BogenschießenEine ehrgeizige Truppe: Der Jugendnationalkader hat viel vor

Bogenschießen / Eine ehrgeizige Truppe: Der Jugendnationalkader hat viel vor
Noah Pop, Kenza Pop und Lea Tonus (v.l.n.r.) wollen in den kommenden Jahren noch häufiger von sich reden machen Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Jeff Henckels oder Gilles Seywert, seit Jahren bekannte Namen im luxemburgischen Bogenschießen. Doch auch bei der Jugend tut sich was. Mit Lea Tonus und Kenza Pop haben zwei junge Compound-Damen den Sprung in den noch nicht lange bestehenden Jugendnationalkader geschafft, ergänzt wird dieser derzeit durch Recurve-Schütze Noah Pop. Das Trio hat ehrgeizige Ziele. Das Tageblatt hat sich mit den drei jungen Talenten über ihre bisherige Karriere und ihre Ziele unterhalten.

Lea Tonus

Lea Tonus träumt von den Olympischen Spielen in Los Angeles
Lea Tonus träumt von den Olympischen Spielen in Los Angeles Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Die 15-jährige Lea Tonus kommt vom Hauptstadtverein Flèche d’Or und hat vor dreieinhalb Jahren mit dem Bogenschießen begonnen, seit einem Jahr trainiert sie nun auch im Nationalkader. Dass sie schlussendlich beim Bogenschießen landete, verdankt sie auch ihrer Beharrlichkeit, wie sie lachend zugibt: „Ich war immer schon sportlich, habe viel ausprobiert, doch nichts passte richtig zu mir. Ich mochte aber immer schon Sachen mit Präzision oder Konzentration. Auch wegen Filmen kam ich dann auf die Idee, Bogenschießen auszuprobieren.“ Ihre Eltern schauten sich nach Möglichkeiten in Luxemburg um, doch damals war sie einfach noch zu jung. „Der Bogen ist ja immer noch eine Waffe und da muss man auch eine gewisse Kontrolle über den Körper haben. Doch die Idee blieb im Hinterkopf und als ich älter wurde, wollte ich es immer noch ausprobieren.“ Zu diesem Zeitpunkt fand gerade ein dreimonatiger Lehrgang für Beginner statt, der von Mariya Shkolna geleitet wurde, und so nahm schließlich alles seinen Anfang. 

Inzwischen hat Lea Tonus ihre ersten großen internationalen Wettbewerbe hinter sich, wie etwa einen Youth Cup im letzten Sommer in Bukarest, wo sie bei der U18 nach der Qualifikation Rang neun belegte und in der K.-o.-Runde dann erst im Viertelfinale ausschied. Bei den GT Open im November schaffte sie es ebenfalls in die Ausscheidungsrunde, wo sie in ihrem ersten Match auf nur einen Punkt gegen die Nummer acht der Qualifikation unterlag. „In Luxemburg gibt es bei Wettkämpfen für uns leider keine Matches, deshalb fehlt es gerade hier an Erfahrung und Training. Am Anfang war ich immer gestresst, auch bei der Qualifikation. Hier bin ich ruhiger geworden, aber bei Matches spürt man noch diese Schwingungen.“ Doch es ist genau dieses Wettbewerbsgefühl, das die junge Schützin lieben gelernt hat, und so weiß sie jetzt schon ganz genau, wie es im Sport weitergehen soll. „Ich möchte weiter meine Technik verbessern, um dadurch bessere Resultate zu erzielen. Ich könnte mir auch vorstellen, mich nach meinen Studien irgendwann mal komplett auf Bogenschießen zu konzentrieren.“

Der ganz große Traum heißt bei Lea Tonus dann auch Olympia 2028 in Los Angeles. „Das wäre wirklich das Beste.“ Für diesen trainiert sie derzeit fünfmal in der Woche, hinzu kommen zwei Fitness-Einheiten, denn es ist gerade auch die Kraft, deren Bedeutung nicht zu unterschätzen ist. „Man kann den Bogen härter ziehen, was Stabilität gibt, dadurch kann man dann auch besser zielen.“ Und auch ihre Mutter hat inzwischen das Bogenschieß-Fieber gepackt, wie Lea Tonus lachend erzählt: „Sie hat wegen mir angefangen, da sie mich zum Training gebracht hat, es für sie aber keinen Sinn machte, dann kurz mal nach Hause zu fahren. Als es ihr zu langweilig wurde, hat sie selbst zum Bogen gegriffen, und bei meinen fünf Trainings in der Woche hatte sie genug Zeit, Fortschritte zu machen.“ So sehr, dass sie hinter Shkolna nun zu den Top-Compound-Schützinnen des Landes gehört. 

