Der FLF-Präsident vor dem Nations-League-Duell gegen Weißrussland: „Es ist ein Vorteil, jung zu sein“

Der FLF-Präsident vor dem Nations-League-Duell gegen Weißrussland: „Es ist ein Vorteil, jung zu sein“

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FLF-Präsident Paul Philipp glaubt, dass sich das Duell zwischen Luxemburg und Weißrussland (am Donnerstag, 20.45 Uhr im Stade Josy Barthel) im Mittelfeld entscheiden wird, und geht von einer zweikampfbetonten Partie aus. Vor dem wichtigen Nations-League-Spiel glaubt der ehemalige Nationaltrainer, dass die junge luxemburgische Mannschaft gut mit Druck umgehen kann.

Tageblatt: Herr Philipp, wie kommentieren Sie die Entscheidung von Nationaltrainer Luc Holtz, vor dem Duell gegen Weißrussland eine Interviewsperre für die Medien zu verhängen?
Paul Philipp: Ich wusste auch nichts davon, aber es ist die Entscheidung des Trainers und ich will ihm nicht reinreden. Sein Vorhaben ist es, die Spieler zu schützen, damit sie sich alleine auf dieses Spiel konzentrieren können. Wir sollten jetzt keinen Fall aus dieser Aktion machen, aber es muss auch für die Medien möglich sein, an Informationen zu kommen. Solange diese Sperre keine drei Wochen andauert, ist das für mich in Ordnung. Es ist eine Situation, die noch kein Nationaltrainer hatte. Wenn es am Ende hilft und wir uns für die Play-offs qualifizieren, sind wohl auch die Medien zufrieden.

Wird durch eine solche Maßnahme den Spielern nicht noch mehr vor Augen gehalten, wie wichtig diese Partie ist, und damit gleichzeitig der Druck erhöht?
Das ist eine berechtigte Frage. Die Spieler sind es zwar wohl gewohnt, unter Druck zu stehen, um zu gewinnen, aber nicht um sich für eine Endrunde zu qualifizieren.

Vor einem Monat in Weißrussland unterlag Luxemburg mit 0:1. Was muss sich am Donnerstag ändern, damit ein positives Resultat herausspringt? Die erste Hälfte war nicht gut, danach lief es besser. Wir haben uns zu viele individuelle Fehler erlaubt und waren im Ballbesitz nicht gefährlich vor dem Tor. Ich habe jedoch eine weißrussische Mannschaft gesehen, die an sich gezweifelt hat. Sie waren nicht überzeugend und auch spielerisch nicht so stark wie beim 1:1 vor drei Jahren in Borissov. Damals hatten wir sehr viel Glück. Weißrussland kommen Auswärtsspiele entgegen, weil es eine kompakte Mannschaft ist, die auf Konter spielen kann. Darauf müssen wir uns einstellen.

Luc Holtz ist ein Trainer, der kein Risiko scheut. Was erwarten Sie auf taktischer Ebene vom Nationaltrainer?
Wir müssen dieses Spiel gewinnen, die Frage ist nur, mit welcher Methode. Ist es besser, mit vier Angreifern an den Start zu gehen und den Gegner sofort zu überfallen, oder abzuwarten und auf Umschaltsituationen zu warten? Luc Holtz ist ein Trainer, der gerne offensiven Fußball spielen lässt, aber dieses Duell wird wie ein Pokalspiel. Es wird wenig Räume geben und viele Zweikämpfe. Die Partie wird meiner Ansicht nach im Mittelfeld entscheiden. Wenn wir dort kompakt auftreten, kann das der Schlüssel zum Erfolg sein.

Wie gut geht diese junge Mannschaft mit Druck um?
Ich denke, dass es von Vorteil sein kann, wenn man jung und unbeschwert ist. Ältere Spieler, die kurz vor ihrem Karriereende stehen, würden ein solches Spiel als letzte Chance ansehen. Das erhöht den Druck, weil man eine solche Chance vielleicht nie mehr bekommt. Als junger Spieler hat man sein ganzes Fußballerleben noch vor sich. Ein 20-Jähriger stürmt auf dem Platz eher drauf los und ist befreiter, denn er weiß, dass es nicht das letzte Karrierehighlight sein wird.

Mit Laurent Jans und Chris Philipps verfügen zwei Führungsspieler über sehr wenig Spielzeit. David Turpel und Danel Sinani wurden hingegen in den vergangenen Wochen mit Düdelingen hoch beansprucht. Könnte das zum Problem werden?
Es ist ein eher ein Problem, wenn man keine Spielzeit hat. Vor einiger Zeit haben wir uns noch darüber beschwert, dass die BGL-Ligue-Spieler zu wenig Rhythmus auf internationalem Niveau besitzen. Das ist bei beiden jetzt nicht mehr der Fall. David Turpel wurde in einigen Spielen geschont und Danel Sinani scheint auch noch fit zu sein. Wenn man für den Fußball lebt, ist eine solche Anzahl von Spielen auch kein größeres Problem. Ich gehe davon aus, dass beide das tun. Schwieriger ist die Situation für Chris Philipps, der seit August kein Pflichtspiel mehr bestritten hat und sich zudem mit Verletzungen herumplagte. Das schlägt auf die Moral. Auf der anderen Seite wird er wahrscheinlich mit noch mehr Motivation und Begeisterung zur Nationalmannschaft kommen, weil er endlich wieder spielen darf. Auch Laurent Jans durchlebt schwere Zeiten in Metz. Er selbst stellt sich wohl die meisten Fragen. Für mich ist jedoch klar, dass Philipps und Jans mit hoher Konzentration gegen Weißrussland zu Werke gehen werden.

