Bilanz der CFLDas Jahr der Erholung: Nach dem Covid-Einsturz legten die Zahlen 2021 wieder deutlich zu

Bilanz der CFL / Das Jahr der Erholung: Nach dem Covid-Einsturz legten die Zahlen 2021 wieder deutlich zu
Die Zahl der Passagiere ist wieder am Wachsen Foto: Editpress/Alain Rischard

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Bei der Luxemburger Eisenbahngesellschaft CFL gibt man sich sehr zufrieden mit den Ergebnissen des Jahres 2021. Nachdem die Zahlen 2020 coronabedingt stark eingebrochen waren, legten sie letztes Jahr in allen Bereichen wieder zu.

Das abgelaufene Geschäftsjahr 2021 war ein „exzellentes“ für die CFL, sagte Jeannot Waringo am Montag im Rahmen der traditionellen Bilanzpressekonferenz des staatlichen Unternehmens. „Wir sind zufrieden.“ Der Jahresgewinn ist auf die Rekordhöhe von 20,9 Millionen Euro (Vorjahr: 4,6 Millionen Euro) gestiegen. Der Umsatz hat erstmals die Marke von einer Milliarde Euro durchbrochen. Alle drei großen Geschäftsbereiche (Passagiere, Fracht und Infrastruktur) hätten zu dieser positiven Entwicklung beigetragen, so der Verwaltungsratspräsident.

Doch auch wenn 2021 ein „einfacheres Jahr“ als das Jahr 2020 war, so sei die Lage dennoch schwierig geblieben, so Waringo weiter. Beispielsweise seien wegen der Überschwemmungen im Sommer eine ganze Reihe Züge ausgefallen, während der Frachtbereich unter Streiks im Nachbarland Frankreich zu leiden hatte.

Zahl der Zugreisenden (in Millionen)
Zahl der Zugreisenden (in Millionen) Screenshot: CFL

Vor allem die Zahl der Zugpassagiere ist 2021, nach dem sehr heftigen Einbruch im Vorjahr, wieder deutlich gestiegen. Insgesamt 16,6 Millionen Nutzer hat die CFL im Laufe des Jahres in den Zügen gezählt. Im Vorjahr waren es nur 14,5 Millionen. Den bisherigen absoluten Rekord an Passagierzahlen hatte die Gesellschaft – nach 15 Jahren ununterbrochenem Wachstum – im Jahr vor dem Corona-Stillstand verbucht (25 Millionen Passagiere).

Verglichen mit dem Vorjahr, als viel weniger Züge unterwegs waren, haben sich die Zahlen bei der Pünktlichkeit 2021 leicht verschlechtert. Galten damals 94,5 Prozent der Züge als „pünktlich“, so waren es 2021 noch 92,1 Prozent aller Züge. Als „unpünktlich“ gelten Züge, die mehr als fünf Minuten Verspätung haben, oder solche, deren Fahrt gestrichen wurde. Von den rund 1.000 Zügen, die täglich im Land unterwegs sind, fallen im Schnitt 15 (1,5 Prozent aller Züge) aus.

Mit den weiter hoch bleibenden Investitionen in die Eisenbahninfrastruktur wird gehofft, dass sich diese Zahlen in Zukunft noch weiter verbessern lassen. Insbesondere der Ausbau des Bahnhofs in der Stadt Luxemburg um vier zusätzliche Gleise soll dafür sorgen, dass ein Zug, der Verspätung hat, nicht wie oft in der Vergangenheit wie ein „Domino-Effekt“ auch die Pünktlichkeit von anderen Zügen beeinträchtigt.

Die Investitionen in die Eisenbahninfrastruktur, die die CFL für den Staat umsetzt, beliefen sich im vergangenen Jahr auf 288 Millionen Euro. Im Vorjahr waren es 260 Millionen Euro – im laufenden Jahr sollen es fast 350 Millionen Euro werden. Das Land zählt 68 Bahnhöfe und 630 Kilometer Schienen.

