PartnerschaftAus Freunden werden Geschwister: Junglinster und La Crosse unterzeichnen „Sister Cities“-Abkommen

Partnerschaft / Aus Freunden werden Geschwister: Junglinster und La Crosse unterzeichnen „Sister Cities“-Abkommen
La Crosse liegt an der Einmündung des Black River und des La Crosse River in den Mississippi, der die Grenze zu Minnesota bildet Foto: La Crosse Tourism Board

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Junglinster und La Crosse im US-Bundesstaat Wisconsin haben ihre Partnerschaft offiziell besiegelt. Was vor sieben Jahren mit einer privaten Reise eines jungen Pädagogen seinen Lauf nahm, gipfelte nun in der Unterschrift eines internationalen Partnerschaftsabkommens. Erster Höhepunkt aus Luxemburger Sicht: Mit einer Delegation von rund 25 Schülern besucht das „Lënster Lycée“ im Sommer die Schwesterschulen in den USA.

Alles begann mit einem Museumsbesuch vor sieben Jahren. Auf seiner Reise durch den US-Bundesstaat Wisconsin machte Marc Zimer auch Halt in Belgium. „Home of the Luxembourgers“ nennt sich die kleine Ortschaft nördlich von Milwaukee, in der sich seit Jahren die Nachfahren Luxemburger Auswanderer zum jährlichen „Luxembourg Fest“ treffen.

Herzstück der Region ist das „Luxembourg-American Cultural Center“, das 2010 am Rande des 2.500-Seelen-Orts eröffnet wurde. Neben einem Ahnenforschungszentrum ist im Kulturzentrum auch das „Roots and Leaves Museum“ beheimatet, das auf eindrucksvolle Art und Weise die Geschichte der Luxemburger Auswanderer in die Vereinigten Staaten illustriert und die Beziehungen zwischen beiden Ländern beleuchtet.

„Ein schönes Museum“, befindet Physiklehrer Marc Zimer. Privat interessiert sich der Pädagoge seit Jahren für das Land und die Auswanderungswelle aus dem Großherzogtum. Das Museum und die Festlichkeiten in Belgium haben es ihm entsprechend angetan. „Dennoch hatte ich nach meinem Besuch das Gefühl, als ob noch etwas fehle: die Beteiligung junger Menschen.“

Über das Museum und die „Luxembourg American Cultural Society“ (LACS) wurden anschließend Kontakte zur „Aquinas High School“ in La Crosse geknüpft, die zuletzt kontinuierlich ausgebaut wurden. So brachten Zimer auf Luxemburger Seite und Studentenberater Ryan Schaller auf amerikanischer Seite vor vier Jahren erstmals zwei Klassen von Junglinster und La Crosse virtuell zusammen. „Heute sprechen mehr als hundert Schüler aus fünf Klassen regelmäßig über Videokonferenzen miteinander“, freut sich Zimer.

„Eine starke Verwurzelung“

Mehr noch: Aus dem Projekt ist inzwischen eine wahre Städtepartnerschaft entwachsen, die vor kurzem mit der Unterschrift eines internationalen Abkommens zwischen den zwei „Sister Cities“ offiziell besiegelt wurde. Das Dokument wurde im Rahmen einer virtuellen Zeremonie von Bürgermeister Romain Reitz und Mayor Mitch Reynolds gleichzeitig signiert, während US-Botschafter Tom Barrett der Feierstunde in Junglinster beiwohnte.

„Junglinster hat seit jeher eine starke Verwurzelung mit den Bürgern der Vereinigten Staaten“, befand bei dieser Gelegenheit Bürgermeister Reitz. Bestes Beispiel sei Bernard Cigrand, der in Waubeka, Wisconsin als Sohn Luxemburger Auswanderer geboren wurde und heute in den USA als Begründer des amerikanischen „Flag Day“ gefeiert wird. Cigrands Vater war Schmied in Burglinster, bevor er 1856 in die Vereinigten Staaten auswanderte.

Ein Aushängeschild der Gemeinde sei auch das „Lënster Lycée“. „Eine Schule mit einer dynamischen Leitung und jungen Lehrern, die sich in kürzester Zeit einen hervorragenden Ruf erarbeiten konnte“, so der Bürgermeister. Die Schule sei wahrlich eine „Success Story“ – eine Erfolgsgeschichte, die mit der Erweiterung für ukrainische Schüler, dem bevorstehenden Ausbau der „International School“ und dem viel beachteten Austausch mit den Vereinigten Staaten gleich um mehrere Kapitel erweitert wird. Unkompliziert und freundschaftlich sei die Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde und der Schule. Eine ähnliche Beziehung wünscht sich der Bürgermeister auch für die Partnerschaft mit La Crosse.

