Zahlen zum WohlstandDie neuen Kasten: Hausbesitzer haben bis zu 20-mal mehr Vermögen als Mieter

Zahlen zum Wohlstand / Die neuen Kasten: Hausbesitzer haben bis zu 20-mal mehr Vermögen als Mieter
Für Luxemburg sind die Zahlen der Studie der Zentralbanken die einzige detaillierte Quelle über die Bilanzen einzelner Haushalte Foto: Editpress/Alain Rischard

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Der durchschnittliche Haushalt in Luxemburg ist ziemlich reich. Im Jahr 2021 betrug das Median-Nettovermögen 718.000 Euro. Seit 2018 ist es um satte 44 Prozent gewachsen. Doch es gibt gewaltige Unterschiede in der Verteilung. Zwischen Alten und Jungen. Und besonders zwischen Mietern und Besitzern.

Der durchschnittliche Haushalt in Luxemburg ist überaus wohlhabend: Er nannte im Jahr 2021 im Schnitt 718.000 Euro sein Eigen. Das ist deutlich mehr als in anderen europäischen Ländern. In Belgien sind es 242.4000 Euro, in der Eurozone 123.5000 Euro, in Deutschland 106.700 Euro.

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Auch beim durchschnittlichen Verdienst (Median) schneiden die Luxemburger Haushalte im Schnitt deutlich besser ab als Haushalte in den Nachbarländern. Sie erhielten rund 90.000 Euro pro Jahr. In Belgien sind es 47.000, in Deutschland 45.000, im europäischen Durchschnitt 34.000, doch in Frankreich nur rund 31.000 Euro pro Jahr.

Diese Zahlen stammen aus dem „Household Finance and Consumption Survey“ (HFCS), einem gemeinsamen Projekt der Zentralbanken und der nationalen statistischen Ämter der Europäischen Union. Europaweit wurden die Daten länderrepräsentativ auf harmonisierte Weise mittels Stichproben bei rund 83.200 Haushalten ermittelt. In Luxemburg wurden mehr als 2.000 Haushalte befragt. Vorgestellt wurden die neuen Daten nun auf den Webseiten der Luxemburger und der Europäischen Zentralbank.

„Diese Informationen ermöglichen es, die Zusammensetzung der Schulden und des Vermögens der Haushalte und ihre Verteilung zu analysieren“, schreiben die Autoren. Für Luxemburg sei es sogar die einzige detaillierte Quelle über die Bilanzen einzelner Haushalte. Zuvor waren auch in den Jahren 2010, 2014 und 2018 Erhebungen erfolgt. Im laufenden Jahr 2023 findet eine neue „Umfragewelle“ statt. In der will man insbesondere untersuchen, wie sich der rasche Anstieg der Inflation und der Zinssätze auf die Haushalte auswirkt. Diese Ergebnisse sollen 2025 veröffentlicht werden.

Mit dem Alter steigt der Wohlstand

Das Gesamtnettovermögen des Haushalts ist definiert als „Summe der realen Vermögenswerte (einschließlich Wohnraum) und der finanziellen Vermögenswerte abzüglich aller Schulden“. Seit der ersten Datenerhebung im Jahr 2010, als die Summe bei 398.000 Euro pro Luxemburger lag, ist es deutlich gewachsen. Besonders schnell (plus 44 Prozent) gestiegen ist es in der Zeit seit 2018. Die Autoren der Studie führen dies vor allem auf steigende Immobilienpreise und die Entwicklung der Aktienmärkte sowie auf „unfreiwilliges“ Sparen während der Covid-19-Pandemie zurück. In dieser Zeit sind die Immobilienpreise in die Höhe gesprungen, teils um mehr als zehn Prozent pro Jahr.

Die insgesamt sehr hohe Zahl in Luxemburg verbirgt jedoch riesige Unterschiede, etwa zwischen Altersklassen. So verfügt der mediane Haushalt, in dem die Referenzperson zwischen 35 und 44 Jahre alt ist, über einen Nettobesitz von 464.000 Euro, der Haushalt mit einer Referenzperson von über 65 jedoch über 1,3 Millionen Euro.

Riesig ist derweil der Unterschied zwischen Mietern und Besitzern der eigenen Wohnung: Wer sein Haus bereits abgezahlt hat, besitzt im Schnitt ein Nettovermögen von 1,2 Millionen Euro. Wer noch einen Kredit anzuzahlen hat, besitzt im Schnitt 779.000 Euro. Wer jedoch mietet, besitzt nur 61.400 Euro.

Auch gewaltig sind die Unterschiede je nach Wohlstand: Während die 20 Prozent Wohlhabendsten der Bevölkerung im Durchschnitt 2,9 Millionen Euro besitzen, so haben die 20 Prozent am wenigsten Besitzenden der Bevölkerung nur 15.000 Euro. 40 Prozent der Bevölkerung besitzen ein Nettovermögen von mehr als einer Million Euro.

