit den Augen steuert, kommuniziert er mit seinen Mitmenschen.

Seit Juli 2018 lebt Georges Klepper im „Blannenheem“ in Rollingen, wo er eigenen Aussagen zufolge auch immer zufrieden war. Vor der sanitären Krise hat seine Frau, Patrice Klepper-Boever, ihn täglich mehrere Stunden lang besucht und mit ihm zusammen zu Mittag gegessen. Dabei hat sie ihm sein Essen immer gereicht. „Essen ist eine der wenigen Freuden, die meinem Mann noch bleiben“, sagt Patrice Klepper-Boever.

Am 29. April wurde ihm diese Freude fast gänzlich genommen. Bis auf einen Joghurt am Morgen, jeweils einer Suppe mittags und abends sowie einem Bissen zum Probieren sollte er nur noch anhand einer Magensonde ernährt werden. Die Entscheidung fällt mitten in der Krise, als Besuche im Heim gänzlich verboten sind. Das Argument: Das Personal habe keine Zeit, ihm das Essen zu reichen. Noch am selben Tag schreibt Georges Klepper eine Mail an die Verantwortlichen, in der er mitteilt, dass er weder mit der Entscheidung noch mit der Argumentation einverstanden ist. „Ich zahle den vollen Preis und habe ein Recht auf das gesamte Essen. Außerdem steht mir laut Pflegeversicherung eine Hilfe beim Essen zu“, schreibt Klepper. Er verlange, dass die Entscheidung überdacht wird, ansonsten würde er sich mit dem Familienministerium in Kontakt setzen und eventuell an die Öffentlichkeit gehen.

Keine Antwort

Auf diese E-Mail sowie eine darauf folgende erhält Georges Klepper nie eine Antwort. Als seine Frau mehrmals nachfragt, wieso ihr Mann nicht mehr essen darf, heißt es plötzlich, der Hausarzt habe dies so angeordnet. Klepper zögert nicht und setzt sich mit besagtem Hausarzt in Kontakt. Der sei mehr als erstaunt gewesen, dass das Heim eine solche Entscheidung ohne Rücksprache mit Arzt oder Patienten fällt, schreibt Klepper dem Tageblatt. Er begrüße es sogar ausdrücklich, dass sein Patient feste Nahrung zu sich nimmt. Von der Chefin und ihrer Stellvertreterin folgen bizarre Ausreden, dass die Pflegekräfte fürchten, Georges Klepper zu füttern, weil er sich ständig verschlucke und drohe zu ersticken. Das stimme jedoch nicht, sind er selbst und seine Frau, die seit Jahren mit ihm zusammen isst, sich einig.

In zwölf Wochen hat Familie Klepper sich nur ein Mal gesehen. 20 Minuten lang, in Anwesenheit eines Heimmitarbeiters, mit Maske und einer dicken Plexiglasscheibe dazwischen. 
In zwölf Wochen hat Familie Klepper sich nur ein Mal gesehen. 20 Minuten lang, in Anwesenheit eines Heimmitarbeiters, mit Maske und einer dicken Plexiglasscheibe dazwischen.  Foto: Familie Klepper-Boever

„Dem Personal wurde permanent gedroht, dass sie mir nicht mehr zu essen geben dürfen“, schreibt Georges Klepper. Wenn er nach dem Joghurt nach mehr Essen gefragt habe, sei das immer abgelehnt worden – einen Monat lang. Als er das Gespräch mit der Chefin des Stockwerks sowie ihrer Stellvertreterin sucht, will er seine Frau per Videochat mit dabei haben. Das Heim verbietet ihre Teilnahme. „Das hat mich schwer getroffen und ist für mich nicht akzeptabel“, schreibt Georges Klepper weiter.

Er verlangt, seinen Hausarzt zu sehen. Der darf das Heim aufgrund der Coronaregelungen jedoch lange Zeit nicht betreten. „Nach einem langen Monat mit reduzierter Nahrung und vielen Stunden, in denen ich hungrig war, durfte mein Arzt endlich zu mir kommen“, schreibt Klepper. Seine Diagnose: Sein Patient soll wieder normal zu essen bekommen. Erst seit dem Besuch des Hausarztes am vergangenen Freitag gehört die Ernährung über eine Sonde der Vergangenheit an. „Das waren vier extrem unangenehme Wochen für mich, vor allem weil ich auf die Hilfe anderer angewiesen bin“, schreibt Georges Klepper in seiner E-Mail. Er habe sich nicht wirklich wehren können.

