ChamberDer Atom-Schlingerkurs der CSV: Abgeordneter Jeff Boonen macht irritierende Aussage

Chamber / Der Atom-Schlingerkurs der CSV: Abgeordneter Jeff Boonen macht irritierende Aussage
Die qualmenden Kühltürme in Cattenom sind für viele Luxemburger Synonym für die schlummernde Gefahr der Nuklearenergie Foto: AFP

Der CSV-Abgeordnete Jeff Boonen hatte während einer Aktualitätsstunde im Luxemburger Parlament behauptet, die CSV sei Mitglied des „Lëtzebuerger Aktiounskomitee géint Atomkraft“. Nur: Das scheint keinesfalls so zu stimmen.

Das Luxemburger Parlament hat am vergangenen Dienstag auf Antrag der Linken eine Aktualitätsstunde einberufen. Thema war die Position der Regierung zur Atomkraft. Anlass dafür waren die Aussagen von Regierungschef Luc Frieden (CSV), der am Rande des ersten internationalen Gipfeltreffens für Atomenergie in Brüssel Ende März meinte, dass die Kernforschung mit europäischen Mitteln unterstützt und die Thematik „weniger ideologisch“ betrachtet werden solle. Während dieser Debatte war es am CSV-Abgeordneten Jeff Boonen, die Position der CSV in puncto Kernenergie dazulegen.

Ob die Ausführungen des CSV-Abgeordneten Klarheit schaffen konnten, erscheint fraglich. Der CSV-Abgeordnete behauptete nämlich im Chamberplenum, dass die CSV nach ihrem Austritt 2022 mittlerweile wieder Mitglied im Luxemburger Aktionskomitee gegen Atomkraft sei.

Eine Aussage, die bei der ehemaligen Grünen-Abgeordneten Jessie Thill auf Verwunderung gestoßen ist. „Ich bin überrascht, zu hören, dass die CSV wieder Mitglied im Aktionskomitee gegen Atomkraft ist“, schreibt die Grünen-Abgeordnete auf X (ehemals Twitter). Ihren Informationen zufolge sei die CSV dem Aktionskomitee nämlich nicht wieder beigetreten. „Mit der Position von Jeff Boonen in der Chamber ist klar, dass sie nicht erneut Mitglied werden können.“ Sowohl „déi gréng“ als auch „déi jonk gréng“ sind ihrerseits Mitglied in der Anti-Atom-Vereinigung.

Die CSV hatte 2022 ihre Mitgliedschaft im „Aktionskomitee gegen Atomkraft“ aufgekündigt. Das, weil das Nationalkomitee der Christsozialen vor dem Hintergrund stark steigender Energiepreise infolge des Ukrainekrieges ein Abschalten der Atomkraftwerke als nicht sinnvoll erachtete. Wie Jeff Boonen gegenüber dem Luxemburger Wort bekannt gab, habe das CSV-Nationalkomitee Anfang Februar jedoch entschieden, doch wieder Mitglied zu werden. Dieser Schritt sei jedoch bisher nie offiziell vollzogen worden.

Und Aussagen der CSV-Europaabgeordneten Martine Kemp zufolge wird die CSV das wohl auch zukünftig nicht werden. Kemp äußerte in einem RTL-Interview am Freitag, dass die CSV eine technologieoffene Partei sei. Investitionen in erneuerbare Energien seien demnach weiterhin sehr wichtig. „Wir können uns der Atomenergie nicht komplett verschließen“, sagt Kemp. Das tue man im Wissen der hohen Kosten und der nicht geklärten Frage der Lagerung von Atomabfällen. „Wir müssen schlussendlich abwägen, ob wir auf Atomenergie zurückgreifen wollen und ob wir diese tatsächlich brauchen oder uns zu 100 Prozent auf erneuerbare Energien verlassen, die auch noch wesentlich billiger sind.“

