Cafés und Restaurants in der HauptstadtBetreiber sind vorsichtig optimistisch

Cafés und Restaurants in der Hauptstadt / Betreiber sind vorsichtig optimistisch
Magalie und Sonia aus dem Restaurant La Fontaine auf der place de Paris

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In den Cafés und Restaurants freuen sich alle, dass sie wieder Gäste bewirten können, doch blauäugig ist niemand. Die Verantwortlichen geben sich große Mühe, um Kunden sicher bedienen zu können, doch ein Rest von Skepsis bleibt.

Der Eingang ist durch einen dicken Plastikvorhang vom Außenbereich getrennt. Kunden erhalten ihr vorbestelltes Menü am Dienstagmittag noch durch diese Barriere gereicht. Generationen von Sekundarschülern trafen sich im Restaurant Bella Napoli zur „Klassefriess“. Seit 44 Jahren ist die Pizzeria fester Bestandteil des hauptstädtischen Restaurantangebots. Geschäftsführer Giancarlo Balestri sagt, er sei nervös und froh zugleich, dass er sein Restaurant endlich wieder öffnen kann. Er sei aber auch gestresst, denn niemand wisse, wie es weitergehe.

Da die Pizzeria über keine Terrasse verfügt, wird sie erst am Freitag ihren Innenbereich für Kunden öffnen. Es sei nicht einfach gewesen, sich so schnell an die neuen Bedingungen anzupassen. Er hofft aber auch auf den guten Willen seiner Kundschaft. „Wir haben eine treue Kundschaft.“ Es gebe noch nicht viele Reservationen für den Neuanfang, aber die Leute würden bei ihm eh oft auf den letzten Drücker reservieren. Auf die Aussage des Horesca-Präsidenten Alain Rix am gleichen Morgen im Radio angesprochen, der ankündigte, „egal was passiert, wir machen nicht wieder zu“, meint Balestri, wenn das der Fall sein werde, „dann ass et endgülteg aus“. Das würde das Ende von vielem bedeuten. „Also ich bin nicht ruhig“, gesteht er. In einer ersten Phase werde bei ihm das ganze Personal wieder anfangen, um die neuen Bestimmungen kennenzulernen, aber danach müssten wohl noch einige kurzarbeiten, „weil wir ja nicht mehr so viel Platz zur Verfügung haben“. Die Sitzplätze wurden von 100 auf 50 reduziert.

Gesundheit über alles

Begeisterte Vorfreude zeigt der Verantwortliche des Grand Café auf der place d’Armes, Salvatore Barberio. Im Restaurant und auf der Terrasse treffen Angestellte letzte Vorbereitungen. Sein Café werde allerdings nicht bei null wieder anfangen. Während den vorigen zwei Monaten hat das Café einen Take-out-Service angeboten, sodass in der Küche dauernd gearbeitet wurde.

Im Lokal selbst wird viel verändert, erklärt er. Zwischen den einzelnen Sitzgruppen wird es Trennwände geben. Er ist sehr zuversichtlich, dass alles gut geht. Und wenn eine zweite Welle kommt? Barberio ist pragmatisch: „La santé avant tout.“ Diesen Grundsatz setzt er konsequent in seinem Betrieb um. Er achte peinlichst darauf, dass die Angestellten sich an die Anordnung in Sachen Masken halten. Jeder der Angestellten erhalte pro Tag zwei Masken; sogar Thermometer ständen bereit. In einer speziellen Informationssitzung seien alle Angestellten über die neuen Arbeitsumstände und Bestimmungen unterrichtet worden. Auch sei im ersten Stock ein Raum, der normalerweise für Gäste bestimmt ist, speziell für sie eingerichtet worden. Es gebe sogar ein Register, wo jeder eintragen könne, wenn er Krankheitssymptome spüre. Es sei auf freiwilliger Basis, doch die Maßnahme werde gut angenommen. Es trage zur Beruhigung der Angestellten bei.

Größere Terrassen

Überaus erfreut zeigt sich Barberio von den Hilfsmaßnahmen der Gemeinde. Bereits am Dienstagmorgen um 8 Uhr sei die Bürgermeisterin Lydie Polfer persönlich mit rund 20 Leuten auf der place d’Armes gewesen, um sich vor Ort selbst ein Bild von den Terrassen zu machen. Oder auch vielleicht, um selber zu überwachen, dass das Versprechen, die Terrassen zu vergrößern, auch eingehalten werde. Er sei auf jeden Fall beeindruckt, wie schnell die Stadtverwaltung reagiert habe. „Durch die Maßnahme stehen uns auf der Terrasse fast genauso viele Plätze zu Verfügung wie vor der Krise.“

Um die Erweiterung zu ermöglichen, hätten Gemeindeangestellte die steinernen Blumenkästen, die die Terrassen auf der „Plëss“ normalerweise begrenzen, entfernt. Um die nun größere Terrasse angenehmer zu gestalten, habe er 30 Blumenkästen zwischen den Tischen installieren lassen, quasi als Begrenzung und Verschönerung zugleich. „Ja, es ist schon eine große Investition, aber man hat ja keine andere Wahl“, sagt Barberio. Die Frage, ob er gut informiert über alle Maßnahmen sei, bejaht er, sowohl von der Horesca als auch von den Medien.

Der Vorsichtige

Er sei nicht gut informiert, gestand Jacques Casanova, Inhaber des Restaurants La Fontaine auf der place de Paris. Er kritisiert, dass es keinen Pflichtenkatalog gebe. Er sei kein Mitglied der Horesca, doch auch Nicht-Mitglieder müssten informiert werden. Seiner Meinung sei die Nachricht, dass die Cafés und Terrassen wieder öffnen können, zu kurzfristig gekommen.

