StatecEndgegner Langeweile? Womit Jugendliche ihre Zeit im Internet verbringen

Statec / Endgegner Langeweile? Womit Jugendliche ihre Zeit im Internet verbringen
Eine ganze Welt der Ablenkung in der Hosentasche Foto: dpa/Hauke-Christian Dittrich

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Womit verbringen Jugendliche ihre Zeit im Internet. Eine Mehrzahl sagt: „Der Langeweile entfliehen“. Dem Statec erscheint das auffällig. Aber ist das wirklich so verwunderlich?

Komm mit uns, verschwende deine Zeit“, sangen die Toten Hosen schon 1986 – und zahllose junge Leute nehmen sich den Ratschlag der Alt-Punks, die heute gar keine Punks mehr sind, zu Herzen. Mit der flächendeckenden Einführung des Internets wuchsen die Möglichkeiten des suboptimalen Verbrauchs der Tage und Stunden dann auch ins Unermessliche. „Gut“, dachte man sich beim Statec, „aber womit verbringen die Leute denn ihre Zeit vor dem Bildschirm?“ Die Antwort auf diese Frage brachte uns die vermutlich überflüssigste Statistik des Jahres – und wir möchten sie Ihnen nicht vorenthalten. Vielleicht haben Sie ja auch gerade ein bisschen Zeit, die verschwendet werden soll. Wir versprechen auf jeden Fall: Es gibt bunte Grafiken!

Das nationale Amt für Statistik hat auf jeden Fall wenig überraschend festgestellt, dass 81 Prozent der jungen Menschen zwischen 16 und 24 das Internet nutzen, um mit Freunden und Familie in Kontakt zu bleiben. An geteilter zweiter Stelle stehen dagegen zwei Aktivitäten: Einerseits sind 67 Prozent der jungen Menschen online, um „sich über lokale und internationale Ereignisse zu informieren“, andererseits lassen 67 Prozent sich auch auf dem endlosen Datenmeer treiben, um „der Langeweile zu entgehen“. Man könnte auch sagen: Sie surfen im Internet. 

Viele der Aktivitäten ließen sich auch unter dem Sammelbegriff der „Effizienzsteigerung“ zusammenfassen
Viele der Aktivitäten ließen sich auch unter dem Sammelbegriff der „Effizienzsteigerung“ zusammenfassen Quelle: Statec

Der Statec schreibt dazu: „Auffallend ist, dass bei den Jugendlichen die Bekämpfung der Langeweile durch das Internet an zweiter Stelle steht, ex aequo mit der besten Information. In den anderen Altersgruppen wird Zeitersparnis an dritter Stelle genannt und die Vermeidung von Langeweile kommt erst weit abgeschlagen auf den Plätzen 7 bis 10.“ Nochmal aufgeschlüsselt wurden diese Zahlen je nachdem, ob junge Menschen nun schon arbeiten, noch zur Schule gehen oder arbeitslos sind. Und Überraschung: Jugendliche ohne Beschäftigung nutzen allesamt das Internet, um sich nicht zu langweilen!

Langweile – ein ungleich verteiltes Privileg der Jugend
Langweile – ein ungleich verteiltes Privileg der Jugend Quelle: Statec

Aber ist das wirklich so überraschend, dass Leute, die viel Zeit haben, sich tendenziell mehr langweilen als Leute, die wenig Zeit haben? Wer Vollzeit arbeitet, einen Haushalt schmeißen muss und vielleicht sogar noch Kinder hat, dem bleibt in der Regel wenig Zeit, Löcher in die Luft zu starren. Dass junge Menschen heute weniger fernsehen und sich stattdessen ihren Zeitvertreib im Internet suchen, ist jetzt auch nicht gerade verwunderlich: Die Algorithmen der sozialen Medien liefern immerhin ein persönlich zugeschnittenes Unterhaltungsprogramm – und das nächste Spiel ist auch nur einen Klick weiter. 

Viel spannender ist doch eigentlich, dass neben dem Kampf gegen die Langeweile die Suche nach Informationen über lokale und internationale Ereignisse ebenfalls an zweiter Stelle steht. Junge Menschen nutzen das Internet, um sich auf dem Laufenden zu halten. Das sind doch eigentlich gute Nachrichten: Die Jugend interessiert sich offensichtlich dafür, was auf der Welt passiert, allen Unkenrufen zum Trotz. Deshalb sollte man den jungen Leuten das Privileg der Zeitverschwendung gönnen. Wirklich bedauernswert sind Menschen doch erst, wenn sie nicht einmal mehr genug Zeit haben, um sich ein wenig zu langweilen.

den trottinette josy
23. Dezember 2023 - 18.43

Und die sollen die Zukunft unseres Lades sein? Langeweile und oberflächliche Informationen im Net! Gönnen wir der modernen Jugend das Privileg der Zeitverschwenudung. Was dabei herauskommt beweist PISA. Das Bildungsniveau hierzulande war noch nie so tief. Alarmierend und erschreckend. Aber wer auf Facebook und im Internet unterwegs ist hat hunderte von fiktiven Freunden , lebt in einer trügersichen Illusion und wird allmählich realitätsfremd. Weiter so! Früher oder später werden sie mit dem echten Leben konfrontiert werden. Und das wird ein böses Erwachen .

SMS
23. Dezember 2023 - 17.43

Statec.Was ist denn der Unterschied zwischen "Vermeidung" der Langeweile und "Bekämpfung" der Langeweile? Also ich glotze auf´s Handy weil ich fürchte mich zu langweilen oder ich langweile mich und glotze auf´s Handy? Für mich ist das derselbe Schuh. Leseschwäche und Verblödung sind also eine Folge der "Angst vor Langeweile"? Da kommt ja dann einiges auf uns zu.