110 Jahre TageblattEs begann mit dem „Demokratischen Organ für die Interessen des Kantons Esch“ 

110 Jahre Tageblatt / Es begann mit dem „Demokratischen Organ für die Interessen des Kantons Esch“ 
1953 wurde mit Pauken und Trompeten der 40. Geburtstag im Verlagshaus in der Escher Kanalstraße gefeiert Foto: Editpress-Archiv

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Heute vor 110 Jahren erschien die erste Nummer des Escher Tageblatt, acht Seiten stark. Ein Streifzug durch die bewegte Geschichte der Zeitung, mit dem Schwerpunkt auf der schwierigen Anfangszeit und zwei Weltkriegen.

Am Montag, den 30. Juni 1913 erschien sie, die erste Ausgabe des Escher Tageblatt, Untertitel: „Demokratisches Organ für die Interessen des Kantons Esch“. Gründer war Paul Schroell, der aus einer Diekircher Verleger-Familie stammte. Er kam nach Esch, um das von Dr. Michel Welter hinterlassene Vakuum zu füllen. Welter, im Volksmund „de rouden Dokter“ genannt, war mit Caspar Mathias Spoo der Vorkämpfer des Sozialismus in Luxemburg. Ihre Texte publizierten sie im von Welter herausgegebenen Escher Journal, das später Neues Journal hieß und 1913 seine Publikation einstellte.

Hubert Clément
Hubert Clément Foto: Editpress-Archiv

Esch hatte 1906 mit seinen 16.000 Einwohnern die Stadtrechte erhalten. Der Kanton Esch wuchs aufgrund der Industrialisierung rasant, zwischen 1890 und 1910 verdoppelte sich seine Einwohnerzahl auf 70.000 (Gesamt-Luxemburg: 260.000). Das wirtschaftliche Zentrum des Landes verlagerte sich also in den Süden.

Im Abgeordnetenhaus bildeten die neuen Sozialisten mit den Liberalen den sogenannten „Linksblock“ (kurz „Block“) gegen die Konservativen. So konnte 1912 das Schulgesetz reformiert und Bildung für alle zugänglich gemacht werden. Auch die Einführung des allgemeinen Wahlrechts 1919 ist maßgeblich dem „Block“ zuzuschreiben.

Sprachrohr 

Das Escher Tageblatt unterstützte seit seiner Gründung die Politik des „Blocks“ und fungierte gleichzeitig als politisches und soziales Sprachrohr der (Arbeiter-)Bevölkerung des Kantons Esch. Der erste Chefredakteur war der Lehrer Nic Wolff, der im September 1913 von Frantz Clément abgelöst wurde. Es war Clément, der für das Escher Tageblatt die einflussreichsten laizistischen Denker dieser Zeit (u.a. Nicolas Ries, Hubert Clément, Mathias Esch) als Autoren gewann. Zu ihnen gehörte auch Michel Welter. Als Paul Schroell während des Ersten Weltkriegs ins Exil ging, machte er Welter zum politischen Direktor der Zeitung. Bereits ein Jahr später gab Welter den Posten wieder ab und wurde Minister.

Dr. Michel Welter
Dr. Michel Welter Foto: Editpress-Archiv

In der Broschüre zum zehnjährigen Bestehen des Escher Tageblatt 1923 erinnert sich Chefredakteur Frantz Clément an die Gründungszeit: „Die Ansiedlung des Blattes vollzog sich in der heutigen Caffarostraße (heute C.M.-Spoo-Straße, d. Red.). Es war kein Zeitungspalast; alles wie nur das nicht: ein einfacher Ziegelbau, der mit Dachpappe gedeckt war und in dem notdürftig alles untergebracht war, was zu einem Zeitungsbetrieb gehörte. Für die Geschäftsstelle, die Annoncenannahme und die Redaktion stand ein einziger Raum von etwa neun Quadratmetern zur Verfügung. Und wenn es regnete, hieß es nach wasserdichten Stiefeln Umschau halten; denn das Tageblatt-Gebäude lag weitab von allen bewohnten Straßen.“

