Gesundheit & StadtplanungDer Masterplan für Esch-Sommet: „HE:AL Campus“ wird „House of BioHealth“ ergänzen

Gesundheit & Stadtplanung / Der Masterplan für Esch-Sommet: „HE:AL Campus“ wird „House of BioHealth“ ergänzen
Der Masterplan für das Campus der Gesundheitstechnologien neben dem Südspidol (große Gebäude links im Bild) in Esch   Screenshot: Präsentation A2M-Effekt

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Das Projekt der Errichtung eines nationalen „Campus für Gesundheitstechnologien“ auf Sommet in Esch wird konkreter. Der Gewinner des Architekturwettbewerbs und der Masterplan wurden am Samstag im Rahmen der „Journées portes ouvertes“ vorgestellt. Ursprünglich hatte es ganz andere Pläne für das Gelände gegeben.

„Wenn Handwerker an ihre Grenzen stoßen, sind diese meist räumlicher Natur. Auch in Esch fehlt es einigen Betrieben an den nötigen Flächen, um expandieren zu können“, hieß es im September 2008 in Den Escher 12. Das geplante „Îlot de l’artisanat“ solle nun Abhilfe schaffen, so das Stadtmagazin weiter. Auf Sommet werde nun der neue Handwerkerhof entstehen, als Teil der interkommunalen Gewerbezone ZARE. „Aktuell ist damit zu rechnen, dass im Frühjahr nächsten Jahres die Bauarbeiten auf dem rund zwei Hektar großen Areal beginnen können. Voraussichtlich im Herbst 2010 könnten dann die ersten Betriebe einziehen“, so die Erwartungen im Jahr 2008.

Es kommt jedoch nicht immer alles wie geplant: Als der damalige Wirtschaftsminister Jeannot Krecké 2009 nach Land für Biotech-Unternehmen gesucht habe, hätten die Gemeinden ihre Zustimmung gegeben, rief ZARE-Präsidentin Simone Asselborn-Bintz am Samstagmorgen in Erinnerung. 2012 wurde auf einem Teil des Geländes dann der Grundstein für das „House of BioHealth“ (HoB) gelegt.

Die Einrichtung war ein wesentlicher Bestandteil der Strategie, den Sektor der Gesundheitstechnologien in Luxemburg aufzubauen. Die drei Gebäude bieten Unternehmen und Forschungsinstituten aus dem Bereich Gesundheit eine schlüsselfertige Unterkunft mit Büro- und Laborflächen. Im Beisein von Erbgroßherzog Guillaume war Mitte Januar dieses Jahres der dritte und letzte Teil des HoB eingeweiht worden.

Öffentlich-private Zusammenarbeit

Mit dem Erfolg des HoB und der Ankündigung der Ansiedlung des „Südspidol“ sei es passend, die noch freien 2,4 Hektar nun für den neuen Campus zu nutzen, so die Präsidentin des interkommunalen Gewerbegebiets (Esch, Monnerich, Sanem und bald auch Schifflingen) am Samstag bei der Vorstellung des „Health And Lifescience Innovation Campus“ (HE:AL-Campus). Sie präzisiert, dass ZARE das Gelände stellt, private Investoren das Projekt finanzieren, und die vier Gemeinden von Jobs und Steuern profitieren. Koordiniert wird alles vom Wirtschaftsministerium.

ZARE-Präsidentin Simone Asselborn-Bintz bei der Vorstellung des Campus
ZARE-Präsidentin Simone Asselborn-Bintz bei der Vorstellung des Campus Foto: Editpress/Tania Feller

Angekündigt worden war der Campus der Gesundheitstechnologien bereits im Januar. Zu den bestehenden 15.000 m2 sollen langfristig weitere 120.000 m2 hinzukommen, hieß es damals.

Genau wie das bestehende HoB zielt das Projekt des HE:AL-Campus darauf ab, eine Infrastruktur mit Dienstleistungen für die Unterbringung von innovativen Unternehmen aus dem Sektor der Gesundheitstechnologie zu bieten. Unternehmen, die im Bereich der digitalen Gesundheits-Leistungen tätig sind, sollen angezogen werden und es sollen neue Produkte entwickelt werden.

„Die Success Story geht weiter“

Der Escher Bürgermeister Georges Mischo gibt sich stolz und begeistert: „Die Success Story geht weiter.“ Der Campus könne zum „Epizentrum der Gesundheitstechnologien in Luxemburg werden“. Sollte es irgendwann wieder zu Gesundheitskrisen kommen, sei man so gut vorbereitet.

