UmweltDirekt an Luxemburger Grenze: Belgien prüft mögliche Standorte für Atommüll-Endlager

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Umweltministerin Carole Dieschbourg kritisiert die Pläne der belgischen Regierung für ein Atommüllendlager im Luxemburger Grenzgebiet heftig. Insgesamt sieben der möglichen Standorte sind weniger als 100 Kilometer von Luxemburg entfernt.  Foto: SIP

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Belgien könnte ein Endlager für Atommüll direkt an der Luxemburger Grenze planen. Sieben mögliche Standorte seien in der Grenzregion ausgemacht worden, hat Umweltministerin Carole Dieschbourg am Dienstagmorgen auf einer Pressekonferenz mitgeteilt. Die Regierung wolle nun bei den Belgiern intervenieren und zähle dabei auch auf die Bürger. 

Wird belgischer Atommüll irgendwann Luxemburgs Trinkwasser verstrahlen? Laut Umweltministerin Carole Dieschbourg (“déi gréng“) sucht die belgische Regierung aktuell nach einem geeigneten Standort für ein Atommüllendlager. Dazu würden mehrere Regionen definiert, in denen es die passenden geologischen Schichten für ein solches unterirdisches Lager gibt. Sieben Gebiete seien genau in der Luxemburger Grenzregion ausgemacht worden. 

Es handele sich dabei um Standorte in der Gegend von Namur (etwa 80 Kilometer zur luxemburgischen Grenze), Dinant (etwa 70 Kilometer), um das Plateau de Herve (etwa 55 Kilometer), um die Felsmassive von Rocroi und Stavelot (etwa 88 und 15 Kilometer). Noch problematischer seien die Region rund um Gaume, wo die geologische Schicht nur 5 Kilometer vor der Grenze beginnt, und die Synklinale von Neufchâteau, die auch durch Luxemburg verläuft. 

Zwei der Gesteinsschichten für ein mögliches Atommüllendlager reichen bis nach Luxemburg hinein
Zwei der Gesteinsschichten für ein mögliches Atommüllendlager reichen bis nach Luxemburg hinein Foto: SIP

Die belgische Regierung habe zu diesen vorläufigen Plänen nun eine grenzüberschreitende Befragung begonnen. Bürger aus Belgien und Luxemburg, aber auch Umweltschutzorganisationen, lokale Akteure wie etwa die Gemeinden und die Luxemburger Regierung können nun bis zum 13. Juni 2020 ihre Meinungen und Einwände gegen den aktuellen Plan einbringen. Durch die Pressekonferenz, aber auch durch Anzeigen in den Zeitungen wolle die Luxemburger Regierung die Bürger auf diese Möglichkeit hinweisen.

Umweltministerin Dieschbourg findet nicht nur den Zeitpunkt dieser grenzüberschreitenden Befragung mehr als nur suspekt, sondern übt auch heftige Kritik an den belgischen Behörden. Zwar handele es sich um vorläufige Pläne, doch es gebe nicht genug Informationen zu den ausgemachten Regionen. Die Regierung mache sich Sorgen, was das „völlig intransparente“ Vorgehen in der Planung anbelangt. Zudem gebe es juristische Bedenken: „Eine strategische Umweltprüfung muss durchgeführt werden, um die Auswirkungen auf die Natur zu klären, und dann auch öffentlich gemacht werden.“

Luxemburg will eigene Studie

Ohne eine solche Studie könnten die grenzüberschreitenden Auswirkungen eines solchen Standortes nicht ausgemacht werden. Mehrere Gesteinslagen der sieben möglichen Standpunkte reichen bis in Luxemburger Hoheitsgebiet hinein und berühren den Luxemburger Sandstein (rötliche Felder auf der abgebildeten Karte – das komplette Kartenwerk im Detail gibt es hier). Dadurch könne es beispielsweise zu einer Verschmutzung des Trinkwassers kommen. Es sei eine „verkehrte Welt“, so Dieschbourg, wenn man schon mögliche Standorte definiere, ehe alle notwendigen Umweltstudien abgeschlossen und veröffentlicht worden seien. Damit verstoße Belgien möglicherweise gegen EU-Direktiven und die Espoo-Konvention. Alle Einwände werde Luxemburg in einem kritischen „Avis“ zusammenfassen und den zuständigen Behörden überreichen.

Die Regierung werde nun auf allen ihr zur Verfügung stehenden Kanälen eine „starke Message“ an die belgische Regierung schicken. Deswegen habe sich die Umweltministerin bereits mit den wallonischen Kollegen ausgetauscht, die die Pläne ebenfalls kritisch sähen und bisher nicht in den Prozess eingebunden worden seien. Da auch das deutsche Grenzgebiet durch die Pläne betroffen sei, wolle man sich ebenfalls mit den deutschen Nachbarn in der Antwort koordinieren. „Es ist inakzeptabel, dass wir nicht wissen, was diese Pläne für Luxemburg bedeuten könnten“, sagt Dieschbourg. 

