JunglinsterEin Schloss für Fledermäuse

Junglinster / Ein Schloss für Fledermäuse
Stattliches Anwesen: Die zur Straße gelegene Vorderseite muss mindestens zweimal verändert worden sein. Billig und nicht zum Besseren. Foto: Editpress/Claude Lenert

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Zwischen Gonderingen und Eschweiler liegt Schloss Weymerich. Die letzten Besitzer sind vor rund 15 Jahren auf tragische Weise ums Leben gekommen. Seitdem liegt das Anwesen brach und zerfällt. 2017 hat die Gemeinde Junglinster es gekauft und an die Natur- und Forstverwaltung vermietet. Die will scheinbar eine Unterkunft für Fledermäuse dort einrichten. Dabei hätte der Prachtbau aus dem 19. Jahrhundert Besseres verdient.

Es handelt sich um eine tragische Geschichte. Zugetragen hat sie sich, in Luxemburg, vor rund 15 Jahren. Ein älteres Paar, so wird erzählt, fährt zum Brennholzsammeln in den Wald. Es kommt vom Weg ab, verirrt sich und bleibt mit dem Wagen stecken. Die Frau und der Mann finden nicht mehr zurück. Beide sterben. Vermutlich durch Unterkühlung. Bei dem Paar handelt es sich um die letzten Bewohner von Schloss Weymerich.

Das Schloss liegt im Naturschutzgebiet „Op Wäimerecht“, an der Straße zwischen Gonderingen und Eschweiler, dem CR132. Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich die Gedenkstätte für Verkehrsopfer. Dort ist auch ein Parkplatz.

Dornröschenschlaf

Erbaut wurde das herrschaftliche Gebäude 1899 von Virgil Burg. Recherchen über ihn bringen wenig ans Licht. Allerdings scheint er recht wohlhabend gewesen zu sein. Davon zeugen die Größe und die Detailfülle der Fassade des Anwesens. Bei Industrie.lu heißt es außerdem, dass das Schloss über einen „Luftgas-Apparat Exelsior“, also ein eigenes kleines Gaswerk verfügt hat, sowie über Beleuchtung, Heizung und Motorbetrieb

Heute ist Schloss Weymerich in einem eher erbärmlichen Zustand. Gestrüpp, Bäume und Unkraut hüllen es in eine Art Dornröschenschlaf. Dass es bessere Zeiten erlebt hat, zeigt eine Darstellung aus dem Buch „Wenn Steine reden“ der Gemeinde Junglinster aus dem Jahr 2018 (Schwarz-Weiß-Foto). Im Vergleich dazu macht unser Luftbild deutlich, dass vor allem die Front des Schlosses heute nicht mehr im Originalzustand ist.

Die zur Straße liegende Seite muss mindestens zweimal verändert und vergrößert worden sein. Ob der Vorbau mit den spitzen Dächern den Originalzustand zeigt oder jener mit Terrasse und Steinbalustrade lässt sich schwer feststellen. Heute ist jedenfalls von beiden Varianten nichts mehr zu sehen. Die Front passt nicht mehr zum Rest. Wie man vor Ort und auf den Bildern unschwer erkennen kann, ist das Gebäude nach vorne erweitert und mit einem flachen Dach aus Wellblech ausgestattet worden. Diese Veränderung lässt sich nicht auf Anhieb datieren, dürfte aber vom letzten Besitzer, Emile Burg und seiner Frau, vorgenommen worden sein.

In einem Video auf dem YouTube-Kanal von „Dark Lux“ heißt es, dass der letzte Besitzer ein verarmter Abkomme von Adeligen und Gemüsehändler gewesen sei. Der Mangel an Geld spräche auch für die heute ärmlich wirkende Form der Front des Gebäudes. Bestätigt  ist dies Information nicht.

Stillstand schadet

Fakt ist allerdings, dass nach dem tragischen Tod des Paares nach den Erben gesucht und ein weitläufiger Verwandter in Köln gefunden wurde. Ihm hat die Gemeinde im Jahr 2006, wie Gilles Baum, DP-Schöffe in Junglinster, sagt, das Schloss und die dazugehörenden Felder für 135.000 Euro abgekauft. Erst 2017, kurz vor den Kommunalwahlen, habe der damalige Gemeinderat beschlossen, alles an die „Administration de la nature et des forêts“ zu vermieten, für den symbolischen Euro, bei einer Laufzeit von 30 Jahren.

Mike Hagen, LSAP-Rat in Junglinster, erzählt, dass geplant sei, eine Art Fledermaushotel in dem alten Gebäude einzurichten. Im Ausland gibt es die bereits, für Luxemburg wäre es ein Novum. In dieser Unterkunft könnten alle bei uns heimischen Fledermausarten ein ihren Bedürfnissen angepasstes Zuhause finden, die einen im Keller, die anderen unterm Dachboden. Die jetzt zugemauerten Türen und Fenster des Hauses würden zubleiben und nur mit einer kleinen Öffnung für die Fledermäuse versehen.

Abgesehen davon, dass die Natur- und Forstverwaltung in den vergangenen drei Jahren offensichtlich nichts unternommen hat, hätte das Schloss ohnehin Besseres verdient. Es müsste unter Denkmalschutz gestellt werden. Schöffe Gilles Baum kann sich zum Beispiel auch gut vorstellen, dass die Gemeinde es wieder in Besitz nimmt, renoviert und der Öffentlichkeit zugänglich macht. Was und wie auch immer, der jetzige Stillstand ist äußerst bedauerlich.

Hinweise zur Villa und zur Familie sind willkommen. Affaire à suivre demnach!

Laschette Ariane
29. August 2020 - 15.16

Endlich! Merci fier den Artikel. Wien wellt kann eng aal Foto am Internet fannen.

tsesar
28. August 2020 - 22.19

Suwuel d'Geschicht vun de Fliedermäis fir Covid, wéi d'Hinger fir d'Gripp si Spekulatiounen resp. Science Fiction.

Sully
26. August 2020 - 17.31

@ Nomi “”Sämtlech Erkältungen an d’Gripp komme vun den Hénger”” 'Ass daat keng wackeleg Behaaptung ?' Nee, dat wossten se scho viru 50 Joer wéi Dir nach an der Schoul waart a kee Lëtzebuergesch geléiert hutt. Dofir hëlleft dogéint och eng gutt Héngerbritt. ?

Nomi
26. August 2020 - 15.33

""Sämtlech Erkältungen an d’Gripp komme vun den Hénger"" Ass daat keng wackeleg Behaaptung ?

ruthenau
26. August 2020 - 13.40

@Nomi "Sollten mer d’Fliedermeis so’u schuetzen datt se sech endlooss vermeeren kennen, wann d’Fliedermeis den Ursprung vum Covid sinn ?" Sämtlech Erkältungen an d'Gripp komme vun den Hénger, solle mer déi och all keulen?

Nomi
26. August 2020 - 13.20

Sollten mer d'Fliedermeis so'u schuetzen datt se sech endlooss vermeeren kennen, wann d'Fliedermeis den Ursprung vum Covid sinn ? Ee gesonden Equiliber, jo, Iwerbevoelkerung, Nee !