Die Jahre nach 2019 waren von beispiellosen wirtschaftlichen Turbulenzen geprägt – auf die Pandemie folgte die Inflationskrise. Einen Rekordhöchststand hatte die Preissteigerungsrate im Juni des Jahres 2022 mit 7,43 Prozent erreicht. Die Ausgaben der Haushalte sind gezwungenermaßen in die Höhe geschnellt.
Doch Luxemburg hat sich erstaunlich widerstandsfähig gezeigt: Über alle Einkommensschichten hinweg ist die durchschnittliche Kaufkraft von 2019 bis 2023 gestiegen. Vor allem dank Indexierung und verschiedener staatlicher Hilfsmaßnahmen. Das schreibt das statistische Institut Statec in einer neuen Studie.
Die detaillierte Analyse offenbart eine ungleiche Dynamik zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen. So hat beispielsweise der Anstieg der Ausgaben (bedingt durch die höheren Preise) einkommensschwache Haushalte stärker belastet, da bei ihnen der Anteil des Einkommens, der für Lebensmittel und Energie ausgegeben wird, stärker ins Gewicht fällt. Daran habe auch die Tatsache nichts geändert, dass sich zwar alle Einkommen bis 2023 dynamisch entwickelt haben, und das sogar mit einem überdurchschnittlichen Anstieg (als Anteil des Einkommens) bei den einkommensschwächeren Haushalten. Letzteres führt Statec vor allem auf die Indexierung der Löhne und die Erhöhung des Mindestlohns zurück.

Bis 2025 wird eine leichte weitere Verbesserung des verfügbaren Einkommens erwartet, die jedoch vor allem Haushalten mit mittleren und höheren Einkommen zugutekommt, wobei die ärmeren Haushalte weiterhin überproportional von Maßnahmen wie der erhöhten Energieprämie und dem Teuerungszuschlag profitieren dürften.

Mehr als 20 Prozent der Haushalte können nicht sparen
Besonders aufschlussreich ist die Entwicklung der Sparquoten: Während fast alle Einkommensgruppen ihre Sparquote gegenüber 2019 steigern konnten, zeigt sich jedoch ein sehr großes Gefälle: Die ärmsten 20 Prozent der Haushalte haben vor 2019 und werden auch nach 2025 mehr ausgeben als sie einnehmen, auch wenn sich ihre Lage ganz leicht verbessert hat. Die zweitärmsten 20 Prozent der Haushalte schaffen es gerade so, über die Runden zu kommen, während die reichsten 20 Prozent der Haushalte weiterhin über 80 Prozent der gesamten Ersparnisse (ganz leicht weniger als 2019) bilden.
Diese sehr ungleiche Verteilung der Ersparnisse macht ein Szenario, in dem die in den letzten Jahren angesammelten Übersparungen der letzten Jahre den Konsum der Zukunft ankurbeln würde, relativ unwahrscheinlich, so Statec. Die am besten gestellten Haushalte werden die angesammelten Mittel eher investieren als ihren Konsum zu erhöhen. Die weniger wohlhabenden Haushalte, die wahrscheinlich gerne mehr konsumieren würden, bleiben aber durch ihr begrenztes Einkommen und die Unmöglichkeit zum Sparen, eingeschränkt.
Luxemburgs Erfolg ist keine Selbstverständlichkeit, schlussfolgern die Statistiker. Im Gegensatz zu vielen anderen Euroländern überstieg hier das Lohnwachstum die Inflation – dank des Indexierungssystems. Staatliche Maßnahmen wie Preisdeckel für Gas und Strom sowie gezielte Transfers und Steuererleichterungen trugen erheblich zu der insgesamt positiven Entwicklung bei. Diese Entwicklung zeigt: Luxemburg hat die Krise bisher bemerkenswert gut gemeistert, steht aber vor der Herausforderung, soziale Ungleichheiten weiter abzubauen und gleichzeitig das Defizit bei den Staatsfinanzen im Blick zu behalten.
Das könnte Sie auch interessieren:
Stimmungsbarometer: Die Zuversicht der Luxemburger Verbraucher bleibt schlecht
Gehälter: Im Schnitt verdient ein Luxemburger Arbeitnehmer 81.064 Euro pro Jahr
Zahlen zum Wohlstand: Hausbesitzer haben bis zu 20-mal mehr Vermögen als Mieter
World Wealth Report 2024: Luxemburg zählt 47.000 Millionäre
In Luxemburg ist die Jugend arm: Blick auf die Zahlen von Eurostat zum Jahr 2022
Die ungerechten Folgen von Covid-19 für die Finanzen der Luxemburger Haushalte
Ist denn heute schon der 1te April ?????
"da bei ihnen der Anteil des Einkommens, der für Lebensmittel und Energie ausgegeben wird, stärker ins Gewicht fällt."
Ja, was helfen mir 50 € mehr, monatlich, bei jeder Indextranche, wenn ich im Vergleich 500 € mehr ausgeben muss für meinen Warenkorb nach 3 Jahren Inflation?
Irgendwie stimmt das Verhältnis nicht mehr.