CargoluxBausch verteidigt Nominierung von Wickler – und deutet ihren Rückzug von „Expressis-Verbis“ an

Cargolux / Bausch verteidigt Nominierung von Wickler – und deutet ihren Rückzug von „Expressis-Verbis“ an
Transportminister François Bausch („déi gréng“) verteidigt Christianne Wickler Fotomontage: Frank Goebel/Editpress

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Dunkle Wolken sind über dem Hauptquartier der Cargolux am Findel aufgezogen. Der Grund: ein Tageblatt-Artikel, der fragwürdige Nebentätigkeiten der frisch gekürten Verwaltungsratschefin offenlegt. Christianne Wickler, ehemalige Grünen-Politikerin und die neue Frau an der Spitze von Cargolux, betreibt nämlich auch die Webseite „Expressis-Verbis“, über die Falschinformationen verbreitet werden. Transportminister François Bausch („déi gréng“) verteidigt seine Nominierung zwar, deutet aber Wicklers Rückzug von „Expressis-Verbis“ an. Die Betroffene selbst äußert sich in einem Radio-Interview zu den Anschuldigungen. 

Wechsel an der Spitze des Luftfrachtunternehmen Cargolux: Die Unternehmerin Christianne Wickler ist seit Mittwoch Präsidentin des Verwaltungsrats der Firma. Die Personalie erscheint logisch: Wickler hat sich als erfolgreiche Unternehmerin in Luxemburg einen Namen gemacht – und war in der Vergangenheit auch für die Grünen politisch aktiv. Beide Faktoren werden eine Rolle bei ihrer Nominierung gespielt haben: Die erfolgte nämlich durch Transportminister François Bausch, der ebenfalls eine grüne Parteikarte hat.

Eines der unternehmerischen Projekte der 61-Jährigen sorgt jetzt für Ungemach: die Medienplattform „Expressis-Verbis“, über die unter anderem fragwürdige oder gänzlich falsche Informationen unter dem Label „pure Information“ verbreitet werden. 

Dass Wickler der Aufgabe im ökonomische Sinn gewachsen ist, bezweifeln die wenigsten. „Ich bin überzeugt, dass sie eine fähige Frau ist und ihre Kompetenzen für den Posten ausreichend sind“, sagte CSV-Fraktionschefin Martine Hansen am Donnerstagnachmittag gegenüber dem Tageblatt. Jedoch könne niemand für diesen Posten nominiert werden, der den Anschein erwecke, mit Verschwörungstheoretikern zu sympathisieren – zumal der Staat Hauptaktionär des Betriebes sei.

Ich bin oft in Schweden. Dann ist man etwas kritischer, wenn man nach Hause kommt.

Christianne Wickler, Cargolux-Präsidentin (im 100,7-Interview)

Transportminister François Bausch hält dennoch weiterhin an seiner Wahl fest. Gegenüber dem Tageblatt erklärte er am Donnerstag: „Christianne Wickler hat ein Unternehmen mit 300 Angestellten und versteht etwas von Ökonomie – das war das Kriterium, das bei der Nominierung ausschlaggebend war.“ Zudem sei es begrüßenswert, dass endlich eine Frau zum Zuge komme. „Die Internetplattform ist Privatsache von Frau Wickler – zudem hat sie mir gegenüber bereits ihren Rückzug von der Plattform angekündigt“, sagte Bausch. Er selbst habe von der Existenz der Website bis zum Erscheinen des Tageblatt-Artikels nichts gewusst. Eine Tageblatt-Anfrage an „Expressis-Verbis“ zum kolportierten Rückzug von Wickler blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet.

„Frau Wickler hat das Virus ja auch nicht geleugnet“, verteidigte der Grünen-Minister seine Nominierung. Auf den Vorwurf, dass sich auf der Webseite nicht nur kontroverse Meinungen, sondern auch klare Falschinformationen befinden, reagierte Bausch gelassen. „Frau Wickler ist doch nicht zuständig für das, was da geschrieben wird. Das ist ein öffentliches Forum.“ Eine Präsidentin, die die nicht verantwortlich für die Plattform ist, die sie anderen biete? „Nein, da werden viele Meinungen publiziert – wobei ich kein Fan von anonym verfassten Artikeln bin“, so Bausch. Aber: „Es gibt ein Unterschied zwischen Investigativjournalismus, bei dem der Journalist seine Quellen schützt, und Artikeln, die ich unter dem Deckmantel der Anonymität veröffentliche“, sagte Bausch. Da jedoch „nicht ein Hauch illegales Material“ publiziert worden sei, habe er kein Problem damit, dass die Cargolux-Vorsitzende ihr Mandat ausübe.

