Nachahmen erwünscht!David Goldrake zaubert Corona-Langeweile weg

Nachahmen erwünscht! / David Goldrake zaubert Corona-Langeweile weg
 Foto: David Goldrake

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Nach gut einem Monat Quarantäne fällt vielen Luxemburgern so langsam die Decke auf den Kopf. Unterstützung erhalten sie jedoch aus dem fernen US-Bundesstaat Nevada. In Las Vegas lässt sich Magier David Goldrake nämlich immer wieder neue Tricks einfallen, um seine Freunde und Anhänger im entfernten Luxemburg zu unterhalten. Nachahmen erwünscht!

Sie nennen ihn „The International Man of Mystery“. Vor Royals ist er aufgetreten, vor Prominenten und führenden Wirtschaftsbossen. Millionen Menschen haben den Luxemburger bereits zaubern sehen, mit dem „Mandrake D’Or“ wurde er 2010 ausgezeichnet, mit dem „Merlin Award“ als „bester Illusionist Europas“ im Jahr 2015. Er ist ein gern gesehener Gast im renommierten „Magic Castle“ in Hollywood, war zwei Jahre lang mit seiner eigenen Show am Strip von Las Vegas vertreten. Abgehoben ist er in dieser Zeit aber nicht.

Ganz im Gegenteil: „Good morning, Luxembourg!“, ertönt es überschwänglich aus den Lautsprechern des Computers. Auf dem Bildschirm: ein gut gelaunter David Goldrake. „A wëllkomm bei engem neien Episod vu Magic at Home!“, fährt der Luxemburger Magier und Illusionist mit seiner Begrüßung fort. Seit sechs Wochen schon nutzt Goldrake die sozialen Netzwerke, um sich regelmäßig aus den USA bei seinen Freunden und Anhängern in Luxemburg zu melden. Sein Ziel dabei ist es zu unterhalten und den Menschen während der Krise etwas Licht in den Alltag zu zaubern.

„Als Mitte März in Luxemburg die Schulen geschlossen wurden, musste ich an mein nahes Umfeld im Großherzogtum denken. Die meisten meiner Freunde haben aufgeweckte Kinder, die an allem interessiert sind und jeden Tag Aufmerksamkeit und Unterhaltung benötigen“, betont der Künstler mit einem Augenzwinkern. Ihnen dürfte die Quarantäne besonders schwergefallen sein. Daraus sei das Projekt von „Magic@Home“ entwachsen: kurze, einfache Tricks und Kunststücke, die nicht nur unterhalten, sondern auch rasch vom Zuschauer gemeistert werden können.

 Aus Las Vegas meldet sich David Goldrake zweimal täglich mit kleinen Tricks und Kunststücken, um Eltern und Kindern die Quarantäne zu versüßen 

„Damit die Eltern einen schönen Moment mit ihren Kindern verbringen können. Eine lehrreiche, unterhaltsame Zeit mit Dingen, die nicht unbedingt im Alltag vorkommen“, erklärt der Luxemburger mit dem großen Herz. Zurückgeben ist für ihn keine Pflicht, sondern eine Selbstverständlichkeit. „Sei es mit einem Lächeln, Worten, Gedanken, mit Zeit oder Spenden: Die Möglichkeiten sind unbegrenzt“, betont der Magier. Oder, wie in diesem Fall, mit Videobeiträgen, die er zweimal am Tag aufzeichnet und via Facebook veröffentlicht.

Mit entsprechendem Erfolg: Nicht nur Freunde und Fans aus Luxemburg finden Gefallen an den Beiträgen. „Mittlerweile zeigen auch viele Lehrer Interesse an meinen Videos. Vom ,Service national de la jeunesse‘ wurde ich sogar gebeten, spezielle Inhalte für Kinder und Jugendliche auszuarbeiten“, freut sich Goldrake. Die Beiträge wurden sogar auf die internationale Anhängerschaft ausgeweitet: „Zunächst wollte ich nur etwas für Luxemburg tun. Dann aber erhielt ich so viele Anfragen aus aller Welt. Von Menschen, die die Videos zwar toll finden, aber kein Wort verstehen“, lacht der Magier auf.

Auf diesem Weg sind in den letzten Wochen nicht nur 25 Beiträge fürs Luxemburger Publikum entstanden, sondern zwölf weitere Videos auf Englisch. Stets kurze Tutorials mit Zaubertricks und Kunststücken, die nur minimalen Aufwand bedürfen und innerhalb weniger Minuten erlernt werden können. Die Utensilien dafür finden die Zauberlehrlinge in jedem Haushalt: Mal bedient sich Goldrake kleiner Schmuckstücke, Münzen oder Karten, dann zaubert der Luxemburger wieder mit Becher, Topfschwamm, Küchenpapier und anderen Haushaltsartikeln.

„Ich war fasziniert“

Die Inspiration für das kleine Zauberprogramm stammt aus alten Ressourcen wie Zauberbüchern, die sich ein junger David Goldrake zu Beginn seiner Karriere im Großherzogtum zugelegt hatte. Zeitgleich erfahren die Zuschauer auch mehr über die Ursprünge des renommierten Entertainers. In einer der Folgen von „Magic@Home“ verrät Goldrake seinen Zuschauern, wie er zum Zaubern kam und welches Kunststück er als Erstes beherrschte. Natürlich mit den entsprechenden Erklärungen und Anleitungen zum Nachmachen.

