Tribut„Einer der ganz Großen“: Reaktionen auf den Tod von Jacques F. Poos

Tribut / „Einer der ganz Großen“: Reaktionen auf den Tod von Jacques F. Poos
Langjährige Weggefährten attestieren dem verstorbenen Jacques F. Poos enorme Verdienste um Land und Partei Foto: Editpress-Archiv

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Mit Trauer und Bestürzung haben Politik und Gesellschaft in Luxemburg auf den Tod des langjährigen Außenministers und Vizepremiers Jacques F. Poos reagiert. Mit Poos sei am Samstagmorgen „einer der größten Luxemburger Politiker der letzten 50 Jahre“ von uns gegangen, sagt etwa Außenminister Jean Asselborn. „Ohne ihn wäre mein Weg sicher ganz anders verlaufen“, sagt indessen ein sichtlich bewegter Mars Di Bartolomeo, der ein inniges und persönliches Verhältnis zum Verstorbenen pflegte.

Es war Xavier Poos, der Sohn des ehemaligen LSAP-Politikers Jacques F. Poos, der die Luxemburger Öffentlichkeit im Laufe des Samstagnachmittags vom Tod seines Vaters unterrichtet hatte. Jacques Poos sei am späten Morgen im CHL gestorben. Er habe sich bis zu seinem Tode sowohl für die nationale als auch für die internationale Politik interessiert. Zudem war er der Meinung, dass die Zusammenarbeit der Parteien in Luxemburg „trotz Divergenzen agreabel und respektvoll war“, heißt es in der Mitteilung von Xavier Poos.

Kurz nach der Bekanntgabe des Todes haben viele Politiker dem langjährigen Regierungsmitglied und früheren Tageblatt-Direktor Tribut gezollt. Premierminister Xavier Bettel drückte den Hinterbliebenen etwa via Twitter sein tiefstes Beileid aus. Und das sowohl in seinem persönlichen Namen als auch im Namen der Regierung. „Mit Jacques Poos sagen wir einem netten Menschen Auf Wiedersehen, der sich mit viel Engagement für Luxemburg und seine Werte eingesetzt hat“, so der Staatsminister. 

„Ich habe ihn bewundert“

„Jacques Poos war einer der ganz Großen“, sagt Mars Di Bartolomeo. Der ehemalige Außenminister und Vizepremier habe enorme Verdienste um sein Land und seine Partei gehabt, mit der er über Jahrzehnte hinweg viele Höhen und Tiefen durchgemacht habe. „Jacques hat sich aber nie von seiner Linie abbringen lassen“, so ein sichtlich bewegter LSAP-Abgeordneter gegenüber dem Tageblatt.

Jacques F. Poos habe eine wichtige Rolle im Leben des früheren Gesundheitsministers und Chamberpräsidenten gespielt: „Ohne ihn wäre mein Weg sicher ganz anders verlaufen“, betont Di Bartolomeo. So war es der ehemalige Tageblatt-Direktor, der den jungen Mars Di Bartolomeo in den 1970er Jahren als Journalisten für die Redaktion der Escher Tageszeitung verpflichtete. „Auch später haben sich unsere Wege immer wieder gekreuzt“, erinnert sich das LSAP-Mitglied. „Jacques war ein ganz wichtiger Mensch in meinem Leben, der mich auf meinem privaten und politischen Weg begleitet hat.“

Mars Di Bartolomeo habe zwar gewusst, dass Jacques Poos zuletzt viel krank war. Auch sei er in einem Alter gewesen, in dem man jederzeit damit rechnen müsse, dass etwas passiert. Dennoch habe ihn die Nachricht tief getroffen. „Jacques war mein Häuptling. So habe ich ihn immer genannt: Häuptling Silberfuchs oder Häuptling Silberlocke“, meint der Politiker liebevoll. „Weil anders als mit seinen vornehmen grauen Haaren habe ich ihn nicht in Erinnerung.“

Eine graue Eminenz sei Poos zuletzt gewesen, ein „Elder Statesman“. „Er war aber auch eine richtige Kämpfernatur, der für Meinungsjournalismus eintrat. Er hatte ganz ausgeprägte, politische Überzeugungen“, unterstreicht Di Bartolomeo. Jacques Poos habe nicht nur dazu beigetragen, Luxemburg Ende der 1970er Jahre aus der Stahlkrise zu führen, sondern auch einen maßgeblichen Anteil an den großen gesellschaftspolitischen Reformen jener Zeit gehabt.