Wickler stört sich an Spaltung der Bevölkerung

Im Interview mit dem Radiosender 100,7 betonte Christianne Wickler am Donnerstagmorgen ihre „kritische“ Haltung gegenüber den Regierungsmaßnahmen. „Ich bin keine Querdenkerin, habe jedoch ein Problem damit, wenn Menschen in die Angst getrieben werden“, sagte Wickler. Zudem störe sie, wie die Bevölkerung gespalten werde – obwohl Luxemburg durch sein bestehendes Gesundheitssystem gut für den Kampf gegen die Pandemie gerüstet sei. Zur Erinnerung: Ende Dezember war die Lage im „Centre hospitalier du Nord“ so kritisch, dass für kurze Zeit nur noch Notoperationen durchgeführt wurden.

Coronavirus in Schweden

Schweden hat in der Corona-Pandemie lange einen Sonderweg beschritten: Kontaktbeschränkungen und Ausgangssperren waren in dem Land nicht Teil der Pandemie-Bekämpfung. Schweden hat mit einer Bevölkerung von 10,2 Millionen Einwohnern jedoch deutlich mehr Tote zu beklagen (14.000) als Dänemark (5,8 Mio. Einw./2.484 Tote) Norwegen (5,3 Mio. Einw./754 Tote) und Finnland (5,5 Mio. Einw./913 Tote). (Quelle: Johns Hopkins Coronavirus Resource Center). Der schwedische König Karl Gustav XVI. erklärte im Dezember 2020 den schwedischen Sonderweg für gescheitert.

„Ich bin oft in Schweden. Dann ist man etwas kritischer, wenn man nach Hause kommt“, sagte die neue Cargolux-Verwaltungsratspräsidentin im 100,7-Interview, in dem es auch um die anonymen Autoren auf „Expressis-Verbis“ ging. Einer von diesen bezeichnet in anderen Publikationen Tetanus-, Polio- und Diphtherie-Impfungen als „Krebsgeschwür der Medizin“. Eine Ansicht, der sämtliche wissenschaftlichen Fakten widersprechen: Dem UNO-Kinderhilfswerk Unicef zufolge gehören Impfungen jedoch zu den erfolgreichsten Investitionen ins öffentliche Gesundheitswesen, die jedes Jahr zwei bis drei Millionen Kinderleben retten können. Darauf, dass wegen der anonymen Veröffentlichungen Fragen aufkämen, antwortete Wickler: „Natürlich stellt man sich Fragen – die Leute stellen sich ja auch Fragen. Jeder stellt sich Fragen. Und das ist ja auch gut.“ Sie könne verstehen, dass „verschiedene Leute“ anonym publizieren wollten, weil sie „Auswirkungen befürchteten“. 

David Wagner von „déi Lénk“ sieht in der Nominierung von Christianne Wickler gleich zwei Problempunkte: „Ich finde es bedauerlich, dass die Parteikarte wieder ein Faktor war“, so der Linken-Abgeordnete auf Tageblatt-Anfrage. Mit den äußerst liberalen ökonomischen Ansichten von Wickler könne er sich ebenfalls nicht anfreunden. „Frau Wickler scheint jedoch auch teils esoterische Ansichten in ihrem ‚komischen Verein‘ zu vertreten“, sagte Wagner. „Sie darf ihre persönliche Meinung haben – jedoch kann man ihr Urteilsvermögen dann schon infrage stellen.“ Unter diesem Gesichtspunkt sei die Nominierung „schwer“ nachvollziehbar, ergänzte Wagner.

Zweifel an Urteilsvermögen

Wagner sparte auch nicht mit Kritik an Transportminister Bausch: „Die Luxemburger Luftfahrt und Cargolux sind international bekannt.“ Wenn Wickler Ansichten habe, die wissenschaftlich nicht belegt seien, dann sei das problematisch. „Es gibt Meinungen und es gibt wissenschaftliche Fakten – und als Vorsitzende von Cargolux sollte ihre Meinung eigentlich in der Realität fußen“, meinte der Linken-Abgeordnete.