Die Regierung zähle aber auch auf die Mobilisierung der Bürger, NGOs und lkalen Behörden. „2010 hat es schon mal Pläne für so ein solches Endlager gegeben und diese konnten 2015 abgeschmettert werden“, sagt Dieschbourg. Es sei bisher zwar nur ein „avant-projet“ der belgischen Regierung und bis zum Gesetz für ein solches Endlager sei es noch ein langer Weg, doch man müsse seine Bedenken jetzt schon vorbringen.

So beteiligt man sich an der Befragung

Auf der Internetseite www.ondraf.be/sea2020 gibt es mehr Informationen zu den Plänen der belgischen Regierung für ein Atommüllendlager.

Bürger, die ihre Meinung dazu mitteilen möchten, können dies entweder übers Internet mithilfe eines Online-Formulars tun, per E-Mail an info@ondraf.be oder per Brief an: Ondraf Sea 2020; 14, avenue des Arts; B-1210 Bruxelles.

Carlo
13. Mai 2020 - 19.17

Wann all Lëtzebuerger pro Handy nëmmen ee Fangerhutt vum belschen Atommüll (+ 66000m3, souvill wéi +- 800 grouss 1-Familienhäiser) géng am eegene Gaart oder um Balcon stockéieren, kéinte mer eis belsch Frënn ënnerstëtzen a si bräichte net alles niewend dem Ikea zu Sterpenich ze vergruewen.

Lully
13. Mai 2020 - 13.34

mer sen am Moment nach êmmer an der Krise-Situatioun, wou de Bierger keng Rechter méi huet, de Bierger därf keng Meenung hun, also mir kênnen och Näicht ênnerstêtzen esou laang mer äis Rechter nêt rêm hun

Den Ieselchen
13. Mai 2020 - 11.43

Wieviel Fehltritte kann sich die Frau Ministerin noch erlauben?

Ernesto
13. Mai 2020 - 11.05

Die Umweltministerin bittet, das Volk sich einzubringen und seinen Unmut über die belgischen Pläne kundzutun. Aber, bei anderen Themen wird das Volk in Luxemburg bevormundet und nie gefragt. Ist diese art der "Demokratie" nicht etwas paradox? Wieso wird hier nicht mehr "Direkte Demokratie" gelebt"? Hat man Angst vor einem "Schweizer Modell"?

Francy Louschetter
13. Mai 2020 - 9.22

Was sagen wohl die Grünen in Belgien dazu sagen? Frau Dieschburg lässt halt kein Fettnäpfchen aus…...

J.C.Kemp
13. Mai 2020 - 8.43

... und holt sich mit dieser Ankündigung prompt eine blutige Nase in Belgien. Wobei die Angstmache seit jeher zum grünen Geschäftsmodell gehört.

De queschen Eisleker
12. Mai 2020 - 20.40

Et gëtt mat deene gemaach, déi et mat sech maache lossen! Sollen si dee dote Sauerei besser bei hirre flämische Bridder maachen. Ech mengen dat ass elo gennuch. D´Belsch brauch eis mei, wei mer sii.

Arm
12. Mai 2020 - 17.35

@TNT. Richteg, mat esou Nôperen brauch ee kéng Feinden mee eng zolid a staark Regierung. Leider ass daat och net de Fall. Kéng léiw Schéischwëtzer a Grinsi'en déi hire Nôper hannen erakrauchen. Traureg wou mer geland sin.

TNT
12. Mai 2020 - 16.43

Frankreich Cattenom Daitschland Grenze zou Belgien Atommüll A C H, U N S E R E L I E B E N N A C H B A R N.....!

P.Dauer
12. Mai 2020 - 16.17

Grenze, was für eine Grenze?

Nomi
12. Mai 2020 - 15.59

D'Carole grinst ob der Photo wei' wann et selwer 6 Mufflons geschoss haett !

J.Scholer
12. Mai 2020 - 15.46

Ablenkungsmanöver unserer Umweltministerin nach der CETA- Abstimmung. Die Grünen sind unglaubhaft , werden auch in dieser « Affaire Belge « einknicken.Kein Novum , seit die Grünen Realpolitik betreiben sind sie sogar vom Pazifist zum Militaristen , vom fairen / regionalen Handel zum Neoliberalismus ,...... avanciert.

jung luc
12. Mai 2020 - 15.04

Tjo eisen Turmes as elo mam CETA d'accord. Et feelt just nach dat hien mat deser belscher Sauerei an mat Catenom d'accord ass.

Jangeli
12. Mai 2020 - 13.52

Wou ass dann den Superjemp Turmes ?? Komm eraus aus dengem Verstopp, an maach mol ëppes fir dein Supergehalt. Merde alors.

Philosoph
12. Mai 2020 - 12.52

Die Hypokrisie bei den Grünen scheint kaum noch zu toppen zu sein: "Umweltministerin Dieschbourg findet nicht nur den Zeitpunkt dieser grenzüberschreitenden Befragung mehr als nur suspekt, sondern (...)" Für die skandalöse Ubstimmung über das CETA-Abkommen am 6. Mai war der Zeitpunkt für die Grünen aber gerade gut genug.