Der ehemalige Außenminister sei für ihn so etwas wie „ein großer Bruder und ein spiritueller Vater“ gewesen. Ihre Beziehung sei von großem gegenseitigen Respekt geprägt gewesen. „Jacques war einer meiner Mentoren. Ich habe ihn bewundert“, so das LSAP-Mitglied.

„Ein Mensch, der das Land stark geprägt hat“

Ähnlich sieht es auch der aktuelle Außenminister. Jacques Poos’ Verdienste um Luxemburg und Europa seien unbestritten, so Jean Asselborn (LSAP). Über Jahrzehnte hinweg habe er das öffentliche und politische Leben im Großherzogtum geprägt – zunächst als Direktor des Tageblatt, später als Regierungsmitglied und geistiger Vater mehrerer Instrumente, die das Land aus der Krise führen konnten und auch heute noch zu den wichtigsten Errungenschaften des Luxemburger Modells gehören.

Als Außenminister habe Poos zwischen 1984 und 1999 an drei wichtigen EU-Abkommen mitgewirkt: dem „Acte unique“ im Februar 1986 sowie den Verträgen von Maastricht und Amsterdam in den Jahren 1992 bzw. 1997. Als gelernter Wirtschaftsexperte und Bankdirektor habe Poos manchmal die Wirkung eines Intellektuellen gehabt. Dabei sei er aber stets ein Verfechter und Fürsprecher des Volkes gewesen, so Asselborn.

Mit Jacques Poos hat uns gestern einer der größten Luxemburger Politiker der letzten 50 Jahre verlassen

Jean Asselborn, Außenminister

Politisch habe der frühere Vizepremier und Außenminister dem heutigen Luxemburger Chefdiplomat wichtige Botschaften mit auf den Weg gegeben. So sei es etwa Aufgabe der sozialistischen Partei, dem Volk zu helfen und die schwächeren Bürger zu schützen, und das auf sozialer wie auf gesellschaftspolitischer Ebene. Außenpolitisch versuche Asselborn indessen, den Rat seines Mentors umzusetzen, wonach man nicht mit einer Dampfwalze über Minderheiten fahren sollte. Poos sei immer der Ansicht gewesen, dass das internationale Recht vor allem die kleinen Nationen und gefährdeten Minderheiten zu schützen habe. Er habe stets im Sinne der Union und des internationalen Zusammenschlusses agiert. Ein Kredo, das Jean Asselborn von seinem Vorgänger übernommen habe.

„Mit Jacques Poos hat uns gestern einer der größten Luxemburger Politiker der letzten 50 Jahre verlassen“, fasst Asselborn zusammen. „Ein Mensch, der das Land und seine Partei in den letzten Jahrzehnten ganz stark geprägt hat.“

Jacques Poos bei einem Treffen der Herausgeber 1975 in Hamburg mit Helmut Schmidt 
Jacques Poos bei einem Treffen der Herausgeber 1975 in Hamburg mit Helmut Schmidt  Foto: Archiv Editpress

Ein Vorbild für Generationen

Alex Bodry (LSAP) verabschiedet sich via Twitter von seinem ehemaligen Parteigenossen und teilt dabei ein Foto der Luxemburger Regierung aus dem Jahr 1999. Bodry bezeichnet Poos als „großen Sozialisten und Europäer“. Poos habe weitgehend dazu beigetragen, dass die LSAP die Wahlen von 1984 „grandios gewonnen“ hat.

Ex-Finanzminister Pierre Gramegna (DP) bedankt sich bei Poos für seine Unterstützung, die ihm dabei geholfen habe, Luxemburgs Interessen zu verteidigen. Die LSAP-Abgeordnete Francine Closener schreibt indessen, dass Jacques F. Poos vielen Menschen ihrer Generation als Vorbild gedient hat. Sie habe sich seine Meinung und seinen Rat stets zu Herzen genommen.

Auch die CSV-Politiker Laurent Mosar und Claude Wiseler sprechen ihr Beileid für Poos’ Tod in den sozialen Medien aus. Mosar teilt zudem seine Bewunderung für den Politiker: „Besonders sein immenses Wissen in der Außenpolitik hat mich immer wieder beeindruckt.“ Wiseler schreibt unterdessen, großen Respekt für den ehemaligen Außenminister und Vizepremier empfunden zu haben.