Geplant sind jedoch nicht nur Büroräume und Labors, sondern ein kompletter Campus mit unter anderem auch Fitnesscenter und Restaurants. Die Nähe zu den anderen Firmen aus dem gleichen Sektor, wie auch zum zukünftigen Südspital des CHEM und der „Cité des sciences de Belval“ soll Innovation und Zusammenarbeit im Ökosystem der Gesundheitstechnologien fördern.

„Mit seinem Supercomputer, den vielen Datazentren und der Cybersicherheit sei das Land gut aufgestellt“, so Wirtschaftsminister Franz Fayot. „Wir haben alle Akteure hier. Nun gelte es, die Medizin in Luxemburg zu verbessern, und gleichzeitig auch das wirtschaftliche Potenzial zu nutzen. (…) Dies wird das Zentrum des Gesundheitssektors in Luxemburg.“

Weiterer Ausbau in Etappen

In den nächsten 18 Monaten sollen die Campus-Pläne nun als PAP konkretisiert werden, so Romain Poulles, Verwaltungsratsmitglied von HE:AL Campus. Spätestens 2025 hofft er, mit den weiteren Bauarbeiten beginnen zu können. Der Ausbau soll dabei weiter in Etappen vollzogen werden. Anfangen will man mit einem Gebäude von rund 5.000 m2. Mit dem Geld, das man mit der Miete verdiene, solle dann das nächste Gebäude finanziert werden. Mit der Vermarktung des Projekts werde man ab sofort beginnen, so sein Kollege Jean-Paul Scheuren gegenüber dem Tageblatt. Bis 2024 hofft man dann, einen ersten großen Vorzeigemieter gefunden zu haben.

Eine Vision, die Natur und Stadt harmonisch verbindet
Eine Vision, die Natur und Stadt harmonisch verbindet Screenshot: Präsentation A2M-Effekt

Für den Campus hat man sich viel vorgenommen: „HE:AL“ soll nicht nur für die Gesundheit stehen, an der hier geforscht werden wird, sondern auch für eine Einbindung und gar Regenerierung der Natur auf dem Gelände, hob Sebastian Moreno-Vacca vom Architektenbüro A2M aus Belgien hervor. Zusammen mit Kollegen aus Dänemark (Effekt) und dem Büro Best hat er den Architektenwettbewerb gewonnen. Anfangs waren zwölf Bewerber beteiligt. Vier waren in der näheren Auswahl.

Man will den Campus in die Stadtviertel der Umgebung integrieren und in die Natur der „Wetlands“. Die Dipbech, die durch das Gelände fließt, soll eingebunden werden, wie auch das aktuell eingezäunte Rückhaltebecken. Am zentralen Platz soll es Wasserspiele, Cafés und Restaurants geben. Und das nicht nur für die Menschen, die auf dem Campus arbeiten.

Architekt Sebastian Moreno-Vacca
Architekt Sebastian Moreno-Vacca Foto: Editpress/Tania Feller

„Es sollte ein nachhaltiger Campus werden“, so Poulles. „Eine gesunde Verbindung von Natur und Stadt. Ein Mehrwert für Esch und seine Umgebung.“

Verbindung von Stadt und Natur

Ziel sei zudem die Kreislaufwirtschaft, hob der Architekt weiter hervor. Die benutzen Materialien sollen wiederverwendbar sein, vor allem Holz. Es soll einfach sein, die Gebäude zu bauen und sie wieder zu verändern und abzubauen. „Es wird nicht mehr gebaut, um in zehn bis 15 Jahren wieder zu renovieren“, so Sebastian Moreno-Vacca.

Wirtschaftsminister Franz Fayot gab sich „beeindruckt und begeistert von der urbanistischen Vision des Campus“. Vor allem in einem Land, „in dem immer noch viel zu viel Land einfach zubetoniert wird“. Die Zeit, in der ein Gebäude nach 20 Jahren einfach abgerissen wird, um etwas Neues hinzubauen, sei vorbei. „Ich hoffe, dass das nun auch so umgesetzt wird.“

Bis das ganze Projekt komplett stehen wird, werden allerdings noch viele Jahre ins Land ziehen. In frühestens 20 Jahren soll es so weit sein.

Landesweit zählt der Sektor der Gesundheitstechnologien (2020), Luxinnovation zufolge, 136 Unternehmen und fast 1.900 Mitarbeiter. Die große Mehrheit dieser Firmen ist jünger als zehn Jahre und zählt weniger als zehn Mitarbeiter.

Die vorgesehene Gestaltung des Viertels in Plan-Ansicht
Die vorgesehene Gestaltung des Viertels in Plan-Ansicht Screenshot: Präsentation A2M-Effekt
Arbeiten und Forschen in einem Wohlfühl-Ambiente
Arbeiten und Forschen in einem Wohlfühl-Ambiente Screenshot: Präsentation A2M-Effekt