66 Prozent besitzen ihre Wohnung

Das Vermögen der Haushalte haben die Autoren der Analyse derweil in Real- und Finanzvermögen unterteilt. Zum Realvermögen gehören der Hauptwohnsitz des Haushalts, sonstiger Immobilienbesitz, Fahrzeuge und Wertgegenstände. Bei den Luxemburger Haushalten standen diese im Jahr 2021 für 77 Prozent des gesamten Bruttovermögens (vor Abzug von Krediten) der Haushalte. Finanzielle Vermögenswerte stehen für 23 Prozent.

Das am weitesten verbreitete Sachvermögen der luxemburgischen Haushalte waren 2021 Fahrzeuge (85 Prozent der Haushalte), gefolgt vom Hauptwohnsitz (65,6 Prozent der Haushalte), sonstigem Grundbesitz (30 Prozent) und Wertgegenständen (28 Prozent). Bei den Eigenheimbesitzern lag der Medianwert der eigenen Wohnung bei 858.000 Euro (verglichen mit rund 200.000 in der Eurozone).

Mit dem Alter steigt der Anteil der Besitzer der eigenen Wohnung bis auf 82,4 Prozent der über 65-Jährigen. So leben rund 60 Prozent der arbeitenden Menschen in der Eigenwohnung – doch 84 Prozent der Rentner. Auch die Herkunft des Haushalts spielt eine Rolle: 84 Prozent der in Luxemburg Geborenen besitzen ihre Wohnung – aber nur 51 Prozent der nicht in Luxemburg Geborenen.

Ein Drittel der Bevölkerung (29,8 Prozent) ist derweil Besitzer einer „anderen Immobilie als das Eigenheim“. Hier spielt die Herkunft kaum eine Rolle. Zudem sind auch 22,8 Prozent der Haushalte, die ihre Wohnung mieten, Besitzer einer „anderen Immobilie“.

Hälfte der Haushalte hat Schulden

Etwas mehr als die Hälfte der Luxemburger Haushalte war 2021 verschuldet (54 Prozent). Fast ein Drittel der Haushalte besaß Hypothekenschulden, während etwas mehr als ein Drittel nicht-hypothekarisch verschuldet war. Der Kauf der eigenen Wohnung stand für 65 Prozent der Hypothekenschulden. Im Median hatte 2021 jeder Haushalt 129.000 Euro Schulden.

Im Durchschnitt sind Konsumkredite pro Haushalt in Luxemburg etwa doppelt so hoch wie in der Eurozone, zeigt die Studie weiter. Bei den einkommensschwächeren Haushalten ist die Verschuldung in Luxemburg sogar dreimal so hoch. Da jedoch auch die Einkommen in Luxemburg höher sind, ist das Verhältnis der Verbraucherschulden zum Bruttoeinkommen in Luxemburg und im Euroraum vergleichbar.

Ungleichheiten haben sich kaum verändert

Im Jahr 2021 verdiente die Hälfte der luxemburgischen Haushalte ein Bruttoeinkommen von 89.600 Euro oder mehr, ein Anstieg von etwa neun Prozent pro Jahr zwischen 2018 und 2021. Dabei gibt es deutliche Unterschiede je nach Bildungsniveau und Alter der Bezugsperson im Haushalt, so die Autoren weiter.

Die am besten verdienenden 20 Prozent der Bevölkerung hatten im Schnitt ein Einkommen von 227.000 Euro, die unteren 20 Prozent im Schnitt 29.300 Euro pro Jahr. Im Durchschnitt war das Bruttoeinkommen bei Mietern (65.700 Euro) niedriger als bei Haushalten mit Wohneigentum (mehr als 93.000 Euro).

Was nun die Verteilung des Wohlstands in der Gesellschaft angeht, so haben sich die Ungleichheiten zwischen 2018 und 2021 „praktisch nicht verändert“, laut Gini-Koeffizienten. Im Jahr 2021 besaßen die reichsten fünf Prozent der Haushalte etwa 34 Prozent des Nettovermögens aller Haushalte, und die reichsten 20 Prozent besaßen fast zwei Drittel des Nettovermögens aller Haushalte, was der Situation im Jahr 2018 ähnelt. Auch Statec hatte bereits berichtet, dass sich die Ungleichheiten in den letzten Jahren nicht verschlechtert hätten.

Soweit dem Autor möglich, sind alle im Artikel erwähnten Durchschnittszahlen Medianwerte und nicht der für gewöhnlich benutzte arithmetische Durchschnitt (Mittelwert). Beim Median werden die Einwohner in zwei gleiche Teile aufgespalten: 50 Prozent der Löhne liegen unter dem Medianlohn und 50 Prozent liegen darüber.
Gerade für Bereiche wie Verdienst oder Vermögen, wo einige Personen, die sehr hohen Gehälter verdienen, den arithmetischen Durchschnitt signifikativ beeinflussen, zeigt der Median demnach wohl das realere Spiegelbild der Gesellschaft. So hat der durchschnittliche Luxemburger Haushalt laut „arithmetischem Durchschnitt“ ein Nettovermögen von 1,3 Millionen Euro, laut Median jedoch nur von 718.000 Euro.

