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Kaufkraft 2019 bis 2025Ein Erfolgsmodell mit Schattenseiten – der Inflationsausgleich in Luxemburg

Kaufkraft 2019 bis 2025 / Ein Erfolgsmodell mit Schattenseiten – der Inflationsausgleich in Luxemburg
In einer Studie analysiert Statec die Auswirkungen der Inflation und verschiedener wirtschaftlicher Maßnahmen auf die Haushalte in Luxemburg zwischen 2019 und 2025 Foto: AFP/Ina Fassbender

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Luxemburg hebt sich im europäischen Vergleich durch eine stärkere Anpassung der Löhne an die Inflation und umfassende staatliche Unterstützungsmaßnahmen im Krisenfall hervor. Diese Politik hat seit 2019 dazu beigetragen, die Kaufkraft der Haushalte zu stabilisieren. Allerdings können die unteren Einkommensgruppen trotz dieser Verbesserung immer noch kein Geld sparen, während die Ersparnisse vornehmlich von den wohlhabendsten 20 Prozent der Haushalte gebildet werden. Das geht aus einer neuen Statec-Studie hervor.

Die Jahre nach 2019 waren von beispiellosen wirtschaftlichen Turbulenzen geprägt – auf die Pandemie folgte die Inflationskrise. Einen Rekordhöchststand hatte die Preissteigerungsrate im Juni des Jahres 2022 mit 7,43 Prozent erreicht. Die Ausgaben der Haushalte sind gezwungenermaßen in die Höhe geschnellt.

Doch Luxemburg hat sich erstaunlich widerstandsfähig gezeigt: Über alle Einkommensschichten hinweg ist die durchschnittliche Kaufkraft von 2019 bis 2023 gestiegen. Vor allem dank Indexierung und verschiedener staatlicher Hilfsmaßnahmen. Das schreibt das statistische Institut Statec in einer neuen Studie.

Die detaillierte Analyse offenbart eine ungleiche Dynamik zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen. So hat beispielsweise der Anstieg der Ausgaben (bedingt durch die höheren Preise) einkommensschwache Haushalte stärker belastet, da bei ihnen der Anteil des Einkommens, der für Lebensmittel und Energie ausgegeben wird, stärker ins Gewicht fällt. Daran habe auch die Tatsache nichts geändert, dass sich zwar alle Einkommen bis 2023 dynamisch entwickelt haben, und das sogar mit einem überdurchschnittlichen Anstieg (als Anteil des Einkommens) bei den einkommensschwächeren Haushalten. Letzteres führt Statec vor allem auf die Indexierung der Löhne und die Erhöhung des Mindestlohns zurück.

Entwicklung der Kaufkraft, aufgeteilt nach Einkommensquartilen
Entwicklung der Kaufkraft, aufgeteilt nach Einkommensquartilen Screenshot: Statec

Bis 2025 wird eine leichte weitere Verbesserung des verfügbaren Einkommens erwartet, die jedoch vor allem Haushalten mit mittleren und höheren Einkommen zugutekommt, wobei die ärmeren Haushalte weiterhin überproportional von Maßnahmen wie der erhöhten Energieprämie und dem Teuerungszuschlag profitieren dürften.

Welcher Anteil der Spareinlagen von welchem Einkommensquartil kommt
Welcher Anteil der Spareinlagen von welchem Einkommensquartil kommt Screenshot: Statec

Mehr als 20 Prozent der Haushalte können nicht sparen

Besonders aufschlussreich ist die Entwicklung der Sparquoten: Während fast alle Einkommensgruppen ihre Sparquote gegenüber 2019 steigern konnten, zeigt sich jedoch ein sehr großes Gefälle: Die ärmsten 20 Prozent der Haushalte haben vor 2019 und werden auch nach 2025 mehr ausgeben als sie einnehmen, auch wenn sich ihre Lage ganz leicht verbessert hat. Die zweitärmsten 20 Prozent der Haushalte schaffen es gerade so, über die Runden zu kommen, während die reichsten 20 Prozent der Haushalte weiterhin über 80 Prozent der gesamten Ersparnisse (ganz leicht weniger als 2019) bilden.

Diese sehr ungleiche Verteilung der Ersparnisse macht ein Szenario, in dem die in den letzten Jahren angesammelten Übersparungen der letzten Jahre den Konsum der Zukunft ankurbeln würde, relativ unwahrscheinlich, so Statec. Die am besten gestellten Haushalte werden die angesammelten Mittel eher investieren als ihren Konsum zu erhöhen. Die weniger wohlhabenden Haushalte, die wahrscheinlich gerne mehr konsumieren würden, bleiben aber durch ihr begrenztes Einkommen und die Unmöglichkeit zum Sparen, eingeschränkt.

Luxemburgs Erfolg ist keine Selbstverständlichkeit, schlussfolgern die Statistiker. Im Gegensatz zu vielen anderen Euroländern überstieg hier das Lohnwachstum die Inflation – dank des Indexierungssystems. Staatliche Maßnahmen wie Preisdeckel für Gas und Strom sowie gezielte Transfers und Steuererleichterungen trugen erheblich zu der insgesamt positiven Entwicklung bei. Diese Entwicklung zeigt: Luxemburg hat die Krise bisher bemerkenswert gut gemeistert, steht aber vor der Herausforderung, soziale Ungleichheiten weiter abzubauen und gleichzeitig das Defizit bei den Staatsfinanzen im Blick zu behalten.


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Stef
16. Januar 2025 - 10.26

Ist denn heute schon der 1te April ?????

Grober J-P.
16. Januar 2025 - 9.49

"da bei ihnen der Anteil des Einkommens, der für Lebensmittel und Energie ausgegeben wird, stärker ins Gewicht fällt."
Ja, was helfen mir 50 € mehr, monatlich, bei jeder Indextranche, wenn ich im Vergleich 500 € mehr ausgeben muss für meinen Warenkorb nach 3 Jahren Inflation?
Irgendwie stimmt das Verhältnis nicht mehr.