ArbeitsmarktStaatliche Betriebe bleiben die größten Arbeitgeber

Arbeitsmarkt / Staatliche Betriebe bleiben die größten Arbeitgeber
Die Post bleibt auch weiterhin der offiziell gewichtigste Arbeitgeber des Landes. Auf dem Bild zu sehen ist das Verteilerzentrum in Bettemburg. Foto: Editpres/Hervé Montaigu

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Zu Beginn des Jahres 2021 waren staatliche Betriebe weiterhin die wichtigsten Arbeitgeber des Landes. Zum Vorjahr gibt es damit nur wenig Veränderungen. Das geht aus dem neuen Statec-Ranking hervor.

Anfang 2021 waren die Luxemburger Post (4.620 Mitarbeiter) und die Eisenbahngesellschaft CFL (4.580 Mitarbeiter) die größten „privaten“ Arbeitgeber des Landes, wie das statistische Institut Statec am Donnerstag in einer Pressemeldung mitgeteilt hat. Auf Platz drei und vier folgen der Supermarktbetreiber Cactus und das im Reinigungssektor aktive Unternehmen Dussmann.

Zum Vorjahr hat sich an der Spitze dieses Rankings somit nichts verändert. Bereits seit 2016 steht mit der Post eine ehemalige Staatsverwaltung auf dem ersten Platz. Rund um ihr traditionelles Kerngeschäft hat die Gesellschaft nach und nach ein ganzes Netzwerk an Tochtergesellschaften aufgebaut. Somit ist auch die Zahl ihrer Mitarbeiter gestiegen.

Die CFL ist 2017 auf den zweiten Platz gerollt – und ist seither dort geblieben. In den Jahren zuvor hatte es das staatliche Unternehmen geschafft, sich die Liberalisierung des europäischen Marktes zunutze zu machen und sich in europäischen Nischen-Geschäftsfeldern (im Cargo-Bereich) etabliert. Heute steht dieser Bereich – zu dem die in Bettemburg getätigten Investitionen zählen – für deutlich mehr als 1.000 Jobs.

2010 sah der Luxemburger Arbeitsmarkt noch anders aus. Der Stahlhersteller ArcelorMittal zählte mehr als 6.000 Mitarbeiter und war der wichtigste private Arbeitgeber des Landes. Gleich dahinter folgten die Supermarktkette Cactus und die Bank BIL. Innerhalb von zehn Jahren hat sich die Struktur der Luxemburger Wirtschaft deutlich verändert. Unter den ersten fünf ist heute nur noch Cactus. 

Deutliche Veränderungen in den letzten zehn Jahren

Nach Jahrzehnten an der Spitze des Rankings begann ArcelorMittal ab 2016 zurückzufallen. Erst auf den zweiten Platz, 2017 auf den dritten, 2018 auf den vierten und 2019 auf den fünften. Dies liegt vor allem daran, dass das Unternehmen Beteiligungen verkauft hat. Dazu zählten Paul Wurth, Enovos, das Werk in Düdelingen und Circuit Foil. Dass das Werk in Schifflingen stillgelegt wurde, hatte auch in dieser Hinsicht Auswirkungen. Der Stahlhersteller bleibt mit 3.660 Mitarbeitern jedoch 2021 auch weiterhin Luxemburgs wichtigster Industriebetrieb. Dieses Jahr belegt er Platz sechs. Im Vorjahr waren es noch 3.900 Mitarbeiter und der Konzern lag auf Platz fünf. 

Und der Stahlhersteller wird künftig noch weiter in dem Ranking zurückfallen. Jobs wurden abgebaut. Der Konzern hat sich dazu „verpflichtet, das Weiterbestehen der Aktivität mit den verbleibenden 3.000 Mitarbeitern zu gewährleisten“. Seit vielen Jahren ist das Gewicht der Industrie in der Luxemburger Wirtschaft bereits rückläufig.