Frantz Clément war es, der technische Verbesserungen, vor allem in der Drucklegung und der Zustellung des Blattes, durchsetzte. Zusammen mit einer zunehmend besseren redaktionellen Gestaltung legte er den Grundstein dafür, dass die Abonnentenzahl stetig wuchs und sich das Escher Tageblatt im Süden Luxemburgs etablieren konnte. In der Jubiläumsnummer vom 30. Juni 1923 heißt es: „Schon in der ersten Zeit des Bestehens gingen Verlag und Redaktion darauf aus, vielen vieles und vielerlei zu bieten. So wurde ein umfangreicher und gediegener Mitarbeiter- und Korrespondentenstab herangebildet.“

Zwei Weltkriege

Frantz Clément<br />
Frantz Clément
 Foto: Editpress-Archiv

Doch dann brach der Erste Weltkrieg aus und die progressistische linksliberale Haltung des Escher Tageblatt stieß bei der deutschen Besatzungsmacht auf wenig Gegenliebe. Am 13. August 1914 wurde die Zeitung „wegen deutschfeindlicher Artikel“ eingestellt, Frantz Clément und Paul Schroell wurden einige Wochen ins Gefängnis gesteckt. Kurz zuvor hatte man neue Geschäfts- und Redaktionsräume bezogen. „Die Haltung des Tageblatt im Ersten Weltkrieg war eine Haltung des passiven, ja des aktiven Widerstandes gegen jene Macht, die unsere nationale Neutralität so schmählich mit Füßen getreten hatte. (…) Wir fanden das so natürlich, dass wir nicht einmal ahnten, in welche Gefahr wir uns begaben. Es fiel uns nicht ein, uns als Helden aufzuspielen, es war uns vor allem darum zu tun, ein paar luxemburgische Wahrheiten niederzuschreiben, trotzdem oder weil sie den feldgrauen Rowdys nicht gefielen“, erinnerte sich Chefredakteur Frantz Clément.

Erst am 25. Oktober 1914 durfte die Zeitung wieder erscheinen, jedoch wurde Verleger Schroell deutlich gemacht, „dass die geringste deutschfeindliche Kundgebung seines Blattes ein erneutes Verbot erwirkt“. Clément musste seine Position aufgeben, während Schroell 1915 das Land verließ und bis zum Kriegsende 1918 ins Exil ging. Das Escher Tageblatt konnte sich aber über die Runden retten und unterstützte 1918 und 1919 unter dem Impuls der zurückgekehrten Schroell und Clément als einzige Zeitung des Landes die revolutionäre Bewegung, die aus Luxemburg eine Republik machen wollte.

1919 zog man in die Alzettestraße um und gründete eine Filiale in der Hauptstadt. 1920 wurde die neue Rotationsmaschine in Betrieb genommen. Im Mai erschien die erste Sportbeilage der Zeitung, es folgte eine Musikbeilage. Es gab eine „Page de l’enfant“, später kam die „Page pour la femme“ hinzu.

1927 dann der Wendepunkt: Die sozialistische Partei rückte nach links und wurde zur Arbeiterpartei, gleichzeitig wurden die Gewerkschaften immer mächtiger. Schroell blieb jedoch liberal-radikal und so wurde das Escher Tageblatt zum Gegner der Arbeiterpartei und der gewerkschaftlichen Bewegung. Doch Mitte der 1920er-Jahre war es wieder zur Annäherung zwischen den Liberalen und Sozialisten gekommen. Schroell verkaufte das Tageblatt und seine Druckerei 1927 für eine Million Franken zu gleichen Anteilen an den Luxemburgischen Berg- und Metallarbeiterverband (später LAV, noch später OGBL) und an den Landesverband der Luxemburger Eisenbahnen. „Organ des werktätigen Volkes, bleibt das Tageblatt zugleich Tribüne des Linksgedanken“, heißt es im dementsprechenden Zeitungsartikel.

Tageblatt-Gründer Paul Schroell
Tageblatt-Gründer Paul Schroell Foto: Editpress-Archiv

Frantz Cléments Cousin Hubert Clément übernahm als Direktor und prägte das Escher Tageblatt bis zu seinem Tod im Jahr 1953. Er machte aus der Zeitung das Sprachrohr der freien Gewerkschaften. Das Lektorat verzehnfachte sich in einem Jahrzehnt. In den 1930ern lasen 20.000 Menschen täglich die Zeitung. Das Tageblatt hatte sich die soziale Gerechtigkeit auf seine Fahne geschrieben und tut das bis heute noch.