Diese Woche Donnerstag ist es zudem zwölf Wochen her, dass Georges Klepper sein Zimmer das letzte Mal verlassen durfte. Nur ein Mal habe er 15 Minuten auf dem Balkon verbringen dürfen. Ein weiteres Mal waren seine Frau und ihr Sohn zu Besuch – in einem sterilen Raum, hinter einer Plexiglasscheibe, durch die ein Gespräch aufgrund der Abdichtung quasi unmöglich war. Im „Blannenheem“ seien nur vier Besuche pro Tag erlaubt, an Wochenenden und Feiertagen seien keine Besuche möglich. Nächstes Mal darf seine Frau ihn am 12. Juni besuchen – das wären also 20 Minuten pro Monat, an denen er sie sehen kann. Das ohne sich richtig zu verstehen. Dazu komme, dass jeder Besucher ein Dokument unterschreiben muss, laut dem er die Verantwortung für jede mögliche Situation übernimmt. Das Haus selbst jedenfalls entziehe sich jeglicher Verantwortung, schreibt der Bewohner des „Blannenheem“. „Es ist eine extrem entmutigende Situation ohne auch nur die geringste Perspektive.“

Stirnrunzeln

Robert Heirens ist ähnlich verzweifelt. Er weiß seinen Händen keinen Rat mehr. Seiner Frau Liette Riesch wurde die Wohnung im „Blannenheem“ in Rollingen zum 15. Juni, sprich in weniger als zwei Wochen, gekündigt. Dabei gehört ihr diese Wohnung schon seit über 15 Jahren. „Damals hat sie ihre eigene Wohnung in Mersch verkauft, um sich die im ,Blannenheem‘ zu kaufen“, sagt Robert Heirens. Ziel war es, eine Altersvorsorge zu haben. Eine Vorsorge, die Liette Riesch inzwischen braucht: „Sie sitzt im Rollstuhl und entspricht einer Pflegestufe 9“, sagt ihr Mann. Trotzdem sei sie noch klar im Kopf und bekomme mit, was um sie herum passiert.

15 Jahre lang hat das Ehepaar die Wohnung dem Heim für eine geringe Miete zur Verfügung gestellt. Die wiederum haben sie mit Gewinn weitervermietet, sagt Heirens. „Die Probleme haben angefangen, als meine Frau dann selbst in ihre Wohnung im Heim gezogen ist.“ Der Direktor verlange nämlich, dass Liette Riesch Miete zahlt. 2.630 Euro im Monat, um genau zu sein. Hinzu kommen die Nebenkosten, die sie zahlen muss, weil es ihre eigene Wohnung ist. Mieter im „Blannenheem“ zahlen den gleichen Preis, minus Nebenkosten – also sogar weniger als Liette Riesch.

„Jeder, dem ich das erzähle, runzelt die Stirn“, sagt Heirens. Seit anderthalb Jahren kämpft er für Gerechtigkeit. Dabei hat er sich neben dem Konsumentenschutz (ULC) auch schon an das Familienministerium gewandt – ohne Erfolg. Nachdem das Familienministerium einen Vermittler geschickt hat, kam der zu dem Schluss, der Direktor führe ihn an der Nase herum. Heirens bleibe nichts anderes übrig, als einen Anwalt hinzuzuziehen.

Darauf reagiert der Direktor mit einer Kündigung der Wohnung zum 15. Juni 2020. Außerdem nehme er sich das Recht, die Pflege von Liette Riesch zu verweigern. Robert Heirens wurde zwar vom Familienministerium versichert, dass der Direktor dies nicht dürfe, trotzdem macht er sich große Sorgen. Von Fällen von Mobbing gegenüber seiner Frau kann er eine ganze Liste aufzählen. Er fürchtet, dass diese noch länger wird.

Schon als sie eingezogen ist, habe der Hausmeister sich geweigert, den tropfenden Hahn zu reparieren. „Er hat uns mitgeteilt, dass er die Anweisung bekam, bei uns nichts mehr zu tun“, sagt Heirens. Auch der Parkplatz, der zur Wohnung seiner Frau dazugehört, war mit Dingen vom „Blannenheem“ vollgestellt. Robert Heirens musste erst streiten und die Aufräumarbeiten am Ende sogar selbst bezahlen, um den Parkplatz für den eigenen Gebrauch freizumachen.