Er werde auf keinen Fall schon am Mittwoch seine Terrasse öffnen, überhaupt gedenke er nicht, vor dem 1. Juni wieder anzufangen. Viele Angestellte und Beamten aus dem Viertel arbeiteten noch von zu Hause (viele von ihnen speisen mittags auf der place de Paris). Es ergebe keinen Sinn, den Innenbereich zu öffnen, nur um für 500 Euro Getränke zu verkaufen. Er habe Freunde, Geschäftsleute wie er, in Portugal und in der Schweiz, dort sei es hervorragend für alles gelaufen, was draußen sei, „mais à l’intérieur, c’est pas ça“. Man müsse abwarten, vielleicht werde er erst mal die Terrasse wieder öffnen. „Il ne faut pas prendre des risques.“ Auch die Einschränkung von vier Personen pro Tisch würde z.B. gemeinsames Essen unter Freunden erschweren.

Casanova beschäftigt insgesamt zwölf Leute; er werde aber erst am Wochenende entscheiden, mit wie vielen Angestellten er wieder öffnen werde. Doch auch bei ihm laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren: Im Lokal installieren Arbeiter Plexiglas zwischen den Sitzgruppen; sowohl im Restaurant wie auch auf der Terrasse hat er bereits mit Klebeband oder mit Farbe Abgrenzungen markiert. Er habe sogar extra wegwerfbare Tischsets gekauft, auf denen das Menü gedruckt ist, so fasst jeder Kunde nur seine Menükarte an, sagt Casanova. Aber es fehle an genauen Vorgaben, einem „cahier de charges“. „Dürfen die Leute an der Bar sitzen? Ich weiß es nicht“. Casanova sagt, „ich versuche, so flexibel wie möglich, aber nicht aufdringlich zu sein.“ Neben der Tür hängt ein Schild mit der Aufschrift „Merci de garder les distances recommandées“. Das sei ausreichend, vor allem das Wort Coronavirus wolle er nicht dort sehen. Es sei nicht nötig, die Leute ständig damit zu belästigen. Hinter der Bar sind die beiden Angestellten Magalie und Sonia lautstark mit Aufräumen beschäftigt. „Wie Sie hören, die Stimmung ist gut. Für sie ist es auch ein Stück Sozialleben, das zurückkehrt.“

Sehr gespannt auf das, was am Mittwoch auf sie zukommt, ist man im Urban, einem der zentralen Feierabendtreffpunkte in der Oberstadt. Der Manager Emanuel Fernandes und seine Mannschaft sind auf jeden Fall sehr motiviert. Obwohl die Wiedereröffnung erst am Montag bekannt gegeben wurde, sei man schon zu 90 Prozent fertig mit den Vorbereitungen, und für Mittwoch seien die Plätze auf der Terrasse schon zu 80 Prozent reserviert.  Ob sich die Kunden, die im Urban oft sehr dicht beieinanderstehen, auch an die Distanzbestimmung halten, muss sich erst noch zeigen. Die Terrasse sei auf jeden Fall so vorbereitet – es gebe jetzt drei Sitzreihen – dass die Abstände eingehalten werden können. „Alle Vorgaben der Regierung sind erfüllt“, sagt Fernandes. Alle Angestellten werden ab Mittwoch wieder arbeiten und alle – den Posts in den sozialen Medien nach zu urteilen auch die Kunden – seien sehr froh, dass das Urban wieder aufmacht. 

Und in der Fitnessbranche?

Am Freitag werde sie wieder „mat Freed“ anfangen, erzählt eine hörbar hocherfreute Li Marteling, Direktorin des Fitnessstudios Just Move in Merl, am Telefon. Es sei viel gearbeitet worden, um sich den neuen Bestimmungen anzupassen. So gibt es nun einen getrennten Eingang und Ausgang; in den Kollektivkursen markieren Sticker auf dem Boden die Grenzen jedes einzelnen Teilnehmers. „Die zwei Meter Distanz sind gesichert, es sind fast schon drei Meter.“ Von den Geräten ist nur jedes zweite zugänglich, darüber herrscht Maskenpflicht, außer für den Kunden an den Geräten, sofern die Abstandsregelung eingehalten wird.
Es werde nun noch mehr auf Sauberkeit geachtet, permanent werde geputzt; man habe extra eine Vollzeitputzfrau zusätzlich eingestellt, insgesamt seien es jetzt drei. Die Geräte werden nach jedem Gebrauch desinfiziert, auch die Kunden werden gebeten, es vor jedem Benutzen zu tun,
Ein Angestellter achte zudem darauf, dass die Distanzregeln eingehalten werden; er weise gegebenenfalls die Kunden, falls es notwendig sein sollte, höflich darauf hin.
Die Cafeteria bleibt momentan noch zu; aber da es keine Duschmöglichkeit gebe, würde eh wohl keiner lange nach dem Trainieren im Studio verweilen. Der Kunde kann zwar Getränke kaufen, die Flaschen werden aus dem Kühlschrank genommen, desinfiziert und ihm dann ausgehändigt.
In der Rezeption steht eine Trennwand aus Plexiglas, trotzdem wird das Personal auch dahinter eine Maske trage: Es werde alles getan, damit der Kunde sich sicher fühlt.
Ab Freitag fange das gesamte Personal, 16 Angestellte und vier Freelancer, wieder mit der Arbeit an.
„Alle sind sehr motiviert und brennen darauf, wieder loszulegen“, sagt Marteling.