Belgische Staatsvisite in Luxemburg: Warten im strömenden Regen auf den hohen Besuch

Belgische Staatsvisite in Luxemburg: Warten im strömenden Regen auf den hohen Besuch

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Der Besuch des belgischen Königspaares sorgt für Begeisterung, sei es bei den Luxemburgern oder den belgischen Monarchie-Anhängern.

Bei sämtlichen Großevents in allen Ländern, wo ein Königshaus ist, sieht man sie: die eingefleischten Monarchie-Fans. Bei Hochzeiten, Kindstaufen und Beerdigungen stehen sie in der ersten Reihe und feiern, fiebern und trauern mit den Königsfamilien mit. Die britische Monarchenfamilie hat wohl die meisten Anhänger. Aber auch die anderen Königshäuser haben ihre Fan-Gemeinden. Die belgische und luxemburgische Herrscherfamilien sind da keine Ausnahme.

So sah man sie gestern schon mehrere Stunden vor der Ankunft von König Philippe und seiner Gattin Mathilde: die belgischen Monarchie-Fans. Sie standen oder saßen entlang der Straße, vor dem Bahnhof, vor dem Großherzoglichen Palast in Luxemburg, vor dem hauptstädtischen Rathaus oder in den Gaststätten im Stadtzentrum. Der Regen schien ihnen nichts auszumachen. Sie verharrten und warteten geduldig auf den königlichen Besuch. „Wenn man einen guten Platz ergattern will, muss man früh aufstehen“, erklärte eine Belgierin. Sie war extra aus Antwerpen angereist. Ihre Freundin ergänzte: „Es ist doch ein schönes Ereignis. Das soll man nicht verpassen.“ Die dritte Frau im Bunde hatte sich einen Händedruck von einem der hohen Gäste als Ziel gesetzt. „Es gibt mir Kraft und erinnert mich daran, wo ich herkomme. Denn seien wir mal ehrlich: Ohne Königshaus würde es Belgien nicht mehr geben.“

Farbe bekennen

Ein älterer Herr, ein Luxemburger, meinte, dass es sich bei einem Staatsbesuch um einen historischen Moment handele, weil er nur einmal stattfinde. Deshalb wolle er dabei sein – und um seine Verbundenheit zu der großherzoglichen Familie, die ja schließlich mit dem belgischen Königshaus verwandt sei, auszudrücken.

In Großbritannien sieht man sie häufiger, aber auch hierzulande waren einige da: die kostümierten Monarchie-Fans. Hier heißt die Devise: voller Körpereinsatz für die Krone. Sie lieben ihren Staatschef und wollen es jedem zeigen. Geht der Verkleidungswahn bei manchen Anhängern aber schon fast ins Absurde, so sind die belgischen und luxemburgischen Fans doch etwas diskreter. Ein Schal, eine Fahne, ein Hut, eine Kappe oder ein Regenschirm in den Nationalfarben reichen da oft aus. Sie fügten sich so perfekt ins Gesamtbild ein, denn im Stadtzentrum waren etliche Schaufenster mit Fähnchen geschmückt worden. Die Baustellenabgrenzungen auf der place Guillaume II („Knuedler“) leuchteten in den Nationalfarben Luxemburgs und des belgischen Nachbarn. Vor dem Palast und dem Rathaus wehten Fahnen beider Länder. Die Begeisterung kannte auf jeden Fall keine Grenzen, trotz des miesen Wetters. Die „Vive“-Rufe und der Beifall der Menge beim Vorbeizug der gekrönten Häupter waren Beweise, dass die Monarchie noch immer eine große Faszination auf die Bevölkerung ausübt.

Zwölf europäische Länder werden noch immer von einem gekrönten Haupt regiert. Niemand würde hier auf die Idee kommen, die Gründung einer Republik einzufordern. Und auch in Letzteren sorgt der Adel immer wieder für Schlagzeilen und Begeisterungsstürme, zum Beispiel bei royalen Hochzeiten oder königlichem Nachwuchs.


Der Daimler wollte nicht anspringen

Der erste Tag der Staatsvisite wird traditionell streng vom Protokoll geregelt. Alles ist minutiös geplant. Die Vorbereitungen dauern lange. Dennoch kann es zu unvorhersehbaren Pannen kommen. Gestern beim belgischen Besuch in Luxemburg machte die Technik der Organisation fast einen Strich durch die Rechnung. Nach der Gedenkfeier am „Monument national de la solidarité luxembourgeoise“ auf dem Kanonenhügel („Plateau du Saint-Esprit“) wollte nämlich der Daimler des Luxemburger Staatsoberhauptes, der die hohen Gäste zum Palast bringen sollte, wo das Mittagessen stattfand, partout nicht mehr anspringen. Der Fahrer versuchte mehrmals, den Wagen zu starten – vergebens. Als ein Ersatzfahrzeug bestellt wurde, entschied sich der Motor der Staatskarosse plötzlich, doch noch zu starten. So mussten die Insassen bei strömendem Regen nicht wieder aussteigen. Sie nahmen den kleinen Zwischenfall Augenzeugen zufolge gelassen. Mancher Zuschauer wird aber wohl über den Vorfall geschmunzelt haben.