Bei der Frage, ob er damit nicht gegen elementare Regeln der Magie verstößt, muss der weltweit anerkannte Illusionist etwas schmunzeln. „Solche Beiträge haben mich zu dem Magier gemacht, der ich heute bin“, erklärt David Goldrake. Sein erstes Kunststück – wie man zwei Fingerhütchen geschickt verschwinden und wieder auftauchen lässt – hat er als Jugendlicher in der Zeitschrift Spielzeitung gelesen. „Und ich war fasziniert davon“, fährt er fort. Genau diesen Trick versucht Goldrake nun in einem seiner jüngsten Videos weiterzuvermitteln und – wer weiß – bei dem einen oder anderen Zuschauer eine ähnliche Begeisterung zu entfachen.

In seiner Reihe „Magic@Home“ präsentiert David Goldrake einfache Zaubertricks zum Nachmachen
In seiner Reihe „Magic@Home“ präsentiert David Goldrake einfache Zaubertricks zum Nachmachen

Auch die anderen Zaubertricks und Beiträge stammen aus ähnlichen Zeitschriften oder Büchern, die bereits vor einiger Zeit veröffentlicht wurden. „Ich verrate auf jeden Fall nichts, das nicht schon vorher der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden war“, betont Goldrake. Sein Ziel sei es auch nicht, Geheimnisse der Magie zu verraten. „Nicht das Geheimnis macht den Trick aus, sondern das, was du draus machst“, so der Künstler. „Wichtig ist die Präsentation und die Geschichte, die du erzählen möchtest.“

Er glaube auch nicht, dass er eine Regel bricht oder anderen Kollegen schadet. „Mein Ziel ist es einfach nur, Menschen zu unterhalten und möglicherweise auch das eine oder andere Kind für Magie zu begeistern“, gesteht David Goldrake. „That’s the goal“, fügt der Luxemburger hinzu, der seit Jahren schon Las Vegas sein Zuhause nennt.

„Surreal“ nennt der Entertainer die augenblickliche Atmosphäre in der amerikanischen Stadt. Dass sämtliche Casinos, Hotels, Bars und Restaurants geschlossen haben, das ist in der Spielermetropole tatsächlich noch nie der Fall gewesen. Der weltbekannte Strip mit seinen unzähligen Etablissements und Läden sei derzeit jedoch wie ausgestorben. „Kein Auto, keine Menschenseele weit und breit“, sagt Goldrake. Einzig und allein die Lichter brennen noch. „Schriftzüge mit aufmunternden Botschaften oder beleuchtete Hotelzimmer, die zu großen Herzen arrangiert wurden“, erklärt der Luxemburger.

Zukunftspläne trotz Corona

Er sorge sich um die vielen Menschen, die aufgrund der Pandemie nun ihre Arbeit verloren haben. Auch beziehe der Bundesstaat Nevada den größten Teil seines Einkommens durch die Hotel- und Casino-Steuern. Anders als in Europa gibt es in den Vereinigten Staaten kaum soziale Dienstleistungen. „Jetzt sind tausende Menschen betroffen, die sich wohl nie mehr erholen werden“, meint der Entertainer plötzlich todernst. Darunter auch viele Freunde und Kollegen, mit denen er in den letzten Jahren zusammengearbeitet habe.

Um sich selbst macht er sich weniger Sorgen. Seine Show „Imaginarium“ im Tropicana wurde auf eigenes Betreiben hin nach zwei Spielzeiten eingestellt, was auch durchwegs den gängigen Praktiken in Las Vegas entspricht. So sei es nicht ungewöhnlich, dass Entertainer sich nach ein bis zwei Jahren nach einem anderen Casino umsehen. Auch habe er bereits mit anderen Spielstätten verhandelt. Ein Abkommen sei unterschriftsreif gewesen, jedoch sei nun die Pandemie dazwischengekommen. „Niemand weiß, wann es nun weitergeht. Doch wir bleiben in Kontakt“, so Goldrake.

„Surreal“: Der weltbekannte Strip in Las Vegas wirkt dieser Tage wie ausgestorben. Nur Sicherheitsleute und Reinigungskräfte sind vereinzelt unterwegs. 
„Surreal“: Der weltbekannte Strip in Las Vegas wirkt dieser Tage wie ausgestorben. Nur Sicherheitsleute und Reinigungskräfte sind vereinzelt unterwegs.  Foto: AFP

Der findige Luxemburger ist sich auch durchaus bewusst, dass die Pandemie die Welt der Unterhaltung noch einige Zeit fest im Griff hat. Aus diesem Grund schaue er sich nach neuen Möglichkeiten um, seine Show zu den Zuschauern ins Wohnzimmer zu bringen. „Ich bin zum Beispiel dabei, virtuelle Plattformen auszukundschaften“, gesteht Goldrake. So habe er bereits einen Online-Termin mit einem Kinderkrankenhaus in Phoenix, Arizona. „400 Kindern werden wir eine Show via Internet bieten. Daran habe ich die letzten Wochen gearbeitet. Ich finde das toll!“

Daneben arbeitet Goldrake auch an einer neuen Show für Luxemburg. Für den Fall, dass das Großherzogtum und andere europäische Länder die Pandemie eher in den Griff bekommen als die Vereinigten Staaten. Die Chancen, David Goldrake und seine Show im Herbst mal wieder im Großherzogtum bewundern zu können, stehen denn auch nicht allzu schlecht. Vorausgesetzt, Live-Veranstaltungen sind bis dahin wieder zugelassen. Er sei sich auch bewusst, dass die Pandemie die Dynamik der Live-Shows noch auf Monate, wenn nicht Jahre beeinflussen werde. Allein die Mundschutzpflicht werde die Interaktion mit dem Publikum stark verändern.

„Und wir werden uns anpassen. Meine Tage sind auf jeden Fall gut gefüllt: Ich arbeite an neuen Kunststücken, erprobe neue Tricks, mache mein eigenes Marketing und erneuere mich, so gut es geht“, zeigt sich David Goldrake wieder optimistisch. „Es geht auf jeden Fall weiter.“