Austausch unter Gleichaltrigen

Hatten im November letzten Jahres bereits Lehrer und Studenten der Viterbo Universität von La Crosse der Gemeinde einen Besuch abgestattet, wird im März erstmals eine Delegation der University of Wisconsin in Junglinster erwartet. Im Juli sind dann acht bis zehn Schüler der „High School“ knapp vier Wochen lang bei Gastfamilien im Großherzogtum zu Besuch. Auch haben schon viele Vereine aus Junglinster Interesse an einer engeren Zusammenarbeit mit Vereinigungen in Wisconsin angemeldet.

Ein weiterer Höhepunkt steht im August auf dem Programm: Einen Monat lang werden rund 25 Schüler aus dem „Lënster Lycée“ in die Vereinigten Staaten reisen. Zuerst geht es nach Chicago und Milwaukee, dann nach La Crosse, wo die Schüler in Gastfamilien wohnen und die Schulen der Kleinstadt besuchen. Neben der „Aquinas High School“ und der „Central High School“ erhalten die Jugendlichen auch die Möglichkeit, Universitätsluft an der University of Wisconsin zu schnuppern.

Neben Städtebesichtigungen und kulturellen Programmpunkten steht vor allem der Austausch unter Gleichaltrigen in La Crosse im Vordergrund. Erste Kontakte wurden bereits virtuell geknüpft, tauschen sich die Schülerkomitees der Lyzeen doch alle zwei, drei Monate via Videokonferenzen aus. Dass man dabei schon so Etliches in Erfahrung bringen kann, weiß auch Darshan Karthick.

Der Schüler der S5EN1 ist Mitglied im Schülerkomitee und hat bereits an einem virtuellen Treffen teilgenommen. „Allein in dieser Unterhaltung habe ich vieles gelernt“, sagt Darshan. Am meisten fasziniere ihn, wie unterschiedlich die Schulsysteme sind. „Und wie viel die Amerikaner über Luxemburg wissen. Das ist erstaunlich“, so der junge Mann, dem die USA nicht ganz fremd sind. „Ein Cousin von mir wohnt in Texas“, erklärt Darshan. 

„Eine andere Welt“

Erste Erfahrungen mit Amerika konnte Claire Baum bei einem Aufenthalt in Florida sammeln. Die junge Frau nimmt schon seit Jahren am virtuellen Austausch mit der „High School“ in La Crosse teil und freut sich nun auf das Treffen mit den Schülern aus den USA. „Die Amerikaner werden wohl einen Kulturschock erleben, wenn sie im Juli zu uns kommen“, lacht Claire. „Uns wird es wohl nicht anders gehen, wenn wir in die USA reisen. Schließlich ist es eine andere Welt“. Sie sei gespannt auf die Reaktion ihrer amerikanischer Kollegen. Und sie freue sich, ihnen Luxemburg zu zeigen, um im Gegenzug mehr über das Leben in den USA zu erfahren.

Ähnlich sieht es auch Maya Schuster, die wie Claire die S4DE1 besucht und, wie Claire, an Geschichte und Geografie interessiert ist. „Es gibt so viele Stereotypen über Amerikaner. Mich interessiert, inwiefern diese Klischees zutreffen und wie sich die Unterschiede zwischen unseren Kulturen bemerkbar machen“, sagt Maya. Als Austauschschülerin habe sie bereits einen Monat in Kanada verbracht. „Ich war überrascht, wie viele Unterschiede es doch gibt. Das wird wohl auch mit den Amerikanern der Fall sein.“

Dass der Austausch erfolgreich sein wird, davon ist Physiklehrer Marc Zimer überzeugt. „Bislang wurden wir von allen Leuten und Organisationen mit offenen Armen empfangen. Es sind viele Freundschaften entstanden, die mein Leben enorm bereichert haben. Genau das hoffe ich an die Menschen in Junglinster und La Crosse weiterreichen zu können.“

Bis zum ersten Besuch der amerikanischen „High School“ in Junglinster ist der Schnee wohl wieder weg
Bis zum ersten Besuch der amerikanischen „High School“ in Junglinster ist der Schnee wohl wieder weg Foto: Editpress/Eric Hamus