Die Grünen sind anscheinend der Meinung, dass Fakten leugnen eine Meinung ist

Sven Clement, Piraten-Abgeordneter

Der Abgeordnete Sven Clement (Piraten) belässt es nicht bei einer Kritik am Transportminister alleine – sondern holt zum Rundumschlag gegen die Grünen aus. „Die Grünen sind anscheinend der Meinung, dass Fakten leugnen eine Meinung ist“, sagte der Parlamentarier. Auf einen „eminent intellektuellen“ Politiker wie Paul Helminger folge eine Frau, die nur dadurch auffalle, dass sie „die Regierungslinie nicht vertritt“.

Die Ausrede, dass Wickler ihre grüne Parteikarte abgegeben habe, will Clement nicht gelten lassen. „Natürlich verteidigt Transportminister François Bausch seine Nominierung – anstelle sich einzugestehen, dass er einen Fehler begangen hat“, sagte der Piratenpolitiker. Auch könne niemand behaupten, dass das Engagement von Wickler erst durch die Presse ans Licht gekommen sei, da sie die Plattform ja großspurig in einer Pressemitteilung verkündet habe. „Ich finde es bedenklich, während einer Pandemie für den Chefposten einer Airline nominiert zu werden, die von der Pandemie profitiert hat – und dann an der Pandemie oder zumindest an ihren Konsequenzen zu zweifeln“, sagte Clement. „Für mich bleibt ein fader Beigeschmack.“

Ob die ehemalige Grünen-Abgeordnete Wickler ihre Parteikarte tatsächlich abgegeben hat, konnte auch auf Tageblatt-Anfrage beim Parteipräsidenten nicht geklärt werden. „Die politische Zugehörigkeit ist in der Datenschutzverordnung als ‚sensible Information‘ eingestuft“, sagte Meris Sehovic am Donnerstagabend. „Die Informationen dürfen wir nicht einfach so an Dritte weitergeben.“

Consti. F
3. Mai 2021 - 6.38

@ Echte Grengen mat gutt Gewessen, und die Lieblingsfrüchte der " GRÜNEN", Avocado, Mango, Papaya, Drachenfrucht, Carambole und sonstige exotische Früchte, wachsen in den Gemüsegärten der "GRÜNEN" ?

GeTee
2. Mai 2021 - 19.07

Ist ja toll, eine Cargolux-Chefin kann sich nicht mehr selbst verteitigen und ein ministerieller Ticketknipser muss ihr helfen !!!!! Wen da nicht der Bock zum Gärtner gemacht wurde dann freß ich den Besen samt Putzfrau !!!!

de Prolet
2. Mai 2021 - 18.34

Es dürfte inzwischen hinlänglich bekannt sein, dass Bausch sich eher die Zunge abbeisst als einen Fehler einzugestehen. Selbstkritik ist nun einmal nicht jedermanns Stärke.

Arm
2. Mai 2021 - 18.03

@Grober J-P./ Richtig, hab mich im Eifer des Gefechts geirrt. Wird nie wieder vorkommen. Grosses Indianerehrenwort. p.s. der Mann wird immer mit 2n geschrieben!

Ech froe mech...
2. Mai 2021 - 11.02

...weisou keng aner Press mei deitlech hei eriwer informeiert? Emmer mei hun ech de Verdacht das RTL Greng as, sollten hieren Logo dann emol änneren?

Grober J-P.
2. Mai 2021 - 10.14

@ARM. 1. Feith heisst der Man, wenn ich mich nicht irre!

Arm
1. Mai 2021 - 18.00

Sacré Bausch. 1. Streich - de Feitler als CEO Luxair 2. Streich - d'Wickler als P.C.A. Cargolux Chapeau!!

Echte Grengen mat gutt Gewessen
1. Mai 2021 - 9.10

Di mecht alles fir suen. Am pallzenter regional lokal ! uest a geméis verkafen, an dann mat der cargolux fir + 10.000 km vol ! ananas aus ghana a costa rica afléien. !!! Dat ass jo immens greng, an 100 % contradictoire. Untragbar di mme.

Klore Kapp
1. Mai 2021 - 8.54

Da misst di mme hiren rücktritt jo mol selwer kloer annoncéiren, ma da kéim se jo an tuddelen... an de bausch ass sou blöd dat dann just ze mentionnéiren, vleit, evt...un oui ou un non s'impose, souguer bei mafia!

