Luxemburg-StadtDie Kunst des Widerstands: Neun Künstlerinnen und Künstler demonstrieren gegen das kontroverse Bettelverbot

Luxemburg-Stadt / Die Kunst des Widerstands: Neun Künstlerinnen und Künstler demonstrieren gegen das kontroverse Bettelverbot
Mit ihrer Aktion wollten die Künstlerinnen und Künstler nicht nur ein Zeichen gegen das Bettelverbot setzen, sondern auch die Menschen zum Nachdenken anregen Foto: Carole Theisen

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In einer kreativen und performativen Protestaktion haben sich am vergangenen Samstag neun Künstlerinnen und Künstler in der Fußgängerzone der Stadt Luxemburg versammelt, um gegen das kontroverse Bettelverbot zu demonstrieren.

Die Aktion verfolgte das Ziel, die Absurdität und Ungerechtigkeit dieser Maßnahme zu verdeutlichen und die Öffentlichkeit für die Anliegen der Schwächsten in der Gesellschaft zu sensibilisieren.

Die Künstlerinnen und Künstler griffen das Bild des Bettlers auf, um es neu zu interpretieren und wählten unterschiedliche Ansätze, um ihre Botschaften zu vermitteln. Einige saßen mit Schildern in der Fußgängerzone und verschenkten Geldmünzen, während andere Glückskekse mit nachdenklichen Botschaften verteilten. Andere wiederum wuschen Geldmünzen auf offener Straße und boten sie im Anschluss den Passanten an.

Aurélie d’Incau, eine der Initiatorinnen der Aktion, erklärte: „Unsere Botschaft lautet, dass wir gegen diese Absurdität sind. Jetzt, wo ich hier sitze, sehe ich, wie wichtig es ist, dass die Menschen überhaupt darüber nachdenken, denn es scheint nicht jeder Bescheid zu wissen“, sagte sie. Die Aktion sollte also nicht nur ein Protest gegen das Bettelverbot sein, sondern auch ein Aufruf zum Nachdenken über die Prioritäten der Regierung.

Absurde Priorität

Aurélie hatte bereits 2017 in Maastricht eine ähnliche Performance durchgeführt. Damals ging es darum, auf die Absurdität des Reichtums aufmerksam zu machen. Heute empfindet sie es als absurd, dass das Bettelverbot das erste Problem ist, dem sich die neue Regierung zuwendet.

Nora Wagner, die Künstlerin hinter der Performance mit den Glückskeksen, erläuterte ihre Absichten hinter der Aktion: „Die Idee ist, dass Glück flüchtig ist und jeder einmal in einer Situation sein kann, in der er Hilfe braucht. Es zu kriminalisieren oder zu stigmatisieren und gesetzlich zu verbieten, Hilfe zu geben oder zu fragen, ist einfach der erste Schritt in eine komplette Desolidarisierung der Gesellschaft.“ Sie äußerte scharfe Kritik an der Vorstellung, die Stadt müsse auf diese Art „sauber gehalten“ werden, und bezeichnete sie als absolut faschistisch. Zudem monierte sie die Beschränkung des öffentlichen Raums, der ihrer Meinung nach von allen genutzt werden sollte, als äußerst problematisch.

Die Glückskekse verteilten die Künstler an die Passanten, mit der Bitte, im Laufe des Tages einer Person, die auf der Straße lebt, eine Münze zu schenken. Dies sollte dazu dienen, die Hemmschwelle zu überwinden und den Menschen zu verdeutlichen, dass auch sie dazu in der Lage sind zu helfen, selbst wenn es nur minimal ist. Außerdem betonte sie: „Was ich als äußerst problematisch empfinde, ist die Kriminalisierung der Opfer und der Versuch, die Symptome zu beseitigen, anstatt das eigentliche Problem an der Wurzel anzupacken.“

Die Reaktionen der Passanten waren gemischt, aber insgesamt positiv. Einige sprachen die Künstler an, um ihre Unterstützung auszudrücken. Einige hatten sogar die Petition gegen das Bettelverbot unterschrieben. Andere lachten oder zeigten überhaupt keine Reaktion. Sascha, selbst obdachlos, äußerte sich positiv: „Ich finde die Aktion richtig gut! Die Leute, die da sitzen und betteln, die machen das nicht ohne Grund. Die tun keinem etwas. Und die Menschen helfen uns freiwillig.“ Seiner Erfahrung nach sei die Mehrheit der Stadtbevölkerung gegen das Bettelverbot und solidarisch mit den Bedürftigen.

Insgesamt spiegelte die Aktion nicht nur den kreativen Widerstand gegen das Bettelverbot wider, sondern auch die breite Solidarität der Bevölkerung. In diesem Sinne schloss Aurélie d’Incau ihre Gedanken mit einem klaren Appell: „Dies ist ein Warnzeichen dafür, was die Zukunft bringt.“

fraulein smilla
30. Januar 2024 - 7.44

Immerhin eine demokratisierung der Kunst . Jedermann kann heute ein Kuenstler sein .