Auf den fünften Platz geklettert ist derweil die Bank BGL BNP Paribas. Das als Folge der Finanzkrise entstandene Zusammengehen von BGL (ehemals Fortis) und BNP Paribas schuf 2011 ein Finanzinstitut mit 4.110 Mitarbeitern und dem Luxemburger Staat als zweitwichtigsten Anteilseigner. Im Vorjahr lag das Finanzinstitut erst auf Platz sechs. Die BGL ist aktuell die einzige Bank in der Top 10. Auf Platz 19 und 20 folgen die BIL (1.890 Mitarbeiter) und die Spuerkeess mit 1.840 Angestellten. 

Amazon bereits auf Platz acht

Wie auch im Vorjahr liegt Goodyear auf Platz sieben mit 3.570 Mitarbeitern. Damit könnte der Reifenhersteller nächstes Jahr zu Luxemburgs größtem Industriebetrieb werden.

Auf Platz acht folgt der Internet-Konzern Amazon mit nunmehr 3.280 Mitarbeitern. Im Vorjahr lag er erst auf Platz zehn mit 2.760 Mitarbeitern. Und der Konzern will hierzulande weiter wachsen. Vor einigen Wochen hatte er angekündigt, bis zum Ende dieses Jahres 3.600 Mitarbeiter in Luxemburg beschäftigen zu wollen.  Amazon ist noch keine 20 Jahre in Luxemburg vertreten. Ende 2005 zählte der US-Konzern nur etwa ein Dutzend Mitarbeiter im Großherzogtum. 2012 waren es bereits rund 300 Beschäftigte.

Das Beratungsunternehmen PricewaterhouseCoopers ist derweil, trotz leichtem Zuwachs bei der Zahl der Mitarbeiter, auf den neunten Platz gerutscht. Platz zehn belegt die Fluggesellschaft Luxair, vor einem Jahr war sie noch auf Platz acht. Im Rahmen der Covid-Krise hat sie Stellen abgebaut.

Der Staat zählt 31.049 Mitarbeiter

Eine Sonderrolle im Ranking der größten Arbeitgeber spielt der Staat selbst. Er steht aktuell, zum ersten Januar 2021, mit 31.049 Mitarbeitern auf einem übergeordneten ersten Platz. Innerhalb eines Jahres ist die Zahl seiner Angestellten um über 1.700 Personen gestiegen. Im Vorjahr waren es fast 1.000 Personen mehr.

Hinzu kommen noch Gemeinden. Mit ihren 4.333 Mitarbeitern (Vorjahr: 4.181) wäre beispielsweise die Stadt Luxemburg ein deutlich größeres Unternehmen als ArcelorMittal. Auch soziale Einrichtungen fallen ins Gewicht: Das „Centre hospitalier de Luxembourg“ zählt 2.600 Mitarbeiter. Im „Centre hospitalier Emile Mayrisch“ sind es 2.020 Personen (30 Personen weniger als ein Jahr zuvor).

Die herausragendsten Zuwachszahlen bei den Arbeitsplätzen verbuchte zuletzt der Luxemburger Staat (im weitesten Sinn). Während zwischen Anfang 2020 und März 2021 in der öffentlichen Verwaltung 2.000 neue Jobs hinzukamen, ist ihre Zahl zeitgleich im Bildungswesen um 1.600 und im Bereich Gesundheit und Soziales um 2.600 Personen gewachsen. Von den insgesamt etwas mehr als 481.000 Arbeitsplätzen hierzulande steht der Staat demnach mittlerweile für 104.400 Stellen. 

Die zehn größten Arbeitgeber des Landes. (Die Teilnahme der Firmen im Ranking ist freiwillig – manche Unternehmen können also fehlen.)
Die zehn größten Arbeitgeber des Landes. (Die Teilnahme der Firmen im Ranking ist freiwillig – manche Unternehmen können also fehlen.) Screenshot: Statec