Es war auch die Zeit, als die Zeitung gegen das Maulkorbgesetz und den in Europa aufkommenden Faschismus kämpfte (die Zeitung wurde bereits 1933 in Deutschland verboten). Mit einer breiten Mehrheit hatte das Luxemburger Parlament 1937 für ein „Ordnungsgesetz“ der Rechtspartei (RP, heute CSV) von Joseph Bech gestimmt, das zum primären Ziel hatte, die Kommunistische Partei zu verbieten, im Grunde genommen aber auf eine Einschränkung der freien Meinungsäußerung abzielte. Das anschließende Referendum ging denkbar knapp gegen das „Maulkuerfgesetz“ aus, woran das Escher Tageblatt mit seinen Artikeln und den Karikaturen von Albert Simon einen nicht unwesentlichen Anteil gehabt haben dürfte.

1939 zog die Zeitung in die Kanalstraße um. Am Vormittag des 10. Mai 1940, Tag der Nazi-Invasion, erschien die letzte freie Ausgabe, die wegen des Stromausfalls mit der Handpresse gedruckt und lediglich in Esch verteilt wurde. Hubert Clément und die meisten seiner Mitstreiter flüchteten ins Exil. Der frühere Chefredakteur Frantz Clément hatte weniger Glück und wurde 1942 in Dachau exekutiert. Die erste Ausgabe des Escher Tageblatt unter Naziführung (Untertitel: Tageszeitung für das luxemburgische Industriegebiet) erschien am 19. Oktober 1940. Am 13. September 1944 war Luxemburg befreit, das endlich wieder freie Escher Tageblatt erschien in seiner ersten Ausgabe mit einem Foto der Großherzogin Charlotte auf der ersten Seite und drei Texten: „Merci Eisenhower!“ auf Französisch, „Am âle Costume!“ auf Luxemburgisch und „Welcome, American Boys!“ auf Englisch. Nach der Zwangsgermanisierung der letzten Jahre sollte das Deutsche als Zeitungssprache verschwinden, was jedoch nur wenige Tage funktionierte.

Die Nachkriegszeit

1947 wurde das „Escher“ aus dem Titel gestrichen, die Zeitung hieß nun Tageblatt, Untertitel „Journal d’Esch“. 1953 übernahm Jean Fohrmann nach dem Tode Cléments als Direktor, ihm folgte der spätere Minister Jacques Poos. Überhaupt ist die Liste der Tageblatt-Journalisten, die zu Ministerehren kamen, lang. Ihr gehören u.a. Michel Rasquin, Robert Goebbels und Mars di Bartolomeo an. 1962 wurde die Kulturbeilage „Le Phare“ gegründet, in der hauptsächlich Beiträge von Linksintellektuellen zu lesen waren. 

Die Stahlkrise begann und mit ihr die Umwandlung Luxemburgs in eine Dienstleistungsgesellschaft. Mit Alvin Sold übernahm ein junger, vom Républicain Lorrain gekommener Journalist 1974 die Leitung der Redaktion. 1977 wurde Sold auch Direktor des Betriebs, baute diesen Schritt für Schritt um und machte ihn zukunftsfähig. Zu dieser Zeit löste sich Luxemburgs Presse größtenteils von ihrer zuvor doch mitunter ideologischen Berichterstattung. Die Zeit der von Politikern geschriebenen Leitartikel war vorbei. Trotzdem ging der Kampf für soziale Gerechtigkeit im Tageblatt weiter, so zum Beispiel im Vorfeld des Generalstreiks 1982 zum Erhalt des Index.

1981 wurde aus der einstigen „Imprimerie coopérative“ Editpress. Zusammen mit seiner späteren Nachfolgerin Danièle Fonck machte Sold Editpress Ende des Jahrhunderts mit Internetauftritten und der Gründung einer ganzen Reihe von neuen Publikationen sowie der Beteiligung an anderen zur echten Mediengruppe. Deren Flaggschiff nach wie vor das am 30. Juni 1913 erstmals erschienene Tageblatt ist, selbst wenn die Redaktion in Zwischenzeit ihre angestammte Heimat in der Kanalstraße gegen moderne Räumlichkeiten auf Belval eingetauscht hat. 

