Jacques Dondelingers VerkehrskonzeptDüdelingen verbinden, statt zu trennen

Jacques Dondelingers Verkehrskonzept / Düdelingen verbinden, statt zu trennen
Mehrmals pro Stunde das gleiche Bild in Düdelingen: Rückstau wegen geschlossener Bahnschranken. Jacques Dondelinger hat eine Lösung parat. Es ist allerdings nicht die, welche im nationalen Mobilitätsplan vorgesehen ist. Foto: Editpress/Alain Rischard

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Jacques Dondelinger macht sich Gedanken über die Verkehrssituation in seiner Heimatstadt. Auch über den nationalen Mobilitätsplan 2035. Der würde Düdelingen zweiteilen, sagt der pensionierte Ingenieur. Das will er vermeiden und deshalb Zuggleise stilllegen, Bahnhöfe schließen und Züge durch Busse ersetzen. Unsinnig klingen seine Ideen nicht.

Jacques Dondelinger hat als Ingenieur in den Hüttenwerken der Arbed (heute Arcelor-Mittal) gearbeitet. Auch in Düdelingen. Sein Haus in der rue de l’Etang, wo er seit 1980 lebt, früher die Dienstwohnung, ist geräumig. Nach hinten fällt der Blick in einen großen Garten und nach vorne, aus dem Wohnzimmerfenster hinaus, auf die Gleise der Zugstrecke Bettemburg/Volmerange-les-Mines. In Sichtweite sind zwei Bahnübergänge, links an der rue Karl-Marx und rechts an der rue Jean-Jaurès.

Jacques Dondelinger hat sein(e) Problem(e) täglich vor Augen. Bei geschlossenen Bahnschranken, viermal pro Stunde, würden sich schnell Rückstaus bilden und laufende Motoren Lärm und Gestank verursachen, sagt er. Vier solcher Übergänge gibt es in Düdelingen. Mehr als sonst irgendwo im Land. Der dritte Übergang liegt direkt beim Hauptbahnhof. Der vierte in Richtung Bettemburg an der rue de Burange.

Nationaler Mobilitätsplan

Diese vier Bahnübergänge sollen geschlossen werden. So sieht es jedenfalls der nationale Mobilitätsplan (PNM) 2035 vor. Geplant ist, von Frankreich aus, über Düdelingen, zwei Direktzüge pro Stunde nach Luxemburg-Stadt anzubieten sowie eine zusätzliche Verbindung nach Bettemburg. Eine solche Zugfrequenz würde noch öfters zur zeitweisen Schließung der Bahnschranken führen, heißt es. Deshalb sollen sie dichtgemacht werden. 

Keine Bahnschranken, keine Staus? Keine Probleme mehr? Nein, so sei es nicht, sagt Jacques Dondelinger. Irgendwo müsse der Verkehr ja durch Düdelingen fließen, und ohne die Übergänge würde das wohl noch schwieriger werden. Seiner Meinung nach würden die Schließungen aber vor allem eines bedeuten, nämlich Düdelingen in zwei Stücke zu teilen.

Laut PNM bleiben für den motorisierten Straßenverkehr zwei Möglichkeiten. Eine auf Höhe des Viertels Italien, dort besteht bereits eine Brücke, und eine andere auf Höhe des alten Friedhofs nahe dem Bahnhof. Dort ist eine Unterführung geplant. Auf den dazwischenliegenden 2,5 Kilometern würde es so aber kein Durchkommen für motorisierte Verkehrsteilnehmer mehr geben, sagt Dondelinger. Fußgänger müssten ebenfalls Umwege in Kauf nehmen, um von der einen auf die andere Seite Düdelingens zu gelangen. Dondelingers Kritik stimmt nachdenklich.

