Centre national de l’audiovisuelEin Schatz aus Bildern und Tönen, der jedem offensteht

Centre national de l’audiovisuel / Ein Schatz aus Bildern und Tönen, der jedem offensteht
Archivarin Hélène Kaizer: „Alle Originalabzüge vom Fotografen Norbert Ketter sind bei uns gut untergebracht“ Foto: Editpress/Alain Rischard

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Der Verdacht auf verschwundene Bilder des Luxemburger Fotografen Norbert Ketter hat das Interesse am CNA geweckt. Doch im Nationalen audiovisuellen Zentrum scheint alles seine Ordnung zu haben. Vergangenheit soll lebendig bleiben und das Archiv jedem Interessierten zugänglich sein. Neben den Ketten-Fotografien lagern in etwa fünf Millionen Dokumente in Düdelingen. Fotos, Filme und Fotografien. Sie zu bewahren, ist nicht einfach. Ein Ortsbesuch.

Das „Centre national de l’audiovisuel“ (CNA) in Düdelingen: Von außen sieht es aus wie eine riesige graue Kiste. Allerdings sollte man sich davon nicht täuschen lassen. Auf die inneren Werte kommt es an. Hinter den Betonmauern verstecken sich zum Beispiel ein Kino, eine Konzerthalle, eine Musikschule und eben auch das nationale Archiv für audiovisuelles Material – Filme, Ton und Fotografien.

In die Archive darf man ohne Begleitung nicht rein. Sowieso würde man sich dort alleine nicht zurechtfinden. Es wirkt wie ein Labyrinth. Hélène Kaizer übernimmt die Führung. Sie ist Archivarin im CNA. Sie kennt die Wege durch die Gänge, entlang der Türen, die irgendwie alle gleich aussehen. Und sie hat die Schlüssel zu den einzelnen Räumen. Im Archiv ist es merklich kühl. „Das dient der Konservierung von allem, was wir hier lagern.“

Auf den ersten Blick sieht man nicht, was sich alles in den vielen Räumen, Regalen, Schränken, Kisten und Schubladen verbirgt. Wer aber weiß, was er sucht, wird in Begleitung von Hélène Kaizer fündig. Alles ist nämlich genauestens beschriftet und katalogisiert. Dazu gehören die Ton- und Filmaufnahmen aus dem ehemaligen RTL-Archiv. Radiosendungen und Filmreportagen. Und natürlich auch Fotografien. Von Edward Steichen und seinen „Bitter Years“ oder „Family of Man“ oder zum Beispiel auch von Norbert Ketter. Die Fotos des 1997 verstorbenen Luxemburger Fotografen, in Düdelingen geboren, waren Anlass für einen Tageblatt-Artikel im Februar. Anders als angekündigt waren seine Fotografien bei der Ausstellung „Paysages variés“ im Kulturhaus in Mersch nicht dabei. Schnell kamen deshalb Gerüchte auf, die Ketter-Fotos seien zerstört oder verschwunden. 

Der Besuch im CNA aber bringt Gewissheit. Nichts ist verschwunden. Rund 1.460 Originalabzüge des Fotografen würden im CNA-Archiv lagern, so Hélène Kaizer. Sie befinden sich gut aufbewahrt in robusten schwarzen Kisten, welche in den bieder aussehenden Schränken liegen. Man muss Handschuhe anziehen, um die großformatigen Fotografien in die Hand zu nehmen. Sie haben ein erstaunliches Gewicht. „Das liegt am Papier.“ Zu ihrem Schutz seien sie vom Fotografen mit einer Art Firnis überzogen worden, sagt Hélène Kaizer. Es sind Norbert Ketters Lieblingsmotive: Landschaftsaufnahmen und Menschen. Einige dürften in Esch entstanden sein, wo Ketter 1974 vom damaligen Grundschullehrer Guy Wagner und späteren Direktor des Escher Theaters in eine Schulklasse eingeladen wurde.

Problem Personalmangel

Mit ein paar Klicks lässt Hélène Kaizer per interne Suchmaschine die Bilder beziehungsweise deren Platz im Archiv erscheinen: „Ich gebe den Namen Ketter ein und dann kommt die komplette Liste.“ In der Tat. Dann sieht man auch, welche Fotos bereits digitalisiert sind. Nein, nicht alle. Liegt wohl auch daran, dass die Fotos einzeln bearbeitet werden müssen. Das koste Zeit und Personal, gibt Kaizer zu verstehen. An mangelnder Freude an der Arbeit liege es nicht, eher am fehlenden Personal.

„Allgemein bedeute Archivierung viel Arbeit“, sagt sie. „Vor allem, wenn das uns zur Verfügung gestellte Material nicht beschriftet ist, ohne Informationen. Das erschwert die Erfassung und die Katalogisierung sehr.“ Tonaufnahmen würden eins zu eins erfasst. „Eine Stunde Radiosendung bedeutet mindestens eine Stunde Arbeit. Beim Film dauert es mitunter länger“, so Hélène Kaizer.

Ungefähr fünf Millionen audiovisuelle Dokumente liegen in den Archiven. Nur ein Bruchteil davon sei erfasst und digital zugänglich, sagt die Archivarin. Bei 17 Mitarbeitern, davon einige in Teilzeitarbeit, scheint das normal. Es fehlt an Personal, um das zu erreichen, was sich das CNA auf die Fahne geschrieben hat. Nämlich den Inhalt des Archivs weiterzureichen und einem breiten Publikum zugänglich zu machen.

Trotzdem: Das Archiv des audiovisuellen Zentrums in Düdelingen ist eine Fundgrube. Für jeden, der aus der Vergangenheit Fotografie, Ton und Film haben möchte. Wer nach Bild- oder Tonmaterial sucht, kann dies über die Website des CNA machen: cna.lu. Da gibt es ein Formular, das muss man ausfüllen. Je präziser die Angaben, umso einfacher sei es, etwas wiederzufinden, so Hélène Kaizer.

Es bestünde eine enorme Nachfrage, so die Archivarin. Bei Filmaufnahmen sei Filmemacher Andy Bausch ein treuer Kunde. Aber auch Journalisten und Forscher der Universität würden sich gerne des Materials bedienen. Selbstverständlich auch Privatleute.