Die Arbeit des Zeitungssetzers
Die Arbeit des Zeitungssetzers Foto: Editpress-Archiv

Quellen: „Le journal dans son siècle – Tageblatt 1913-2013“ (sous la direction de Denis Scuto, Yves Steichen et Paul Lesch – Editions Le Phare). Tageblatt-Beilage vom 30.6.2013.

Die wichtigsten Daten

1913

Am 30.6. erscheint die erste Ausgabe des Escher Tageblatt. Gründer ist Paul Schroell. Ab September übernimmt Frantz Clément die Chefredaktion.

1914

Die deutschen Besatzer stellen die Erscheinung für einige Monate ein. Umzug in ein größeres Gebäude in der Caffaro-Straße (heute rue C.M. Spoo). 

1915

Schroell geht nach Frankreich ins Exil, Dr. Michel Welter wird politischer Direktor der Zeitung.

1919

Umzug in die Alzettestraße. Filialgründung in Luxemburg-Stadt.

1927

Schroell verkauft das Escher Tageblatt an den Luxemburger Berg- und Metallbauverband und an den Landesverband der Luxemburger Eisenbahner. Hubert Clément wird Direktor, Gust van Werveken Chefredakteur. Die Zeitung wird zum „quotidien des syndicats libres“ und firmiert unter der „Imprimerie coopérative“.

1931

Albert Simon fängt als Karikaturist im Escher Tageblatt an. 

1933

Die Nazis verbieten das Escher Tageblatt in Deutschland.

1935

Hubert Clément wird Escher Bürgermeister. „Erasme“, die Rubrik seines Cousins Frantz Clément, erscheint erstmals.

1939

Umzug in die Kanalstraße. Tod von Zeitungsgründer Paul Schroell.

1940

Auf der Handpresse wird am Tag der Invasion der Nazis die letzte freie Ausgabe des Escher Tageblatt gedruckt. Hubert Clément und seine Mitstreiter flüchten ins Exil.

1942

Ex-Chefredakteur Frantz Clément wird in Dachau von den Nazis exekutiert.

1944

Am 13.9. erscheint nach der Befreiung die erste Nummer des „freien“ Escher Tageblatt. 

1953

Am 29.9. stirbt Hubert Clément. Jean Fohrmann wird neuer Direktor.

1958

Tod des Editorialisten Michel Rasquin.

1962

Die Kulturbeilage „Le Phare“ erscheint erstmals.

1964

Jacques Poos wird Direktor. Im Dezember wird das Logo in „tageblatt – Journal d’Esch“ geändert und rot eingefärbt. Später wird aus dem Untertitel „Zeitung fir Lëtzebuerg“, noch später „Lëtzebuerg“.

1969

Gebäudeausbau in der Kanalstraße.

1973

Mit der Modernisierung des Layouts erscheint „Unsere letzte Seite“ mit der Rubrik „top“ erstmals.

1974

Alvin Sold wird Chefredakteur und somit Vorgesetzter u.a. der Journalisten Mars di Bartolomeo und Josy Braun.

1977

Alvin Sold wird Direktor. Kauf der neuen Offset-Rotative, die den Farbdruck erlaubt. 

1991

Namensänderung: Aus der „Imprimerie coopérative“ wird Editpress. 

1984

John Castegnaro folgt auf Antoine Weiss an der Spitze des Editpress-Verwaltungsrats.

1995

Die Tageblatt-Homepage www.tageblatt.lu geht online. Die Kulturbeilage „kulturissimo“ erscheint erstmals. Die Mediengruppe ist auf Expansionskurs: U.a. werden Le Jeudi (1997), Le Quotidien (2001) und später L’essentiel (2007) gegründet. 

2001

In Esch-Sommet wird das neue Druckzentrum eingeweiht, die heute einzige verbliebene Zeitungsdruckerei des Landes.