Jacques Dondelinger ist ein äußerst akribischer Beobachter. Er zählt Züge und Autos, Wartezeiten bei den Bahnschranken und die Passagiere in den Zügen. „Ja, der Zug um 7 Uhr morgens ist ziemlich gut gefüllt, ansonsten ist dem aber nicht so.“ Als wir am Mittwochmorgen gegen halb zwölf vor seinem Haus stehen, zählen wir fünf Insassen in einem ellenlangen Zug, der Richtung Bettemburg fährt. „Der Zug ergibt doch keinen Sinn. Kann das nicht mit Bussen aufgefangen werden?“, fragt er.

Düdelingen verbinden

Jacques Dondelinger hat eine Lösung parat. Der Hauptbahnhof Düdelingen solle Terminus sein, so wie es einst war, bis das Stahlwerk in Düdelingen abgeschaltet wurde und Züge ins französische Grenzgebiet fuhren. Ab dem Bahnhof im Zentrum sollen dann Busse in die einzelnen Stadtviertel und bis nach Frankreich fahren respektive Menschen, Grenzgänger, von dort zum Bahnhof bringen. Die Zugstrecke ab dem Hauptbahnhof in Richtung Frankreich solle stillgelegt und die Gleise abgebaut werden. So könnte „mehr Platz für alle Verkehrsteilnehmer geschaffen werden und vor allem die Düdelinger näher aneinander rücken“. Jacques Dondelinger stellt sich das ganze quasi als neue Lebensader der Stadt vor. Er sieht Spazier- und Radfahrerwege und mehr Platz für den motorisierten Verkehr. Diese Idee ist eine Diskussion wert.

Dass die LSAP-Mehrheit in Düdelingen den nationalen Mobilitätsplan akzeptiert, versteht Dondelinger nicht. Er hofft auf Entscheidungen der neuen Regierung. Aber auch in Düdelingen hofft er, die Opposition aus CSV, DP und ADR auf seine Seite zu ziehen. Bisher sei ihm das noch nicht geglückt.

Womöglich wird ihm das auch in Zukunft nicht glücken. Seine Idee, so fantasievoll und durchdacht sie auch wirkt, scheint einfach nicht in das geplante Mobilitätskonzept der Zukunft zu passen. Menschen aus dem nahen französischen Grenzgebiet sollen mit dem Zug, möglichst auf direktem Weg, ohne Umzusteigen, nach Luxemburg-Stadt oder Bettemburg gebracht werden, heißt es. Bürgermeister Dan Biancalana und der Erste Schöffe Loris Spina nehmen die Einwände von Jacques Dondelinger ernst. Sie betonen aber die Bedeutung des Zuges für den Transport von Grenzgängern von und nach Frankreich. Dazu gehört auch, dass die 3.000 Menschen, die in naher Zukunft im neuen Viertel „Neischmelz“ leben werden, vom Zug profitieren können.

Ja, die Bahnschranken in Düdelingen sollen abgebaut werden. Das würde aber keinesfalls eine Teilung der Stadt bedeuten, betonen die Kommunalpolitiker. Jede Zughaltestelle solle bestehen bleiben. Mehrere zusätzliche Übergänge oder Unterführungen seien für Fußgänger und Radfahrer geplant. Für Menschen mit Kinderwagen oder mit eingeschränkter Mobilität. Klingt gut. Vielleicht sollten die Gemeindeverantwortlichen diese Pläne aber deutlicher und vor allem konkreter kommunizieren. Damit keine Zweifel aufkommen.

Jacques Dondelinger macht sich auch Gedanken über die Wohnsituation in Düdelingen. Ein nahe dem Bahnhof gelegenes Areal hat er für Sozialwohnungen ausgemacht. „Das Gelände gehört der Gemeinde, warum also nicht dort im großen Stil bauen? Auf der einen Seite liegen jene, die seit langem in ihrem Grab schlafen, auf der anderen Seite ist der Bahnhof, niemanden wird’s stören.“ Aber gut, das ist eine andere Idee. Mal sehen, was daraus wird.