Lëtzebuerger Aktiounskomitee géint Atomkraaft

Das „Lëtzebuerger Aktiounskomitee géint Atomkraft“ wurde am 28. März 2011 gegründet und verfolgt folgende drei Ziele:
– Den sofortigen und endgültigen Stopp der AKWs Cattenom/Chooz/Fessenheim (F), Tihange/Doel (B) und Biblis/Philippsburg (D);
– Eine EU-Politik, die Atomkraft auf allen Ebenen ablehnt;
– Ein nationales Energiekonzept, welches Luxemburg unabhängig von Atomkraft und fossilen Energien macht und gleichzeitig die Versorgungssicherheit garantiert.
Derzeit sind folgende Vereinigungen und Parteien Mitglied im Aktionskomitee: Mouvement écologique, Greenpeace, OGBL, LSAP, déi gréng, Forum, déi jonk gréng, DP, FGFC, FNCTTFEL-Landesverband, Luxemburger Kommission Justitia et Pax, LCGB, Lëtzebuerger Guiden a Scouten, Fair Trade Lëtzebuerg asbl, déi Lénk, Klima-Bündnis Lëtzebuerg, Eurosolar Lëtzebuerg asbl, Syprolux, natur&ëmwelt asbl, Friddens- a Solidaritéitsplattform asbl , Ligue CTF, Jonk Sozialisten und Piratenpartei.

Grober J-P.
14. Mai 2024 - 20.49

@ JJ / Muss Ihnen leider widersprechen. Für Private ist das schon zu schaffen, ohne Atom.

JJ
14. Mai 2024 - 9.20

"...der von vielen Atom-Ideologen heraufbeschworene Black-out blieb den deutschen Kunden erspart.." Weil sie von den Nachbarn Strom erhalten sollte ein Black out drohen. Das europäische Regelwerk für Strom ist Grenz übergreifend. Wenn Luxbg einen Stromabfall erleidet wird aus Frankreich oder Belgien oder Polen zugeleitet. Also nicht angeben man wäre Atom-neutral. Und es geht jetzt darum den Zeitraum bis zur Kernfusion auszufüllen. Und mit Windspargeln und Solarzellen ist das nicht zu schaffen.

JoPi15
13. Mai 2024 - 14.11

Sellafield, Harrisburgh, Chernobyl & Fukushima sind keine ideologischen Hirngespinste, sondern Unfälle, die allesamt (laut Nuklear-ideologen) nur in einer Zeitspanne von 4 Mio Jahren hätten passieren dürfen. Die BR Deutschland hat seit über einem Jahr kein AKW mehr am Netz, und der von vielen Atom-Ideologen heraufbeschworene Black-out blieb den deutschen Kunden erspart. Die CSV mit ihrem neuen Premier scheint allzu sehr dem französischen Präsidenten beipflichten zu wollen, der um alle Mittel der Welt drauf angelegt zu sein scheint, das enorme Off-Shore Windkraft-Potenzial Frankreichs zum Vorteil der EDF Nuklear-Lobby weiterhin schlummern zu lassen.

Grober J-P.
13. Mai 2024 - 10.35

Kenne Leute in Bella Italia, nicht mal im Süden, die ihren gesamten Energiebedarf mit Solar abdecken, Zellen, Speichemodule. Das Tolle daran ist, das Ganze wurde zu 75% vom Staat und der Gemeinde unterstützt.

Grober J-P.
13. Mai 2024 - 10.20

Unser Zentralgestirn schickt jeden Tag 7000 x mehr Energie als die gesamte Menschheit täglich verbraucht, rüber auf die Erde. Sind wir nur zu blöd sie zu nutzen, oder bremsen da so manche, wie z.B. EDF, Rosneft, Gasprom, Shell, usw?
Bitte einmal nachrechnen was uns ein AKW kostet vom Planen, über die Konstruktion, den Unterhalt und nach 50 Jahren der Abbau! Rentabel?
Wenn der Mensch die Atomkraft mal beherrschen kann,.......
Wohl dem der die gelben Fässer abgeben kann.

Phil
13. Mai 2024 - 7.58

Déi kennen schlingeren an schwadronéieren esou vill se wëllen.... wat sie sech éischter dofir bekennen, wat et besser ass.
Well ouni Atomkraftwierker gin d'Luuchten aus!
Alles anerschters ass gréngt Gespills an Dékoratioun.