EditorialDoppelstandards: Auch Kritik an Israel muss erlaubt sein

Editorial / Doppelstandards: Auch Kritik an Israel muss erlaubt sein
  Foto: AFP/Said Khatib

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„Die Barbarei der Hamas gegenüber Israel ist, ohne Wenn und Aber, zu verurteilen“, lautet der erste Satz eines rezenten Artikels auf unserer Forum-Seite – eine Aussage, der wir nur zustimmen können. Der Philosoph Slavoj Zizek bezieht damit nicht nur eindeutig Stellung gegen den Terror, sondern nimmt gleichzeitig denjenigen den Wind aus den Segeln, die seine Kritik an Israel als zu einseitig interpretieren wollen.

Jeder Kritik an Israel wird allzu oft mit dem Vorwurf des Antisemitismus begegnet. Doch neben der Verurteilung des Terrors muss auch eine solche Kritik erlaubt sein. Es ist kein Widerspruch, einerseits zu wünschen, dass alle Gotteskrieger bestraft werden, und andererseits auf die elementaren Rechte der Palästinenser hinzuweisen. Es ist kein Antisemitismus, zu sagen, dass das, was momentan im Gazastreifen passiert, nichts mit Selbstverteidigung zu tun hat, sondern ein Rachefeldzug ist.

Wenn Sie glauben, dies (oder eine andere Aussage) sei antisemitisch, prüfen Sie es anhand des 3D-Tests des israelischen Politikers Nathan Scharanski: Die drei „D“ stehen für Dämonisierung, Delegitimierung und Doppelstandards.

Dämonisierung erkennt man leicht in Sprüchen wie „Israel ist das Böse“, „Israel ist Satan“, wie sie uns aus der Berichterstattung aus Ländern wie dem Iran hinlänglich bekannt sind. Ein Doppelstandard liegt laut Scharanski vor, wenn Israel für ein Verhalten kritisiert wird, das bei anderen Staaten ignoriert wird. Das kann und soll man auch umdrehen: Man muss den Terror der Hamas verurteilen, ebenso wie den Terror extremistischer jüdischer Siedler im Westjordanland. Es ist egal, wer unschuldige Zivilisten tötet und aus welchem Grund; es ist egal, ob das Opfer ein israelisches oder ein palästinensisches Kind ist. Ein Verbrechen bleibt ein Verbrechen.

Kritik, die dem Staat Israel sein Existenzrecht abspricht („Delegitimierung“), ist ebenso als antisemitisch einzustufen. 1947 brachte es der damalige sowjetische Außenminister Andrei Gromyko vor der UNO-Vollversammlung auf den Punkt: Angesichts des millionenfachen Judenmords sei eine Verweigerung des Rechts des jüdischen Volkes auf einen eigenen Staat nicht zu rechtfertigen.

Allzu oft wird aber in Diskussionen, gerade mit dem Verweis auf den Holocaust, jede Kritik an Israel im Keim erstickt. Als Humanisten sind wir den Opfern gegenüber verpflichtet, das Verbrechen nicht zu vergessen und dafür zu sorgen, dass es nie wieder passiert, aber dadurch haben wir keine Verpflichtung gegenüber der israelischen Regierung.

Die Genfer Konventionen sollen helfen, Kriegsverbrechen so weit wie möglich zu vermeiden; unter anderem schützen sie Kranke und Zivilpersonen besonders. Auch Israel hat diese Konventionen unterschrieben: Bei der Racheaktion in Gaza werden diese Vorgaben nicht respektiert. Laut „Ärzten der Welt“ mangelt es dort an allem: an Nahrungsmitteln, sauberem Trinkwasser, Medikamenten. Ein Land, das sich zur zivilisierten Welt zählt, kann nicht gegen Verbrecher vorgehen, indem es wahllos Bomben wirft und den Bewohnern das Lebensnötigste vorenthält.

Auf die Genfer Konventionen zu pochen, entspricht keinem der drei D.