Mir geht es um Gerechtigkeit

Robert Heirens, Ehemann von Liette Riesch, die im „Blannenheem“ wohnt

Solche Streitigkeiten tragen zur schlechten Stimmung im Heim bei. Das Schlimmste seien jedoch die Dinge, die seiner Frau im Alltag widerfahren. Wenn die Pflegekräfte ihr zum Beispiel sagen, sie solle in die Hose machen, dafür habe sie ja schließlich eine Windel an. Oder wenn ihm vorgeworfen wird, seine Frau würde ihnen zu teuer werden. Dabei kriege sie noch nicht einmal die Pflege, die ihr eigentlich zustehen würde.

„Mir geht es nicht ums Geld, mir geht es um Gerechtigkeit“, sagt Robert Heirens. Der Direktor lasse nicht mit sich reden, er verstecke sich regelrecht. „Ich kann fast nicht sprechen, weil das mich alles so aufregt“, sagt er.

Direktor Dr. Jean-Paul Grün wollte zu dieser Angelegenheit gegenüber dem Tageblatt keine Stellung beziehen. „Die Sache liegt jetzt bei den Anwälten“, kommentierte er. 

Robert Heirens kann die Unmenschlichkeit kaum fassen. „Wir sind ihm ausgeliefert.“ Seine Frau sei so verzweifelt, dass sie ihrem Mann gegenüber sogar schon gesagt hat, sie sei besser tot, als so behandelt zu werden. Als Robert Heirens davon erzählt, bricht seine Stimme ab. „Ich muss jetzt auflegen, es tut mir leid.“


Generaldirektor Grün: „Die Sachen werden nicht so verstanden, wie sie gemeint sind“

Gleich 30 Bewohner des „Blannenheem“ haben sich zusammengetan, um sich über die Zustände zu beschweren. Die Vorwürfe sind vielschichtig und haben nicht nur mit den Maßnahmen zur Eindämmung des Covid-19-Virus zu tun. Auch die „Patiente-Vertriedung“ hat sich im Dossier inzwischen zu Wort gemeldet. Im Gespräch mit dem Tageblatt nimmt Direktor Dr. Jean-Paul Grün zu den Vorwürfen Stellung.  

Dr. Jean-Paul Grün, FLB-Generaldirektor
Dr. Jean-Paul Grün, FLB-Generaldirektor Foto: Editpress-Archiv/Alain Richard

Überrascht sei er gewesen über die Anzahl und die Vehemenz der Vorwürfe, so Jean-Paul Grün. Der Gynäkologe übernahm die Leitung der FLB („Fondation Lëtzebuerger Blannevereenegung“) 2016 von Roger Hoffmann. Seitdem gehe es bergab mit dem „Blannenheem“, so das Fazit der Kritiker, die sich in mehreren offenen Briefen zu Wort meldeten. Von gefängnisähnlichen Zuständen ist da die Rede. „Wir waren nie ein Gefängnis und werden auch nie eins sein“, sagt Grün. „Wir probieren, uns an die Regeln zu halten, die uns die ,Direction de la santé‘ vorgegeben hat.“ Gemeint sind dabei vor allem die restriktiven Regeln in Corona-Zeiten. „Unsere Bewohner durften und dürfen jederzeit rausgehen und an der frischen Luft spazieren. Natürlich müssen sie sich dabei an die Regeln des Social Distancing halten“, so der Generaldirektor weiter. 

Dass der Besuch von Familienangehörigen erst 14 Tage nach der offiziellen Autorisierung der Regierung am 28. April wieder möglich war, erklärt Dr. Grün mit logistischen Problemen. „Wir hatten im Vorfeld keine Information vom Ministerium erhalten und von den Lockerungen des Besuchsrechts erst durch die Pressekonferenz erfahren“, so der Generaldirektor. „Wir sind also etwas überrumpelt worden. Anschließend mussten wir erst das Material besorgen und den Besuchsraum dafür einrichten. Vor allem die Anschaffung der Plexiglasscheibe hat Zeit in Anspruch genommen, das war damals ein sehr gefragter Artikel.“ Mit schlechtem Willen habe das also nichts zu tun. Auch andere Einrichtungen hätten diese Probleme gehabt, nicht nur das „Blannenheem“. Inzwischen seien 40 Besuche pro Woche möglich, so Grün.

