„Die Bürger haben Mitspracherecht“

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Interview: Der Bürgermeister von Clerf hat viel vor.

Emile Eicher hat mit der CSV die absolute Mehrheit im Clerfer Gemeinderat errungen. Dem Tageblatt erzählte er, was die Prioritäten des Schöffenrats bis 2023 sind.

Tageblatt: Wie sehen Sie die Gemeinde Clerf aufgestellt, um die Aufgaben der Zukunft zu bewältigen?
Emile Eicher: Ich unterscheide da zwischen dem technischen und dem administrativen Teil. Der technische Dienst der Gemeinde ist im September nach Marnach umgezogen. Dort werden alle Abteilungen zentralisiert. Nur in Clerf bleibt ein Notdienst erhalten. Das vereinfacht die Organisation.

Was den administrativen Bereich betrifft, so haben wir uns ebenfalls neu aufgestellt. In Clerf arbeiten sieben Personen, genauso viele wie in der Außenstelle in Heinerscheid. Dort sind der technische Dienst und die Finanzabteilung untergebracht. Mit insgesamt nur 14 administrativen Mitarbeitern sind wir aber etwas eng besetzt, zumal unser Gemeinde-Einnehmer bald in Rente geht. Um effizient funktionieren zu können, werden wir sämtliche Mitglieder des neuen Gemeinderats über die Umgestaltung eingehend informieren.

Sie sind an der Spitze einer absoluten Mehrheit. Die CSV kann alleine entscheiden …
Ich habe nicht erwartet, dass wir die absolute Mehrheit erringen. Das Rennen war extrem knapp. Aber auch wenn wir alles alleine entscheiden können, werden wir mit der Opposition zusammenarbeiten. Diese Leute haben auch gute Ideen. Alle Entscheidungen über die Köpfe der anderen Parteien hinweg zu fällen, wäre kontraproduktiv. Wir wollen aber nicht nur mit der Opposition zusammenarbeiten. Die Bürger haben auch Mitspracherecht. Deshalb sind zum Beispiel im Rahmen der Ausarbeitung des neuen allgemeinen Bebauungsplans (PAG) Informationsversammlungen vorgesehen.

A propos PAG. Im Wahlkampf kritisierten mehrere Parteien, dass kein einheitlicher Bebauungsplan existiert. Ihre Reaktion?
Um einen seriösen PAG auszuarbeiten, müssen zuerst alle Informationen und notwendigen Studien auf dem Tisch liegen. Das Problem war, dass die drei Kommunen, aus denen die Fusionsgemeinde Clerf hervorging, Pläne hatten. Diese einfach zusammenzulegen, ging nicht.

Deshalb mussten wir wieder von null anfangen. Der neue Plan sieht vor, dass die Ortschaften entlang der Verkehrshauptwege weiterentwickelt werden. Die etwas abgelegenen Dörfer sollen ihren urigen Charakter wahren, ohne dass die Einwohner jedoch auf allen möglichen Komfort verzichten müssen.

Clerf ist eine Gemeinde mit etwa 5.200 Einwohnern. Sie setzt sich aus 17 Dörfern zusammen. Gibt es da noch so etwas wie eine Identifikation als Clerfer?
Ja, vor allem bei den jungen Leuten, durch die Schule, die „Maison relais“ und die Vereine. Sie sind nicht wie früher an ein bestimmtes Dorf gebunden, sondern Teil der ganzen Gemeinde. Man muss sich heutzutage als Kommune hervorheben. Das tun wir unter anderem mit der „Robbesscheier“ und der „Cité de la photographie“.

Politik für alle zu machen, stelle ich mir schwierig vor …
Jedes Dorf hat aber seine eigenen Probleme. Für jedes dieser Probleme müssen wir eine passende Lösung finden. Das ist nicht immer einfach. Es sind viele Projekte vorgesehen. Die Renovierung oder die Schaffung von neuen Kläranlagen und Wasserbehältern stellt in unseren Augen eine absolute Priorität dar.

Ich will aber auch betonen, dass wir viel mit unseren Nachbargemeinden zusammenarbeiten, unter anderem im Schulbereich, der Abwasserentsorgung usw. Im Jugend- und Kulturbereich sind wir zum Beispiel Mitglied des GIE („Groupement d’intérêt économique“) „Isleck“. Die Zusammenarbeit ist die Basis der Entwicklung der Nordregion. Wenn mehrere Gemeinden beim Staat vorsprechen, werden sie ernster genommen.