Stiwi
1. Mai 2021 - 8.20

Ja die Grünen die alten Revoluzzer, war das noch schön billiger Lambrusco trinken aus dem Senfglas.Für viele grüne Sympathisanten sind doch die alternativ Gesellschaft Entwürfe, wie ein Leben ohne Auto ohne Flugzeug in die Karibik Hirnjogging gewesen dass sind Geschichten aus 1000 und einer WG.Die Grünen sind angekommen in Luxemburg vielleicht auch in Deutschland nächste Regierung aber ist es Geopolitisch gut?.. Für Europa ,den tief im Osten bewegt sich ein Riesieger Drache und neben dem Drachen der Bär.

Peter G.
1. Mai 2021 - 0.38

Welches Zeichen geben wir denn nach außen mit einer solchen Nominierung? - In Luxemburg zählt keine Qualifikation für wichtige Posten. Einzig und allein die Parteikarte, oder wie bei Luxair dass man mit einer Beamtin aus Bauschs Ministerium unter einem Dach wohnt. - Leute die skandalöse und gefährliche Theorien verbreiten, werden noch dafür belohnt. Bleibt nur zu hoffen, dass die Flugpläne bei Cargolux nicht umgeändert werden müssen, da die Welt von jetzt an flach ist. Und dass Cargolux nicht massenweise Hydroxychloroquin oder Domestos einfliegen muss, um COVID zu bekämpfen.

Emile
30. April 2021 - 21.48

Gartenhäuschen und Beckericher Biotope sowie Superdreckskëscht.

trotinette josy
30. April 2021 - 19.39

Wenn eine Umweltpartei von ihrem Weg abkommt, ihr ursprüngliches Ziel durch falsche Kompromisse in Regierungsverantwortung, auf einmal zum Establisment gehört führt das zu einer derartigen Vetternwirtschaft, die sie vorher lautstark angeprangert hat. Bausch hat scheinbar seine Visitenkarte beim Abheben verloren.

Gilles Louschetter
30. April 2021 - 18.43

Nach der Gartenhäuschen Affäre (welche bei der Justiz geparkt wurde) war es still geworden bei der grünen Elite. Diese Zeiten sind nun vorbei, man will ja vorankommen, deshalb muss man im Gespräch bleiben. Grün wirkt wieder.

Quiz?
30. April 2021 - 18.05

Wie iwertrefft un Arroganz an Iwerhieflechket dei Blo? Ze gewannen fir dei Richteg Äntwert, en ofgelafenen Seniorenpass für die Bahn an eng Gring Parteikart vun 2019?

Ba
30. April 2021 - 18.01

Die Frau ist grün und irgendwie hat man ihr einen Posten einfach versprochen Kumpanei und Seilschaften eben auch bei den Grünen...

Fern
30. April 2021 - 17.59

Vetternwirtschaft.

Sepp
30. April 2021 - 12.34

hatte gestern das selbe Thema mit Freunden: Die Grünen sind immer wieder gut lebenswichtige Dinge für den kleinen Mann teurer zu machen. Selber setzen sie sich aber an die Goldgrube.

Nomi
30. April 2021 - 11.27

Den Hr Grober huet eng pertinent Fro gestallt dei' eng Aentfert verlaangt ! Wieviele Kandidaten standen denn an ?

Ern. Ervt
30. April 2021 - 10.08

@Blücher, dem ist nichts hinzu zu fügen??

Grober J-P.
30. April 2021 - 9.09

Wieviele Kandidaten standen denn an?

Pitti
30. April 2021 - 9.02

Alles politische Mafia, Grünspechte gehören auch dazu. Nur Privilegien,sonst dreimal nix.

Blücher
30. April 2021 - 7.47

Mit „ Expressis Verbis“ kam man den Geldbeutel nicht füllen,im Cargolux Verwaltungsrat schon. Eigentlich müsste jetzt dem dümmstem Klimaaktivisten Aufbau, wie grüne Politik funktioniert. Egal ob Cargolux zu den CO2 Beschleunigern gehört, Autofahrer und Heizungsbesitzer straft man ab, bei Cargolux rollt der Rubel, die Macht und ökologische ökologische Grundsätze sind im Winde verweht. Es sei unser Mister National der Fahrradpisten rüstet die Jumbos der Cargolux auf Pedalenbetrieb um , lässt grüne „Fahrradstrampelpiloten „engagieren sind meine Vorbehalte natürlich nichtig und ich wähle grün.