Ein weiterer Vorwurf von Familienangehörigen der Bewohner sind in diesem Zusammenhang die Besuchszeiten. Zu Bürostunden während der Woche kann man seine Angehörigen besuchen, am Abend oder am Wochenende dagegen nicht. „Wir haben am Wochenende weniger Personal und deshalb keine andere Wahl“, sagt dazu Jean-Paul Grün. „Die Besuche in Corona-Zeiten sind personalaufwendig. So muss zum Beispiel der Raum nach einem Besuch desinfiziert und 30 Minuten gelüftet werden. Auch diese Probleme kennen andere Häuser.“ 

Im Brief der Patientenvertretung ist zudem die Rede, dass die Verpflegung der Bewohner nicht mehr den Standards entspreche. Seit dem 6. April sei so die Vorspeise gestrichen worden, als Sparmaßnahme. Das sei unverständlich, da die FLB auf Millionenreserven zurückgreifen könne. Jean-Paul Grün ist formell: „Mit Sparen hat das sicher nichts zu tun. Im Gegenteil, wir haben im Gegensatz zu vielen anderen Häusern eine eigene Küche, alles wird frisch zubereitet. Die Küche macht den größten Posten unseres Budgets aus. Es war der Wunsch vieler Bewohner, weniger zu Mittag zu bekommen, dafür aber noch eine Zwischenmahlzeit um 16.00 Uhr. Dass das jetzt so hohe Wellen schlägt, wundert mich. Aber es ist eine schwierige Zeit und die Leute sind nervös. Früher hätte das wohl keinen Menschen interessiert“, so Grün. Überhaupt sei die Essensausgabe für die 160 Bewohner auf den Zimmern eine große logistische Herausforderung für das Haus. 

Dass sich gleich die Familien von 30 Bewohnern zusammentun, offene Briefe geschrieben werden und sich die Patientenvereinigung einschaltet, kommentiert Grün zum Abschluss folgendermaßen: „Entweder es läuft etwas schief oder die Sachen werden nicht so verstanden, wie sie gemeint sind.“ Er selbst glaubt an Zweiteres, zudem verweist er immer wieder auf die strengen Corona-Regeln. „Das wird dann wohl als Nicht-Menschlichkeit ausgelegt“, so Jean-Paul Grün, „aber ich muss mich an die Regeln halten, die von den Autoritäten verlangt werden. Da können auch keine Ausnahmen gemacht werden.“ 

Miette
4. Juni 2020 - 22.10

Wenn das alles so stimmt und davon gehe ich mal aus, ist dies eine Schande für unser ganzes Land? So geht man nicht mit Menschen um und es ist traurig, dass sich erst jetzt Angehörige und Betroffene trauen sich zu wehren... dies aus Angst. Aus Angst, dass es noch schlimmer für die Schwachen kommt. Da lief und läuft alles mehr als schlecht! Ich wünsche den Betroffenen den Mut sich nicht mundtot machen zu lassen?

De Kolleg vun der Linn 290
4. Juni 2020 - 18.53

Ech hoffen dem Super Mario get et gud, scheine Bonjour an hoffen hien geschwenn erem am Rocas mat senger Bass ze heieren.

de Prolet
4. Juni 2020 - 18.39

Dawerden unsere àlteren Mitbürger regelrecht entmündigt und schlimmer als kleine Kinder behandelt. Das " Blannenheem ": ein teures Gefängnis. Die Verantwortlichen sind entweder inkompetent oder herzlos oder beides und dann müssten sie ihres Amtes enthoben werden.

Philosoph
4. Juni 2020 - 11.35

D'Zoustänn am Blannenheem si schockant, skandaléis a kriminell. Här Dokter Grün: matt Äre Rechtferdegungsversich maacht Der Iech just lächerlech. Här Fischbach: Dir sëtzt am Verwaltungsrot, hutt also d'Opsiicht a kuckt einfach no? Dat ass net ze gleewen! Här Dokter Grün an Här Fischbach, zitt d'Konsequenzen aus Ärem gläichgültegen Handelen an demissionéiert!