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Romain
29. November 2023 - 11.36

Habe mein Haus selber gebaut ( vom Bauplan, Ziegel setzen, Dach, Sanitär, Fliesen…..) Alles ist möglich wenn man will und nicht zu faul ist.

Jemp
28. November 2023 - 19.16

Sie können hier Statistiken publizieren, soviel Sie wollen, aber rmir kann keiner erzählen, dass ich als Hausbesitzer mit 3000€ Rente und einem Dacia Sandero zu reich bin. Da ist mein junger Nachbar, der im Cactus als Verkäufer arbeitet und Mieter ist, aber einen Porsche, als Zweitwagen einen Golf GTI und dazu ein schweres Motorrad fährt, wenigstens 2 Iphones à 1000€ mit Abo und mindestens 3 Netflix und ähnliche Abos hat, viel reicher. Ihrer Statistik nach nagt der Mann am Hungertuch. In der Realität betrachtet er allerdings mich als einen alten Hungerleider, der sich nicht mal ein anständiges Auto leisten kann.

Grober J-P.
27. November 2023 - 21.13

"Die neuen Kasten: " Vor 10 Jahren gab's die auch schon. @Nomi. Mir wollten ët och emol elo probéieren mat dem Nowuess, leider nët geklappt, den gudden Wëllen ass do, leider dat néidegt Täschegeld nët. Hat schon gemeld, den léiwen Mann hanner dem Schalter vun der Spuerkeess sot, Kredit jo, awer nëmmen fir den Keller dann! Ech kennen epuer "JONKER" déi schon wëlles sin, gin leider awer nët gelooss. Mir hun onst Haus och selwer gebaut, oh wat waren mir do dichteg. Eischt der iwer déi Jonk hirfalt kuckt emol wat um Bausektor dobaussen lass, virunallem hei am Land. Eng Fro: wat kascht eng gebrannten Zill zu Virton an wéivill hei?

Lieber Kommunist vom T.
27. November 2023 - 15.02

Wir haben gespart, sind mit einer alten Peugeot Diesel Karre rum gefahren, kein Urlaub, kein IPhone Abo ( gab es nicht), ich habe in meiner Freizeit im Wald Holz gemacht um im Winter zu heizen, wir kochen heute noch jeden Tag selber, war 2 mal im Leben in einem Flugzeug und hab eine Eigenwohnung. So lieber „Neidfull“ vom T., das musste unbedingt gesagt werden.??

plop
27. November 2023 - 14.24

Ech gin elo direkt op de Speicher fir dei 718.000 € ze sichen. Halt dach op mat denen topegen Statistiken. Dat heizt Polemik an der Bevoelkerung nemmen un. Wann ech dat liesen gin ech mir bewosst wei aarm eis Famill ass obschon mir proprietaire vun engem Haus sin dat ganz bezuelt ass. Fir op dei moyenne ze kommen mierkt een wivill Reicher hai wunnen. Zumols Ex-Ministeren dei hier paie nach 2 Joer kreien ouni ee Fanger kromm ze maachen. Des Weideren gi mir Letzebuerger mat kriteschem Bleck ugekuckt well mir jo esou reich sin. E puer sinn et schon mais dei meescht hun krempes hai am Luxusland beid Enner beieneen ze kreien.

Leila
27. November 2023 - 13.02

Wie viele Eigentümer davon wohnen in alten, nicht renovierten Häusern oder in heruntergekommenen Mehrfamilienhäusern? Zahlen bei diesem Beispiel hören sich positiver an als die gelebte Realität.

Nomi
27. November 2023 - 12.02

Hun an den 70er 8 Stonnen ob menger Arbecht geschaft, an dono nach 4 Stonnen ob den Bau vun Meindes bis Freides. Samstes an Sonndes 12 Stonnen um Bau waehrend 2 Johr. Dofir sin ech haut Besetzer vun mengem Haus. Schaffen, schaffen, schaffen, me wellt haut dann nach e Jonken schaffen ? Si haetten gern Alles faerdeg heem geliwert !

Nomi
27. November 2023 - 11.54

Rem ee Sujet wo'u d'Sozien eis Gesellschaft geint en een obhetzen !

Jean-Marie Grober
27. November 2023 - 10.39

So nichtssagend wie die im Artikel angeführten Zahlen, so schwerwiegender ist am Ende das, was in der öffentlichen Meinung hängen bleibt: Die Alten sind Millionäre, die Jungen sind Sozialhilfeempfänger! Wollen wir auch noch einen Generationenkonflikt heraufbeschwören? Nicht genug, dass es einen Klima-, einen Nahost-, einen Ukrainekonflikt und eine sich anbahnende Wirtschafts-und Finanzkrise gibt, nun soll auch noch der Kampf zwischen den Generationen und der "Reichen" gegen die "Armen" heraufbeschworen werden. Ich wäre sofort bereit, über meine eigenen Erfahrungen mit Armut und Wohlstand zu reden. Mich hat nur noch kein Statistiker oder Journalist dazu befragt! Aber immer gerne meinerseits!