Rekordumsatz und Rekordgewinn

Investiert wird jedoch nicht nur in die Infrastruktur, sondern auch in weiteres Rollmaterial. Diese Investitionen muss die CFL selber stemmen. 2021 waren es 78,5 Millionen Euro. Das neue Material, das bereits in den Vorjahren bestellt wurde, soll in den Jahren 2023 bis 2026 geliefert werden. Wenn das alles im Einsatz sei, bedeute dies eine Erhöhung der Kapazität (der Zahl der Sitzplätze) um 46 Prozent, so CFL-Geschäftsführer Marc Wengler.

CFL-Generaldirektor Marc Wengler
CFL-Generaldirektor Marc Wengler Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Eine echte Bilanz des nunmehr kostenlosen öffentlichen Transports könne man wegen des coronabedingten Einbruchs der Passagierzahlen im Jahr 2020 zwar noch nicht ziehen, so Wengler auf Nachfrage weiter. Er hob aber hervor, wie wichtig es sei, ein Konzept mit einem Zusammenspiel von Infrastrukturausbau und genügend Rollmaterial zu haben. Er geht davon aus, dass sich die Passagierzahlen dieses Jahr von ihrem Einsturz im Jahr 2020 weiter erholen werden „und wieder an den Kurs von vor der Krise anknüpfen werden“.

Zufrieden gibt sich die Gesellschaft, die 2021 ihren 75. Geburtstag gefeiert hat, auch mit dem Ergebnis aus dem Frachtbereich. „Die Resultate waren sehr gut“, so Waringo. Der Umsatz der Sparte, zu der die Unternehmen CFL Cargo, CFL Multimodal wie auch Lorry Rail zählen, konnte ihren Umsatz von 234 auf 259 Millionen Euro steigern. Vor allem die letztgenannte Firma, die „Autobahn auf der Schiene – nach Südfrankreich“, hat ihre Verkäufe sehr deutlich steigern können.

Im Frachtbereich steht die CFL im Wettbewerb mit privatwirtschaftlichen Akteuren. Die Sparte, die über die letzten Jahre aufgebaut wurde, zählt heute 1.191 Mitarbeiter. Zum konsolidierten Nettogewinn der CFL-Gruppe hat die Fracht sechs Millionen Euro beitragen können, deutlich mehr als die 0,8 Millionen Euro vom Vorjahr.

Gleichzeitig wurde auch in dieser Sparte weiter investiert, wie Wengler präzisierte. Neue Ziele in Norddeutschland (Rostock) wie auch in Polen (Poznan) werden nun regelmäßig, mehrmals die Woche, von Bettemburg aus angefahren. „Wir sind jetzt wahrhaftig im Zentrum eines europäischen Netzes“, so der Generaldirektor. Zudem wurde ein neues Wartungsatelier errichtet. Um die Container-Kapazität in Bettemburg weiter auszubauen, sei ebenfalls entschieden worden, einen dritten Kran für den Standort Bettemburg zu kaufen, so der CFL-Geschäftsführer weiter.

Die Zahl der Mitarbeiter der gesamten Unternehmensgruppe, die zu 94 Prozent dem Staat Luxemburg, zu 4 Prozent dem belgischen Staat und zu zwei Prozent dem französischen Staat gehört, ist insgesamt weiter gewachsen. Etwas mehr als 120 neue, zusätzliche Jobs wurden im vergangenen Jahr geschaffen. Damit zählt die Unternehmensgruppe nun 4.968 Mitarbeiter (nach 4.844 im Vorjahr). So rückt die CFL (2021 der zweitgrößte private Arbeitgeber des Landes) noch etwas näher an die Luxemburger Post heran, die seit 2016 als größter privater Arbeitgeber des Landes gilt.

Frachtverbindungen über die Schiene – ab Bettemburg
Frachtverbindungen über die Schiene – ab Bettemburg Screenshot: CFL