Pflichtprogramm im Regen: König Philippe und Königin Mathilde trotzten der Witterung

Offizielle Begrüßung, Kranzniederlegung, ein kurzer Spaziergang auf der „Corniche“, Empfang im Rathaus, Diner im Palais. An ihrem ersten Besuchstag absolvierten die Gäste aus Belgien gestern das obligate Pflichtprogramm. Wobei das schlechte Wetter Königin Mathilde das Lächeln nicht aus dem Gesicht nehmen konnte.

„Le Roi, la Reine“ steht auf dem Kranz aus weißen Rosen, das König Philippe und Königin Mathilde vor der ewigen Flamme am Nationalen Mahnmal am „Kanounenhiwwel“ ablegen. Der König ist, genau wie sein Cousin Großherzog Henri – der ihn bei dieser offiziellen Zeremonie nicht begleitete –, eher zurückhaltend. Dafür geht Königin Mathilde offen auf die Menschen zu, die ihr bei dieser Etappe ihres offiziellen Besuches vorgestellt werden.

Besonders lange unterhält sie sich mit Jeanny Friedrich-Schmit, der langjährigen, treuen Fahnenträgerin des „Comité Auschwitz“ und einzigen Frau in diesem Ehrenamt, das vornehmlich frühere Soldaten und Mitglieder der Vertretungen der ehemaligen Kriegsteilnehmer innehaben. Jeanny Friedrich-Schmit, die auch Verlegerin ist und sich hier ganz besonders auf die Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg spezialisiert hat, hat die königliche Aufmerksamkeit redlich verdient. Mehr als eine Stunde hat sie unter strömendem Regen ihres Amtes gewaltet.

Die gleiche Aufmerksamkeit erhält die 93-jährige Maisy Ginter-Bonichaux, die 1941 zum Reichsarbeitsdienst eingezogen wurde. Sie vertritt nach wie vor die Zwangsrekrutierten im „Comité pour la Mémoire de la Deuxième Guerre mondiale“ und verpasst keinen offiziellen Termin des Komitees. „Sie hält mich auf dem Laufenden, sagt mir, was klappt und wo es hapert“, sagt Premierminister Xavier Bettel, der die Gäste begleitet. Der Königin macht der Regen offensichtlich nichts aus, sie komme immer wieder gerne „dans votre beau pays“. Der großherzogliche Daimler, der am Fuß des Hügels auf die Gäste wartet, hat dagegen mit dem Regen seine Schwierigkeit und verzögert den Start der Gäste. Sehr zum Unmut der Autofahrer, die anlässlich der offiziellen Zeremonie nicht über die „Al Bréck“ fahren dürfen und den feierlichen Staatsakt mit empörtem Hupen begleiten.

Bei den nächsten offiziellen Anlässen sind keine Gäste zugelassen. Das familiäre Mittagessen im Palais ist eine rein private Angelegenheit, von den Unterredungen mit Premierminister Xavier Bettel, Kammerpräsident Fernand Etgen und Außenminister Jean Asselborn verlautet traditionell nichts an die Öffentlichkeit. Das schlechte Wetter, aber auch die Tatsache, dass an einem Dienstagmorgen um 11.30 Uhr die meisten Leute arbeiten, waren wohl mit schuld daran, dass sich die Menschenmenge bei den einzelnen Zeremonien in Grenzen hielt. Nur wenige Belgier hatten sich eingefunden, vereinzelt waren sie jedoch mit Klappstühlen und Treppchen ausgerüstet, um einen Blick auf die Gäste zu erhaschen.

„Vous pouvez vous sentir chez vous“, so Bürgermeisterin Lydie Polfer, die die Ehrengäste im hauptstädtischen Rathaus empfing. Auch sie ging intensiv auf die Zusammenarbeit zwischen Belgien und Luxemburg ein, wobei sie die Ausbildung und die enge Zusammenarbeit auf kulturellem Gebiet hervorhob.

Peter
18. Oktober 2019 - 9.11

Der hohe Besuch hatte gestern dazu geführt, dass tausende Pendler ihren Zug nicht bekommen haben weil der Busverkehr zum Gare zusammengebrochen ist. Die Fußgänger mussten sich lebensgefährdend zwischen den Bussen zum Gare durchschlängeln… das alle nur weil der hohe Besuch wie immer dilettantish vorbereitet wurde.

Janno
16. Oktober 2019 - 19.07

Notre Premier a une nouvelle fonction: porte-parapluie!

spëtzbouf
16. Oktober 2019 - 9.43

Endlech, de Besuch ass do! Vive, vive a nach eemol vive!!!!!!!!!!!!!!!! :)

Jaans
16. Oktober 2019 - 9.34

Hoher Besuch? Sind wir denn hier beim Luxemburger Wort?