Die Wahl aus Escher SichtBeerbt Christian Weis Georges Mischo als Bürgermeister?

Die Wahl aus Escher Sicht / Beerbt Christian Weis Georges Mischo als Bürgermeister?
Der Noch-Bürgermeister und sein potenzieller Nachfolger: Georges Mischo (l.) und Christian Weis Foto: Editpress/Julien Garroy

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Bekommt Esch in Christian Weis einen neuen Bürgermeister? Das ist die brennendste Frage aus Escher Sicht nach den Chamber-Wahlen vom Sonntag. Die CSV wird in die Regierungsverantwortung kommen, sodass der amtierende Amtsträger Georges Mischo Anspruch auf einen Ministerposten erheben dürfte. Noch ist nichts amtlich. Die Wahlen vom Sonntag aus Escher Sicht.    

Die nächsten Tage werden spannend für Esch. Denn es wird die Frage beantwortet, ob die zweitgrößte Stadt des Landes einen neuen Bürgermeister bekommt. Das wäre nötig, wenn Amtsinhaber Georges Mischo (CSV) Teil der neuen Regierung wird, woran es nach dem deutlichen Resultat vom Sonntag und in Anbetracht seiner Spitzenkandidatur im Wahlbezirk Süden eigentlich kaum Zweifel gibt. Der studierte Sportlehrer könnte in der neuen, von der CSV angeführten Regierung den Posten des Sport- und Schulministers übernehmen. Das sind momentan allerdings Spekulationen, Mischo selbst stand am Montag für ein Gespräch mit dem Tageblatt nicht zur Verfügung. Der Escher Bürgermeister sammelte 30.388 Stimmen, 1.063 weniger als CSV-Co-Spitzenkandidat Gilles Roth. Im Wahlbezirk Süden belegte er damit den vierten Gesamtplatz. 

Mischos potenzieller Nachfolger auf dem Bürgermeisterstuhl, der bei den Gemeindewahlen im Juni Zweitgewählte der CSV-Liste Christian Weis, wurde im Süden am Sonntag mit 21.262 Stimmen CSV-15. Vor fünf Jahren war Weis noch das Schlusslicht der Südliste der CSV, weshalb der 37-Jährige mit seinem Ergebnis vom Sonntag auch zufrieden ist: „Das liegt in dem Bereich, in dem die Escher Kandidaten in der Vergangenheit lagen“, so der potenzielle Bürgermeister. „Zufrieden bin ich auch, dass die CSV landesweit entgegen aller Unkenrufe im Vorfeld der Wahl nicht verloren hat.“ Und nun in die Regierungsverantwortung kommen wird. Was für ihn den Bürgermeisterposten bedeuten könnte: „Es ist noch zu früh, um Posten zu verteilen“, wiegelt Weis im Gespräch mit dem Tageblatt ab. Er sei gerne in Esch und nehme auch gerne neue Herausforderungen an, ließ er sich dann doch entlocken.

Bei den Escher Wählern schnitt die CSV am Sonntag um einen Prozentpunkt (25,24%) schlechter ab als bei den Chamber-Wahlen 2018 und um 9 Prozentpunkte schlechter als 2013. Auch im Vergleich zum CSV-Ergebnis im Bezirk Süden (27,80%) waren die Konservativen in Esch schwächer. Sie platzierten sich aber auch dank der Listenstimmen knapp vor der LSAP, die bei den Escher Wählern auf 25,07% kam und somit im Vergleich zu 2018 fast vier Prozentpunkte zulegte. Einen regelrechten Durchmarsch nach Listenposition zwei bei den Gemeindewahlen konnte Neueinsteigerin Liz Braz feiern. Auf der LSAP-Südliste wurde Braz als 6. mit großem Abstand zum Siebtplatzierten direkt ins Parlament gewählt. Auch das zweite neue Gesicht der Escher LSAP, Enesa Agovic, schnitt auf Rang 10 hervorragend ab. Co-Spitzenkandidatin Taina Bofferding platzierte sich in der Gunst der Escher knapp hinter Jean Asselborn, während Ex-Bürgermeisterin Lydia Mutsch im Niemandsland landete.

Die DP konnte in Esch 13,77% einfahren, was im Landesvergleich (18,7%) doch eher ernüchternd war, im Vergleich zu den Gemeindewahlen im Juni (10,85%) aber eine Verbesserung darstellt. Was wohl am Effekt Bettel liegt, denn keine Partei konnte so viele Listenstimmen für sich verbuchen wie die Liberalen, auch in Esch. Das persönliche Abschneiden des Schöffen Pim Knaff und der Gemeinderätin Daliah Scholl ist derweil für beide ernüchternd. Auf der Südliste belegten sie Position 11 und 12 und sind somit weit vom Einzug in die Chamber, der Knaff zuletzt angehörte, entfernt. Michael Agostini und Amela Skenderovic, die weiteren DP-Kandidaten aus Esch, platzierten sich auf der Südliste als 7. und 8. vor Knaff und Scholl. Auch die gebürtige Escherin und frühere Profi-Tennisspielerin Mandy Minella holte mehr Stimmen und hat gute Chancen, im Falle einer Regierungsbeteiligung der DP, in das Abgeordnetenhaus nachzurücken. Esch2022-Direktorin Nancy Braun platzierte sich sowohl im Süden als auch in Esch unter ferner liefen. 

Abfuhr der Grünen

Bei den Grünen gab es am Sonntag lange Gesichter, auch wenn man im Süden mit einem blauen Auge davonkam und „lediglich“ ein Mandat verlor. In Esch war die Niederlage mit 6,85% (Süden 7,07%, Land 8,55%, Gemeindewahlen 9,71%) noch bedeutender. Und das, obwohl mit Joëlle Welfring und Meris Sehovic gleich beide Spitzenkandidaten aus Esch kamen. 2018 hatten die Grünen in der „Minettemetropole“ noch 14,58% einfahren können, allerdings traten da noch Liz’ Vater Felix Braz und Roberto Traversini für „déi gréng“ an. Welfring bekam von den Eschern 1.303 Stimmen, Sehovic 1.042, der Escher Frauenarzt Michel Clees auf Platz drei 826.

Die ADR gewann in Esch mit 10,11% im Vergleich zu 2018 drei Prozentpunkte hinzu, wobei der Gemeinderat Bernard Schmit genau wie sein Escher Parteikollege Kevin Serafini abgeschlagen im Mittelfeld landeten. Gleiches gilt für Rätin Tammy Broers von den Piraten, die im Vergleich zu 2018 einen Prozentpunkt in Esch verloren. 

„déi Lénk“ fuhr in der Minettemetropole im Vergleich zu ihrem Ergebnis im Wahlbezirk Süden (4,35%) und auch im Landesvergleich (3,93%) mit 7,35% ein gutes Resultat ein. Marc Baum schaffte den Einzug ins Parlament und auch die frühere Gemeinderätin Line Wies belegte mit einem Zuwachs von rund 200 persönlichen Stimmen im Vergleich zu 2018 den fünften Platz auf der Südliste der Linken. Die restlichen Parteien spielten sowohl im Wahlbezirk als auch in Esch keine Rolle. Das gilt ebenfalls für die KPL, die vor 55 Jahren immerhin noch mit Arthur Useldinger den Bürgermeister in Esch stellte.