Im Wahlkampf war die Gestaltung des Stadtzentrums von Clerf ein wichtiges Thema. Was ist dort geplant?
Wir wollen das Zentrum der Ortschaft attraktiver gestalten und haben beschlossen, die Bevölkerung in dem Zusammenhang zu befragen. Drei Arbeitsgruppen wurden gebildet. Die erste sollte Vorschläge für die Neugestaltung des Bahnhofsviertels machen. Eine andere nahm die Fußgängerzone unter die Lupe. Die letzte Arbeitsgruppe analysierte die Lage zwischen Bahnhof und Stadtzentrum.

Es kamen viele Ideen auf den Tisch. Ein Planungsbüro prüfte sie auf ihre Machbarkeit. Einige waren gut, können jedoch nicht realisiert werden. Die neuen Fahrradwege werden aber geschaffen. Wir arbeiten eng mit der LVI („Lëtzebuerger Vëlos-Initiativ“) zusammen. Eine Interreg-Studie analysiert zudem die Möglichkeiten der Vernetzung der verschiedenen Radwege. Wir führen zurzeit Gespräche mit den Nachbargemeinden.

Eine wichtige Rolle spielt auch die neue Umgehungsstraße. Ist sie fertig, eröffnet dies ganz andere Gestaltungsmöglichkeiten für das Zentrum von Clerf. Eines schicke ich aber vorweg: Die Bürgersteige müssen dringend verbreitert werden. Der Zugang zum Zentrum ist nicht sehr gut. Das Bahnhofsviertel indes soll mit dem neuen Lyzeum und der neuen Haltestelle ein eigenständiges Viertel werden, mit einer Anbindung an die anderen Teile des Ortes.

Für einiges Aufsehen sorgt Ihr Kampf gegen die Lichtverschmutzung. Um was geht es dabei?
Es handelt sich um ein Interreg-Projekt mit dem Namen „Nightlight“ (Nachtlicht). Das Ziel ist, eine ungetrübte Sicht auf den Nachthimmel werfen zu können. Zuerst erfolgt aber eine Bestandsaufnahme aller Lichtquellen der Gemeinde. Auf Basis dieses Dokuments werden dann Maßnahmen ergriffen.

Es geht darum, das Licht dort scheinen zu lassen, wo es gebraucht wird. Das ist gut für Mensch, Tier und Natur. Die Gewerbezone von Lentzweiler zum Beispiel ist ständig taghell beleuchtet, u.a. dort, wo es nicht notwendig ist. Auch das „Dimmen“ der Straßenbeleuchtung ist nicht ausgeschlossen.

Licht kann aber auch nützlich sein. So schafft eine spezielle Beleuchtung des Schlosses in Clerf und anderen historischen Bauwerken eine Atmosphäre, die Besucher anziehen kann. Wir planen die Ausarbeitung eines Beleuchtungskonzeptes für die gesamte Gemeinde.

In einer großen Gemeinde ist das Verkehrskonzept immer ein Thema. Was ist in diesem Bereich vorgesehen?
Die Umgehungsstraße kommt; es dauert aber noch ein paar Jahre, bis sie fertig ist. Sie wird den Stadtkern von Clerf entlasten. Aber auch das EU-Projekt „Last mile“ ist interessant. Im Augenblick steigt man am Bahnhof aus dem Zug und nimmt sein Auto, um nach Hause zu gelangen. Wir planen, die Busverbindungen so zu gestalten, dass das Auto nicht mehr notwendig ist. Im Rahmen der Neugestaltung der RGTRLinien sollen mehr Direktverbindungen geschaffen werden. Neben Bahnhof und „Ediff-Gebäude“ nahe am Clerfer Zentrum soll außerdem neuer Parkraum entstehen.

Da sind aber noch die Straßen. Einige sind in einem schlechten Zustand, wie die Nationalstraße von Marnach nach Dasburg. Ich verstehe nicht, warum die Straßenbauverwaltung sie derart verkommen lässt.

Wie steht es denn um die wirtschaftliche Entwicklung der Gemeinde?
Gut. Clerf ist Mitglied des interkommunalen Gemeindesyndikats Sicler („Syndicat intercommunal pour la promotion du canton der Clervaux“). Dort sind die Gemeinden Clerf, Ulflingen, Weiswampach, Park Hosingen und Wintger vertreten. Das Syndikat hat als Mission, die wirtschaftliche Entwicklung der ganzen Region voranzutreiben. In Ulflingen zum Beispiel wird die Gewerbezone erweitert. Wir achten dabei aber auf die Umwelt: So werden bei der Erweiterung der Zone in Hosingen alle neuen Unternehmen an die Biogasanlage angeschlossen. Die Umweltregelungen müssen genauestens eingehalten werden.