Phil
3. November 2023 - 22.13

Schätzungsweise stehen 95% der weltweiten palästinesischen Bevölkerung hinter Hamas. Aus den Fenster der französischen HLM's wehen Hamas Fahnen. Das ist erschreckend und könnte für Nichtmuslime fatal werden. Deshalb ist die rigorose Haltung Israels rechtfertigt. Wer das nicht versteht, reiht sich in der Denke von Nazideutschland ein. Die hatten genau das gleiche Ziel, sprich Vernichtung der Juden. @JJ Dass dem Chef einer Terrorganistion, Yassir Arafat, der Friedensnobelpreis verliehen wurde muss man nicht verstehen, oder...

zweifler2
29. Oktober 2023 - 16.20

Unwissenheit beruhigt. wohl nicht ganz bibelfest.

Umberto
28. Oktober 2023 - 15.59

@zweifler2/ Uff, dann bin ich beruhigt und kann den Sonntag geniessen. Dasselbe wünsche ich ihnen.

zweifler2
28. Oktober 2023 - 12.44

@Umberto - nichts. das wirken von Pontius Pilatus und die zerstörung von Jerusalem (ungefähr im jahre 70 unserer zeitrechnung) passen zeitlich nicht zusammen.

fraulein smilla
28. Oktober 2023 - 9.01

JJ Selten so einen Bloedsinn gelesen . Die Juden wurden in Palaestina angesiedelt um die Araber in Schach zu halten ,auf so einen Quatsch muss man aber erst kommen . Fuer den Rest , nicht nur dass Sie Israel das Existenzrecht absprechen ,Sie treibt der blanke Hass .

luxmann
28. Oktober 2023 - 8.40

Die logik nach 1945 waere ja eigentlich gewesen den deutschen ein teil ihres landes abzunehmen und es den juden als kompensation fuer das verbrechen zu geben. Daran hat anscheinend niemand gedacht. Darum wirkt es heute besonders schockierend wenn ausgerechnet aus der BRD viele ueble schmaehrufe gegen die boesen palaestinenser kommen...wobei es die palaestinenser sind die wegen der deutschen verbrechen, an denen sie null beteiligt waren, durch landverlust bestraft wurden.

Umberto
27. Oktober 2023 - 15.16

@ zweifler2 / Und was hat Pontius Pilatus damit zu tun?

zweifler2
27. Oktober 2023 - 14.53

nachdem die Römer im 1. Jahrhundert das jüdische Jerusalem zerstört, die juden vertrieben, versklavt oder getötet hatten, wurde diese ecke , von den Römern, umgetauft in palestina. vorher wars Judäa.

Zweifler
27. Oktober 2023 - 13.41

würde eine 2 staaten die lösung aller Probleme sein? Oder wird danach aber weiter nach „vom Jordan bis zum Meer“ gerufen?

Beat Mosimann
27. Oktober 2023 - 10.11

E gudde Kommentar Här Molinaro. Genau esou ass et.

den tutebatty
27. Oktober 2023 - 6.47

Unter Freunden, und die Meisten glauben ja unbedingt Freunde Israels sein zu müssen, muss auch berechtigte Kritik erlaubt sein.

JJ
26. Oktober 2023 - 10.40

Genau. Niemand ist für die hinterhältigen, feigen Bombenattentate auf israelische Schulbusse und Zivilgesellschaft durch die muslimischen Fanatiker. Da kommt einem PLO-Chef Arafat wie ein Schuljunge vor im Vergleich mit den hysterischen Mördern. ABER,die Juden als freien Staat in ein Land anzusiedeln das ihnen nicht gehört und sie zu unterstützen militärische Macht (praktisch für den Westen) zu werden um den Araber in Schach zu halten ist auch nicht die beste Idee aller Zeiten." Raumgewinn durch Eroberung " kommt einem doch bekannt vor. Dass die Araber sich das nicht bieten lassen liegt auf der Hand. Der erwähnte Holocaust ist keine Freikarte sich als "Schwein" zu benehmen. Der "fast" abgesetzte Netanyahu blüht richtig auf als Feldherr.