EschEin Blick auf die Wahlplakat-Landschaft: „Hang ’Em High“*

Esch / Ein Blick auf die Wahlplakat-Landschaft: „Hang ’Em High“*
Hoch hängen sie, die Wahlplakate in Esch, um die es am Wochenende schon reichlich Aufregung gab Foto: Editpress/Julien Garroy

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Nachdem sich die Aufregung in der Escher „Papen-Gate“-Affäre einstweilen etwas gelegt hat, ist es Zeit für einen genaueren Blick auf die Wahlplakate. Das Tageblatt hat sich in Esch umgeschaut.  

Mal mehr, mal weniger: Esch hängt seit Freitagabend voll. Voller Kandidatengesichter und Partei-Slogans. Die Nase vorn hat eindeutig die LSAP, die bekanntlich als Erste unterwegs war. Was nicht nach dem Geschmack der lokalen CSV-Fraktion war, wie Bürgermeister Georges Mischo später via soziale Medien kundtat: „D’CSV, d’DP an ‚déi gréng‘ hale sech un de Wahlkampfaccord, dee vun der nationaler LSAP initiéiert ginn ass, déi gréissten Oppositiounspartei zu Esch leider net! Paapen ab Mëtternuecht!“, schrieb Mischo auf Facebook. Die Mehrheitsparteien hatten sich sogar zum gemeinsamen Protestfoto getroffen (das Tageblatt berichtete). 

„Es war mir nicht bewusst, dass die Stoppuhr laufen würde“, sagte am Montag LSAP-Spitzenkandidat Steve Faltz gegenüber dem Tageblatt. Für die große Aufregung hat er recht wenig Verständnis, selbst wenn er von einem „Fehlstart“ seiner Partei spricht: „Es gibt 6.000 Pfosten und Masten in Esch und 3.000 in Belval. Dazu rund 90 Kilometer Straße. Nächstes Mal warten wir eben bis sonntags und inspirieren uns an den guten Sachen und Positionierungen der anderen Parteien.“ Seine Partei geht mit dem Slogan „Zäit fir neie Schwong!“ in die Wahlen. Die ersten Plakate habe man am Freitag gegen 22.00 Uhr aufgehängt. Jeder der 19 LSAP-Kandidaten hat 40 Plakate mit seinem Konterfei drauf, das gilt auch für Faltz: „Bei uns sind alle gleich.“ Dazu passt der LSAP-Hashtag #zesummen. 

Erste Schmierereien

„Déi mam Mischo“: Die CSV setzt voll und ganz auf den amtierenden Bürgermeister Georges Mischo
„Déi mam Mischo“: Die CSV setzt voll und ganz auf den amtierenden Bürgermeister Georges Mischo Foto: Editpress/Julien Garroy

Auf die Karte Georges Mischo setzt man derweil bei der CSV. Der amtierende Bürgermeister steht auf den Wahlplakaten der konservativen Partei eindeutig im Vordergrund. Das erinnert ein wenig an „déi mam Juncker“ zum Beginn dieses Jahrtausends. Nur auf Esch gemünzt also „déi mam Mischo“. In der Alzettestraße wurden die ersten Plakate des Bürgermeisters bereits beschmiert. Damit das nicht überall passiert, haben fast alle Parteien ihre Poster recht hoch an den Pfosten der Stadt aufgehängt. Das ist wohl auch nötig, bietet z.B. der CSV-Slogan „Een Esch fir eis all“ doch recht offensichtlich Raum für ungewollte Manipulationen. Auf den Plakaten der CSV fällt außerdem die Luxemburg-Karte auf, mit einem orangen Herzen dort, wo Esch liegt.

Ähnlich hält es auch die ADR. „Well mir Esch gär hunn“ prangt dort, passend zum landesweiten Partei-Slogan für die Gemeindewahlen („Well mir eis Gemeng gär hunn“). Auch bei der ADR stehen die Spitzenkandidaten Kevin Serafini und Bernard Schmit im Vordergrund, jedoch tauchen auch thematische Plakate mit markanten Aussagen auf, die u.a. für mehr Sicherheit werben.

Ist die ADR noch mehr oder weniger sichtbar im Stadtgebiet vertreten, so muss nach Plakaten der Piraten und der KPL gezielter gesucht werden. Die Piraten setzen sich für „gerecht Léisunge fir d’Gemeng Esch/Uelzecht“ ein, ihre Spitzenkandidaten Sam Vagnarelli und Tammy Broers stehen im Vordergrund. Auf den Postern der KPL steht derweil „D’Gemeng gehéiert all hiren Awunner“. Mar­celine Waringo und Nicole Schweich führen die Liste der Kommunisten für den 11. Juni an. 

Mit der Doppelspitze Pim Knaff und Daliah Scholl geht derweil die DP ins Rennen um die Sitze im Gemeinderat. Beide dominieren auch die Wahlplakate der Partei, wobei ebenfalls Nicht-Kandidaten unter dem Slogan „No bei dir“ zu Wort kommen. Etwas sperrig kommt der Untertitel daher, der stets mit „Doheem“ beginnt und mit „Mir këmmeren eis drëm“ endet. Gleich vier Spitzenkandidaten haben „déi gréng“. Das Quartett Ragni, Pastoret, Kox und Sehovic wird unter dem Slogan „Mir schafen Zukunft“ präsentiert, wobei viele Plakate der Grünen mit Themen und nicht mit Kandidatenköpfen bedruckt sind. So werden u.a. mit lachender Mutter und Kind sichere Radwege gefordert. 

Last but not least sind die Linken eher thematisch unterwegs. „Fir datt et de Leit besser geet“ bzw. „Vivre mieux à Esch“ steht da geschrieben. Auf dem Poster mit allen Kandidaten ist das Spitzenduo Line Wies und Samuel Baum neben Laurent Biltgen und Marc Baum ganz oben platziert, ihr Abbild ist aber genauso groß wie das aller anderen Kandidaten von „déi Lénk“. Der Hashtag zur Wahl-Kampagne lautet: #Rësel deng Gemeng!  

* „Hang ’Em High“ (Hängt ihn höher) ist ein Western-Klassiker aus dem Jahr 1969 mit Clint Eastwood in der Hauptrolle. Im Kontext dieses Artikels ist der Titel natürlich nicht auf die Kandidaten gemünzt, sondern auf die Plakate. 

den trottinette josy
19. Mai 2023 - 20.02

Einfach lächerlich und total überflüssig, diese Plakatenkultur. Wer lässt sich eigentlich davon beeinflussen?