Wurde eine Extra-Prämie als zusätzliche Motivationsspritze ausgehandelt?
Nein, die Prämien für Siege in der Gruppenphase und die Qualifikation für die Play-offs wurden im Vorfeld mit dem Mannschaftsrat ausgehandelt. Ich hoffe, dass wir bald schon über andere Prämien reden können.


Joachim erzielt Traumtor

Wegen der Interviewsperre für die Medien sickerten nicht viele Informationen aus dem Trainingslager der Nationalmannschaft an die Öffentlichkeit durch. Ein Kurzvideo eines Traumtors von Aurélien Joachim während einer Trainingseinheit konnten die Anhänger der Nationalmannschaft dann doch auf Facebook bestaunen. Nach einer Flanke von Dirk Carlson beförderte der Stürmer von Excelsior Virton den Ball per Hacke und aus der Drehung heraus ins Tor. Der 32-Jährige kommentierte diese Szene nicht ohne Stolz: „Happy to be back with the national team.“


Ein weißrussischer Spion?

Der Presse ist es seit Montag nicht mehr erlaubt, sich am Trainingsgelände der Nationalmannschaft in Lipperscheid aufzuhalten. Ein vermeintlicher weißrussischer Spion hätte aber ohne Probleme ein Zimmer im Teamhotel reservieren können.
Tageblatt-Leser Guy van Hulle gab sich am Dienstag als Boris Godunow aus und versuchte mit russischem Akzent ein Zimmer bis Donnerstag zu buchen. Das freundliche Personal des Hotels teilte ihm telefonisch mit, dass es selbstverständlich kein Problem sei, bis Freitag auf den Koppen von Lipperscheid zu nächtigen. Auf dem von Hecken und Gebäuden umgebenen Fußballplatz auf dem Hotelgelände wäre es ein Leichtes für einen Spion gewesen, ein kleines Plätzchen zu finden und die taktischen Anweisungen von Nationaltrainer Luc Holtz auszuspähen. Aber man kann dem Hotelpersonal diese Freundlichkeit auch nicht verübeln. Boris Godunow war immerhin von 1598 bis 1605 Zar von Russland. Und wer sagt schon Nein zu einer königlichen Hoheit!


Die Fans rufen auf: #brëlltdLéiwenopdEM

Die Anhänger der luxemburgischen Nationalmannschaft machen vor dem Duell gegen Weißrussland mobil. Der M-Block trifft sich am Donnerstag ab 16.00 Uhr im Café Rocas in Luxemburg-Stadt. Um 19.00 Uhr wird der Fanmarsch in Richtung Stade Josy Barthel in Angriff genommen. Der zweite Fanklub der Nationalmannschaft, die Compadres TriDeFa, trifft sich ab 17.30 Uhr in der Brasserie du Parc. Da der Fanmarsch an dieser Kneipe vorbeiführt, kann man dort auf diesen Zug aufspringen.

Der M-Block hat eine spezielle Choreografie einstudiert und ruft die Anhänger der FLF-Formation dazu auf, zeitig im Stadion zu sein, um diesen Moment nicht zu verpassen.
Auf dem Facebook-Auftritt von www.huelse.lu gibt es dann auch ein paar Tipps dazu, wie man die „Roten Löwen“ am besten unterstützen kann: „Das Wetter ist zu kalt, um sich hinzusetzen. Erhebt euch von euren Sitzen und schließt euch den Menschen an, die im Stadion Stimmung machen. Werdet zum aktiven Zuschauer. Zusammen können wir zeigen, dass wir hinter den Jungs stehen – von der ersten bis zur letzten Sekunde.“ Sinnbildlich für diese Initiativen stehen die beiden Hashtags: #brëlltdLéiwenopdEM und #deJosymussbrennen.


Thill fraglich

Alle Nationalspieler konnten am Dienstag an den Trainingseinheiten teilnehmen. Nachdem David Turpel und Mario Mutsch noch leicht angeschlagen waren, standen sie am Dienstag wieder auf dem Platz. Auch Christopher Martins und Dan da Mota haben sich komplett von ihren Verletzungen erholt. Maxime Chanot traf als letzter Nationalspieler am Dienstag aus New York im Mannschaftshotel ein. Fraglich ist lediglich der Einsatz von Vincent Thill am Donnerstag, der sich derzeit mit einer leichten Bänderüberdehnung herumplagen muss.

roger wohlfart
14. November 2018 - 13.25

Binsenweisheit! Im Sport ist es immer ein Vorteil jung zu sein. Oder haben Sie schon beispielsweise eine 70 jährigen Nationaltorhüter erlebt?