Kenza Pop

Kenza Pop möchte in naher Zukunft vor allem ihre Technik verbessern
Kenza Pop möchte in naher Zukunft vor allem ihre Technik verbessern Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Wie Lea Tonus ist Kenza Pop 15 Jahre alt, die Schützin des Guillaume Tell Strassen ist durch ihren Bruder Noah beim Bogenschießen gelandet. „Ich habe Tanzen versucht, aber Choreografie ist nichts für mich und auch Teamsport nicht wirklich. Als mein Bruder mit Bogenschießen angefangen hat, dachte ich, das ist auch etwas für mich, und wie es aussieht, funktioniert es auch“, erklärt die junge Sportlerin schmunzelnd. Kenza Pop machte zuletzt bei den GT Open ihres Vereins auf sich aufmerksam, als sie das Second-Chance-Turnier gewinnen konnte. Im Sommer landete sie bei den Youth Open in Bukarest nach der Qualifikation sogar auf Rang sieben, unterlag dann jedoch in ihrem ersten Match. „In Sachen Erfahrung war es bisher sicherlich ein Höhepunkt in meiner Karriere. Der Youth Cup war etwas Spektakuläreres, etwas Neues. Ich konnte viel Erfahrung sammeln, gute Punkte schießen, das war toll.“ Erfolgsmäßig sticht für sie jedoch ein anderes Event heraus: „Ich bin in einem französischen Klub und da haben wir die französische Meisterschaft gewonnen. Das hat mir, was den Erfolgsteil betrifft, natürlich sehr gut gefallen.“

Wie ihre Kader-Kollegin hat auch Kenza Pop noch große Ziele vor Augen, für die sie hart arbeitet: „In ein bis zwei Jahren können wir bestimmt schon mal bei den Erwachsenen Luft schnuppern, und da bin ich mir zu 90 Prozent sicher, dass wir mit Mariya ein Team formen werden.“ Und auch die Schützin des Guillaume Tell Strassen träumt von den Olympischen Spielen: „Ich würde wirklich gerne nach Los Angeles, wenn Compound da wirklich auf dem Programm stehen sollte. In naher Zukunft möchte ich aber erst einmal weiter Erfahrung sammeln und meine Technik verbessern, die habe ich vor kurzem erst geändert.“ 

Noah Pop

Noah Pop hat einige schwierige Jahre hinter sich, will aber jetzt wieder voll angreifen
Noah Pop hat einige schwierige Jahre hinter sich, will aber jetzt wieder voll angreifen Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Noah wird in diesem Monat 20 und hat Bogenschießen in der Grundschule beim Sporttag kennengelernt: „Ich habe Tennis gespielt, hatte aber Probleme mit meinen Fußgelenken, und so habe ich etwas gesucht, das ruhiger ist.“ Begeistert haben ihn an seinem derzeitigen Sport dann auch mehrere Sachen: „Es ist sehr auf Fokus und Konzentration gerichtet, man ist dabei viel auf sich alleine gestellt. Teamsport gefällt mir auch, aber ich arbeite auch gerne alleine und bin dann für meine eigenen Resultate verantwortlich. Doch auch wenn es ein Einzelsport ist, hält die Gemeinschaft zusammen. Man findet in diesem Sport sehr schnell Zugang und Freunde.“

