CargoluxDer Kampf gegen Waldbrände als zusätzliches Geschäftsmodell

Cargolux / Der Kampf gegen Waldbrände als zusätzliches Geschäftsmodell
Mit dem neuen Bereich will die Cargolux ihr Geschäftsmodell diversifizieren und gleichzeitig weltweite CO2-Emissionen verringern Foto: Christian Muller

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Einen kleinen Teil der Rekordgewinne aus den Corona-Jahren wird die Luxemburger Luftfrachtgesellschaft Cargolux in einen neuen, unerwarteten Geschäftsbereich investieren: in das Löschen von Waldbränden. Ein Dutzend spezialisierte Flugzeuge wurden bereits zu diesem Zweck bestellt. 

„Es war schon lange eines meiner Ziele, einen Weg zu finden, wie wir zu einer effizienteren Bekämpfung von Waldbränden beitragen können“, erzählt Geschäftsführer Richard Forson am Freitagnachmittag im Rahmen einer Pressekonferenz. Durch Waldbrände würden jährlich nämlich deutlich mehr umweltschädliche Emissionen entstehen als durch die gesamte Aktivität des kommerziellen Flugverkehrs.

Die auf Luftfracht spezialisierte Gesellschaft beschäftige sich demnach schon länger mit diesem Thema, erläutert er die doch etwas überraschend klingende Ankündigung weiter. Beispielsweise hatte man in der Vergangenheit bereits versucht, ehemalige Frachtflieger in „Wasserbomber“ zu verwandeln.

Entschieden hat man sich nun für den Kauf von zwölf kleinen, spezialisierten Löschflugzeugen (Air Tractor AT-802F Fire Boss), sagt er weiter. Innerhalb von drei Jahren sollen sie geliefert werden. Drei sind bereits in Luxemburg und Zweibrücken. Es wird gehofft, dass sie ab Mai dieses Jahres, zu Beginn des Sommers in Europa, in den Einsatz kommen können.

Zwölf neue Flugzeuge bestellt

„Die Flugzeuge sind sehr flexibel and effizient“, lobt Forson das gekaufte Material. Innerhalb von fünf Minuten können sie einsatzbereit sein und 3.000 Liter Wasser in 15 Sekunden aufladen. Sie benötigen nur eine kurze Startdistanz und können dann durchgehend drei Stunden lang Feuer bekämpfen. Eingesetzt würden sie meist als Gruppe.

Die Saisons der Waldfeuer werden länger und es brennt an mehr Orten. Im Süden und auch im Norden.

Richard Forson, Cargolux-Geschäftsführer

Insgesamt 72 Millionen Euro lässt sich die Gesellschaft die Investition in den neuen, „Aquarius Aerial Firefighting“ genannten Unternehmensbereich kosten. Damit werden unter anderem die zwölf Flugzeuge, aber auch ein Simulator für die Ausbildung der Piloten bezahlt. „Gleichzeitig wollen wir unsere bestehenden Kapazitäten und internationalen Erfahrungen einbringen.“

Geflogen werden die neuen Flugzeuge von Cargolux-Piloten, die bereits heute mit großen Boeing-Maschinen Waren um die Welt befördern und dafür eine Weiterbildung absolvieren müssen. Einen Mangel an Interesse scheint es nicht zu geben. Es sei schon etwas anderes, ob man Medizin in ein Land bringe, oder ein Dorf vor dem Feuer beschütze, so einer der Piloten. Und wer will, könne nun in Zukunft abwechselnd beides tun.

Klimawandel treibt Nachfrage an

Im Sinne hat die Gesellschaft derweil nicht nur eine weltweite Verringerung des CO2-Ausstoßes, sondern auch das finanzielle Ergebnis. Man ist überzeugt, dass sich der Einstieg in diesen Geschäftsbereich lohnen wird, so Forson. Mit einem weiter voranschreitenden Klimawandel steige der Bedarf an der Fachleistung „Löschen von Waldbränden“ weiter an. „Die Saisons der Waldfeuer werden länger und es brennt an mehr Orten. Im Süden und auch im Norden.“

Darunter leiden die Menschen, die Umwelt und die Wirtschaft und manchmal werde durch die Verschmutzung auch die Luftfahrt beeinträchtigt, so der Geschäftsführer. Daher sei es schon „äußerst wertvoll“, wenn sich die Cargolux auch auf die Feuerbekämpfung konzentriere. In Theorie könnten die Flugzeuge auch bei Bränden in Luxemburg in den Einsatz kommen. Sich mit Wasser beladen könnten sie auf der Mosel.

Um in den Markt einzusteigen und erste eigene Erfahrungen zu sammeln, hat sich die Luxemburger Gesellschaft nun – als „sub-contractor“ – an der Ausschreibung eines Staates in Südeuropa beteiligt. Gewinnt man diese, dann erhält man während eines oder mehrerer Jahre einerseits eine Prämie für die Flieger, die einsatzbereit am Boden stehen – und andererseits eine zusätzliche Vergütung für tatsächlich geflogene Einsätze.

Viele Länder hätten keine eigenen Löschflotten und müssten deshalb auf solche Ausschreibungen zurückgreifen, schildert Forson. Möglicherweise könnten die Löschflugzeuge somit in der einen Jahreshälfte in Europa – und in der anderen etwa in Australien oder Südamerika zum Einsatz kommen.

 Foto: Christian Muller

Sollten sich die Erwartungen der Gesellschaft erfüllen, dann könnte sie sich innerhalb einiger Jahre am Markt etablieren und dann auch einen Gewinn erwirtschaften. Weitere Löschflugzeuge würden dann zugekauft, um die Flotte zu vergrößern.

In Europa herrsche ein Mangel an Kapazität, so Forson. Zuletzt habe man im Falle von Bränden auf Flieger aus dem Ausland, etwa aus Kanada und den USA, zurückgreifen müssen. Während der Brand-Saison stünden die Flugzeuge dann nahe den gefährdeten Regionen – und zur großen Wartung kehren sie nach Luxemburg zurück.

Die mit der neuen Einheit eingesparten CO2-Emissionen kann sich die Gesellschaft nicht im Rahmen einer Klimabilanz anrechnen lassen. „Das ist nicht vorgesehen“, sagt Forson. „Wir sind die erste kommerzielle Airline, die einen solchen Bereich aufbaut.“

Wichtigste Anteilseigner der Cargolux sind die Fluggesellschaft Luxair (35,10 Prozent), die chinesische HNCA (35 Prozent), die BCEE (10,9 Prozent), die staatliche Entwicklungsbank SNCI (10,67 Prozent) sowie der luxemburgische Staat (8,32 Prozent). Die Gesellschaft wurde vor nunmehr 53 Jahren gegründet. Ihre Flotte besteht aus 14 Boeing-747-8- und 16 Boeing-747-400-Frachtern. Um die älteren 16 Maschinen zu ersetzen, hat Cargolux letztes Jahr eine Bestellung für zehn Frachtflugzeuge vom Typ 777-8, mit Optionen für sechs weitere Maschinen, bei Boeing in Auftrag gegeben. Zwischen 2027 und 2032 sollen die bestellten Flieger geliefert werden.

Eines der neuen Löschflugzeuge im Cargolux-Hangar bei Sandweiler 
Eines der neuen Löschflugzeuge im Cargolux-Hangar bei Sandweiler  Foto: Christian Muller

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Lucilinburhuc
14. Januar 2024 - 21.16

Ich hoffe, diese Initiative ist keinen Versuch von Greenwashing. Sonnst eine originelle Idee und womöglich effektive Bekämpfung von CO2 Ausstoß.