In Clerf haben wie die Gewerbezone „Lentzweiler“. Alle Betriebe, die sich dort niederlassen, sollen nach dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft funktionieren. In Fischbach ist derweil die Schaffung einer neuen Gewerbezone von etwa 15 Hektar geplant. Ich bevorzuge hier die Ansiedelung von kleinen und mittleren Betrieben.

Clerf ist ein Touristenmagnet.
Ja. Und wir haben im Augenblick großen Erfolg. Aber auch hier arbeiten wir mit den Nachbargemeinden und sogar dem Ausland zusammen.

Der Tourismus hat sich aber verändert. Die Zeiten des Massentourismus sind vorbei. Heutzutage kommen finanzkräftigere Gäste. Unsere Gemeinde mit seinem vielfältigen Freizeit-, Kultur- und Sportangebot ist aber nach wie vor als Touristenziel im In- und Ausland sehr beliebt.

Eine attraktive Stadt lebt auch von ihrer Geschäftswelt. Diese erlebt aber in vielen Ortschaften schwere Zeiten. Auch in Clerf?
Ja. Oft gibt es interessante und gut gehende Geschäfte, die aber ihre Türen schließen müssen, weil kein Erbe oder kein Aufkäufer da ist. Das Weiterführen der Läden im Zentrum von Clerf ist dann auch schwierig, unter anderem weil die Gebäude schmal sind und somit nicht viel Platz bieten. Die Gemeinde hat hier einen begrenzten Handlungsspielraum: Wir sind kein Immobilienbüro und helfen nur bei der Vermittlung der Geschäftsflächen.
Alles hängt des Weiteren davon ab, was man anbietet. Regionale Produkte, Kleider, Nischenprodukte wie Biokleider könnten Erfolg haben. Alles hängt aber auch vom Umfeld ab. Animationen, genug Parkmöglichkeiten usw. erhöhen die Verweildauer der Besucher.

Letzte Frage: Eine große Herausforderung ist für jede Gemeinde der Wohnungsbau. Auch in Ihrer Kommune?
Sicher. Wir gehen von einem jährlichen Wachstum zwischen 2,2 und 2,5 Prozent aus. Das bedeutet, dass wir ausreichend Einrichtungen (Schulen, Freizeitzentren usw.) schaffen müssen. Das ist bei einer flächenmäßig großen Gemeinde nicht einfach. Dabei muss vorausschauend gearbeitet werden: Es gilt, die Gemeinde fit für die Zukunft zu machen.
Man muss parallel aber genügend Wohnraum zu angemessenen Preisen zur Verfügung stellen. Unser Problem: Wir besitzen viel alte Bausubstanz. Eine Sanierung ist häufig unmöglich und wird teilweise teuer. Ein Abriss mit anschließendem Neubau ist auch nicht immer machbar.

Wir schaffen aber neuen Wohnraum, wo wir nur können: So ist unter anderem in Hüpperdingen ein neues Wohnviertel vorgesehen. In Clerf wird überlegt, hinter dem Fußballplatz ein Wohnungsbauprojekt zu verwirklichen.

gbechet
2. November 2017 - 23.04

@spaceCowboy Wann ech richteg wéss, ass d'Aktivitéitszone zu Maarnech jo awer schon laang do gewiescht, ier den Emile Eicher Burgerméschter gouf, oder? @Robert Polfer Haha asw. : entweder Dir wunnt zu Klierf, da kënnt Dir jo soen, firwaat dat Dir daat esou haha fannt. Oder Dir wunnt nët do (dat schengt jo de Fall ze sin), weisou mengt Dit Dir dat kënne lächerlech ze maachen? Hu Dir irgendwellecher Argumenter? Wa jo, da schreiwt se hei!

ROBERT POLFER
2. November 2017 - 21.33

Die Bürger haben Mitspracherecht ! Super . Also zu Klierf gief ech nawell gieren wunnen . Hahahahahahaha den war gud ?????

SpaceCowboy
2. November 2017 - 15.18

De Problem mat der Geschäftswelt ass awer nach een aneren, vun deem den Här Eicher léiwer net schwätzt, well en hausgemaacht ass, a well et dofir eng politesch Verantwortung gëtt: wann ech eng grouss Aktivitéitszon zu Maarnech mat Supermaché'en, Geschäftsgalerien, Post a Bank genehmegen, resp. esou e Projet als Gemeng och nach förderen, dann ass et net verwonnerlech dass déi klassesch kleng Geschäfter am Zentrum vu Klierf e schwéire Stand kréien. Do misst den Här Eicher sech och emol mat der eegener Nues huelen ...