Sein erstes großes Turnier bestritt er noch in Deutschland. Da sein Vater die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, konnte Noah Pop bei den dortigen Meisterschaften antreten. „Im Einzel habe ich Bronze gewonnen, mit dem Team Silber.“ Seit 2020 ist er zurück in Luxemburg, doch dann folgte erst einmal eine schwierigere Zeit: „Meine beiden ersten Jahre in Deutschland waren top, dann habe ich mich verletzt. Als ich zurück in Luxemburg war, hatte ich noch ein halbes Jahr, dann kam Corona. 2021 musste ich dann wegen eines Muskelrisses in der Schulter passen. Ich habe in den letzten Jahren wirklich fast alles verpasst.“ Doch aufgeben kam für den Abiturienten nicht in Frage und seit knapp vier Monaten ist er wieder im Training und hat gleichzeitig große Ziele im Blick: „Es war schon frustrierend, vor allem wenn man sieht, dass es gut läuft, die Punkte raufgehen. Aber ich habe mir immer gesagt, dass ich mit Geduld da rangehen muss. Ich bin immer zu den Ärzten, zum Physio gegangen, habe alles dafür getan, um wieder zurückzukommen. Mein Traum ist Olympia, dafür gebe ich alles, das geht nicht, wenn ich aufgebe.“ In seinem letzten Juniorenjahr hofft der fast 20-Jährige nun endlich wieder richtig angreifen zu können. Dafür trainiert er im Juniorenkader mit Mariya Shkolna, privat mit Luc Schuler. „2020 bin ich in den Kader gekommen. Da es noch keinen Jugendkader gab, habe ich mit den Senioren trainiert. Hier habe ich Trainer Luc Schuler kennengelernt, sein Technikstil hat mir gut gefallen, der wird viel in Amerika und Spanien geschossen. Privat trainiere ich noch viel mit ihm, beim Kader dann mit Mariya. Von ihr kann man sehr viel lernen, vor allem im Mental- und Wettbewerbsbereich. Das klappt gut.“

Das große Vorbild von Noah Pop kommt dann auch aus dem eigenen Klub: Jeff Henckels: „Zu sehen, dass er es nach all den Jahren nach Tokio geschafft hat, ist wirklich eine Inspiration. Ich komme gut mit ihm klar, trainiere auch schon mal mit ihm. Auch er hat sich nach einer schweren Verletzung zurückgekämpft, das motiviert einen nur noch mehr.“


Bald olympisch?

Lea Tonus und Kenza Pop haben sich für die Compound-Disziplin entschieden, die bekanntlich derzeit nicht olympisch ist. Doch der große Traum der beiden könnte durchaus in Erfüllung gehen, denn die Chancen stehen gut, dass 2028 in Los Angeles auch Compound auf dem Programm stehen wird. Einen Antrag hat der Weltverband jedenfalls schon beim IOC eingereicht. Um sich vom Recurve zu unterscheiden, könnte Compound bei Olympia dann durchaus in der Halle stattfinden.


Ein Damenteam

Im luxemburgischen Compound dominiert bei den Damen derzeit Mariya Shkolna. Die 25-Jährige landete im letzten Jahr beim Weltcup in Paris etwa auf dem starken vierten Rang. Mit Lea Tonus und Kenza Pop könnte sich in Zukunft in dieser Disziplin dann auch ein Damenteam formen, was die Chancen für die Qualifikation für große internationale Events noch einmal deutlich erhöhen dürfte. Shkolna trainiert derzeit den Jugendkader, ist mit viel Engagement dabei und hat in den letzten Monaten in Lausanne sogar den höchsten internationalen Trainerschein im Bogenschießen gemacht. „Mariya hat so viel Erfahrung, hat in ihrem jungen Alter schon viel gewonnen. Sie als Coach zu haben, ist super, sie weiß so viel, kennt viele Tricks, sieht einfach alles. Wir könnten mit ihr in Zukunft ein Team bilden, das wäre richtig schön, da könnte sehr viel möglich sein“, meint auch Tonus. „Es ist gut, dass wir eine Trainerin haben, die so jung ist, zu der wir einen so guten Zugang haben. Sie hat mir wirklich schon sehr geholfen. Ich hatte schon einige Trainer, aber niemand war so gut wie sie“, beschreibt Kenza Pop ihre Trainerin.


Gemeinsam stärker

„Der Nationalkader in Luxemburg ist schon klein, der bei der Jugend noch kleiner. Doch wenigstens bin ich nicht allein“, gibt Lea Tonus begeistert zu. Zwischen ihr und Kenza Pop ist in den letzten Jahren eine große Freundschaft entstanden. „Wir sind beste Freundinnen, haben mit dem Bogenschießen die gleiche Passion, das hat uns direkt verbunden.“ Und das spornt auch an, denn die beiden jungen Talente, die im gleichen Alter sind, pushen sich gegenseitig, helfen sich bei Problemen. „Meine Schwester hat einen großen Sprung gemacht, seit sie mit Lea trainiert“, gibt auch Noah Pop zu. Dennoch unterscheiden sich beide Schützinnen in ihrem Stil, wie Kenza Pop erklärt: „Sie ist konzentrierter beim Bogenschießen, möchte hier mehr allein bleiben. Ich interagiere mehr mit den Leuten.“ Genau diese Mischung scheint demnach die richtige zu sein.