2004

Danièle Fonck wird Chefredakteurin. Sie wird 2018 durch Jean-Lou Siweck und Dhiraj Sabharwal abgelöst. Zurzeit leitet ein Redaktionskomitee unter Chefredakteur Armand Back die Geschicke des Tageblatt.

2013

100-Jahr-Feier der Zeitung mit u.a. der Herausgabe eines fünfteiligen Buchbandes. 

2021

Nach dem Verkauf des Hauptsitz in der Kanalstraße zieht das Tageblatt nach Belval.

den tutebatty
1. Juli 2023 - 18.33

Leider sind de Zeiten von Jos und Romain Durlet längst vorbei. Das waren noch Journalisten, die ihr Handwerk aus dem ff beherrschten. Beide waren Menschen, keine Roboter! ----------- Lieber Tutebatty, da können wir wohl nur sagen: Danke für die Blumen! - Viele Grüße aus der Roboter-Redaktion

hs2001
1. Juli 2023 - 10.11

Bin doch ein wenig stolz darauf, seit 35 Jahren ein kleiner Teil des Tageblatt sein zu dürfen. Ad multos annos... hat Jos Durlet immer geschrieben!

akleinbauer
30. Juni 2023 - 10.56

Happy birthday Tageblatt:-)

rowohlfart
30. Juni 2023 - 9.09

Das waren noch Zeiten, Direktoren mit grossen Namen, die in die Geschichte eingingen. Da wird das Tageblatt von heute nie mehr hingelangen.

Robert Hottua
30. Juni 2023 - 7.55

Laut dem luxemburgischen Historiker Emile KRIER wurde der luxemburgische sozialistische Abgeordnete Hubert CLEMENT, Direktor des "Escher Tageblatt", 1935 und 1938 angeklagt: ▪ "Tageblatt"-Direktor CLEMENT unter Anklage "Nur zweimal hatten die Klagen des deutschen Gesandten zu gerichtlichen Schritten gegen eine luxemburgische Zeitung geführt, und zwar 1935 und 1938, beidemale gegen das 'Escher Tageblatt' bezw. gegen dessen Direktor, den Abgeordneten Hubert CLEMENT. Am 25.1.1935 hatte das 'Escher Tageblatt' einen Artikel über den 'Sittenverfall im Dritten Reich' veröffentlicht, der der deutschen sozialdemokratischen Presse entlehnt war und die 'moralwidrigen' Zustände in der 'HJ' und im 'BDM' schilderte. Nach Ansicht der deutschen Gesandtschaft enthielt dieser Artikel 'schwere Beleidigungen des Führers und Reichskanzlers'. Daraufhin erhob der Gesandte mündliche Vorstellungen bei der luxemburgischen Regierung, die ihrerseits 'unverzüglich' die Staatsanwaltschaft zur Strafverfolgung des verantwortlichen Redakteurs anwies. Begründung dieses Verfahrens: 'Beleidigung eines fremden Staatsoberhauptes'. Um das von der Staatsanwaltschaft gegen Hubert CLEMENT, den verantwortlichen Schriftleiter des 'Escher Tageblatt' angestrengte Strafverfolgungsverfahren durchführen zu können, brachte die luxemburgische Regierung in der Abgeordnetenkammer einen Antrag auf Aufhebung der parlamentarischen Immunität des Abgeordneten CLEMENT ein. Im Parlament wurde dieser Antrag am 26.2.1935 vorgelegt und sofort an die einzelnen Sektionen der Kammer überwiesen. Alle fünf Sektionen der Kammer lehnten, wahrscheinlich am 6.5.1935 den Antrag auf Aufhebung der parlamentarischen Immunität des Abgeordneten CLEMENT ab, so dass einstweilen die Gerichte nicht tätig werden konnten. Die Staatsanwaltschaft musste nun die Parlamentsferien abwarten, da in dieser Zeit die Abgeordneten nicht durch die parlamentarische Immunität geschützt werden, um weitere Schritte gegen Hubert CLEMENT in die Wege zu leiten." (…) (Emile KRIER, Deutsche Kultur- und Volkstumspolitik von 1933-1940 in Luxemburg, Seite 529) MfG Robert Hottua